Hebammen aus den veschiedenen Gesundheitsbezirken oder aus der Freiberuflichkeit bildeten sich zu diesem recht verbereiteten Krankheitsbild weiter. Es gilt die Depression zu enttabuisieren und schnelle Hilfe der erkrankten Mutter zukommen zukommen zu lassen.
Am 25. September 2015 fanden sich im Bozner Seminarraum „Freiraum“ 16 Hebammen aus Südtirol ein, um über die sehr aktuelle Thematik der postpartalen Depression zu sprechen. Zwei Psychologinnen aus Innsbruck, Dr. Stöckl und Dr. Schneitter begleiteten die Hebammen mit vielen Inputs durch den interessanten Tag. Jede fünfte Frau erkrankt während ihres Wochenbettverlaufes an einer Depression. Es ist also höchst an der Zeit dieses doch verbreitete Krankheitsbild zu enttabuisieren und den Betroffenen und deren Angehörigen schnelle effiziente Hilfe anzubieten.
Was können wir tun?
Gibt es Präventionsmöglichkeiten?
Welche Anlaufstellen gibt es in Südtirol?
Was muss in Zukunft passieren?
Diese Fragestellungen wurden von den Hebammen aus den verschiedenen Gesundheitsbezirken und aus der Freiberuflichkeit diskutiert.
Folgen können schwerwiegend sein
Die postpartalen Erkrankungen (d.h. Erkrankungen nach der Geburt des Kindes) unterscheiden sich nicht von den entsprechenden psychischen Erkrankungen in anderen Lebensabschnitten. Die besonderen Lebensumstände machen die Behandlung jedoch einzigartig. Die Folgen bei zu später Behandlung sind für das Kind und das soziale Umfeld schwerwiegend. Bindungsstörungen und Störungen der Mutter-Kind-Interaktion haben weitreichende Folgen für die Entwicklung des Säuglings. Zudem bestehen bei unzureichender Therapie ein hohes Rückfallrisiko und die Gefahr der Chronifizierung. Die postpartale Depression, bzw. Wochenbettdepression muss jedoch konsequent von dem Phänomen des „Baby-Blues“ unterschieden werden. Achtzig Prozent der frischgebackenen Mütter leiden in den ersten Tagen nach der Geburt des Kindes an Weinerlichkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Ängsten, Schlafmangel und Erschöpfung. Diese Symptome klingen nach einigen Tagen wieder ab und die Mutter fühlt sich meistens wohl in ihrer neuen Rolle sowie in ihrem sozialen Umfeld. Interventionen sind nicht notwendig, hilfreich ist sicherlich eine gute Aufklärung und Unterstützung durch das enge Familiengebilde.
Schnelle Hilfe tut not
Die postpartale Depression, sowie die postpartale Psychose, Angst- und Zwangsstörungen müssen jedoch unbedingt erkannt und schnellstmöglich behandelt werden. Die Information über diese Krankheitsbilder und deren Prävention wird bereits von Hebammen in den Geburtsvorbereitungskursen erteilt. Betroffene und Angehörige können sich jederzeit bei den Hebammen in den Sprengeln, falls vorhanden, oder bei freiberuflichen Hebammen bzw. bei Hebammen oder Psychologen in den Krankenhäusern melden und werden dann entsprechend betreut. Anhand von Literaturvorschlägen, Rollenspielen und Fallbeispielen konnten die Teilnehmerinnen wieder vieles in Erinnerung rufen und einiges dazulernen. Es war für alle ein gelungener Fortbildungstag und ein immer wieder notwendiger Austausch unter Berufskolleginnen.