4 Zielsetzungen und Maßnahmen
zum Schwerpunkt Seniorenpolitik
4.2 Stärkung der Eigenständigkeit der SeniorInnen im gewohnten Lebensumfeld
Ein Kernziel der Sozialpolitik ist die Stärkung der Eigenverantwortung und der selbständigen Lebensführung der SeniorInnen im gewohnten häuslichen Umfeld. Diesem Ansatz entsprechend erfolgen die Konzipierung und der Aufbau der verschiedenen Betreuungsformen bottom up. Zunächst werden also die älteren Menschen durch Information, Beratung und einfache Hilfsdienste bzw. die bauliche Anpassung der Wohnung in der selbständigen Lebensführung unterstützt. Hilfestellungen des familiären Umfelds spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Kinder und PartnerInnen, die pflegebedürftige ältere Menschen betreuen, leisten eine aufopferungsvolle Arbeit, die oft über viele Jahre hinweg erbracht wird. Wertvoll sind auch die diesbezüglichen Dienste der sog. „Badanti“. Dabei handelt es sich meist aus dem osteuropäischen Raum stammende Frauen, die vor allem bei hoher Pflegeintensität eingesetzt werden. Wo familiäre bzw. marktgängige Betreuungsangebote nicht eingesetzt werden können bzw. die Betreuung nicht ausreichend absichern, gewinnt die Aktivierung der Nachbarschaftshilfe und von anderen informellen Hilfsdiensten an Bedeutung. In diesem Feld sind vor allem soziale Verbände und Vereine, kirchliche Einrichtungen bzw. gewerkschaftliche Solidarstrukturen tätig. Ihre Hilfestellungen erfolgen in der Regel auf Volontariatsebene, können aber auch in ein strukturiertes Konzept der Wohnviertel- oder Stadtvierteldienste mit professionellen Qualitätsgarantien eingebettet werden. In Betracht zu ziehen ist auch der Aufbau neuer zivilgesellschaftlicher Initiativen auf der Ebene der Wohnviertel bzw. des Stadtviertels, etwa in Form von Bürgergenossenschaften und Cohousing-Modellen. Das Ziel besteht darin, das vorhandene Sozialkapitel zur Unterstützung der Gemeinschaft zur Geltung zu bringen und nach Möglichkeit kleinräumige Gemeinschafts- und Betreuungskonzepte umzusetzen, die bewirken, dass die Einzelnen sich darin besser beheimatet fühlen. Die Entwicklung und Umsetzung entsprechender Angebote ist seitens der öffentlichen Hand förderungswürdig, wobei sowohl die Landesverwaltung als auch die Gemeinde finanzielle Unterstützungen bereitstellen können. Die politische Verantwortung der Stadtgemeinde Meran und ihre Rolle als TrägerIn von Strukturen und Dienstleistungen sind in konkrete Maßnahmen umzumünzen, wobei wie erwähnt auch andere öffentliche und private Einrichtungen und Organisationen der Zivilgesellschaft in diesem Bereich mitwirken.
Bei Beauftragung von externen Fachleuten können zusätzliche Kosten für die Gestaltung einer eigenen Sektion auf der Homepage der Stadtgemeinde anfallen.
Für die Umsetzung des Pilotprojekts zur Aktivierung der Nachbarschaftsnetzwerke nimmt die Gemeinde zusätzlich eine Unterstützung durch Fachleute im Bereich der Gemeinwesenentwicklung in Anspruch. In weiterer Folge können Kosten für die Weiterbildung freiwilliger MitarbeiterInnen anfallen.
Erfolgreiche Erprobung neuer Ansätze für die Vernetzung von Angebot und Nachfrage im Bereich der Unterstützung der Selbständigkeit der SeniorInnen unter Einbindung der Sozialverbände.
Etablierung von Fürsorgepatenschaften.
4.2.1 Maßnahme: Initiativen der Stadtgemeinde Meran zur Information der SeniorInnen über die bedarfsgerechte Anpassung von Wohnungen
Kontext, Ziel
Mit fortschreitendem Alter nehmen die Beweglichkeit und die Autonomie in der Haushaltsführung und bei der Bewältigung der alltäglichen Verrichtungen ab. Geräte und Vorrichtungen, die es erleichtern, die notwendigen Handgriffe auszuführen und Stabilität und Sicherheit geben, sind in solchen Situationen eine große Hilfe. Bauliche Anpassungen der eigenen Wohnung tragen dazu bei, Hürden für die Mobilität zu beseitigen und die Fortbewegung zu erleichtern. Immer größere Bedeutung erhält die Sensorentechnik zur Umfeldkontrolle und Steuerung von elektronischen Dienstleistungen (Domotik) in den Wohnungen. Elektronische Hilfsmittel werden dafür eingesetzt, Bedarfssituationen zu erkennen und entsprechende Dienstleistungen zu aktivieren. Die Stadtgemeinde Meran setzt sich das Ziel, die SeniorInnen und allgemein die Familien über die verschiedenen Formen der Unterstützung für die selbständige Lebensführung sowie über entsprechende Beratungsangebote und Finanzierungsmodelle zu informieren.
Maßnahme
Bereitstellung von Informationen, u.a. auf der Homepage der Stadtgemeinde, zu den Möglichkeiten der Unterstützung der selbständigen Lebensführung im Alter und zu den Beratungsangeboten bzw. den vorgesehenen finanziellen Unterstützungen. Diesbezüglich wird die Zusammenarbeit mit der Sozialgenossenschaft Independent L angestrebt, die in vielfältiger Weise die Anliegen von Personen mit eingeschränkter Mobilität unterstützt und mit der Gemeinde diesbezügliche Projekte wie „Smart City“ vorantreibt.
Begründung
Die SeniorInnen und die Familienangehörigen sowie soziale Organisationen sind darauf aufmerksam zu machen, dass es zahlreiche Instrumente und Möglichkeiten der baulichen Anpassung gibt, um die selbständige Lebensführung im Alter zu erleichtern.
Zuständigkeit
Amt für Sozialwesen in Kooperation mit auf diesem Gebiet aktiven Organisationen der Zivilgesellschaft.
Zeitrahmen
Fortlaufend ab 2020.
Ressourcen
Bei der Umsetzung dieser Maßnahme stützt sich die Gemeinde auf interne Ressourcen der Abteilung V.Bei Beauftragung von externen Fachleuten können zusätzliche Kosten für die Gestaltung einer eigenen Sektion auf der Homepage der Stadtgemeinde anfallen.
Schätzung des Finanzaufwandes
Für die Ergänzung der Homepage werden Kosten im Ausmaß von 5.000 Euro veranschlagt.
Indikatoren für die Umsetzung
Informationsmaterial der Stadtgemeinde, eigener Bereich auf der Homepage.
4.2.2 Maßnahme: Pilotprojekte zur Nachbarschaftshilfe
Kontext, Ziel
Die Nachbarschaftshilfe ist eine wichtige Ressource für die Abdeckung von Betreuungsaufgaben. Aufgrund ihres informellen Charakters hängt ihre Aktivierung von den gut nachbarschaftlichen Beziehungen auf persönlicher Ebene ab. Somit besteht auf Ebene der einzelnen Wohnviertel bzw. der Stadtviertel ein Interesse der Allgemeinheit, gut nachbarschaftliche Beziehungen zu fördern. Die Zielsetzung liegt darin, den informellen Austausch von Hilfestellungen unterschiedlicher Art durch die Vernetzung der Familien anzukurbeln. In Modellen wie der Zeitbank stützt sich die Erbringung von Dienstleistungen bzw. die Inkontaktsetzung von NutzerInnen und AnbieterInnen von Hilfestellungen auf ein Mindestmaß an formaler Struktur.
4.2.2.1 Maßnahme
Die Stadtgemeinde Meran fördert die Reaktivierung der Zeitbank Meran als Anlaufstelle für den unentgeltlichen Austausch von Dienstleistungen, insbesondere für SeniorInnen mit Unterstützungsbedarf (Einkaufsdienste, begleitete Spaziergänge, kleine Reparaturen im Haushalt, Müllentsorgung …), aber auch generell für Familien.
4.2.2.2 Maßnahme
Die Stadtgemeinde Meran unterstützt auf der Ebene der Wohnviertel bzw. der Stadtviertel die Bildung von informellen Nachbarschaftsnetzwerken mit dem Ziel der Erbringung von unentgeltlichen Hilfestellungen. Im Rahmen eines Pilotprojekts wird abgeklärt, wie das Zustandekommen solcher Netzwerke gefördert werden kann. Auf der Ebene der Wohnviertel bzw. der Stadtviertel werden freiwillige Seniorennetzscouts eingesetzt, um neue Wege für die Herstellung der Kontakte zwischen AnbieterInnen und NachfragerInnen von Unterstützungsdiensten auszuforschen.
4.2.2.3 Maßnahme
Die Stadtgemeinde Meran überprüft mit nicht gewinnorientierten sozialen Organisationen, ob die unentgeltliche Erbringung bestimmter einfacher Dienstleistungen zur Unterstützung der selbständigen Lebensführung von SeniorInnen mit einer zeitlich begrenzten Fürsorgepatenschaft für auf die Unterstützung der selbständigen Lebensführung angewiesene Menschen in einer Wohnanlage oder Wohnzone verbunden werden kann.
Begründung
Für die Zusammenführung von Betreuungsbedürftigen und freiwilligen DienstleisterInnen ist die persönliche Kontaktaufnahme zur Abklärung der Bedarfssituation und der geeigneten Hilfestellungen notwendig. Diese kann z. B. über bestehende Seniorenvereine und –gruppen und soziale Verbände, die möglichst in den jeweiligen Wohnvierteln bzw. Stadtvierteln verwurzelt sind, erfolgen. Im Erfolgsfall kann das Experiment formalisierter Fürsorgepatenschaften auf andere Wohnviertel und Stadtviertel als good practice ausgedehnt werden.
Zuständigkeit
Amt für Sozialwesen der Stadtgemeinde Meran in Zusammenarbeit mit dem Sozialsprengel, mit der Zeitbank Meran bzw. mit sozialen Vereinen und Verbänden.
Zeitrahmen
2020.
Ressourcen
Bei der Umsetzung dieser Maßnahmen stützt sich die Gemeinde auf interne Ressourcen des Amts für Sozialwesen in Kooperation mit dem Sozialsprengel bzw. Freiwilligen von sozialen Vereinen und Verbänden.Für die Umsetzung des Pilotprojekts zur Aktivierung der Nachbarschaftsnetzwerke nimmt die Gemeinde zusätzlich eine Unterstützung durch Fachleute im Bereich der Gemeinwesenentwicklung in Anspruch. In weiterer Folge können Kosten für die Weiterbildung freiwilliger MitarbeiterInnen anfallen.
Schätzung des Finanzaufwandes
Die Realisierung der Maßnahmen 1 und 3 verursacht für die Gemeinde keine zusätzlichen Kosten. Für Konzepterstellung, Sondierungs- und Koordinationsaufgaben im Zusammenhang mit dem zweijährigen Pilotprojekt laut Maßnahme 2 werden im Falle einer externen Beauftragung Ausgaben im Ausmaß von 12.500 Euro veranschlagt. Für die Weiterbildung von hauptamtlichen bzw. freiwilligen MitarbeiterInnen werden nach der Pilotphase Ausgaben im Ausmaß von 5.000 Euro veranschlagt.
Indikatoren für die Umsetzung
Neue Angebote und NutzerInnen der Zeitbank Meran.Erfolgreiche Erprobung neuer Ansätze für die Vernetzung von Angebot und Nachfrage im Bereich der Unterstützung der Selbständigkeit der SeniorInnen unter Einbindung der Sozialverbände.
Etablierung von Fürsorgepatenschaften.