Mobilität, Freizeit und Reisen

Nachhaltig unterwegs

Ein Beitrag zum fairen Reisen
Als Reisende/r trägt jede/r Verantwortung. Denn Touristen hinterlassen Spuren, konsumieren vor Ort und beeinflussen somit die Lebensbedingungen der einheimischen Bevölkerung sowie den Zustand der Reiseattraktionen. In sorgsamen Umgang mit Umwelt und Kultur sollten wir deshalb bewusster und nachhaltiger Reisen.

Für Flugreisen gibt es noch keine 
klimafreundliche 
Lösung. - Foto: RainerSturm / pixelio.deFür Flugreisen gibt es noch keine 
klimafreundliche 
Lösung. - Foto: RainerSturm / pixelio.de

Der Tourismus ist vielschichtig und hat neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung auch besonders weitreichende Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt. Konfliktfelder wie Arbeitsbedingungen, Wasserversorgung, Einkommensverteilung, Landrechte, Klimawandel, Frauen- und Kinderrechte und viele andere Themen werden von Reisenden beeinflusst. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Tourismus wäre somit angebracht.
Nicht nur Reiseveranstalter sollten sich über soziale und ökologische Spannungsfelder im Tourismus auf dem Laufenden halten, sondern auch Konsumenten/innen. Denn diese haben eine ungeahnte Macht. Ihre Nachfrage bestimmt den Markt - so auch im Tourismus: werden immer mehr„nachhaltige” und „faire” Reiseangebote gewünscht, so wird sich auch die Branche danach richten. Wenn sich Kunden ausschließlich nach dem niedrigsten Preis erkundigen, wird die Tourismuswirtschaft ihre Angebote entsprechend gestalten. So gehen brancheninterne Preiswettkämpfe letztendlichauf Kosten von Menschen und Umwelt.
Nun so schön, so gut ist die Theorie! Aber was kann jede/r Einzelne zum Beispiel tun?
Wissen schafft Bewusstsein
„respect”, das Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung in Wien hat eine praktische Broschüre mit Tipps für faires Reisen veröffentlicht. Ziel der Organisation „respect” ist es u.a. durch Sensibilisierung der Öffentlichkeit die Nachfrage an faires Reisen anzukurbeln.
DerLeitfaden kann gratis über die Internetseite www.respect.at heruntergeladen werden.
Das Internetportal www.fairunterwegs.org weist fünf Kriterien für ein umwelt- und sozialverantwortliches Angebot aus:
1. Faire Beziehungen: Menschenrechte am Ferienort müssen respektiert und gefördert werden. Dies ist die Voraussetzung für ein faires Reiseangebot.
2. Nutzen für die Einheimischen: Einheimische erhoffen sich vom Tourismus gute Arbeitsstellen mit existenzsichernden Löhnen, Aufträge und Absatzmöglichkeiten für das lokale Gewerbe, Steuereinnahmen, die Achtung der Gesetze und die Schonung der Ressourcen.
3. Umweltschutz und Umweltgerechtigkeit: Ein verantwortlicher Anbieter engagiert sich für Umweltgerechtigkeit: Von Umweltschutzmaßnahmen profitieren nicht nur die Feriengäste, sondern auch die Einheimischen.
4. Preis und Wert: Ein verantwortliches Angebot ist seinen Preis wert. Es soll nichtüberteuert sein. Doch Billigstangebote auf dem Reisemarkt unterlaufen die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit im Tourismus.
5. Transparenz: Ein gutes Angebot soll auch als solches erkennbar sein. Fragen Sie z.B. nach einem Nachhaltigkeitsbericht und um die Bemühungen des Reisedienstleisters in Bezug auf faires reisen.
Mit Klimatickets den CO2-Ausstoß kompensieren
Das Bahnticket mit erneuerbaren Energien gibt es bereits. Für den Flugverkehr gibt es derzeit aber leider noch keine allumfassende klimafreundliche Lösung!
Die Non-Profit-Organisation „atmosfair” mit Sitz in Bonn (Deutschland) bietet aber Passagieren die Möglichkeit an, die Klimagase ihrer Flugreise zu kompensieren. Fluggäste zahlen dafür freiwillig einen von den Emissionen abhängigen Klimaschutzbeitrag, den atmosfair dazu verwendet, erneuerbare Energien in Ländern auszubauen. Damit spart „atmosfair” CO2 ein, das sonst in diesen Ländern durch fossile Energien entstanden wäre. Und gleichzeitig profitieren die Menschen vor Ort, da sie häufig zum ersten Mal Zugang zu sauberer und ständig verfügbarer Energie erhalten, ein Muss für Bildung und Chancengleichheit.
Neben Flugreisen können auch andere CO2-Emissionen kompensiert werden. So bietet „atmosfair” die Kompensation von Tagungen und Kongressen aber auch von Kreuzfahrten an.

Mobilität, Freizeit und Reisen

Carsharing ist am Puls der Zeit

Die Idee der gemeinsamen Nutzung eines Fahrzeuges und nachbarschaftliches Autoteilen ist nicht neu. Im privaten Bereich oder in der Familie wurden Autos schon immer gemeinschaftlich genutzt. Seit den 1990er Jahren hat sich das Autoteilen professionalisert und wird unter dem Bergriff„Carsharing“ zu einem neuen zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt.

Carsharing auch in Brixen: in der Romstraße stehen den Kunden ein VW Golf und zwei VW UP! zu Verfügung. - Foto: carsharing Südtirol/AltoAdigeCarsharing auch in Brixen: in der Romstraße stehen den Kunden ein VW Golf und zwei VW UP! zu Verfügung. - Foto: carsharing Südtirol/AltoAdige

Die erste dokumentierte Carsharing-Organisation ist die Schweizer Selbstfahrergenossenschaft (SEFAGE) in Zürich 1948. Und bereits in den 1960er Jahren sind im Zusammenhang mit Studien zur zukünftigen, computergestützten Verkehrssteuerung Konzepte von Carsharing entstanden.
In den frühen 1970er Jahren gab es die ersten größeren Projekte: Das ProcoTip-System in Frankreich überdauerte nur zwei Jahre. Ein ambitionierteres Projekt aus Amsterdam hieß Witkar, das auf kleinen Elektrofahrzeugen und elektronischen Bedienelementen für Reservierung und Rückgabe beruhte sowie auf vielen Standorten in der Stadt. Das Projekt wurde Mitte der 1980er Jahre wieder aufgegeben.
Die 80er können als Wendepunkt bezeichnet werden. Mehrere kleinere Carsharing-Projekte entstanden.
Seit den 1990er Jahren weist Carsharing hohe Zuwachsraten bei den privaten Nutzern auf. Außerdem haben Unternehmen ihre geschäftlich genutzten Fahrzeuge teilweise auf Carsharing umgestellt; dies hat die Kosten pro Fahrzeugkilometer gesenkt. Weitere Impulse gehen von den langfristig steigenden Benzinpreisen aus.
Der weltweite Markt für Carsharing umfasst heute eine Milliarde Euro.
Carsharing in Südtirol
Auch in Südtirol wurde der innovative Ansatz bereits im Jahr 2000 vom Ökoinstitut aufgegriffen. Doch sowohl das Bozner wie auch ein Meraner Angebot scheiterten letztendlich – aus mangelndem Interesse sagen die einen, aufgrund mangelnder politischer Unterstützung die anderen. (Quelle: salto.bz)
2013 wurde mit dem Konsortium „Carsharing Südtirol/Alto Adige” ein neuer Versuch gestartet: und das ehrgeizige Projekt ist bereits auf Expansionskurs. Am 14. April 2014 wurde der offizielle Start von Carsharing in Brixen gefeiert. Damit gibt es mittlerweile sieben Gemeinden, in denen der Car Sharing Dienst genutzt werden kann. Bereits nach fünf0 Monaten haben sich über 490 Nutzer angemeldet. Von Privatpersonen über Businesskunden und Firmen, bis hin zu Verbänden, Organisationen jeglicher Art und Hotels. Reservierungen gehen schnell und unkompliziert über die Grüne Nummer 800 912 516 und über die App. Ab dem 1. Mai soll auch Buchen über Internet www.carsharing.bz.it möglich sein.
Flinkster, das Carsharing-Angebot der Deutschen Bahn, kooperiert ab sofort mit Carsharing in den Provinzen Bozen und Trient. In Bruneck, Brixen, Sand in Taufers, Leifers, Bozen, Mals, Meran, Rovereto und Trient stehen Fahrzeuge zur Anmietung zur Verfügung. Gleichzeitig haben die Kunden von Carsharing Südtirol und Car Sharing Trentino ab sofort die Möglichkeit, in Europa Fahrzeuge direkt zu buchen. Das Unternehmen „Flinkster” ist der Marktführer in Deutschland: 250.000 registrierten Kunden werden rund 3.100 Fahrzeuge in 140 Städten angeboten (darunter über 100 Elektrofahrzeuge).
Testfeld für E-Mobilität
Durch die finanzielle Förderung, die Öffentlichkeitswirkung und die damit verbundene Umweltentlastung, könnte Carsharing zum Testfeld für Elektromobilität werden.
Carsharing Südtirol Alto Adige arbeitet zusammen mit BLS/TIS/Autonome Provinz Bozen und verschiedenen Energieversorgern intensiv daran E-Mobilität in Südtirol zugänglich zu machen. Im Mai wird der erste E-UP für Testzwecke im Einsatz sein. Die Nutzung der ersten E-Cars für die Carsharing Südtirol Alto Adige-Kunden ist für diesen Herbst geplant. Bis dahin gilt es zusammen mit den Energieversorgern die notwendige Infrastruktur d.h. ein landesweites Netz von Ladestationen für E-Cars zu errichten.