5 Jugend

5 Jugend

Der Begriff Jugend ist mittlerweile sehr weitläufig und bezeichnet eine sehr unterschiedlich zusammengesetzte Altersklasse. Zweifelsohne gehören die Personen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren dazu, die sich in Meran auf 2.300 Menschen belaufen. Berücksichtigt man jedoch, dass die Jugendzentren von immer jüngeren Personen aufgesucht werden, so müssen wir die untere Altersgrenze auf 12 Jahre herabsetzen. Ebenso steht ein Jugendlicher nach Abschluss der Schule auch nicht unbedingt sofort auf eigenen Füßen und erleidet meistens mit 20 im Berufs- wie auch im Privatleben eine Orientierungskrise; daher kann auch die Zielgruppe dieser Maßnahmen auf 25 Jahre angehoben werden.
In Meran leben 5.616 Menschen, die zwischen 12 und 25 Jahre alt sind, davon sind 2957 männlich und 2659 weiblich. Die männliche Bevölkerung zwischen 12 und 25 Jahren macht 15,1% der Gesamtheit der ansässigen männlichen Bevölkerung aus, die weibliche derselben Altersklasse 12,6% der gesamten weiblichen Ansässigen. In der nachfolgenden Tabelle wird die Gruppe weiter nach Minderjährigen und Volljährigen unterteilt, um ein noch genaueres Bild der Jugendwelt zu übermitteln.
Abbildung 5-1: Gesamtbevölkerung
Quelle: Astat 2017
Die Meraner Jugendwelt ist sehr vielschichtig und in ständigem Umbruch, sodass eine genaue Beschreibung auch eher schwerfällt. Im Allgemeinen ist aus den Befragungen hervorgegangen, dass die deutschsprachigen und die italienischsprachigen Jugendlichen diese Lebensphase unterschiedlich erleben. Bei ersteren ist der Besuch von strukturierten Einrichtungen häufiger und die Verbundenheit mit dem Gebiet stärker. Die deutschsprachigen Jugendlichen kehren daher auch nach dem Studium außerhalb Südtirols eher wieder nach Meran zurück. Bei der italienischen Sprachgruppe verhält es sich anders: Die Jugendlichen sind weniger in das Vereinsleben eingebunden und neigen eher dazu, nach der Schule Meran auf der Suche nach einer lohnabhängigen Beschäftigung zu verlassen; falls sie die Universität besuchen, kehren sie auch oft nicht zurück.
Das Erleben der Jugendzeit und der Stadt hängt auch sehr vom Geschlecht ab. Wie in der Jugendstudie 2016 des ASTAT beschrieben und von den Befragungen in Meran bestätigt, ist das Zuhause ein beliebter Treffpunkt mit den Freunden, gefolgt von öffentlichen Lokalen und Orten im Freien. Dies trifft vor allem für die Mädchen zu. Der größte geschlechtsbedingte Unterschied besteht weiterhin im Besuch von Fitnessstudios oder Sportplätzen und im Besuch der Jugendzentren: Diese Treffpunkte werden vorwiegend von Jungen in Betracht gezogen.
Die jüngsten Einwanderungsbewegungen wirken sich auch auf die Jugendwelt aus: von den 5.616 Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren sind 474 Mädchen mit Migrationshintergrund (17,8% aller Mädchen dieser Altersklasse) und 603 Jungen (20,4% aller Jungen derselben Altersklasse).
Abbildung 5-2: Jugendliche mit Migrationshintergrund
Quelle: Astat 2017
Die Stadt Meran ist seit jeher - wahrscheinlich auch wegen ihres Image als Kurstadt - als Stadt für ältere Leute bekannt. Daher kommt vermutlich auch das Gefühl, „nicht wahrgenommen zu werden“, das in der Befragung von ExpertInnen und in der Fokusgruppe für die Erstellung des Sozialplans aufgezeigt worden ist. Die pädagogischen und psychologischen Fachkräfte der Jugendzentren ersuchen daher auch um eine stärkere Einbindung der Jugendlichen in das Stadtleben.
Hinzu kommt die Feststellung, dass diese junge Generation weniger sichtbar als die vorhergehenden ist: Die Orte der gesellschaftlichen Beziehungen haben sich verändert und teilweise auf die sozialen Medien verlagert. Die Jugendlichen von heute sind schweigsamer als früher, zeigen keine große Neigung dazu, im Mittelpunkt zu stehen und ziehen meist eine stille Eigenständigkeit vor. Das Leben der Jugendlichen spielt sich nur zum Teil in der Schule und in Freizeiteinrichtungen (z.B. auf Sportplätzen oder in Jugendzentren) ab. Die Jugendlichen treffen sich lieber an weniger sichtbaren und strukturierten Orten. Daher ist es heute schwieriger, die Bedürfnisse und eventuellen Probleme dieser Generation aufzugreifen. Die Jugendpolitik hat als Antwort darauf einen Dienst errichtet, bei dem vor allem Streetworker zum Einsatz kommen: Jugendbetreuer, welche die Jugendlichen an ihren Treffpunkten aufsuchen, d.h. in Lokalen oder an öffentlichen Orten.
Schließlich ist noch anzumerken, dass nicht nur in Meran ansässige Jugendliche die Stadt erleben und deren Dienste beanspruchen. Meran ist auch ein Anziehungspunkt für die Jugendlichen aus den umliegenden Gemeinden, die nach Meran zur Arbeit kommen oder hier studieren; das Einzugsgebiet der Meraner Schulen, vor allem der Oberschulen, umfasst nämlich auch viele umliegende Gemeinden. Ebenso ziehen die Freizeitangebote viele Jugendliche nach Meran. Andererseits ist es auch nicht unüblich, dass die Meraner Jugendlichen in Nachbarsgemeinden fahren, zum Beispiel um Konzerte zu besuchen oder an Wettkämpfen und anderen Veranstaltungen teilzunehmen.

5 Jugend

5.1 Offene Stadttore

Jugendliche kommen und gehen. Für diese Kategorie gilt mehr denn je, dass die Grenzen der Stadt Meran, wie alle anderen Grenzen auch, überschreitbar sind. Aus den Befragungen und Fokusgruppen sind drei Schwerpunkte hervorgegangen: die Mobilität der ansässigen Jugendlichen, die für den Schulbesuch, den Beruf oder die Freizeit in andere Gemeinden des Burggrafenamts pendeln, oder, andersrum, nach Meran kommen, um hier einige Stunden zu verbringen; die Anwesenheit von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die eine größere Einbindung in ihre Altersgruppe wünschen; der Wegzug vieler Jugendlicher, welche die Stadt auf der Suche nach Arbeit, gewöhnlich nach einer lohnabhängigen Beschäftigung verlassen. Die nachfolgenden Maßnahmen beziehen sich auf die genannten Schwerpunkte.
5.1.1 Zusammenarbeit mit den Gemeinden aus dem Burggrafenamt in der Organisation von Veranstaltungen für die Jugend, im Management der pendelnden Jugend und in der Jugendarbeit
Kontext, Ziel
Die Stadt Meran zieht viele Jugendliche aus den umliegenden Gemeinden an. Hier befinden sich nämlich viele Schulen, insbesondere Oberschulen, die von den Jugendlichen des Burggrafenamtes besucht werden. Einige fahren täglich nach Meran, gehen nach der Schule oder am Abend in die Stadt, andere leben in Studentenheimen und fahren am Wochenende nach Hause.
Als größte Stadt des Bezirkes ist Meran auch der Ort zahlreicher Kulturveranstaltungen und Freizeitangebote, die für einen mehr oder weniger langen Zeitraum Jugendliche aus der Umgebung anziehen. Schließlich ist Meran auch der Arbeitsort vieler Jugendlicher, die nicht in der Stadt wohnen.
Damit kann also behauptet werden, dass Meran von einer Gruppe von Jugendlichen erlebt wird, die größer ist als die Gruppe der ansässigen Jugendlichen.
Gleichzeitig wird auch eine nennenswerte Mobilität von Jugendlichen verzeichnet, die die Stadt verlassen und sich in die umliegenden Gemeinden begeben, um an besonderen Kultur- und Freizeitangeboten teilzunehmen.
Maßnahme
Die Bezirksgemeinschaft errichtet in Zusammenarbeit mit den Gemeinden des Burggrafenamtes einen ständigen Tisch für Jugendpolitik zwecks Austausch von Informationen und Erfahrungen sowie Diskussion über jugendspezifische Themen und Organisation und Koordinierung von Veranstaltungen für Jugendliche im Bezirk. Außerdem sollen die durch die Arbeitstätigkeit der Jugendlichen bedingten Mobilitätsflüsse erhoben werden.
Um dieses Ziel umzusetzen, schlägt die Gemeinde Meran im Bezirksrat die Errichtung des ständigen Tisches zur Jugendpolitik vor.
Begründung
In Anbetracht der Jugendmobilität in der Bezirksgemeinschaft wird eine Koordinierung der Tätigkeiten in den Gemeinden in Bezug auf die Flüsse der jungen Pendler aus Studien- oder Arbeitsgründen bzw. aufgrund von Freizeitaktivitäten für nützlich erachtet. Gemeinsam ergriffene Maßnahmen können sich auch auf die umliegenden Gemeinden auswirken.
Zuständigkeit
Der Referent für Jugend unterbreitet dem Gemeindeausschuss den Vorschlag.
Als Mitglied des Bezirksrates unterbreitet der Bürgermeister den Vorschlag der Bezirksgemeinschaft.
Zeitrahmen
Der Vorschlag des ständigen Tisches wird so bald wie möglich dem Rat der Bezirksgemeinschaft unterbreitet.
Er soll 2020 eingerichtet werden.
Ressourcen
Bei der Umsetzung der Maßnahme stützt sich die Gemeinde auf interne Ressourcen: Am ständigen Tisch nehmen Führungskräfte und/oder Mitarbeiter der Gemeinde Meran teil.
Jede beteiligte Gemeinde ist am ständigen Tisch mit den für die Jugend zuständigen ReferentInnen und den Personen vertreten, deren Beteiligung von dieser als angebracht angesehen wird.
Schätzung des Finanzbedarfs
Für den ständigen Tisch sind keine Kosten vorgesehen. Die Finanzierung für eventuelle Initiativen wird spezifisch geregelt.
Indikatoren für die Umsetzung
Tätigkeiten und Initiativen für Jugendliche werden auch anderen Gemeinden mitgeteilt und bei Bedarf gemeinsam beschlossen und durchgeführt.
Der ständige Tisch hat den Überblick über das Mobilitätsverhalten der Jugendlichen, die sich im Bezirk bewegen, sowie der Tätigkeiten, die in den einzelnen Gemeinden stattfinden.
5.1.2 Ausbildung über den interkulturellen Austausch
Kontext, Ziel
Infolge der wachsenden Anzahl an Familien mit Migrationshintergrund könnte in Meran das geschehen, was bereits in vielen Städten eingetroffen ist: Es könnten sich parallele Gesellschaften, das heißt unterschiedliche Gruppen derselben Kultur bilden, die zwar den städtischen Raum teilen, sich aber schwer tun, eine Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Ort zu entwickeln.
Der Abstand zwischen den Gruppen führt zu Vorurteilen und Stereotypen. Daraus folgen Verständigungsprobleme, die zu Missverständnissen und Spannungen bis hin zu Gewaltausbrüchen führen können.
Maßnahme
Die Gemeinde weist spezifische Mittel aus und startet über den Beirat für Migration eine Interessensbekundung für Bildungsprojekte zum interkulturellen Dialog.
Begründung
Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Meran ändert sich sehr schnell, und die Zunahme der Familien mit Migrationshintergrund ist vor allem im letzten Jahrzehnt sehr deutlich geworden. Es wurden noch keine bedeutenden Konflikte verzeichnet, doch ist die Zusammensetzung der Bevölkerung sicherlich vielschichtiger als früher. Die Zukunft der Stadt Meran hängt von der Dialogbereitschaft ihrer BürgerInnen ab, eine Kompetenz, die von Jugend auf erlernt werden sollte.
Zuständigkeit
Amt für Sozialwesen.
Zeitrahmen
Interessensbekundung 2020, Bildungsvorhaben 2020-2021.
Ressourcen
Für die Ausschreibung und die Bearbeitung der Projekte stützt sich die Gemeinde auf internes Personal der Abteilung V.
Schätzung des Finanzbedarfs.
6.000 € für 2020. Die Geldmittel stammen aus dem Betrag, den das Ministerium für die Aufnahme der ausländischen BürgerInnen an die Gemeinde überweist.
Indikatoren für die Umsetzung
Anzahl der Jugendlichen, die an Bildungsveranstaltungen teilgenommen haben.
5.1.3 Startup in 3 days
Kontext, Ziel
Jugendliche tun sich schwer, dauerhaft in der Stadt Meran Fuß zu fassen. Trotz der unter vielen Aspekten hohen Lebensqualität bietet die Stadt nicht viele Arbeitsmöglichkeiten, vor allem für junge Menschen mit einer hohen Ausbildung und großem Ehrgeiz. Die Stadt Meran kann zwar nicht von heute auf morgen den lokalen Arbeitsmarkt verändern, sie könnte aber im Hinblick auf die technische Innovation, die vor allem Kreativität und Unternehmergeist erfordert, Impulse für neue Start-Ups geben.
Maßnahme
Die Gemeinde organisiert eine Veranstaltung, bei der junge Menschen mit neuen Ideen mit potentiellen FinanziererInnen und/oder ExpertInnen in Kontakt kommen, welche die Jugendlichen bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützen können.
Die Umsetzung erfolgt unter Einbezug von sogenannten Business Angels und sonstiger Institutionen, die auf dem Gebiet der Innovation tätig sind.
Die Veranstaltung dauert drei Tage:
Tag: Während einer Abendveranstaltung stellen die Jugendlichen vor den Business Angels ihre Ideen vor; letztere wählen dann die Vorschläge aus, die am darauffolgenden Tag genauer untersucht werden sollen;
Tag: Die ausgewählten Arbeitsgruppen arbeiten mit Hilfe von FachexpertInnen die Ideen auf technischer und wirtschaftlicher Ebene (Businessplan) aus;
Tag: Die Arbeit wird am Vormittag fortgesetzt. Die Initiative endet am späten Nachmittag mit der öffentlichen Vorstellung der vertieften Projektideen.
Begründung
„Startup in 3 days“ verfolgt einen zweifachen Zweck: den Meraner Jugendlichen, aber auch den Jungen und Mädchen aus anderen Gemeinden zu zeigen, dass Meran eine Stadt ist, in der man kreativ arbeiten kann; neue Ideen und Energien in die Stadt zu bringen, Zukunftsvorstellungen Raum zu geben, in denen die Menschen eine hohe Lebensqualität anstreben, ohne auf eine kreative und zufriedenstellende Arbeit zu verzichten.
Zuständigkeit
Amt für Jugendarbeit, Sondereinheit Stadtmarketing und wirtschaftliche Entwicklung.
Zeitrahmen
Planung 2020.
Veranstaltung 2021.
Ressourcen
Bei der Verwaltung der Initiative stützt sich die Gemeinde auf internes Personal der Abteilung V und der Sondereinheit Stadtmarketing und wirtschaftliche Entwicklung.
Schätzung des Finanzbedarfs
12.000 € für die Planung und die Veranstaltung, die im mehrjährigen Haushaltsvoranschlag anzugeben sind. Es kann auch die Förderung gemäß LG Nr. 13 vom 01.06.1983 beansprucht werden.
Indikatoren für die Umsetzung
2021 findet die erste Ausgabe von „Startup in 3 days“ statt.