KVW Aktuell

Die Angst vor der Zukunft!

Lebensgeschichten von Frauen für Frauen
Aufgezeichnet von KVW Frauen im Vinschgau für „Gib Altersarmut ein Gesicht“


Gerne will ich euch meine Geschichte erzählen. Ich, Elisabeth M. bin heute 67 Jahre alt und vor ca. genau 3 Monaten ging ich in Rente. Ich erhalte eine monatliche Rente in Höhe von 752,00 Euro und ich mache mir schon seit Monaten Sorgen über meine Zukunft. Ungefähr 3 Jahre suchte ich eine erschwingliche Mietwohnung. Im Jänner dieses Jahres musste ich nämlich aus der Wohnung, in der ich seit 20 Jahre lebte ausziehen, da diese eine Geschäftswohnung der Eigentümer ist, bei denen ich seit dem Auszug aus der Wohnung meines Ex – Mannes wohnte.
Zu meiner Lebensgeschichte:
Ich lernte mit 17 Jahren meinen Ex-Mann kennen, 3 Jahre später haben wir geheiratet und ich zog in das Einfamilienhaus dieser Familie. Wir bekamen 2 Kinder, eine Tochter und einen Sohn, heute 42 und 38 Jahre alt. Unsere Tochter hat mittlerweile selbst eine Familie und lebt bei Ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter. Unser Sohn lebt zusammen mit seiner Freundin in einer Mietwohnung. Kindererziehung, der Haushalt und ein relativ großer Garten mit einer kleinen Rebenanlage waren von Beginn an meine Hauptaufgaben. Meinem Ex-Mann war es immer sehr wichtig, dass wenn er von der Arbeit nach Hause kam, alles erledigt und ordentlich war. Somit war ich aber immer von seinem Einkommen abhängig. Mit der Zeit habe ich mich zwar durchgesetzt und arbeitete einige wenige Stunden als Küchenhilfe und konnte eine Kleinigkeit an Taschengeld dazu verdienen. Freilich nicht viel und zu wenig, um etwas ansparen zu können. Vor 22 Jahren kam, dann das Erwachen; mein Mann ging fremd und verliebte sich in eine Jüngere. Es kam zum Streit und zur Trennung. Das Wohnhaus gehörte meinem Mann und als unser Sohn 18 wurde, musste ich ausziehen. Bei unserer Scheidung erhielt ich 25 Millionen Lire (ca 12.500 Euro) zugesprochen. Ich fand eine Arbeit als Verkäuferin in einem Geschäft und hatte Glück, denn ich durfte damals in diese Betriebswohnung einziehen. Mein Einkommen als Verkäuferin betrug die letzten Jahre ca. 1.800 Euro. 650 Euro betrug die monatliche Miete. Aber ich wollte nicht jammern, kam so die letzten Jahre gut über die Runden. Habe während dieser Jahre einige Male einen Antrag um die Zuweisung einer Sozialwohnung gestellt. Dies ist aber immer wieder gescheitert. „Ich hätte zu wenig Punkte, da ich alleine bin und damit ein „zu gutes Einkommen“, dies war jedes Mal die Rückmeldung. Nun als die Pension näher rückte wurde ich unruhig, seit Monaten suchte ich eine neue Bleibe. Am Ende des letzten Jahres war ich ganz verzweifelt. Immer wieder Absagen oder ein zu hoher Mietpreis machte das Unterfangen sehr schwierig. In der Gemeinde sagte man mir ich sollte doch in eine Sozialwohnung in Ulten oder in den Vinschgau ziehen, dort wäre sicher noch etwas frei. Dann endlich fand ich eine kleine 2 Zimmerwohnung von ca. 30 m². Den Großteil meines Hab und Gutes musste ich auf den Flohmarkt, auf den Müll bringen oder verschenken, denn in der neuen Wohnung ist ja sehr wenig Platz. Aber erstmals war ich glücklich ein Dach über den Kopf zu haben. Aber nun kommen wieder die Sorgen um die Zukunft. Ich habe nun eine monatliche Rente von 780,00 Euro (für die 22 Jahre die ich Vollzeit gearbeitet habe, ja eh nicht schlecht ... heißt es! Aber ich bezahle im Monat 550,00 Euro an Miete (kalt – selbstverständlich). Zurzeit habe ich noch das kleine Polster der Abfertigung. Aber wie mache ich das in Zukunft… wie kann man mit 230,00 Euro im Monat leben? Was kann ich machen? Ich bin zurzeit wieder auf Arbeitssuche, weil ich so nicht über die Runden komme ... Das ist meine Geschichte.

KVW Aktuell

Sonne, Sommer, Urlaub, … Sonntag

Karl Brunner, geistlicher Assistent im KVW
Jetzt ist sie wieder da, die alljährliche Urlaubszeit! In diesen Wochen kann man nicht sicher sein, ob man vorfindet, wen man sucht. Die Menschen machen sich auf den Weg – mitunter mit langen Staus – und versuchen dem Alltag zu entfliehen. Dass das nicht so einfach ist, wird schnell deutlich: Selbst, wenn schon alles gebucht ist, ist das Packen und die Anreise durchaus herausfordernd und bis man vom Alltagsstress herunterfahren und abschalten kann, dauert es auch einige Tage.

Während in der Arbeit – sei es daheim, im ehrenamtlichen Einsatz oder im bezahlten Beruf – sehr oft die Leistung zählt und wir das Rad am Laufen halten müssen, dürfen wir uns im Urlaub unabhängig von Leistungsdruck entfalten. Es ist die Zeit, wo wir als Menschen zählen und nicht so sehr, was wir tun und leisten. Freilich gibt es auch da Personen, die den Stress mit in die Ferien nehmen oder sich selbst im Hinblick auf die Erholung und was da alles zu geschehen hat, unter Erwartungsdruck setzen. Insgesamt bietet diese Phase des Jahres aber immer wieder die Gelegenheit, uns selbst mehr in den Blick zu nehmen. Wir werden sozusagen eingeladen, dem, was uns wichtig ist, was uns ausmacht, mehr Zeit und Raum zu widmen. Wir dürfen mehr wir selbst sein.

Der Urlaub unterbricht das Jahr und der Sonntag die Woche. Auch da kommt es zu einer Unterbrechung im Leistungsgeschehen, was wohltuend sein kann. Diese Phasen in der Woche und im Jahr können uns daran erinnern, dass wir, so wie wir sind, wertvoll sind und zwar unabhängig davon, was wir leisten. Eine Erkenntnis, die uns in der heutigen Leistungsgesellschaft guttun kann.

In diesem Sinne uns allen: Eine gute Reise zu uns selbst!
Text: Karl Brunner