Lebenslanges Lernen

Erfolg mit sozialer Kompetenz

Wert und Nutzen für den persönlichen und beruflichen Werdegang
In den Bildungsdiskussionen der letzten Jahre ging es vor allem um bessere Qualifikationen für einen schwierigen Arbeitsmarkt. Heute steht Bildung für die Schärfung der eigenen, persönlichen Kompetenz. Wissen gibt es im Internet, aber das, was die persönliche „Gebildetheit“ ausmacht – also eine individuelle, authentische Persönlichkeit– muss man sich immer noch selbst erarbeiten.

Bildung wird mehr und mehr zur Persönlichkeitsbildung. FOTO: PIXELIO.DE / TWINLILIBildung wird mehr und mehr zur Persönlichkeitsbildung. FOTO: PIXELIO.DE / TWINLILI

Die Gründe für Persönlichkeitsbildung liegen auf der Hand: Ist ein Mensch gut mit den eigenen Gefühlen in Kontakt, weiß er seine Gedanken zu beobachten und zu steuern, ist er mit seiner Lebensgeschichte halbwegs im Reinen und im Selbstwert gesattelt, verfügt er über Vertrauen und Wertschätzung sich selbst, anderen und dem Leben gegenüber, weiß er über die eigenen wunden Punkte Bescheid und kann er sich anderen gegenüber zeigen, öffnen und schützen, so entwickelt er Authentizität, Robustheit, Konflikt- und Friedensfähigkeit. Dieser Prozess der Persönlichkeitsbildung erfolgt nicht von heute auf morgen, sondern dauert Jahre und läuft bis zum Lebensende. Meine eigene Persönlichkeitsbildung betreibe ich mehr oder minder bewusst seit zwanzig Jahren. Mein ursprünglicher Treiber, um über einen NLP-Kurs erste Schritte in Richtung persönliche Entwicklung zu machen, ist aus beruflichen Überlegungen entstanden.
Aneignen von sozialen und emotionalen Kompetenzen
Ich habe damals noch studiert und wollte mir soziale und emotionale Kompetenzen aneignen und nachweisen können, die, auch schon zur damaligen Zeit, im Berufsleben besonders gefragt waren. Später, mit Mitte 20, hatte ich persönlich eine schwierige Phase, was mir den weiteren Ansporn gab, mich noch tiefer mit mir selbst, meinen Gefühlen, Erwartungen, Blockaden und Zielen, sowie der Qualität meiner Beziehungen zu beschäftigen. Über die Jahre folgten verschiedenste Kurse und Ausbildungen in Kommunikation, Coaching, Beziehungen, Gemeinschaftsbildung, Meditation u.a.m. Ich habe für mich immer mehr den Wert und Nutzen einer vielfältigen Persönlichkeitsbildung erfahren: Ich wurde couragierter und hatte mehr Vertrauen, ich hörte mehr auf meine innere Stimme ohne ständig unter Druck zu sein und funktionieren zu müssen, ich entwickelte in meinen Beziehungen mehr Geduld, Offenheit und Wertschätzung und – was für mich vielleicht die wichtigste Entwicklung überhaupt gewesen ist: ich begann zunehmend aus dem Schwarz/Weiß, Richtig/Falsch–Denken und -Urteilen auszusteigen und die Welt, mich selbst und andere in ihrer Unterschiedlichkeit, Buntheit, Andersartigkeit auszuhalten und zu respektieren.
Respektvolles Miteinander
Dieser letzte Punkt ist für mich deshalb besonders wichtig, da ein pluralistisches Weltbild meiner Meinung nach die Basis für Kooperation, gemeinschaftliche Konstruktivität, Lösungsfindung und Frieden ist. Innere Haltungen, die hingegen stark polarisieren und in „so ist es richtig, so ist es falsch“ spalten, werten andere Meinungen und Menschen ab. Der Anspruch, es selbst besser zu wissen und besser zu machen als der andere, lässt keine Beziehungen auf Augenhöhe zu. Und dies macht ein respektvolles Miteinander unmöglich, weil sich eben jeder in seinem eigenen Selbstwert gewürdigt wissen möchte.
Das Innen und das Außen sind verbunden
Das Innen und das Außen hängen zusammen, und oftmals brauchen wir, um im Außen zu wirken, zu gestalten und zu verändern, eine Arbeit im Innen. Dieser Zusammenhang ist mittlerweile hinlänglich bekannt und ich kann jeder Frau und jedem Mann nur gratulieren, wenn er/sie, egal über welchen Ansatz oder welche Methode, damit beginnt, die faszinierende Welt des eigenen Selbst zu entdecken. Und, dass es immer mehr werden, die persönlichkeitsbildende Lernpfade beschreiten, gibt mir großes Vertrauen in die Zukunft der Menschheit.
Zur Person
Evelyn Oberleiter ist Gründerin und Geschäftsführerin des Terra Institute, Brixen. Seit ca. 15 Jahren ist sie in der Organisationsentwicklung und
Persönlichkeitsbildung tätig.

Text: Evelyn Oberleiter

Lebenslanges Lernen

Qualifikation im Beruf

Lebenslanges Lernen ist wichtiger Schritt in die Zukunft
Die Arbeitswelt und unser Umfeld verändern sich zunehmend schneller. Auch in Südtirol spürt man die Auswirkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels. Um mit diesen Anforderungen Schritt zu halten ist eine kontinuierliche Weiterbildung in der modernen Berufswelt wichtig. Ein Gespräch mit Barbara Jäger, Inhaberin des Personalberatungsunternehmens Business Pool in Bozen.

Foto: Pixelio.de / Julien ChristFoto: Pixelio.de / Julien Christ

Was versteht man unter dem Begriff „Lebenslanges Lernen“?
Barbara Jäger: Lebenslanges Lernen bedeutet die kontinuierliche Weiterbildung, nicht nur in fachlicher Hinsicht. Auch die Entwicklung der Persönlichkeit ist damit gemeint, denn diese beeinflusst schließlich auch das Auftreten im Beruf. Eine berufliche Weiterbildung ist immer auch eine Bereicherung für die Persönlichkeitsbildung. Es ist wichtig sich neue Herausforderungen zu suchen, am Ball zu bleiben, denn unser Umfeld verändert sich mittlerweile sehr schnell. Dazu gehört es auch sich immer wieder zu hinterfragen ob man zufrieden ist mit der derzeitigen Situation oder einen Handlungsbedarf sieht.
Welches sind die Gründe für berufliche Weiterbildung?
Barbara Jäger: Dies sind neue Anforderungen von Seiten des Arbeitgebers, der Wunsch nach Karriere oder einfach auch, weil jemand einen Schwenk in seinem beruflichen Leben macht und nach einer neuen Herausforderung sucht. Jeder Mensch sollte sich seiner beruflichen Wünsche bewusst werden und daraus die Maßnahmen ableiten. Es braucht Häuptlinge und es braucht die Indianer. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, was ihm liegt und wo er seine Fähigkeiten gut einsetzen kann.
Von der Lehre/Studium bis zur Rente im selben Betrieb ist auch in Südtirol ein Auslaufmodell. Werden in Zukunft unkonventionelle Bildungs- und Berufsbiografien zunehmen?
Barbara Jäger: In den vergangenen Jahren hat sich ein häufigerer Wechsel etabliert und er wird auch zunehmend von den Unternehmen akzeptiert. Allerdings sollte immer der rote Faden des Arbeitnehmers sichtbar sein, selbst bei einem kompletten Berufswechsel. Die Brüche sollten immer begründet sein. Bei der Vermittlung von Personal stellen wir schon fest, dass Unternehmen oft noch nach dem Arbeitnehmer mit dem perfekten Abschluss oder Lebenslauf suchen und eine nicht so geradlinige Berufsbiografie im ersten Moment abschreckend wirkt. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings auch vom zukünftigen Arbeitgeber anerkannt, dass ein Arbeitnehmer mit einem Patchwork-Lebenslauf zwar nicht so sehr Expertenwissen vorzuweisen hat, dafür aber oft anderes Know-how. Denn eine Veränderung bedeutet immer auch, dass man den Mut hat die eigene Komfortzone zu verlassen, den bisherigen gewohnten Rahmen zu erweitern und sich dadurch neue Kompetenzen aneignet. Dies kommt der eigenen Persönlichkeit zugute.
Die heute 15-Jährigen sollten laut Studien bis zu 15-mal mit einem Berufswechsel rechnen. Welches Rüstzeug und welche Qualifikationen benötigt ein Arbeitnehmer heute für morgen?
Barbara Jäger: Zu den wichtigsten Kompetenzen zählen neben dem Fachwissen mehr und mehr die Persönlichkeit, das Auftreten und die Präsentation der eigenen Person. Sprachen und Computerkenntnisse werden mittlerweile voraus gesetzt. Idealerweise sollte jemand das machen, was er gerne macht. Dann ist er darin gut und zeigt Engagement. Problemlösungskompetenz, also in Lösungen und nicht in Problemen zu denken und geistige Flexibilität sind weitere Fähigkeiten, die ein Arbeitnehmer unbedingt mitbringen sollte.
Sind berufsübergreifende Qualifikationen ein Vorteil für Arbeitnehmer?
Barbara Jäger: Sicherlich ist es von Vorteil, wenn jemand über den Tellerrand blicken kann. Aber ob jemand berufsübergreifende Qualifikationen benötigt, hängt ganz von seinem Arbeitsplatz ab. In einem größeren Betrieb mit klar definierten Abteilungen ist mehr Expertenwissen in der Tiefe gefragt, in einem kleineren Betrieb agieren meist mehr Generalisten.
Wie steht es mit der Fortbildungsbereitschaft der Arbeitnehmer in Südtirol?
Barbara Jäger: In Südtirol herrscht wenig Arbeitslosigkeit, daher ist es für Arbeitnehmer nicht so zwingend sich aktiv mit dem Arbeitsmarkt und seinen wechselnden Anforderungen auseinanderzusetzen. Dennoch sollte Weiterentwicklung als Bereicherung und nicht als ein Muss gesehen wird, welches vom Arbeitgeber aufgezwungen wird. Jede Weiterbildung bringt natürlich dem Arbeitgeber einen Mehrwert, aber vor allem auch dem Arbeitnehmer, denn das Wissen bleibt bei ihm. Ich vergleiche das gerne mit einem Rucksack bei einer Bergwanderung: je höher jemand hin­auf will, desto mehr hat er in den Rucksack zu packen um seinen Weg gut gehen zu können. Wenn ein Arbeitnehmer kündigt und sich eine neue Aufgabe sucht, nimmt er seinen Rucksack voll Wissen mit.
Wer viel weiß, lernt noch viel dazu: Ist es nicht so, dass gut ausgebildete Männer mit Vollzeitstellen mehr Chancen haben, Weiterbildungen zu nutzen als Teilzeitbeschäftigte? Haben Frauen einen Nachholbedarf?
Barbara Jäger: Viele Frauen sind mittlerweile sehr gut ausgebildet und arbeiten in verantwortungsvollen Positionen. Wenn sie in Familienpause gehen wird ihre Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz oft schwierig. Daher rate ich den Frauen einen Fahrplan für ihren Wiedereinstieg aufzustellen und diesen bereits vor ihrer Babypause mit dem Arbeitgeber zu besprechen. Dabei können sie auch ihre Weiterbildung ansprechen um nach ihrer Rückkehr in den Betrieb neue Aufgaben übernehmen zu können. Dadurch, dass Erziehung vorwiegend noch ein „Frauenthema“ ist, können in den meisten Fällen die Frauen ihren Arbeitsplatz nicht komplett wie vor der Familienpause wieder einnehmen. Auch während ihrer Babypause sollten sie mit dem Betrieb Kontakt halten indem sie sich z.B. Protokolle schicken lassen oder an wichtigen Sitzungen teilnehmen. Ich stelle immer wieder fest, dass Frauen sich nicht trauen und zutrauen zu fordern. Dahingehend möchte ich die Frauen ermutigen sich weniger anzupassen und auch mal anzuecken. Wir sind übrigens die erste Generation an Frauen, die mit denselben Berufsmöglichkeiten wie die Männer aufgewachsen ist.
Inwieweit wird die Fortbildung vom Arbeitgeber gefördert?
Barbara Jäger: In größeren Unternehmen gibt es oft innerbetriebliche Weiterbildungsmaßnahmen, kleinere Betriebe greifen oft auf externe Weiterbildungsanbieter zu.
FÖRDERBEITRÄGE
Beiträge für berufliche Weiterbildung
Einzelpersonen können beim Deutschen Bildungsressort, Bereich Berufsbildung um Finanzierungsbeiträge für berufliche Weiterbildungsmaßnahmen ansuchen. Detaillierte Informationen zu Gesuchsberechtigten, Voraussetzungen, Beitragshöhe und Einreichtermin unter www.provinz.bz.it/berufsbildung und Finanzielle Förderung oder bei den MitarbeiterInnen der Landesabteilung: Inge Clementi, Tel. 0471 416 919, Thomas Brunner, Tel. 0471 416 930. Für die Gewährung eines finanziellen Beitrages ist es erforderlich, vor Beginn der Weiterbildungsmaßnahme ein entsprechendes Gesuch einzureichen.
Zur Person
Barbara Jäger, Studium der internationalen Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Innsbruck und Siena, Master of Science in Human Resource Management (Zürich und Wales). Gründerin und Gesellschafterin des auf Personal- und Unternehmensentwicklung spezialisierten Unternehmens Business Pool.