Der nationale Tag zur Vermeidung der Lebensmittelverschwendung am 5. Februar gibt alljährlich Anlass, um über deren Ursachen und Folgen zu berichten.
Bis 2030 soll die weltweite Nahrungsmittelverschwendung (pro Kopf) auf der Ebene des Einzelhandels und der Verbraucher und Verbraucherinnen halbiert werden. Auch die Nahrungsmittelverluste entlang der Produktions- und Lieferketten sollen verringert werden. So sehen es die Vereinten Nationen in ihren 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs –
Sustainable Development Goals) vor. Ziel 12 befasst sich mit nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern, das Unterziel 12.3 hat die Reduktion der Lebensmittelverschwendung zum Thema.
Vom Feld in die Tonne
In der Studie „Driven to Waste“ hat der WWF Großbritannien die Lebensmittelverluste in der Landwirtschaft untersucht. Schätzungsweise werden jedes Jahr 2,5 Milliarden Tonnen, das sind rund 40 Prozent der global erzeugten Lebensmittel, verschwendet statt gegessen. Fast die Hälfte davon, schätzungsweise 1,2 Milliarden Tonnen, geht auf das Konto der Landwirtschaft, nämlich vor, während und nach der Ernte und vor der Schlachtung. Beispielsweise produzieren Landwirte und Landwirtinnen häufig Überschüsse, um den Handel mit ausreichend optisch einwandfreier „Qualitätsware“ beliefern zu können. Kommt es für ein Produkt zu einem Preisverfall, ist das Unterpflügen für einen landwirtschaftlichen Betrieb mitunter kostengünstiger als das Ernten.
Die italienische Beobachtungsstelle Waste Watcher hat 2021 eine länderübergreifende Umfrage („Cross Country Report 2021“) zu Lebensmittelverschwendung und Ernährungsgewohnheiten in Haushalten durchgeführt. Befragt wurden jeweils 1.000 Personen in acht Ländern (Italien, Spanien, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Russland, USA, Kanada, China). Dabei wurde – nicht zum ersten Mal – ein Zusammenhang zwischen der Wirtschaftskraft eines Landes bzw. dem Index des Verbrauchervertrauens und der Menge der verschwendeten Lebensmittel festgestellt. Im Ländervergleich am höchsten ist die Lebensmittelverschwendung in den US-amerikanischen Haushalten (1.403 Gramm pro Person pro Woche), gefolgt von den Haushalten in China (1.154 Gramm), Kanada (1.144 Gramm) und Deutschland (1.081 Gramm). Italienische Haushalte schneiden hier mit durchschnittlich 529 Gramm pro Person und Woche (27 Kilo pro Person und Jahr) im Vergleich am besten ab.
Weniger Verschwendung durch mediterrane Ernährung
Am häufigsten werden Gemüse, Obst, Salat, frisches und abgepacktes Brot sowie Milch und Joghurt entsorgt. Die Gründe dafür sind überall ähnlich: Es fehlt der Überblick über die Lebensmittelvorräte, vorhandene Lebensmittel werden „vergessen“ oder übersehen und verderben. Es wird zu viel eingekauft, auch zu viel gekocht und die Speisereste werden nicht verwertet. Immerhin ist eine Mehrheit der Befragten sich dessen bewusst, dass Lebensmittelverschwendung auch ein ethisches Problem ist, und dass sie damit bares Geld verschwenden. Zum Teil ist den Befragten auch bekannt, dass Lebensmittelverschwendung eine Verschwendung der natürlichen Ressourcen bedeutet und die Umwelt belastet.
Auf der Grundlage der erhobenen Ernährungsgewohnheiten stellen die Autoren und Autorinnen die Hypothese auf, ein höheres Bewusstsein für eine gesunde und umweltfreundliche Ernährung würde auch zu einer Verringerung der Verschwendung von Lebensmitteln führen. Als optimales Beispiel für nachhaltigere Produktions- und Konsummuster nennen sie ganz konkret die mediterrane Ernährung – basierend auf hochwertigen traditionellen, lokal produzierten Lebensmitteln, die möglichst frisch zubereitet werden.
Zur Vermeidung von Lebensmittelüberschüssen, die dann später vielleicht entsorgt werden, empfiehlt die Verbraucherzentrale Südtirol, Lebensmittel bedarfsgerecht und anhand einer Einkaufsliste einzukaufen, dabei nicht benötigte Aktionsangebote zu ignorieren, zu Hause die eingekauften Produkte sachgerecht und mit System in Kühl-, Gefrierschrank und Vorratskammer einzuräumen und vor allem alle Produkte rechtzeitig zu essen bzw. zu trinken.