Thema
„Ein gutes Leben für alle!“
Warum dieses Jahresthema?
FOTO: IDM Südtirol - Alto Adige/ Armin Terzer
Charly Brunner, Geistlicher Assistent des KVW
Der Ausgangspunkt
Die aktuelle Zeit bringt einiges an Herausforderungen mit sich. Das AFI spricht in diesem Zusammenhang von den vier D’s: Dekarbonisierung, Demografie, Digitalisierung und Demokratie. Demnach müssen wir den Ausstieg von der Verbrennung von Erdöl etc. schaffen, weil wir den Bogen in Sachen Umwelt mit unserer Lebensweise und dem aktuellen Wirtschaftssystem mehr als überspannt haben. Wir kämpfen aber auch mit der Überalterung unserer Gesellschaften und das besonders in Italien. Die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt gibt einen Vorgeschmack darauf, was dies zukünftig bedeuten kann, wenn wir kaum mehr Fachkräfte z.B. für Pflegeeinrichtungen finden. Die Digitalisierung aller Lebensbereiche schreitet mit enormem Tempo voran und daran leiden nicht nur die älteren Menschen. Und wen wundert es, dass bei diesen Problemlagen und der Art und Weise, wie sie medial aufbereitet werden, die Menschen verunsichert sind. Verunsicherung und Angst verführen wiederum einige zum Wunsch nach einer klaren Führungspersönlichkeit, die uns die Probleme abnimmt, selbst wenn das unrealistisch ist. Das und noch einiges mehr sind wiederum Herausforderungen für unsere Demokratie, die es zu schützen gilt.
TEXT: Charly Brunner
Auf einer hintergründigen Ebene ansetzen
Während viele Akteur:innen zurecht versuchen, die einzelnen Problemlagen pragmatisch anzugehen und eine große Hoffnung z.B. auf technische Detaillösungen setzen, hat der KVW ab dem kommenden Herbst mit dem neuen Jahresthema einen ergänzenden Zugang gewählt: Wir setzen eine Ebene hintergründiger an und fragen uns, was macht für uns ein GUTES LEBEN aus? Letztlich steht die Frage im Hintergrund: Warum das Ganze? Was lässt mich in der Früh gerne aufstehen und wie viel Zeit verwende ich im Alltag, um mich den mir wichtigen Dingen zu widmen? Im Kern geht es um den Titel unserer Verbandszeitschrift: Wir richten den Kompass neu aus, orientieren uns und fragen, ob wir als Gesellschaft und als Einzelne überhaupt am richtigen Weg sind und falls nicht, was denn das Ziel ist, wo wir hinwollen.
Träumerei jenseits des Konkreten?
Man könnte einwenden, dass dies nutzloses Denken sei, eine Träumerei, die unkonkret bleibt. Dem würden wir entgegenhalten, dass wir zuerst ein klares inneres Bild davon brauchen, wo wir hinwollen, bevor wir uns wirklich auf den Weg machen können. Und genau daran mangelt es aktuell in der Gesellschaft: Wir verlieren uns im Kleinklein des Alltags mit einer Reihe von Detaildiskussionen. Der Überblick kommt mitunter abhanden. Gerade in so genannten Krisenzeiten – also in Phasen der Unsicherheit, wie wir die anstehenden Probleme lösen sollen, weil wir uns in mehreren Dillemmata befinden – braucht es eine größere Klarheit für die Grundausrichtung, der eine Phase der Orientierung vorausgeht. Wenn wir einmal wissen, wo wir hin- und welche Ziele wir erreichen wollen, dann können wir uns auch auf den Weg machen und sinnvoll aktiv werden. Genau dazu dient das Jahresthema, mit dem wir uns die nächsten beiden Jahre beschäftigen werden.
Krisen – kein „Privileg“ unserer Zeit
Wenn heute von Krisen die Rede ist, dann darf nicht vergessen werden, dass wir als Gesellschaft auch in den letzten Jahrzehnten schon einiges gemeistert haben und diese Herausforderungen haben es auch in sich gehabt. Die aktuellen Probleme sind unsere, es ist aber kein „Privileg“ unserer Zeit, Krisen meistern zu müssen. Jede Generation hat ihre Aufgabe. Wir haben viele gute Voraussetzungen, um menschenwürdige Lösungen zu finden, die ökologisch verträglich, sozial gerecht und ökonomisch tragbar sind. Daher ist es sehr gerechtfertigt, sich über die Frage Gedanken zu machen, was für uns ein GUTES LEBEN ist und wie es so gestaltet werden kann, dass es möglichst ALLEN gutgeht.TEXT: Charly Brunner