Jugend

Reisen erweitert den Horizont

Warten, bis die Zeit aus ist – oder eine Auszeit nehmen?
Wir sind Bürger:innen dieser Welt: auf Reisen welt­offener werden.
Die meisten Menschen warten auf den Ruhestand, oder bis eine einschneidende Kehrtwende durch Krankheit oder Unfall in ihr Leben tritt, um sich eine Auszeit zu nehmen und ihre Träume zu erfüllen.
Heidi Holzmann hat nicht gewartet und ist glücklich. Die 54-jährige Sarnerin ist im Vorstand der KVW Jugend und arbeitet als Beraterin in einer Sozialgenossenschaft. Schon mit 16 Jahren war sie das erste Mal alleine mit einer Freundin für drei Wochen in Griechenland. Sie war schon in jungen Jahren fasziniert von der weiten Welt und wollte die verschiedenen Kulturen kennenlernen. Die Neugierde auf andere Länder hat zu ihrer Reiselust beigetragen. Südtirol war ihr ebenso oft zu konservativ und engstirnig.
Sprachbarriere als Auslöser
Von da an hat sie sich jährlich eine Auszeit von einem Monat genommen, um zu reisen. Indien, Vietnam, Argentinien, Mexiko, Thailand, Neuseeland, Südpazifik sind einige ihrer Reiseziele gewesen.
2014 verbrachte Heidi mit einer Freundin einen Monat in Neuseeland. Heidi war missmutig darüber, dass ihre Freundin sehr gutes Englisch sprach und sie selbst sich nur mit ihren Grundkenntnissen verständigen konnte. Zwar hatte ihr schlechtes Englisch sie zuvor nicht vom Reisen abgehalten, doch sie beschloss, dies zu ändern.
Auf nach Kanada
Im März 2015 bekam Heidi von einer kanadischen Freundin eine E-Mail mit der Frage, ob sie denn für ein halbes Jahr nach Kanada kommen möchte, um Englisch zu lernen. Drei Wochen Bedenkzeit benötigte Heidi, um die endgültige Entscheidung treffen zu können. Doch am Ende war ihr klar, dass sie eine solche Chance kein zweites Mal bekommen würde und es ihr Traum war, hinaus in die Welt zu gehen. Rückblickend meint Heidi: „Mir wurde klar, dass mich die Sicherheit meines Jobs nicht von meinen Träumen abhalten sollte. Es hieß also: jetzt oder nie! Einen neuen Job werde ich nach meiner Rückkehr immer finden.“
Da kündigte Heidi Holzmann, um nach Kanada ziehen zu können. Dort lernte sie die Sprache, das Land und die Menschen kennen, war beeindruckt von der atemberaubenden Natur, den Bergen, den Nationalparks und den Seen. Wochentags half sie bei der Familie der Freundin mit und betreute die Kinder.
An Reife und Persönlichkeit gewinnen
Heidi beschreibt Kanada ähnlich wie Südtirol, nur viel größer und weiter. Immer wieder kam sie in Situationen, in denen sie sich aufgrund ihrer limitierten Sprachkenntnisse zurechtfinden oder neu orientieren musste. Dabei war sie dazu gezwungen, ihre Komfortzone zu verlassen, was dazu führte, dass sie stark in ihrer Persönlichkeit wachsen konnte. Natürlich lernte sie dadurch auch immer besser, mit der Fremdsprache zurechtzukommen. Dazu besuchte sie auch einen klassischen Englischkurs.
Nach diesem halben Jahr Auslandsaufenthalt war sie stolz auf den Mut, den sie aufgebracht hatte, und nahm ihre verbesserten Englischkenntnisse, viel Flexibilität und einen ganzen Koffer voller beeindruckender Erfahrungen mit nach Hause.
Für Heidi hat das Reisen viele positive Effekte, in jeder Hinsicht. Jede Reise hat sie wachsen lassen: „Vorurteile gegenüber anderen Kulturen und Religionen fallen weg und man wird viel weltoffener. Man kann nur profitieren und lernen.“
Anderen Menschen, welche sich ebenso nach einer Auszeit oder dem Reisen sehnen, möchte sie etwas mitgeben: „Warte nicht auf den Ruhestand, einfach machen. Allen Mut zusammennehmen und losgehen!“
Heidi bereut nichts, sie ist glücklich und würde es immer wieder so machen.

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Viele werden erstaunt sein, dass ich Sie an dieser Stelle begrüße und nicht unsere langjährige Pressereferentin Ingeburg Gurndin, welche viele Jahre im KVW für den Kompass verantwortlich war. Ingeburg Gurndin hat neue Herausforderungen gesucht und uns leider verlassen. Wir danken ihr an dieser Stelle für die wertvolle und hervorragende Tätigkeit im KVW und wünschen ihr alles Gute auf ihren neuen Wegen. Liebe Inge, vielen Dank und Vergelt’s Gott!
Was bedeutet das eigentlich, Christsein? Diese Frage zählt zu den eher schwierigen in unserer Gesellschaft, auch vor dem Hintergrund der Kirche. Denn die katholische Kirche hat zunehmend ein Imageproblem und dies wirkt sich auch auf den Zuspruch zur christlichen Religion aus.
Wobei die christlichen Werte in der heutigen Zeit mehr denn je unser Handeln leiten sollten, denn sie haben in der Geschichte nie an Gültigkeit verloren. Unterstützung, soziale Gerechtigkeit, aufmerksame Zuwendung, ein Leben in Würde für alle und eine gewaltfreie Lösung von Konflikten sollten Grundpfeiler unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens sein.
Was kann jede und jeder Einzelne dazu beitragen? Noch vor jeder Entscheidung stehen Gedanken und Worte, die eine unmittelbare Auswirkung haben. Kein Mensch ist vom anderen isoliert, und alles, was wir tun, steht in einem gesellschaftlichen Kontext. Wir sind alle Teil dieser Erde.
Werner Atz