Richtiges Handeln
BLSD im Gastgewerbe

Leben retten in der Küche

Warum jeder Koch die Kunst der Herz-Lungen-Wiederbelebung beherrschen sollte – und wie der Defibrillator den Unterschied machen kann.
In einer unserer vorherigen Ausgaben haben wir bereits den Herzinfarkt ohne AED (Automatisierter Externer Defibrillator) unter die Lupe genommen und gezeigt, wie wichtig eine schnelle Reaktion in einem solchen Notfall ist. In dieser Ausgabe widmen wir uns nun der entscheidenden Rolle des BLSD (Basismaßnahmen zur Wiederbelebung) und wie der Einsatz eines Defibrillators das Leben eines Menschen retten kann.
In der Gastronomie, wo das Tempo hoch und die Arbeit oft stressig ist, ist es unerlässlich, im Notfall schnell und richtig zu handeln. Besonders bei einem plötzlichen Herzstillstand ist eine schnelle Reaktion entscheidend – hier kommt BLSD ins Spiel. Diese Maßnahme kann Leben retten, wenn sie richtig angewendet wird.
Was ist BLSD?
BLSD umfasst die sofortige Durchführung lebensrettender Maßnahmen, um das Herz wieder in Gang zu bringen. Es kombiniert die Basismaßnahmen zur Wiederbelebung mit Defibrillator (BLS), wie Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW), mit der Anwendung eines Defibrillators (AED). Der Defibrillator hilft, das Herz durch einen elektrischen Schock zu reanimieren, wenn es zu einem Kammerflimmern kommt.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Anwendung von BLSD
1. Notruf absetzen:
Der erste Schritt, bevor du mit der Reanimation beginnst, ist, den Notruf zu wählen (112). Es ist wichtig, dass ein Rettungsdienst informiert wird, während du die Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführst.
2. Überprüfung der Reaktionsfähigkeit:
Überprüfe, ob die betroffene Person bei Bewusstsein ist, indem du sie sanft ansprichst und an den Schultern schüttelst. Wenn keine Reaktion kommt, gehe davon aus, dass die Person bewusstlos ist.
3. Atmung prüfen:
Lege die Person flach auf den Rücken und prüfe, ob sie atmet. Dies kannst du tun, indem du den Kopf leicht zurückneigst, die Atemwege freimachst und den Brustkorb beobachtest. Wenn keine normale Atmung erkennbar ist, beginne mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW).
4. Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW):
Stelle dich neben die betroffene Person und lege deine Hände übereinander in die Mitte des Brustkorbs. Drücke kräftig und schnell, mit einer Frequenz von etwa 100–120 Kompressionen pro Minute, und achte darauf, dass der Brustkorb ausreichend absinkt. Mache nach je 30 Kompressionen eine Pause, um zwei Atemstöße zu geben, wenn du die entsprechende Ausbildung dazu hast. Wenn nicht, fahre mit den Kompressionen fort, bis der Defibrillator verfügbar ist oder professionelle Hilfe eintrifft.
5. Defibrillator anwenden:
Sobald der Defibrillator verfügbar ist, schalte ihn ein und folge den gesprochenen Anweisungen des Geräts. Die Elektrodenpads müssen auf die entblößte Brust der Person aufgebracht werden. Der Defibrillator wird die Herzaktivität analysieren. Falls ein Schock notwendig ist, wird das Gerät automatisch die Anweisung geben, den Schock zu verabreichen. Drücke den Knopf, wenn der Defibrillator dazu auffordert, und lasse den Schock verabreichen.
6. Wiederholung der Schritte:
Wenn der Defibrillator keinen Schock empfiehlt oder die Person nach dem Schock weiterhin nicht atmet, fahre mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung fort und wiederhole die Schritte, bis der Rettungsdienst eintrifft oder die Person wieder zu atmen beginnt.
Warum ist BLSD besonders wichtig in der Gastronomie?
Unfälle, wie plötzlicher Herzstillstand, können jederzeit und an jedem Arbeitsplatz auftreten – auch in der Gastronomie. In einem hektischen Restaurantbetrieb oder einer belebten Küche ist es entscheidend, dass das Team schnell und ruhig reagiert. Die Anwendung von BLSD rettet nicht nur Leben, sondern sorgt auch für mehr Sicherheit für Kollegen und Gäste. Besonders wichtig ist die regelmäßige Schulung des gesamten Teams, damit jeder im Notfall sicher und richtig handeln kann.
Hier können Sie das A4 Plakat herunterladen

Events
Gastronomie-Fachtagung COOLinaria am 6. Mai im Gustelier in Bozen

Die Zukunft von Fleisch in der Gastronomie

„Ich liebe Tiere – und ich esse auch gerne Tiere.“ Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch klingen mag, ist es für Marlene Halter aber nicht.
Die gelernte Köchin und Autodidaktin im Metzgerhandwerk fasziniert die Transformation von rohem Fleisch zu schmackhaften Gerichten – sei es durch Trocknen, Pökeln, Sieden, Braten oder Schmoren. Entscheidend ist, dass es den Tieren zu Lebzeiten gut geht.
Nach Stationen in Restaurants von Zürich bis New York betrieb Marlene Halter sieben Jahre lang die „Metzg“ in Zürich – ihr eigenes Restaurant mit offener Küche und Spezialitätenmetzgerei in einem.
Welche Herausforderungen sehen Sie im Fleischangebot der Gastronomie?
Marlene Halter: Fleischkonsum wird zunehmend kritisiert, aus ökologischen und tierethischen, teils auch aus gesundheitlichen Gründen. Und wenn man als Gastronomin qualitativ hochwertiges Fleisch von guter Herkunft einsetzt, wird es schnell sehr teuer, was nicht jeder Gast bereit ist zu bezahlen. Daher muss ich überlegen, wie ich sinnvoll und wirtschaftlich erfolgreich mit dem Thema Fleisch umgehe.
Sie haben selbst sieben Jahre lang die „Metzg“ in Zürich geführt, ein Lokal der alternativen Fleischkultur. Mit 30 Sitzplätzen, viel Take Away-Geschäft und einer kleinen Fleischtheke. Was war Ihr Ziel?
Marlene Halter: Für mich war es immer wichtig, dass das Produkt qualitativ gut ist, aber die Lieferanten auch Tierwohl und Ökologie ernst nehmen. Ich kannte die allermeisten persönlich. Mit der Zeit wurde ich immer konsequenter und bio ein wesentliches Kriterium, auch bei Gemüse oder Getreide. Während meiner Zeit in New York hatte ich neue Schnitte von Tiermuskeln kennengelernt, die man im deutschsprachigen Raum kaum kennt: So zum Beispiel Skirt und Hanger Steak, beide vom Zwerchfell, die sich zum Kurzbraten eigenen und nicht nur für Hackfleisch oder gar Hundefutter, wie üblich in der Schweiz. Ich nenne sie gerne „Special Cuts“ und arbeitete viel damit. So gelang es auch, den Wareneinsatz von hochwertigem Fleisch akzeptabel zu halten.
Ihre Lieblingsgerichte?
Kutteln finde ich zum Beispiel spannend – sie sind in der Küche total unterschätzt. Und dann fällt mir noch die Fledermaus ein, in Frankreich als Araignée bekannt: ein Special Cut mit schönem Fettanteil, toller Konsistenz und fantastischem, intensivem Aroma.
Nun haben Sie der Gastronomie den Rücken gekehrt - wieso das?
Marlene Halter: Mein Traum war immer schon ein eigener Bauernhof mit Tieren. Um herauszufinden, ob diese Idee Wirklichkeit werden kann, habe ich sechs Monate lang Praktika auf Bauernhöfen gemacht – und ich hatte Riesenspaß dabei. Aber zeitgleich ein Restaurant zu führen, das geht einfach nicht. Jetzt möchte ich viel mehr einer ökologisch vertretbaren Fleisch- und Lebensmittelproduktion auf den Grund gehen und als Landwirtin meinen Beitrag dazu leisten.
Trotzdem bleibt Marlene Halter der Gastronomie ein bisschen treu: Sie ist in Pop-Up Restaurants oder auf Events als Köchin und Fleischexpertin unterwegs. Zur Fachtagung COOLinaria bringt sie nicht nur spannende Geschichten und Gedanken zum nachhaltigen Fleischgenuss mit, sondern setzt im Workshop am Nachmittag auch gleich Gerichte mit Kutteln und Specials Cuts in die Praxis um.
Hier geht es zur Anmeldeseite und dem Programm
Bettina Schmid
Leiterin Gustelier & Gastro