Frauen geben ihren Beitrag für die Gesellschaft im Beruf, im Ehrenamt, als Mütter, als Steuerzahlerinnen. So ist es logisch konsequent, dass sie politisch aktiv sind und mitentscheiden, wenn es um die Gestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geht. Diese werden auch im Landtag festgelegt. Damit Frauen Einfluss nehmen können, muss ihr Anteil in Entscheidungsgremien groß genug sein, die Wissenschaft spricht von 30 Prozent. Es reicht nicht aus, dass von acht Regierungsmitgliedern nur eine Person weiblich ist. Zukünftig muss die Zusammensetzung der Landesregierung dem Geschlechterverhältnis im Landtag entsprechen.
Frauen sorgen dafür, dass verschiedene Sichtweisen einfließen. Die Erfahrungen, die Frauen täglich machen, beispielsweise wenn sie Beruf und Familie vereinbaren, sind andere als die der Männer. Ein gemischte Gruppe kann Probleme besser lösen, weil sich die unterschiedlichen Erfahrungenund Herangehensweisen ergänzen. Es ist ein Nachteil für alle, wenn das Wissen einer Gruppe nicht zum Tragen kommt. Deshalb ist von Vorteil, wenn beide Geschlechter angemessen vertreten sind.
Frauen denken und handeln häufig praktischer als Männer. Da sie in ihrem täglichen Leben zwei- und dreifach belastet sind, sind sie es nicht gewohnt, sich in endlos langen Diskussionen zu verlieren, sondern wollen zu Ergebnissen kommen. Diese Zielorientierung setzt sich in ihrer Politik fort.
Wenn Frauen nicht ausreichend im Landtag vertreten sind, kommen ihre Anliegen nicht auf die politische Tagesordnung und werden auch nicht behandelt. Das heißt aber auch, dass sich die Rahmenbedingungen für Frauen nicht ändern werden. Damit sich Änderungen in unserem Sinne ergeben, müssen wir selbst aktiv werden.
Wenn nicht alle Bevölkerungsgruppen im Landtag vertreten sind und Gewicht haben, ist das auch ein demokratiepolitisches Problem. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit. Wer seinen Beitrag für das Funktionieren der Gesellschaft leistet, sollte auch selbstverständlich Zugang zu Entscheidungspositionen haben. Könnte sich jemand den Landtag ohne Vertreter der Wirtschaft vorstellen?
Dabei sollten wir Frauen uns aber nicht selbst im Weg stehen. Sehr oft verlangen wir Perfektion von uns selbst und daher auch von Frauen, die uns politisch vertreten sollen. Wir sollten Frauen, die politisch aktivsind und von denen wir denken, dass sie unsere Interessen vertreten, unterstützen, in dem wir ihnen unsere Stimme geben. Natürlich werden die Kandidatinnen nicht in allem ganz genau unsere Ansichten haben, vielleicht leben sie auch nicht so, wie wir uns das vorstellen, vielleicht sind wir nicht mit allen Entscheidungen einverstanden. Eine solche Frau gibt es nicht, es sei denn, wir stellen uns selbst der Wahl. Bei der Vergabe der Vorzugsstimmen sollten wir die gemeinsamen Anliegen von Frauen im Auge haben. Wir haben im Oktober die Möglichkeit, die Weichen dafür zu stellen, dass wir uns mehr politisches Gewicht verschaffen, um unsere Anliegen durchzusetzen. Diese Chance sollten wir nutzen.
Text: Margareth Fink