Kommentar

Bedingungsloses Grundeinkommen

Finnland wagt das Sozial-Experiment
„Perustulokokeilu toteutetaan“ - „Ein Grundeinkommensversuch wird durchgeführt.“ So steht es im Koalitionsvertrag der neuen finnischen Regierung. Bei einer Umsetzung in der nun beginnenden Legislaturperiode wäre es der erste Versuch eines europäischen Landes, ein bedigungsloses Grundeinkommen (BGE) einzuführen. Finnland erhofft sich davon eine effizientere Organisation des Sozialstaates, wenn alle Transferleistungen wie Kindergeld, Rente, Wohngeld und Sozialhilfe durch einen fixen Betrag zur Grundsicherung (der unabhängig von Alter und Einkommen monatlich ausgezahlt wird) ersetzt werden.

Pirkko Kiema Pirkko Kiema

In den letzten Wochen und Monaten sind in verschiedenen Medien rege Diskussionen über das bedingungslose Grundeinkommen entstanden. Ganz Europa redet darüber. In meinem Heimatland Finnland wurde in der Presse zitiert, dass es als einer unter den ersten EU-Ländern das bedingungslose Grundeinkommen einführen will. Das Grundeinkommen ist in Finnland an und für sich kein neuer Gedanke. Seit vielen Jahren wird darüber in der Bevölkerung, in der Politik und in sozialen Bewegungen diskutiert. Doch leider wurde diese Idee nie in die Realität umgesetzt.
Ein Grundeinkommen für jedermann?
Jetzt scheint es endlich wahr zu werden, doch bei genauem Hinschauen auf das Programmes der finnischen Regierung werden viele meiner Landsleute enttäuscht sein. Im Regierungsprogramm findet man lediglich „Ein Grundeinkommensversuch wird durchgeführt“, das heißt, wie ich es verstehe, dass die Regierung in einem Modellversuch eine staatliche Grundleistung testen will. Allerding nicht für alle und bedingungslos, sondern nur Bürger, die eine schlecht bezahlte Arbeit annehmen, sollen vom Staat zusätzlich zum Lohn das Grundeinkommen ausbezahlt bekommen.

Die finnische Regierung hat sich nicht geäußert, wer in Zukunft das Grundeinkommen erhalten soll, unklar ist ob es auch arme Selbstständige und Arbeitnehmer mit niederem Lohn in den Genuss des Grundeinkommens kommen. Unter so vielen offenen Fragen möchte ich besonders als Frau eine herausfiltern. Werden Frauen in Zukunft später von der Mutterschaft in das Arbeitsleben zurückkehren, und welche Folgen würde es eventuell auf das zukünftige Berufsleben haben.
Das jetzige finnische Sozialsystem hält Langzeitarbeitslose eher davon ab, einen unterbezahlten Job anzunehmen. Ein Grundeinkommen gekoppelt an der Erwerbsfähigkeit würde die Menschen zu mehr Selbstverantwortung anspornen. So ist der Plan der Regierung.
An der Umsetzung wird noch gefeilt
Eines ist ganz klar, in Finnland gibt es weder einen Zeitplan für das Experiment „Grundeinkommen“ noch ist im Haushaltsvoranschlag der Regierung Geld vorgesehen. Vor alllem aber, und das finde ich tragisch, dass die Regierung nicht genau erklärt, was der Begriff „Grundeinkommen“ bedeutet. Deshalb glaube ich, dass die Regierung sehr wohl einen Hintergedanken mit dem Einführen des Grundeinkommens hat. Es sollen, so entnimmt man es aus der Presse, alle Leistungen wie Kindergeld, Rente, Wohngeld und Sozialhilfe durch einen fixen Betrag - der Grundsicherung - ersetzt werden.
Ich warte deshalb gespannt, wann und wie das Experiment in meinem Heimatland beginnt, und ob es in dieser Legislaturperiode überhaupt möglich ist, zum einen weil es so viele offene Fragen gibt und zum anderen weil die momentane wirtschaftliche Situation nicht rosig ist.
Mein Wunsch an die Regierung
Noin viisi miljoonaa suomalaista odottavat mielenkiinnolla uutta sosiaalilainsäädäntöä. (Finnland, ein Land mit ungefähr fünf Millionen Einwohnern, wartet gespannt auf eine gute Sozialgesetzgebung.)
Grundeinkommen
Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist ein sozialpolitisches Finanztransferkonzept, nach dem jeder Bürger – unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage – eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche – vom Staat ausgezahlte – finanzielle Zuwendung erhält, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen (Transferleistung). Falls ein Arbeitsverhältnis besteht, reduziert das Arbeitseinkommen durch einen bestimmten Schlüssel, die Höhe des Grundeinkomens, das ist das Bedarfsorientierte Grundeinkommen. Umso mehr Arbeitseinkommen desto niedriger das Grundeinkommen. Wenn das Arbeitseinkommen eine bestimmte Höhe erreicht hebt sich, durch Steuerabgaben, das Grundeinkommen auf.

KVW Aktuell

Fortbildung für Hebammen

Hilfe bei postpartaler Depression
Hebammen aus den veschiedenen Gesundheitsbezirken oder aus der Freiberuflichkeit bildeten sich zu diesem recht verbereiteten Krankheitsbild weiter. Es gilt die Depression zu enttabuisieren und schnelle Hilfe der erkrankten Mutter zukommen zukommen zu lassen.

Fortbildung für die Hebammen in SüdtirolFortbildung für die Hebammen in Südtirol

Am 25. September 2015 fanden sich im Bozner Seminarraum „Freiraum“ 16 Hebammen aus Südtirol ein, um über die sehr aktuelle Thematik der postpartalen Depression zu sprechen. Zwei Psychologinnen aus Innsbruck, Dr. Stöckl und Dr. Schneitter begleiteten die Hebammen mit vielen Inputs durch den interessanten Tag. Jede fünfte Frau erkrankt während ihres Wochenbettverlaufes an einer Depression. Es ist also höchst an der Zeit dieses doch verbreitete Krankheitsbild zu enttabuisieren und den Betroffenen und deren Angehörigen schnelle effiziente Hilfe anzubieten.
Was können wir tun?
Gibt es Präventionsmöglichkeiten?
Welche Anlaufstellen gibt es in Südtirol?
Was muss in Zukunft passieren?
Diese Fragestellungen wurden von den Hebammen aus den verschiedenen Gesundheitsbezirken und aus der Freiberuflichkeit diskutiert.
Folgen können schwerwiegend sein
Die postpartalen Erkrankungen (d.h. Erkrankungen nach der Geburt des Kindes) unterscheiden sich nicht von den entsprechenden psychischen Erkrankungen in anderen Lebensabschnitten. Die besonderen Lebensumstände machen die Behandlung jedoch einzigartig. Die Folgen bei zu später Behandlung sind für das Kind und das soziale Umfeld schwerwiegend. Bindungsstörungen und Störungen der Mutter-Kind-Interaktion haben weitreichende Folgen für die Entwicklung des Säuglings. Zudem bestehen bei unzureichender Therapie ein hohes Rückfallrisiko und die Gefahr der Chronifizierung. Die postpartale Depression, bzw. Wochenbettdepression muss jedoch konsequent von dem Phänomen des „Baby-Blues“ unterschieden werden. Achtzig Prozent der frischgebackenen Mütter leiden in den ersten Tagen nach der Geburt des Kindes an Weinerlichkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Ängsten, Schlafmangel und Erschöpfung. Diese Symptome klingen nach einigen Tagen wieder ab und die Mutter fühlt sich meistens wohl in ihrer neuen Rolle sowie in ihrem sozialen Umfeld. Interventionen sind nicht notwendig, hilfreich ist sicherlich eine gute Aufklärung und Unterstützung durch das enge Familiengebilde.
Schnelle Hilfe tut not
Die postpartale Depression, sowie die postpartale Psychose, Angst- und Zwangsstörungen müssen jedoch unbedingt erkannt und schnellstmöglich behandelt werden. Die Information über diese Krankheitsbilder und deren Prävention wird bereits von Hebammen in den Geburtsvorbereitungskursen erteilt. Betroffene und Angehörige können sich jederzeit bei den Hebammen in den Sprengeln, falls vorhanden, oder bei freiberuflichen Hebammen bzw. bei Hebammen oder Psychologen in den Krankenhäusern melden und werden dann entsprechend betreut. Anhand von Literaturvorschlägen, Rollenspielen und Fallbeispielen konnten die Teilnehmerinnen wieder vieles in Erinnerung rufen und einiges dazulernen. Es war für alle ein gelungener Fortbildungstag und ein immer wieder notwendiger Austausch unter Berufskolleginnen.