Sonderthema

Weichen für die Mobilität von morgen

Vinschger Bahn. Foto: Armin huber
Das Land Südtirol hat mit dem Landesplan zur nachhaltigen Mobilität ein klares und ehrgeiziges Ziel definiert. Bis 2035 soll der Individualverkehr um rund 26 % verringert werden. Gelingen kann dies unter anderem mit dem Ausbau der Öffis, wobei die Eisenbahn als Rückgrat der öffentlichen Mobilität eine entscheidende Rolle spielt. Die heutige Bahninfrastruktur ist jedoch geprägt von nicht elektrifizierten Zügen, einspurigen Strecken und unterbrochenen Linien. Deshalb wird in den kommenden Jahren in den Ausbau des Bahnnetzes investiert, um Bahnfahrten zu revolutionieren: schnell und umstiegsfrei ans Ziel!

„Unser Mobilitätsmanagement zielt auf mehr Nachhaltigkeit und somit Lebensqualität und Zukunftschancen für die Menschen. Es gilt, alle Ortschaften bestmöglich an die öffentlichen Verkehrsmittel anzubinden", unterstreicht Mobilitätslandesrat Alfreider. „Vor über 100 Jahren wurde die Eisenbahn gebaut, weil es keine Autos gab, heute hingegen investieren wir in die Schiene, weil es zu viele Autos gibt“ so der Landesrat.

Derzeit arbeitet das Land gemeinsam mit der STA – Südtiroler Transportstrukturen AG bzw. dem italienischen Schienennetzbetreiber RFI an fünf zentralen Projekten zur Verbesserung der Schieneninfrastruktur. Ziel ist die Umsetzung eines landesweiten Konzeptes, den sogenannten Südtiroltakt. „Das bedeutet, dass wir auf allen Südtiroler Bahnlinien Verbindungen innerhalb von 30 Minuten garantieren können“, so der Landesrat.

Elektrifizierung der Vinschger Bahnlinie
Mit rund 2 Millionen Fahrgästen pro Jahr hat die dieselbetriebene Vinschger Bahn mittlerweile eine Kapazitätsgrenze erreicht. Angesichts der weiter steigenden Fahrgastzahlen, der häufigen Überfüllungen und aufgrund der für die Dieselzüge hohen Betriebs- und Wartungskosten steht derzeit die Elektrifizierung der Vinschger Bahnlinie auf dem Programm.

Die Elektrifizierung der Bahnlinie bringt mehrere Vorteile:

- die Strecke kann künftig mit einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h befahren werden;
- künftig sind im Vinschgau, genauso wie im restlichen Land, moderne Niederflurzüge unterwegs, die mit bis zu 380 Sitzplätzen pro Zug deutlich mehr Kapazität haben. Dann fährt die Bahn von Mals über Meran und Bozen nach Innsbruck bzw. Lienz;
- der Energiebedarf der modernen Niederflurzüge liegt bei 9 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr. Mithilfe der Rekuperation kann der Verbrauch auf 6,5 GWh reduziert werden. Durch den Einsatz nachhaltiger Energie (Wasserkraft) ergibt sich ein Einsparpotential von rund 7.800 Tonnen C02.

Riggertalschleife
Wer heute mit der Bahn von Bozen nach Bruneck fährt, macht zunächst einen kleinen Ausflug ins Wipptal, um zurück über den Bahnhof Franzensfeste und weiter ins Pustertal zu fahren. Künftig führt eine neue Eisenbahnschleife, die Riggertalschleife, auf direktem Weg ins Pustertal. Für den Fahrgast bedeutet dies in erster Linie eine Zeitersparnis von 15 Minuten für die Bahnfahrt von Bozen nach Bruneck. Die neue Trasse verläuft zunächst parallel zur Brennerautobahn, die auf der Höhe der Ausfahrt Brixen-Nord durch einen 796 Meter langen Tunnel unterquert wird. Danach führt die Trasse über eine neu errichtete, 189 Meter langen Brücke über den Eisack. Vor dem Erreichen der neuen Haltestelle Natz-Schabs schließt die neue Strecke an die bestehende Bahnlinie Franzensfeste-Innichen an. Die Bauarbeiten werden vom italienischen Schienennetzbetreiber RFI bzw. dessen Tochtergesellschaft Italferr durchgeführt. Das Land Südtirol bleibt über eine Konvention mit RFI in das gesamte Projekt eingebunden.

Ausbau Meraner Bahnlinie
Der zweigleisige Ausbau der Bahnlinie zwischen Bozen und Meran soll künftig für mehr Sicherheit und eine Fahrzeitverkürzung von 26 Minuten zwischen Bozen und Meran sorgen. Außerdem ist geplant, dass alle 30 Minuten ein Zug alle Haltestellen entlang der Strecke anfährt. Um diese Ziele zu erreichen, soll die Bahnstrecke zweigleisig ausgebaut werden. Züge können künftig mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h fahren. Die Planungs- und darauffolgenden Bauarbeiten werden vom italienischen Schienennetzbetreiber RFI durchgeführt.

Virgl-Bahntunnel
Der dreigleisige Bau des Virgltunnels ermöglicht eine direkte Einfahrt der Züge der Meraner Bahnlinie in den Bozner Bahnhof. Damit müssen die Züge dem Bahnverkehr auf der Brennerlinie nicht mehr Vorfahrt geben, was für mehr Sicherheit und verlässliche Anschlussverbindungen für die Fahrgäste im Bahnverkehr sorgt.

Das gesamte Projekt wird vom italienischen Schienennetzbetreiber RFI verfolgt, die Ausführungsplanung und die Ausführung der Arbeiten wurden Ende 2023 zugeschlagen.

Ausbau Pustertalbahn
Wie die Meraner Bahnlinie soll auch die Pusterer Eisenbahnlinie mit einem (teilweisen) zweiten Gleis ausgebaut werden. Damit soll es künftig zusätzlich zum heutigen Halbstundentakt auch Expresszüge geben. Für die Fahrgäste bedeutet das eine Zeitersparnis von bis zu 25 Minuten. Langfristiges Ziel ist somit eine Fahrtzeit von Bruneck nach Bozen in nur einer Stunde. Geplant ist der Ausbau auf rund 22 der etwa 72 Kilometer langen Bahnlinie. Die anstehende Planung liegt beim Schienennetzbetreiber RFI bzw. der Tochtergesellschaft Italferr, die sich mit dem Land, der STA sowie allen Gemeinden und Interessenvertretern abstimmen werden und die Bevölkerung miteinbeziehen werden.
Riggertalschleife Rendering STA

Editorial

Liebe Leserinnen, lieber Leser!

Werner Atz


„Guck Dir das an... diese ganzen Leute. Latschen den ganzen Tag auf der Suche nach Gott oder Erleuchtung oder... Sex. Die haben Hunger, müssen aufs Klo und stehen trotzdem hier an für so‘nen... Stempel.“ – „Also... genau wie du.“ Dieses Zitat stammt aus Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg!“ aus dem Jahr 2006. Der deutsche Komiker, Schauspieler und Moderator begab sich während einer gesundheitlich bedingten Auszeit auf Sinnsuche auf den Jakobsweg. Seine Erfahrungen haben seitdem viele Menschen ebenfalls zum Pilgern inspiriert. Dabei ist das Pilgern keine Modeerscheinung: Seit Jahrtausenden machen sich Menschen aller Weltreligionen auf den Weg zu besonderen Orten und heiligen Stätten.

Neben dem Pilgern entdecken wir in dieser Ausgabe des Kompass das Tanzen ab der Lebensmitte: Auch hier geht es um Bewegung und gemeinsames Erleben. Das tut Körper und Geist gut und gibt Kraft für den Alltag. In der Arbeitsgemeinschaft „Tanzen ab der Lebensmitte – Südtirol“ im KVW sind über 70 Tanzleiter:innen organisiert und das Reisebüro KVW Reisen organisiert immer wieder Auszeiten, wo Tanz und Erholung verbunden sind.

Um nachhaltige Mobilität geht es auch in unserem Spezial. Erfahren Sie mehr über die geplante Modernisierung der Bahnlinien in Südtirol. Das Land Südtirol hat sich mit dem Landesplan für nachhaltige Mobilität ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Bis 2035 soll der Individualverkehr um rund 26 Prozent reduziert werden.

Begleiten Sie uns auf diesem Weg durch die neue Ausgabe des Kompasses.

Ihr Werner Atz