Aktiv, vielseitig, neugierig und hartnäckig: So war und ist Maria Kusstatscher seit ihrer Kindheit. Seit rund 50 Jahren ist sie im KVW engagiert und mit Herzblut dabei: in den unterschiedlichsten Funktionen, aber immer mit Hingabe und Leidenschaft.
Frühe Prägung in der Familie
1948 wurde der Katholische Verband der Werktätigen (KVW) in Südtirol gegründet – und im selben Jahr kam auch sie zur Welt. Ihre persönliche Geschichte ist eng mit jener des KVW verknüpft. Bereits in der Kindheit kam Maria mit dem Verband in Berührung: Ihr Vater war Ortsbeauftragter in Reischach, in ihrem Elternhaus wurde über Themen wie Sozialversicherung und Altersvorsorge diskutiert. Persönlichkeiten wie Dr. Johannes Messner waren häufige Gäste und diskutierten mit dem Vater, wie er die Bauern informieren solle, dass sich auch die Knechte und Mägde beim Patronat anmelden sollen, um später zu einer Rente zu kommen.
Eine ehrenamtliche Karriere mit Herz und Verstand
Ihr aktives Engagement begann 1975 – zunächst im Ortsausschuss von Villanders, dann auf Bezirks- und schließlich auf Landesebene. Besonders am Herzen lagen ihr die Anliegen von Frauen und Senioren, die Bildungsarbeit sowie die Verbindung von sozialem Einsatz und gesellschaftspolitischer Mitverantwortung.

Arbeitsgruppe der KVW Senioren 2019 mit der damaligen Landesrätin Waltraud Deeg
Von 1999 bis 2002 war sie stellvertretende Landesvorsitzende unter Sepp Pfattner, anschließend bis 2009 war sie selbst Landesvorsitzende des KVW. In dieser Zeit wurden zentrale Weichen gestellt: Die Gründung des Vereins „Arche im KVW“, der KVW Reisen, des Hilfsfonds, der Aufbau der Pensplan-Infopoints sowie die Beteiligung am Gesetz zur Pflegesicherung zählen zu den Meilensteinen.
Bildung als Schlüssel zur Teilhabe
Ein roter Faden in ihrem Wirken war stets die Erwachsenenbildung. Der KVW war die erste Organisation dieser Art in Südtirol. Unter ihrer Mitwirkung wurden zahlreiche Kursangebote entwickelt: vom Nachholen von Schulabschlüssen über Qualifizierungen für Pflegeberufe bis hin zur Persönlichkeitsbildung.
Als Vorsitzende des Bildungsreferates und des Erholungshauses St. Georg in Sarns trug sie dazu bei, dass Bildung Orientierung und Befähigung sein kann. Die Bildungsangebote im KVW sind reichhaltig: Kurse und Vorträge zu Persönlichkeitsbildung, zu gesellschaftlich relevanten Themen und zu beruflichen Qualifikationen.
Auf Anregung von Waltraud Gebert wurden Müttererholungswochen organsiert, später kamen dann auch noch Gruppenreisen ans Meer und Kuraufenthalte in Abano hinzu.
Seniorenarbeit mit Weitblick
Seit 2013 ist Maria Kusstatscher Vorsitzende der Senioren im KVW – mit dem Ziel, Begegnung und Gemeinschaft zu fördern, Einsamkeit zu verhindern und älteren Menschen aktive Teilhabe zu ermöglichen. Bewegung, Gesundheit, digitale Kompetenzen, religiöse Impulse und gesellschaftspolitische Fragen stehen im Mittelpunkt der Angebote.
Anfang der 1980er Jahre haben der damalige Landevorsitzende Paul Zingerle und Lisl Lantschner in den KVW-Ortsgruppen dafür geworben, ältere Menschen zu gemeinsamen Treffen einzuladen. Es entstanden 120 Seniorenclubs, die den Grundstein für die bis heute kapillare Seniorenarbeit in ganz Südtirol gelegt haben. Ältere Menschen erhielten Hinweise zur Verbesserung der Lebensqualität, zur Partizipation, Informationen über Neuigkeiten im Sozialbereich, zur Gesundheitsvorsorge und Weiterbildungsangebote. Wünsche der Senioren wurden den zuständigen Politikern vorgetragen und viele Verbesserungen wurden erreicht.
Mit einem Team freiwilliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden derzeit über 100 Seniorenclubs begleitet, Referate gehalten und neue Impulse gesetzt – immer mit einem offenen Ohr für die Bedürfnisse vor Ort, wie beispielsweise Hilfe zur Internet-Nutzung, Bewegungs- und Tanzangebote.
Vernetzt denken – lokal handeln
Neben ihren KVW-Funktionen war sie als Vertreterin des KVW in zahlreichen anderen Gremien aktiv: Katholisches Forum, Diözesan-Synode, Landesbeirat für Chancengleichheit, Seniorenbund – überall brachte sie ihre Erfahrung und Perspektive ein. Die Zusammenarbeit mit ACLI, der italienischen Schwesterorganisation, sowie mit KAB- in Österreich, Deutschland und der Schweiz unterstrich ihren europäischen Blick. Auch die Öffentlichkeitsarbeit war und ist ihr ein Anliegen: Über den Kompass, über Seniorenrundbriefe, über Berichte im Kirchensender RGW und in der RAI wurden viele Informationen verschickt.
Abschied mit Dankbarkeit
Nach 50 Jahren ehrenamtlichem Engagement tritt sie nun nicht mehr zur Wahl in den Landesausschuss an. Was bleibt, ist ein großes Vermächtnis: unzählige Initiativen, unermüdlicher Einsatz, ein gelebter Glaube an die Kraft der Gemeinschaft.
Einige Meilensteine im KVW
1948
Gründung KVW nach dem Vorbild der ACLI (Associazione Cristiana Lavoratori Italiani) durch kirchliche Gremien.
Aufbau Patronat KVW /ACLI Hilfestellung bei Ansuchen um Vor- und Fürsorge
ab 1951
Aufbau von Interessensgruppen und Berufsgruppen
Aufbau von Dienststellen in allen Bezirken
1956
Betreuung der abgewanderten Südtiroler:innen (ehemals Heimatferne, heute Südtiroler in der Welt)
1962
1. Erwachsenen Bildungsorganisation in Südtirol
ab 1964
Mitbegründung des ASGB, der Verbraucherzentrale (VZS) und des Arbeitsförderungsinstituts
1993
Mitbegründung der Verbraucherzentrale (VZS)
1994
Mitbegründung des Arbeitsförderungsinstitut (AFI)
ab 1982
Aufbau von mehr als 120 Seniorenclubs
2001
Gründung der Arche im KVW
2002
Eröffnung Steuerbeistandszentrum CAF
2008
Gründung KVW Hilfsfonds
TEXT: Iris Pahl