
Referatsleiter Leonhard Resch von der Arche im KVW
Wohnen in Südtirol ist teuer. Zwar sind 70 Prozent der Südtirolerinnen und Südtiroler stolze Eigenheimbesitzer, doch für all jene, die sich auf dem Wohnungsmarkt umsehen müssen, wird es immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Die Gründe dafür sind vielfältig: Begrenztes Bauland, starke Nachfrage durch den Tourismus und hohe Baukosten (klimatische Bedingungen, politische Vorgaben...).
Obwohl Südtirol zu den wirtschaftlich stärksten Regionen Italiens zählt, eine niedrige Arbeitslosenquote und eine relativ hohe Kaufkraft aufweist, sind die Immobilienpreise für viele Menschen eindeutig zu hoch und junge Paare, Familien und Alleinstehende haben Schwierigkeiten, die monatlichen Wohnkosten zu tragen. Die Quadratmeterpreise liegen in der Südtiroler Landeshauptstadt derzeit bei durchschnittlich 4.000 Euro (laut Italiens größtem Maklerverband FIAIP), in Tourismusgemeinden wie Innichen oder Wolkenstein sogar bei 14.000 Euro. Tendenz steigend.
Auch bei den Mieten wird selbst für eine kleine Wohnung schnell ein Monatsgehalt fällig. Dazu kommen noch Kondominiumsspesen, Strom, Müllgebühren, Wasser, .... Zudem ist der Mietmarkt sowohl für Mieter als auch für Vermieter problematisch. Erstere finden kein adäquates Angebot, Letztere haben magere Renditen und wenig Sicherheit.
Die Arche im KVW VFG ist ein nicht gewinnorientierter Verein, der soziale Themen aufgreift und Menschen bei der Umsetzung gemeinnütziger Projekte unterstützt. Neben der Beratung zum Thema Wohnbauförderung und dem Abbau von baulichen Barrieren hat die Arche auch Wohnbaugenossenschaften in ganz Südtirol betreut und sich so in den letzten Jahren viel Expertise und Know-how in diesem Bereich angeeignet. Als Projektentwickler ist es aber auch wichtig, immer am Ball zu bleiben und neue innovative Ideen einzubringen. Ein Konzept, das auch bei uns erfolgversprechend umgesetzt werden kann, ist der gemeinnützige Wohnbau. Kürzlich wurde das Pilotprojekt im Rahmen einer prominent besetzten Pressekonferenz in Brixen vorgestellt.
„Die von Landesrätin Ulli Mair geplante Wohnreform, die noch im Juni dieses Jahres im Landtag beschlossen werden soll, beinhaltet auch den gemeinnützigen Wohnbau. Wir haben mit verschiedenen Partnern, unter anderem dem Raiffeisenverband ein Konzept für diesen gemeinnützigen Wohnbau entwickelt. Mit einem ersten Projekt werden wir nach der Genehmigung der Wohnreform im Landtag starten. Um die Projekte des gemeinnützigen Wohnbaus umzusetzen, werden wir zusammen mit sozialen Partnern und der Familie Raiffeisen eine Stiftung gründen. Die Stiftung wird in Brixen 30 Mietwohnungen in Holzbauweise errichten, die maximal zum Landesmietzins an all jene vermietet werden, die die Voraussetzungen für den geförderten Wohnbau erfüllen“, so Leonhard Resch, Referatsleiter der Arche.
Die zu errichtenden Gebäude sind für 30 Jahre an die preisgebundene Miete gebunden, im Gegenzug erhält die bauende Stiftung 55 Prozent der Planungs- und Baukosten als Beitrag von der öffentlichen Hand. Die Gemeinde stellt den geförderten Baugrund zur Verfügung, der zu ¼ des Marktwertes an die Stiftung verkauft wird. Die Gemeinden selbst haben ein großes Interesse daran, Wohnraum für junge Mitbürger und all jene zu schaffen, die in sozial relevanten Berufen (Pflege, Gesundheit, ...) tätig sind. Dies betonte auch Bürgermeister Andreas Jungmann bei der Präsentation des Projektes in Brixen.
Ein Arbeitsgruppentreffen verschiedener Verbände und Organisationen unter der Leitung von Prof. Gottfried Tappeiner hat ergeben, dass zukünftig vor allem leistbare Mietwohnungen benötigt werden. Man war sich schnell einig, dass der Mietmarkt in Südtirol belebt werden muss, um den geänderten Bedürfnissen (häufigere Wohnortwechsel, Zuzug von außen, um Dienstleistungen aufrechterhalten zu können - Stichwort Pflege) Rechnung tragen zu können. Um sich bestmöglich vorzubereiten, wurden in der Folge mehrere Projekte in der Schweiz, Österreich und Deutschland unter die Lupe genommen. Besonders angetan war man vom Vorarlberger Modell.
Damit mit dem Projekt gestartet werden kann muss die Wohnreform 2025 im Landtag genehmigt werden. Daraufhin kann die Stiftung „Wohnen Südtirol“ gegründet werden und die Übertragung des Baugrundes erfolgen.
Resch rechnet mit einem Baubeginn im Frühjahr 2026 und dem Einzug der Mieter im Herbst desselben Jahres. Nach seinen Aussagen haben bereits einige andere Gemeinden Interesse an solchen Projekten bekundet. Insbesondere in den Städten gibt es größere Kasernenareale, die kurzfristig einer neuen Nutzung zugeführt werden können und sich für ein solches Modell des gemeinnützigen Wohnbaus sehr gut eignen.
Die gemeinnützigen Mietwohnungen sind nur ein Baustein in einem umfassenden Maßnahmenpaket für die hier lebende und arbeitende Bevölkerung. Eine Kombination aus Genossenschaftsmodellen, nachhaltiger Bodenpolitik und sozialer Wohnbauförderung ist der Schlüssel für langfristig leistbares Wohnen.
TEXT: Iris Pahl, Lisa Ploner