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Senioren-Dasein in Südtirol

Potential der älteren Menschen wird zu wenig wertgeschätzt
Unter dem Titel „Senioren-Dasein in Südtirol“ hat das Landesinstitut für Statistik Astat gemeinsam mit der Freien Universität Bozen und dem Amt für Senioren und Sozialsprengel eine Seniorenstudie vorgelegt. Dabei wurden über 1800 Personen über 65 Jahren befragt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen ein umfangreiches Bild der Lebenswelt älterer Menschen in Südtirol und zugleich wirft sie Fragen auf und verweist auf Bedürfnisse und Notwendigkeiten, denen es nun zu begegnen gilt.

Broschüre des Astat: Senioren-Dasein in Südtirol.Broschüre des Astat: Senioren-Dasein in Südtirol.

Auffallend ist, dass die Lebenszufriedenheit der Senioren sehr hoch ist. Am höchsten ist sie betreffend der Wohnsituation und der eigenen Familie. Etwas weniger, besonders mit steigendem Alter, die Bereiche Freundschaften und Gesundheit. Schaut man etwas genauer hin, wird das Bild jedoch etwas weniger eindeutig. In der Einschätzung ihrer Lebenszufriedenheit beziehen sich Senioren oftmals auf die Vergangenheit und auf die früheren Lebensverhältnisse. Manches Mal auch auf die Zukunft und ihre Einschätzung derselben. Beide Bezüge bringen sie zum Schluss, dass es ihnen relativ gut geht, da es in der Vergangenheit „schlechter“ war und in der Zukunft „schlechter“ sein wird. Dies kam auch schon bei den im Vorfeld an der Universität durchgeführten qualitativen Interviews zum Vorschein. So haben Senioren in dieser Vorstudie erzählt, dass sie gerne in den Urlaub fahren würden, dass dies aber ein Luxus sei, den man nicht haben müsse. So ist die hohe Lebenszufriedenheit eine relative.
Renten nicht kürzen
Dieser skeptische Blick in die Zukunft wird auch dadurch bestätigt, dass knapp 90 Prozent der Senioren der Auffassung sind, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird und die Altersarmut zunehmen wird. Und die größten Wünsche der Senioren an die Gesellschaft sind, dass die Renten nicht gekürzt werden und die soziale Grundsicherung garantiert wird. (Zukünftige) Altersarmut wird von dem Großteil der Senioren als Problem gesehen. So zeigt diese Studie, dass knapp 20 Prozent der Senioren armutsgefährdet sind. Wichtig wäre es, den Themenbereich der Altersarmut noch verstärkt unter die Lupe zu nehmen. Diese Studie ist dazu eine wichtige Grundlage, müsste allerdings noch vertieft und ergänzt werden.
Mehr als die Hälfte der Senioren geben an, dass sie sich noch aktiv in die Gesellschaft einbringen möchten, sie möchten einen Beitrag leisten, die Erfahrungen des eigenen Lebens weitergeben und sich noch einmischen, den Mund aufmachen. Hier zeigen sich einerseits der Wunsch nach Anerkennung und Beteiligung und andererseits das Potential der älteren Menschen, das in der Gesellschaft noch zu wenig wertgeschätzt wird. Zwar engagieren sich viele in ehrenamtlichen Vereinen, am häufigsten verbreitet ist jedoch die Hilfe unter Nachbarn. Verständlich wird dies auch, wenn man bedenkt, dass für ältere Menschen der soziale Nahraum wieder an Bedeutung gewinnt, nachdem die Berufs- bzw. die Familienrolle abnimmt. Zugleich betonen rund ein Viertel der „nicht ehrenamtlich Engagierten“, dass ihnen die Gelegenheiten für sinnvolles Engagement fehlen. So zeigt diese Studie, dass Senioren sich engagieren, sich noch mehr in die Gesellschaft einbringen möchten, dass die derzeitigen Möglichkeiten des Engagements ihren Bedürfnissen aber oft nicht entsprechen. Auch zu diesen Fragestellungen wären noch Vertiefungen sinnvoll.
Selbständiges Wohnen
Die Wohnwünsche der Senioren sind auch im Alter an die Familie gebunden. So wünschen sich die meisten, falls sie nicht mehr selbstständig in einer Wohnung wohnen können, ein Zusammenleben mit der Familie (Kinder, Enkel, …) oder eine Unterstützung durch den Hauspflegedienst. Andere Wohnformen sind weniger gewünscht, sei es das Alters- oder Pflegeheim oder auch alternative Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser. Diese scheinen allerdings auch wenig bekannt zu sein, da sie in Südtirol nicht verbreitet sind. Dabei zeigt sich auch hier die Orientierung am sozialen Nahraum, da die älteren Menschen im eigenen Ort wohnen bleiben möchten.
Die seit kurzem vorliegende Seniorenstudie gibt einen guten Einblick in die Lebenswelt der älteren Menschen in Südtirol. Es gibt in Europa wenig vergleichbare Studien, die ein solch differenziertes Bild geben. Diese Studie sollte aber erst der Anfang der Auseinandersetzung zum Thema sein. Vertiefende Folgestudien zu einzelnen Aspekten und Schlussfolgerungen und Angebote um die Lebenssituationen älterer Menschen zu verbessern wären wünschenswert. So bietet diese Studie eine gute Grundlage zur Weiterarbeit für Verbände, öffentliche Einrichtungen und auch für politische Entscheidungsträger.

TEXT: Armin Bernhard

Armin Bernhard Armin Bernhard


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Nicht einverstanden

Seminar der christlichen Arbeitnehmer Europas
Die Versammlung der Bewegung der christlichen Arbeitnehmer Europas (EBCA) in Lissabon/Portugal vom 16. bis 19. Oktober 2014, schloss mit einer Erklärung zu zwei brennenden Themen, dem transatlantischen Handel zwischen den USA und der Europäischen Union und der polizeilichen Razzia „Mos Maiorum“.

Die Bewegung der christlichen Arbeitnehmer Europas (EBCA) hat sich mit dem transatlantischen Handelsvertrag (TTIP) zwischen den USA und der Europäischen Union beschäftigt und was er für das Leben der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Europas bedeutet. Deshalb manifestiert sie ihr „Nicht einverstanden“ mit diesem Vertrag und unterstützt die Initiative der europäischen Bürgerschaft „Stop TTIP“ und fordert, dass man die Verhandlungen zwischen der EU und den USA beendet.
Die EBCA hat sich mit der polizeilichen Maßnahme „Mos Maiorum“ gegen die illegalen Einwanderer in der gesamten EU beschäftigt und erklärt ihre energische Zurückweisung gegenüber dieser Art der menschenunwürdigen Maßnahmen, die gegen die Würde der Emigranten verstoßen und ihre fundamentalen Menschenrechte verletzen. Mit dieser Großmaßnahme wird versucht die Immigranten nach ihrer rassischen Zugehörigkeit zu identifizieren, das ist völlig illegal und unmenschlich. Diese Maßnahme erreicht nicht mehr als zu beweisen, dass die Einwanderungspolitik der EU ungerecht und unsolidarisch ist, weil sie erlaubt, dass 20.000 Menschen jährlich sterben. Angesichts dieser Situation können wir uns nur dem Ausruf Papst Franziskus in Lampedusa anschließen: „Schande“!!