Mit dem Thema, was bedeutet Arbeit für die Frau, hat sich eine Tagung der Frauen im KVW beschäftigt. Die Situation der Frau am Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren nicht verbessert, die Frauenerwerbsquote liegt noch weit unter der der Männer. Erwerbstätige Frauen spüren die Krise im Dienstleistungsbereich und den Aufnahmestopp in der öffentlichen Verwaltung.
V.l. KVW Frauenvorsitzende Helga Mutschlechner Holzer, Parlamentarierin Renate Gebhard und Afi-Direktor Stefan Perini.Kabarett-Einlage: Grödner Frauen unterhalten sich über die Arbeit am Herd und das versprochene Himmelsreich.
KVW Frauenvorsitzende Helga Mutschlechner sprach von den verschiedenen Aspekten der Erwerbsarbeit. Neben der Sicherung des Lebensunterhalts bedeutet eine bezahlte Arbeit auch Selbstverwirklichung, sie gibt Perspektive, ist ein Beitrag zum Wohle der Allgemeinheit und hilft, eine Rentenabsicherung aufzubauen. Gerade die Koppelung der Rente an eine Erwerbsarbeit birgt für Frauen oft eine Gefahr, da ihre Erwerbsbiografie durch Erziehungs- oder Pflegezeiten Brüche und unversicherte Zeiten aufweist.
Unter den Zuhörerinnen waren auch die zwei neuen Landesrätinnen Martha Stocker und Waltraud Deeg, der KVW Landesvorsitzende Werner Steiner und der geistliche Assistent Josef Stricker.
Die Erwerbsquote der Frauen in Südtirol hat das EU-Ziel von 60 Prozent vor zwei Jahren erreicht. Damit liegt Südtirol im Durchschnitt zwischen Ländern wie Deutschland, Österreich (um die 68 Prozent) und Spanien (50 Prozent) oder Italien (47 Prozent). Wie Stefan Perini vomArbeitsförderungsinstitut Afi berichtete, erreicht die Erwerbsquote der Frauen in Südtirol nie die der Männer. Auch in jungen Jahren gehen mehr Männer als Frauen einer Erwerbsarbeit nach, da mehr Frauen eine höhere und damit längere Ausbildung absolvieren.
Die Frauen sind vor allem im Dienstleistungssektor und in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt. Durch die Krise, die auch der Tertiärsektor spürt und durch den Aufnahmestopp in der öffentlichen Verwaltung sieht Perini eine schwierige Zukunft für die Frauenerwerbstätigkeit.
Die Zahlen zeigen, dass der Arbeitsmarkt immerälter wird und dies vor allem Frauen trifft.
Man spricht von der sognannten Sanchwich-Generation, also von arbeitstätigen Frauen (geboren 1950 – 1960), mit Kindern (oft auch Enkelkindern) und pflegebedürftigen Eltern (Schwiegereltern). Sandwich deshalb, da diese Frauen „eingeklemmt“ sindzwischen den Verpflichtungen gegenüber ihren Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen und der eigenen Erwerbsarbeit und der damit verbundenen Rentensicherung.
Der Generationenpakt, der den Beschäftigten in der Landesverwaltung eine Art „Altersteilzeit“ und gleichzeitig jungen Mitarbeitern den Einstieg ermöglicht, ist eine Maßnahme um gegenzusteuern. Perini nannte auf der Tagung der Frauen im KVW auch den Ausbau der Betreuungs- und Pflegeangebote, die Teilzeitförderung und die Förderung der familiären Verantwortung der Väter, die Telearbeit und Bildungsangebote zur Förderungdes Wiedereinstiegs.
Die Parlamentsabgeordnete Renate Gebhard stellte staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Frauenarbeitslosigkeit vor. So gibt es einen Fonds, um die Umwandlung von befristeten in unbefristete und von prekären in sichere Arbeitsverhältnisse zu unterstützen. Weibliches Unternehmertum werde gefördert und es gibt Zinszuschüsse zur Förderung des weiblichen Unternehmertums. Diese Maßnahmen seien ein Teil, gleich wichtig sei aber die Information und Sensibilisierungsarbeit, so Gebhard.
„Frauenbeschäftigung zahle sich aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen ausund sie ist ein Grad für die Kultur eines Landes“, sagte Renate Gebhard. Bei der Aufteilung von Haus- und Erwerbsarbeit gebe es große Ungleichheiten.
In einem Kabarett nahmen Isolde und Annemarie die gesellschaftliche Einstellung zur Erwerbsarbeit von Frauen aufs Korn. Als Zuschauerinnen beieinem Hockeyspiel lassen sie ihren Emotionen freien Lauf, erzählen von Bewerbungsgesprächen, die nicht gut ausgingen und wollen den Schiedsrichter „heim zum Herd“ schicken. Auf die eigene Belohnung für die Arbeit daheim am Herd warten sie noch immer, wenn die eigene Mutter auch den „Herd als das Himmelreich“ anpries.
Text: Ingeburg Gurndin