Wegen politischer Verfolgung floh Fred Ohenhen Ende der 80er Jahre aus Nigeria und fand seine neue Heimat in Graz. Seit mehr als 20 Jahren engagiert er sich für Integration. Das Thema Migration liegt dem KVW Bezirk Pustertal sehr am Herzen und so wurde Fred Ohenhen für einen interessanten Abend nach Bruneck eingeladen.
Passend zum Jahresthema „Ein gutes Leben für alle“ des KVW wurde Fred Ohenhen als Hauptredner im vollen Raiffeisensaal in Bruneck zu einer Podiumsdiskussion willkommen geheißen.
Vom Flüchtling zum Migrationsexperten
Ohenhen floh Ende der 80er Jahre aufgrund politischer Verfolgung aus Nigeria und engagiert sich mittlerweile seit über 20 Jahren für mehr Integration.
Seine eigene Migrationsgeschichte bezeichnet Fred Ohenhen als Glücksfall. Er floh Ende der 80er Jahre aus seinem Heimatland Nigeria und fand Zuflucht in Österreich. Ursprünglich wollte er nach Amerika, um dort zu studieren, doch bürokratische Hürden vereitelten seinen Plan und so blieb er in Österreich. Hier heiratete er und gründete eine Familie. 1996 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft und begann, sich intensiv mit dem Thema Integration auseinanderzusetzen. Nach seinem Studium in Graz wurde Ohenhen zu einem der gefragtesten Experten für interkulturelle Bildung in Schulen, Kindergärten und Bildungseinrichtungen. Er selbst bezeichnet sich als Steirer. Heute braucht auch er ein Visum, wenn er seine Mutter in Nigeria besucht. Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich der gebürtige Nigerianer für den interkulturellen Austausch und wurde dafür mit mehreren österreichischen Preisen ausgezeichnet. Für Fred Ohenhen ist die Sprache zentral für eine erfolgreiche Integration. Noch wichtiger seien aber soziale Interaktionen.
„Weil Mehrheitsgesellschaft und Migranten in Europa oft nur nebeneinander statt miteinander leben, scheitert Integration oft“, so Fred Ohenhen.
Spannende und informative Podiumsdiskussion
An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen Leonhard Voltmer (Caritas), Jacob Mureda (Kulturkurs), Dr. Ph. Edina Pusztai (langjährige Sprachförderlehrerin und Migrationsberaterin) und Fred Ohenhen teil. Durch den Abend führte Charly Brunner, der geistliche Assistent des KVW. Diskutiert wurde eine ganze Bandbreite an Themen: die in Südtirol sehr kontrovers diskutieren Sprachförderklassen, ebenso wie die vielerorts prekäre Wohnsituation von Migranten vor allem im städtischen Bereich. Der Aussage, dass viele gar nicht hier Wurzeln schlagen wollen, weil sie mit einer baldigen Rückkehr in ihr Heimatland rechnen, stand aber auch jene gegenüber, dass viele gar keine Chance kriegen sich gut einzuleben, weil beispielsweise in Zeitungsannoncen häufig steht Wohnungen nur an „Einheimische“ vermietet werde. Unterstrichen wurde aber auch die Pflicht der neu Hinzugekommen sich möglichst rasch Sprachkenntnisse anzueignen und beispielweise die Notwendigkeit der Eltern aktiv am Schulleben ihrer Kinder teilzunehmen, trotz Sprachhürden.
Nach einem gelungenen Abend mit sehr interessanten Gesprächen klang der Abend bei einem köstlichen Buffet der KVW Ortsgruppen Rasen und Antholz aus.