Thema
Die Würde des Menschen achten
Gemeinwohlökonomie – ein alternatives Wirtschaftsmodell
Sozial schwächere Personen benötigen besondere Unterstützung, vor allem auch in schwierigen
Zeiten. - FOTO: ZGWB 2022
Die Pandemie hat uns klar und deutlich vor Augen geführt, dass nicht der Individualismus, sondern nur Rücksicht auf Mensch und Natur sowie soziale Werte die Gesellschaft tragen können. Ein demokratisches Denken und ein solidarisches Vorgehen sind unabdingbar.
Werner Steiner
Landesvorsitzender des KVW
Landesvorsitzender des KVW
Die Gemeinwohlökonomie ist ein alternatives Wirtschaftsmodell, das gut in die Grundgedanken des KVW hineinpasst. Auch in Südtirol hat sich ein Wirtschaftsmodell entwickelt, das nicht mehr die Bedürfnisse des Menschen im Fokus hat. Geld hat in vielen Fällen eine zentrale Rolle eingenommen und wird zu oft der Würde des Menschen übergeordnet. Als KVW haben wir die Aufgabe, auf diese Fehlentwicklung hinzuweisen und Lösungen aufzuzeigen. Gemeinsam müssen wir uns dafür einsetzen, die scheinbare Vormacht des Finanzwesens zu überwinden und finanziell Benachteiligte und Schwächere in das Zentrum unseres Einsatzes rücken.
Dem allgemeinen Werteverfall unserer Gesellschaft müssen wir entschieden entgegenwirken. Egoist zu sein ist heute in vielen Fällen ein Beispiel für Erfolg auf der Karriereleiter. Genauso wird Konkurrenzverhalten oft mit gutem Einsatz gleichgestellt. Dadurch gerät unser soziales Gefüge ins Wanken.
Es bleibt unsere Aufgabe als KVW, dem gegenzusteuern und dafür zu sorgen, dass die Menschlichkeit, verbunden mit Solidarität und demokratischem Denken, ein anerkannter Wert bleibt.
TEXT: Werner Steiner
Gespräch statt Marktgeschrei
Als KVW wollen wir uns für christliche Grundsätze, für demokratische, solidarische und auch ökologische Lebens- und Wirtschaftsformen einsetzen. Wenn wir Demokratie als einen Wert unserer Gesellschaft anerkennen, so ist es verwunderlich, dass einige wenige durch lautstarke Auftritte den Frieden zu kippen versuchen. Bedenklich ist auch, wenn Veränderungen in der Politik nicht mehr auf demokratischer Basis, sondern nach der Anzahl von Rufern auf öffentlichen Plätzen ausgerichtet werden. Wird wirklich nur gehört, „wer am lautesten schreit“? Als KVW-Landesvorsitzender möchte ich mich dieser Form der Kommunikation nicht anschließen und setze weiterhin auf das Gespräch.
Benachteiligte berücksichtigen
Ein wichtiges Anliegen des KVW ist die Solidarität. Viele Gemeinschaften fühlen sich der Solidarität verbunden, gleichzeitig aber fällt es immer mehr Menschen schwer, sich einzuordnen. Die Individualität geht vor: Mein Leben, meine persönlichen Werte, meine Freiheit definiere ich selbst und lasse ich mir von niemandem einschränken. Diese Lebenseinstellung finden wir bei (zu) vielen Mitmenschen. Bereits Matthias Claudius sagte: „Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet“. Ich bin überzeugt, dass niemand bewusst einen anderen schädigen wird. Was ist aber mit den Schwachen in unserer Gesellschaft, mit denen, die nicht mit unseren Maßstäben mithalten können? Und nicht zu vergessen unser Konsumverhalten: Massenproduktion geht oft auf Kosten der Schwachen – ist das unsere Welt der Zukunft?
Umwelt im Fokus
Papst Franziskus ruft in seiner Sozialenzyklika „Laudato sii“ zu einem kritischen Blick auf den Umgang mit unserer Umwelt auf: „Das Leiden der Armen und das Stöhnen der Erde haben ihre gemeinsame Ursache in der Art unseres Wirtschaftens. Es liegt an uns, die vorherrschende Logik des Geldes und der reinen Gewinnmaximierung zu durchschauen und sie abzulösen durch eine andere Art des Wirtschaftens: Wir brauchen ein Wirtschaften, das aufgebaut ist auf den Prinzipien der katholischen Soziallehre …“
Dem Werteverfall entgegentreten
Die Gemeinwohlökonomie ist eine gute Alternative. Als KVW setzen wir uns mit neuen Modellen auseinander und leiten ein Mitdenken ein. Christian Felber sagt: „Unsere Marktwirtschaft ist eine Machtwirtschaft. Je größer der ,freie Wettbewerb‘, desto größer werden die Machtgefälle zwischen den Akteuren und damit die Ungleichheiten und die Kluft zwischen Reich und Arm.“ Wenn Manager ein Vielfaches des Mindestlohnes verdienen, dann ist das nicht Effizienz, sondern nur mehr Macht.Dem allgemeinen Werteverfall unserer Gesellschaft müssen wir entschieden entgegenwirken. Egoist zu sein ist heute in vielen Fällen ein Beispiel für Erfolg auf der Karriereleiter. Genauso wird Konkurrenzverhalten oft mit gutem Einsatz gleichgestellt. Dadurch gerät unser soziales Gefüge ins Wanken.
Es bleibt unsere Aufgabe als KVW, dem gegenzusteuern und dafür zu sorgen, dass die Menschlichkeit, verbunden mit Solidarität und demokratischem Denken, ein anerkannter Wert bleibt.
TEXT: Werner Steiner