Jugend

Gegen Gift im Netz

Online-Veranstaltung der KVW Jugend
„Front gegen Fake“ mit v.l. Karl Brunner (KVW), Josef Bernhart (KVW Vinschgau/Moderator), Jasmin Ladurner (Landtagsabgeordnete), Verena Rinner (Oberschuldirektorin) und Patrick Rina (ORF-Südtirol heute) - FOTO: Sendemostn1 | SM 1
Hass im Netz hat viele Gesichter. Falschmeldungen, Mobbing und sonstige Anfeindungen. Oft verborgen, manchmal auch ganz klar und offen. Generell sind eher Frauen betroffen, vielfach auch politisch Verantwortliche.
Wie funktionieren soziale Netzwerke? Wer beeinflusst wen und wie? Und was kann die Gesellschaft gegen Hass und Hetze tun? All diese Fragen stellte sich eine Diskussionsrunde der Katholischen Werktätigen Jugend, gemeinsam mit dem KVW Bezirk Vinsch­gau mit Jugendvorstand Hannes Weithaler und Bezirksvorsitzendem Heinrich Fliri. Die Veranstaltung wurde live im Internet übertragen. Der Titel: Gift im Netz. Diskutant­*innen waren Schuldirektorin Verena Rinner, ORF-Journalist Patrick Rina, Landtagsabgeordnete Jasmin Ladurner und Karl Brunner, geistlicher Assistent im Katholischen Verband der Werktätigen (KVW).
Falschmeldungen im Netz
Es geht darum, Farbe zu bekennen, sagte Patrick Rina gleich zu Beginn der Diskussion. Er muss es wissen, stellt sich der ORF doch mit seiner Initiative „So geht Vertrauen“ systematisch gegen Betrüger, Fälscher und Märchenerzähler im Netz. Dafür stehen wir mit unserem Namen, ergänzt Rina in Anlehnung an einen bekannten Werbeslogan. Auch er wurde bereits als Lügenpresse beschimpft und ist den Anfeindungen klar entgegengetreten. Ähnliches hat Jasmin Ladurner erlebt, ihres Zeichens jüngste Landtagsabgeordnete Südtirols. Bis hin zu Morddrohungen sei es schon gegangen. Damit wurde eine klare Linie überschritten und der Fall zur Anzeige gebracht.
Vernünftigen Umgang lernen
Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage geben über 60 Prozent der Jugendlichen an, es würde ihnen leichter fallen, Falschmeldungen zu identifizieren, wenn diese Thema im Unterricht sind. Hier hakt Verena Rinner ein, die als Schuldirektorin in Schlanders und ehrenamtlich als Notfallpsychologin arbeitet. Sie plädiert weniger für ein Verbot, denn für einen vernünftigen Umgang mit den sozialen Medien. Auch Charly Brunner, geistlicher Assistent im KVW und Direktor des Südtiroler Kinderdorfes, findet es wichtig, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Sein Rezept: Digitalhygiene. Wichtiger denn je, zeigt sich doch allein in Deutschland, dass Smartphones und soziale Netzwerke für viele Depressionen und sogar Selbstmordversuche bei Teenagern verantwortlich sind. Auch hierzulande ist das so, wie der bekannte Gemeindearzt Toni Pizzecco in seinem Buch aufzeigt. Der Buchtitel spricht Bände: „Mensch bleiben im digitalen Chaos“. Cybermobbing und Onlinesucht sind längst an jedem noch so kleinen Ort Südtirols angekommen. Doch wir alle können das Gegengift sein, so die hoffnungsvolle Botschaft, zusammengefasst von Jugendvorstand Ursula Thaler. Deshalb auch das Jahresthema des KVW „Digital, kompetent, menschlich“.
Diskussion online nachsehen
Die Veranstaltung wurde vom KVW Vinschgau, den Raiffeisenkassen des gesamten Vinschgaus, der Stiftung Südtiroler Sparkasse und von Südtirols Internet-TV „Sendemostn1“ unterstützt und ist in voller Länge nachsehbar unter: youtube.com/c/Sendemostn1
TEXT: Josef Bernhart

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der KVW ist im September 2020 mit dem Jahresthema „digital. kompetent. menschlich“ in sein neues Arbeitsjahr gestartet. Mittlerweile sind wir fast alle mitten in einem digitalisierten Alltag angekommen. Egal, ob es um medizinische Befunde, ums Abo für den Bus oder ums Telefonieren geht. Jede und jeder ist täglich damit konfrontiert. Man kann dabei die Augen rollen und es versuchen zu vermeiden. Oder man kann offen und neugierig sein, und die Vorteile bewusst nutzen. Es ist immer die eigene Entscheidung, wie man an die Sache rangeht und was man daraus macht.
Der KVW hat die Digitalisierung für ein weiteres Arbeitsjahr zum seinem Jahresthema gemacht. Der Prozess ist sicher nicht aufzuhalten, Widerstand und Ablehnung wären also der falsche Weg. Es muss aber auch nicht alles kommentarlos hingenommen werden. Die Entwicklung kann und muss hinterfragt und mitgestaltet werden. Die Auswirkungen auf die Menschen und die Gesellschaft sind zu beachten, damit rechtzeitig gegengesteuert werden kann.
In der Titelgeschichte dieser Ausgabe geht es um die Digitalisierung in der Pflege und um die ausbeuterischen Bedingungen in manchen neu gegründeten Startups. Dabei werden positive Auswirkungen wie Zeitersparnisse oder Erleichterung der Arbeit aufgezeigt. Zur Sprache kommen aber auch die nicht so schönen Folgen. Marie-Luise Wolff sagt treffend: „Digitalisierung kann immer nur Mittel zum Zweck sein, nicht der Zweck selbst“.
Ingeburg Gurndin