Gesundheit

Weniger ist mehr

Fasten ist ein Jungbrunnen für Körper, Geist und Seele
Faste dich in die Einfachheit: Wohlgefühl, Gesundheit und Freude mit sich selber sind die Früchte! Denn Fasten ist eine einzigartige Quelle der Regeneration. Verbindet man das Fasten zusätzlich mit Wandern, schafft dies eine besonders wirkungsvolle Synergie.


Fasten ist ganzheitlich und bewirkt eine Reinigung und Verjüngung des Organismus. Es bringt das „Zuviel“ unseres Wohlstands wieder in Balance, bringt Klärung und Heilung. – FOTO: Paula Maria HolzerFasten ist ganzheitlich und bewirkt eine Reinigung und Verjüngung des Organismus. Es bringt das „Zuviel“ unseres Wohlstands wieder in Balance, bringt Klärung und Heilung. – FOTO: Paula Maria Holzer

„Wer stark, jung und gesund bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente.“ (Hippokrates)
Das Fasten gewinnt immer mehr an Bedeutung für Menschen, die bereit sind, die Verantwortung für ganzheitliche Gesundheit und Wohlbefinden in die eigene Hand zu nehmen. Eine Zeit des Verzichtens einzuhalten ist nämlich Ausdruck eines selbstbestimmten, reifen, erfüllten und bewussten Lebens. Das Fasten öffnet uns den Weg in jene Einfachheit, die den Blick für das Wesentliche wieder frei macht. Meist ist es die Sehnsucht nach den ganz, ganz einfachen Dingen, die im überfüllten Alltag verloren gegangen sind. So erfahren wir ganz, ganz innen in uns, dass die Natur uns alles schenkt, was wir für ein gesundes und langes Leben brauchen.
Wenn es höchste Zeit ist auszubrechen aus vielen unbedachten Gewohnheiten, die aus dem Gleichgewicht gebracht haben, dann bringt uns eine Fastenzeit wieder in Kontakt mit unseren wahren Bedürfnissen. Denn es ist der Überfluss, durch den die heutige Gesellschaft das wohltuende rechte Maß verloren hat. Von Vielem zu viel, von Anderem zu wenig: zu viel Hektik und Stress, zu wenig Achtsamkeit, Ruhe und Entspannung, zu viel Essen, zu wenig Bewegung sind die Krankmacher unserer Zeit. Das Fasten räumt auf, ordnet, klärt, heilt.
Fasten für den Körper
Vorsorgen ist besser als heilen!
Es gibt kaum wirksamere Entschlackungs-, Entsäuerungs- und Entgiftungsmaßnahmen als das Fasten. Die Regeneration einer vorgeschädigten Leber beispielsweise grenzt ans Wunderbare. Durch die westliche Lebensweise bedingte Übersäuerung des Körpers bewirkt die gängigsten Wohlstandskrankheiten unserer Zeit: Ablagerungen in Blutgefäßen und Gelenken und damit verbundene Schmerzen, Bildung von Gallen-, Blasen- und Nierensteinen, Gicht und viele rheumatische Erkrankungen, hoher Blutdruck, erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte, chronische Müdigkeit und Energielosigkeit. Durch die Gewichtsabnahme werden Herz, Gelenke, Wirbelsäule und Füße entlastet. Hautprobleme erfahren deutliche Besserung.
Großen Zuspruch finden Fastenkuren mittlerweile in der Wissenschaft. 2012 hat beispielsweise der junge, italienische Zellbilologe Valter Longo, Professor für Gerontologie und Biologie an der University of Southern California, belegt, wie sehr das Fasten die gesunden Zellen stärkt und kranke schwächt. „Das Fasten ist ein Albtraum für die Krebszellen“, so Prof. Longo in seiner Studie, die in der Zeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde. Tatsächlich gilt das Fasten seitdem vielen Onkologen nicht nur in den USA als ideale komplementäre Behandlung während einer Chemotherapie. Denn Fasten schützt nicht nur die gesunden Zellen vor dem Chemiecocktail, es macht auch die Krebszellen schwächer. Gerät der Organismus nun durch eine Hungersituation in Bedrängnis, so mobilisiert er alle Kraft und zentriert alle Energie in das Gesunde und eliminiert alles Schwache. Der gesamte Fokus richtet sich nur auf Eines: Überleben! Nichts stärkt das Immunsystem so nachhaltig wie regelmäßiges Fasten. Auch Professor Andreas Michalsen von der Berliner Charité hat das Fasten im klinischen Alltag geprüft und so gute Ergebnisse erlebt, dass er vor laufenden Fernsehkameras verkündete, wenn er mit irgendeinem Medikament auch nur annähernd solche Resultate erzielen könnte, würden die Geldgeber Schlange stehen. Da es sich aber um kein Medikament sondern lediglich ums Fasten handle, müsse er die Forschungen aus Geldmangel abbrechen. Die Pharmaindustrie tut ihr Übriges, um das Fasten in Verruf zu bringen, da Krankheit, insbesondere chronische, sehr einträglich und gewinnbringend für diese ist.
Die Fähigkeit, lange Hungerperioden zu überstehen, hat das Fortbestehen der menschlichen Rasse im Laufe der Jahrhunderte ermöglicht. Ein Leben ohne feste Nahrung für eine begrenzte Zeit ist in unseren Genen gespeichert. So besitzt der Mensch zwei verschiedene Energieprogramme: einmal für Zeiten des Überflusses die Ernährung von außen, für Fastenzeiten aber schaltet der Körper um auf eine Ernährung von innen. So bleibt der Mensch ohne feste Nahrung leistungsfähig und gut gelaunt. Es bleibt uns nur das Staunen vor der wunderbaren Weisheit und dem inneren Arzt unseres Körpers: er baut als erstes alles Krankmachende, Belastende, Überflüssige ab. Überschüssiges Eiweiß, das Ablagerungen und Steine bildet und die Blutgefäße verstopft, kommt als erstes dran. Es beginnt eine Grundreinigung, Entschlackung und vor allem Entsäuerung. Heilung geschieht. Dies erklärt, warum die ältesten, widerstandsfähigsten, friedliebendsten und gesündesten Menschen in jenen abgelegenen Bergregionen zu finden sind, wo das Fasten ganz natürlich zum Jahresablauf gehört, weil die Vorräte nicht für den ganzen Winter reichen. „Steinalt und kerngesund“ heißt die Studie von Marcus Lauk, die dazu gemacht wurde.
Fasten für die Seele
Fasten, sagen die Mönche, verändert zwar nicht die Welt. Aber Fasten verändert den Menschen. Und Menschen verändern die Welt. Jesus, Moses, Buddha, Mohammed, der heilige Franziskus – alle haben in langen Fastenzeiten zu den Grundordnungen des Lebens gefunden. So gehört die vorösterliche Fastenzeit zu unserer christlichen Tradition. Dass die Adventzeit in unserer Religion von jeher eine Fastenzeit war, ist ein wenig in Vergessenheit geraten. Verzicht lässt den Menschen sich auf die tragenden Werte besinnen und in Kontakt kommen mit jener göttlichen Einheit, die unsere Macher- Gesellschaft verloren hat. Fasten führt zu einer tiefen Verbundenheit.
Fasten für den Geist
Fasten ist keine Schminke auf der Oberfläche. Fasten ist radikal, geht an die Wurzel des Übels und ist ein tief verändernder Einschnitt in unbewusstes krankmachendes Verhalten.
Ist eine Neuordnung des Lebens Not-wendig geworden? Einmal ganz heraustreten aus den Gewohnheiten, Bilanz ziehen um Ungeklärtes zu klären, in Unordnung Geratenes zu ordnen, um die Gedanken zu überprüfen und sich zu fragen: was will ich wirklich, wirklich? Es ist unumgänglich, sich immer wieder heraus zu nehmen, um eine Bestandsaufnahme darüber zu machen, wo ich gerade bin und wo ich hingehen möchte. Heraustreten, weil mitten drin im Strudel des Geschehens gar nicht erkannt werden kann, welches die Last ist, die mich im Alltag erdrückt. Weil mitten drin die großen Zusammenhänge nicht erkennbar sind. Das Fasten ist ein Heraustreten aus der Mühle, aus dem Hamsterrad, damit nicht irgendwann die Erkenntnis, nicht wirklich frei und lebendig gelebt zu haben, Verbitterung bringt. Fasten stärkt das Selbstvertrauen und schafft das Milieu für ein leichtes, gesundes, zufriedenes und bewusstes Leben in Eigenverantwortung und Bewusstheit.
Zur Person
Paula Maria Holzer, Religionspädagogin, Pilgerin und Leiterin von Pilger- und Fastenwandergruppen

TEXT: Paula Maria Holzer

Gesundheit

Ein Leben in Balance

Wie wir trotz Stress mit unserer Energie richtig umgehen können
Körperliche und geistige Leistungsfähigkeit bilden die Voraussetzung für ein erfülltes und erfolgreiches Privat- und Berufsleben. Durch Stress kann der Organismus völlig aus dem Gleichgewicht geraten, daher gilt es einige Maßnahmen zu beachten.

Digital vernetzt, ständig erreichbar und immer im Einsatz, so sieht die Lebenswirklichkeit vieler Menschen aus. Wer eine längere Zeit so lebt, dessen Energiehaushalt ist schnell 
verbraucht. – FOTO: Pixelio.de /Hendrik MeintsDigital vernetzt, ständig erreichbar und immer im Einsatz, so sieht die Lebenswirklichkeit vieler Menschen aus. Wer eine längere Zeit so lebt, dessen Energiehaushalt ist schnell 
verbraucht. – FOTO: Pixelio.de /Hendrik Meints

Die Symptome, die wir bei Stress verspüren, sind von Mensch zu Mensch verschieden. Dem einen schlägt eine Stressbelastung auf den Magen, ein anderer bekommt Herzbeschwerden usw. Auch Frauen und Männer reagieren auf Stresssituationen unterschiedlich. Männer reagieren eher aktiv, Frauen eher passiv. Männer stärken z.B. in Stresssituationen ihr Ego, indem sie an ihre Erfolge denken und sie suchen nach Möglichkeiten, die Stressfaktoren zu ändern. Frauen hingegen suchen eher Rückendeckung bei anderen, bemitleiden sich, machen sich Selbstvorwürfe oder neigen zu Flucht und Resignation.
Im Folgenden eine Auflistung an Stressymptomen, die sich körperlich, geistig und im Verhalten bemerkbar machen:
Herzkreislaufbeschwerden wie Bluthochdruck, Schwindel, Herzrasen, Atembeschwerden
Schmerzen wie etwa Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen
Störungen des Magendarmtrakts wie Durchfall, Verstopfung, Magendruck, Reizmagen, Sodbrennen
Appetitlosigkeit oder Heißhunger
Schlafstörungen wie Einschlaf-, Durchschlaf- und Ausschlafstörungen
innerliche Unruhe
Konzentrationsstörungen, Denkblockaden, Vergesslichkeit, Wortfindungsschwierigkeiten
Nägelkauen, Zähneknirschen
chronische Müdigkeit, Antriebslosigkeit
schlecht gelaunt, gereizt bis hin zu aggressiv sein
unzufrieden sein, lustlos sein - auch in sexueller Hinsicht
Angstgefühle
Depression
Stress und Hormone
Für unseren Körper ist eine Stressbelastung gefährlich oder unkontrollierbar. Auf diese Anforderungen reagiert unser Körper mit der Ausschüttung verschiedenster Stresshormone. Während einer akuten Stresssituation ist das autonome Nervensystem von zentraler Bedeutung. Der Sympathikus ist unter anderem für Aktivierung, Flucht und Kampf zuständig. Der Parasympathikus ist der Gegenspieler des sympathischen Nervensystems und reguliert Prozesse, die in körperlicher Ruhe stattfinden wie z.B. Nahrungsaufnahme oder Wachstum.
Zu Beginn der akuten Stresssituation werden Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt. Das sind Hormone aus dem Nebennierenmark. Auch das Hormon Kortisol aus der Nebennierenrinde wird in Stresssituationen freigesetzt. Geben wir unserem Körper keine Entwarnung, indem wir die als belastend und stressig erlebte Situation ändern oder verlassen, dann werden die Stresshormone nicht abgebaut und die körperliche Anspannung bleibt erhalten. Der Körper befindet sich dann in einem chronischen Anspannungs- und Aktivierungszustand. Es ist daher verständlich, dass eine länger andauernde Stressbelastung unseren Körper krank macht. Das ist vergleichbar als würde man mit einem Auto ständig am Limit fahren und sich nicht darum kümmern, dass Reifen und Ölstand in Ordung ist. Langfristig geht das nicht gut!
Jeder Rennfahrer macht bei einem Rennen regelmäßig Boxenstopps. Auch im täglichen Leben braucht es Boxenstopps!
Wie ich Stress vorbeuge und was ich gegen Stress tun kann
Stresssituationen bewusst meiden
Jeder von uns weiß, welche Situationen im Alltag stressreich sind. Meiden Sie diese Situationen indem sie Arbeiten delegieren. Sprechen Sie mit Vorgesetzten wie man Abläufe anders planen könnte.
Spannungen ansprechen und klären
Akzeptieren Sie, dass Streit und Konflikte normal sind.
Perfektionismus ablegen
Erwartungen (vor allem an sich selbst) nicht zu hoch setzen.
Genügend Schlaf
Wir leben in einer Schlafmangelgesellschaft und züchten so selbst eine sogenannte reizbare Schwäche mit Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Ein berufstätiger Mensch braucht mindestens sieben Stunden Schlaf um seine Leistungsfähigkeit langfristig aufrecht zu erhalten.
Körperliche Aktivität
Ideal ist ein tägliches Bewegungspensum von ca. 30 Minuten im Freien. Laufen oder walken im Wald, Fahrrad fahren oder schwimmen.
Gesunde Ernährung
Gesunde Ernährung bedeutet viel Obst und Gemüse, Nüsse als Gehirnnahrung, wenig tierisches Eiweiß und mindestens zwei Liter Wasser täglich.
Kaffee und Alkohol in Maßen
zu sich nehmen
Zwei Tassen Kaffee am Tag schaden meist nicht. Ab sechs Tassen besteht eine Kaffesucht. Kleine Mengen an Alkohol können sogar die Blutgefäße schützen und so die Gefahr von Cholesterinablagerungen verringern. Für Männer gilt die Regel ein Glas Wein täglich, bei Frauen sollte es wegen der geringeren Muskelmasse ungefähr die Hälfte sein.
Ruhephasen einplanen und Entspannung lernen
Sowohl im Alltag wie auch an den Wochenenden müssen echte Ruhephasen eingeplant werden. Damit eine wirkliche Regeneration eintreten kann, sollten Sie sich am Wochenende und am Abend mindestens zwei Stunden Zeit für sich nehmen. Schützen Sie ihre Erholungszeiten vor dem Zugriff von Freunden, Familie und Verwandtschaft. Ideal ist auch eine Entspannungstechnik wie Meditation, Yoga oder autogenes Training. Auch ein Buch lesen bedeutet Entspannung. Üben Sie sich immer wieder in der Kunst des „einfachen Faulenzens“.
Handyfreie Zeiten einplanen
Viel Stress wird durch ständige Erreichbarkeit ausgelöst. Über Mittag und von 19 Uhr abends bis 6 Uhr in der Früh sollte das Handy konsequent ausgeschalten werden. An Wochenenden sollte auch tagsüber eine handyfreie Zeit (mindestens fünf Stunden) eingebaut werden.
Hobbys und Kontakte pflegen
Lebenslanges Lernen, Kreativität und Geselligkeit sind absolut wichtig für die psychosoziale Gesundheit. Aber bitte nicht am Wochenende den Berufsstress mit „Freizeitstress“ verlängern. Oft wird dieser als Ausgleich für den Frust im Job genutzt, wenn eigentlich Ausruhen angesagt wäre. Schon im Altertum war bekannt, dass Anspannung und Entspannung, Arbeit und Ausruhen einander ablösen müssen, damit der Mensch gesund und leistungsfähig bleibt. Vita activa und Vita contemplativa - eine Regel, die gerade heute ex­trem wichtig ist.
Und vor allem gilt:
Seien und bleiben Sie offen, entwickeln Sie im Stressfall neue Lebensstrategien und fragen Sie sich immer wieder, was gerade schwierige und stressige Situationen Ihnen womöglich sagen wollen. Gilt es womöglich etwas zu lernen, etwas zu ändern oder etwas zu begreifen?
Zur Person
Alexander Angerer, Medizinstudium in Innsbruck mit Zusatzausbildungen in Komplementär­medizin. Privatordination in Naturns, seit 2014 leitender Arzt des Dienstes für Komplementärmedizin in der Marienklinik in Bozen

TEXT: Alexander Angerer