Aktuell

Blaue Leidenschaft

Ines Mair malt seit ihrer Kindheit – Leidenschaft und Bedürfnis
Blau. Blau und geometrisch anmutende Facetten. Das ist zurzeit ihre Ausdrucksphase. Ein Auge. Ein Elefant. Eine Eule… Eindrucksvoll ziehen sie den Betrachter in ihren Bann. Betrachten und betrachtet werden. Ines Mair hat Anfang Februar in der Kleinen Galerie in Bozen ausgestellt. Ihre dritte Ausstellung. Gemalt hat sie schon immer gerne, aber seit ihrer Erkrankung ist es nicht nur ein Zeitvertreib, sondern ein Bedürfnis. Eine Leidenschaft, die ihr Leben erfüllt.
Am Anfang waren es Bleistiftzeichnungen. Portraits von Filmstars, die ihr gefielen. Dann kam die Farbe dazu. Während ihrer Zeit im Krankenhaus vor allem Aquarell. 2009 begann sie mit Acryl und mittlerweile malt sie mit Ölfarbe. Ihr Wohnzimmer ist ihr Atelier. Ines malt in Schüben, vornehmlich nachts. Wie geht sie vor beim Malen? „Wenn ich vor der Leinwand stehe, geht alles wie von selbst. Es ist, als müsste ich nur nachmalen, was ich auf der leeren Leinwand vor mir sehe.“ Bei ihrer letzten Ausstellung hat sie auch Bilder verkauft. Kein leichter Schritt. „Jedes Bild ist ein Stück von mir, aber mittlerweile denke ich, ich werde noch viel malen und das hilft mir, mich zu trennen.“
Der Krebs ist geheilt. Seit zehn Jahren hat sie Ruhe. Begonnen hat alles 2002. Gerade dreizehn war sie damals. Ein Alter, in dem Mädchen zu Teenagern werden. Mit Freundinnen und Freunden Eis essen gehen. Von Schauspielern und Sängern träumen. Sport treiben. Sich das erste Mal verlieben. Geburtstagspartys feiern. Ihre erste Freiheit entdecken. Bei Ines war es anders. Sie bekam Fieber. Es blieb eine Woche. Dann war es weg. Dann kam es wieder. Mehrmals. Der Arzt verordnete Blutproben. Diagnose Leukämie.


„Und dann ging alles so schnell, dass ich gar nicht zum Nachdenken kam“, erinnert sich die heute 29jährige. „Ich hatte nicht einmal einen oder zwei Tage, um mich mit der Tatsache auseinanderzusetzen.“ Sie kam nach Innsbruck in die Uni-Klinik und sollte fast ununterbrochen für ein Jahr dort bleiben. Ein Jahr nach der Entlassung wurde ein Rückfall festgestellt. Als einzige Hoffnung blieb eine Knochenmarktransplantation. Ihr drei Jahre älterer Bruder Jan, siebzehn war er damals, war der Spender.
Die Spende heilte zwar die Leukämie, aber Ines hatte unter starken Abstoßungsreaktionen zu leiden. Die Lungen, die Haut und ihre Augen wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Sind es heute noch. Aber sie verlor nie den Mut. „Ich sehe das Glas immer halbvoll und gehe jedes Hindernis, das mir das Leben stellt mit Optimismus an.“ Sicher, die Krankheit ist ein Fixpunkt in ihrem Leben. „Mein Leben ist eingeteilt in vor oder nach der Krankheit. Ein Drittel meines Lebens wurde von der Krankheit eingenommen.“ Aber sie lässt nicht zu, dass die Krankheit sie beherrscht. „Angst war für mich nie ein Thema, da geh ich jetzt durch, habe ich mir gesagt.“
Sie hat viel Nähe und Unterstützung erfahren. In erster Linie ihre Mutter Karin, die ihr nicht von der Seite gewichen ist. „Meine wichtigste Stütze“, sagt Ines. Dennoch ist sie vor fünf Jahren ausgezogen von zuhause. Der Mutter fiel das Loslassen nicht leicht, aber sie wusste, es war ein wichtiger Schritt in ein unabhängiges Leben.
Nach dem langen Krankenhausaufenthalt war Ines ein weiteres Jahr zuhause, bevor sie wieder zur Schule gehen konnte. Mittel- und Oberschule bei den Franziskanern in Bozen, wo sie großen Rückhallt von Lehrern und Klassengemeinschaft erhalten hat. Die Matura hat sie 2011 abgelegt. Danach hat sie sich dafür entschieden, zuhause zu bleiben und zumindest fürs Erste kein Studium aufzunehmen. „Ich wollte in Bozen bleiben und zuhause meiner Leidenschaft nachgehen. Malen.“
Sie ist ganz ruhig, strahlt Ruhe aus. Dieselbe Ruhe, die aus ihren Bildern spricht. „Ich hole jetzt nach, was ich während der Krankheit verloren habe, ich stresse mich nicht!“ Sie hat aufgrund ihrer Erkrankung auf vieles verzichten müssen, aber das empfindet sie als unumgänglich, kein Grund zum Hadern und kein Grund, um nicht zu träumen und Träume zu realisieren. Dieses Jahr möchte sie den Mut aufbringen für eine weite Reise und ihre Schwester in Neuseeland besuchen. Und auch an einem anderen Traum arbeitet sie: An Gewicht zunehmen, um einmal mit dem Fallschirm abzuspringen…

Aktuell

Zum Ersten, zum Zweiten …

Osterochsenversteigerung in St. Lorenzen: 10.561,54 Euro für die Krebshilfe
Er heißt Urban und ist zusammen mit sechs anderen Ochsen im Stall von Ferdinand Seiwald und auf der Kämpfe-Alm in Gsies aufgewachsen. Am 6. März stand er in St. Lorenzen zur Versteigerung. Dass für ihn ein besonders hoher Preis erzielt werden konnte, hat einen besonderen Grund. Sein Besitzer hat den Erlös für Urban den beiden Sektionen des Bezirks Pustertal zugedacht. Für 10.500 Euro ging Urban an Kurt Winkler von der Winklerhotels GMBH.
Die schwere Gabe, Urban, bringt 787 kg auf die Waage, hat längst schon Tradition. Bereits dreimal im Abstand von jeweils drei Jahren hat Ferdinand Seiwald der Krebshilfe einen Gsieser Ochsen von der Kämpfealm gespendet. Erst im vergangenen Jahr war für Amadeus ein absoluter Rekordpreis erzielt worden. Urban war mit 10.561,54 Euro inkl. MwSt. der teuerste Ochse der Versteigerung im vergangenen März.
Ferdinand Seiwald hatte die Vorsitzende des Bezirks Pustertal unter einem Vorwand zu sich nach Gsies gebeten, wo sie von einem RAI-Kamerateam erwartet und aufgefordert wurde, vor laufender Kamera den Ochsen für die Krebshilfe auszusuchen. Seiwald hat in diesem Jahr eine Hüftoperation gut überstanden, seine Lebensgefährtin eine Knieoperation, für ihn Grund genug, etwas von seiner Freude und Dankbarkeit an jene weiterzugeben, die Hilfe dringend nötig haben.
Die Osterochsen-Versteigerung der Kovieh in Sankt Lorenzen ist jedes Jahr ein Volksfest, zu dem viele auch nur der Gaudi wegen kommen. Die Gabe des Versteigerers, Walter Hainz, in Sekundenschnelle die Vorzüge des zu versteigernden Tieres in beiden Landessprachen anzukünden und die Versteigerung durchzuführen – zum Ersten, zum Zweiten …und wieder von vorne bis der Endpreis erzielt ist - ist sprichwörtlich.
Kurz nach der Versteigerung von Urban, stockte den Teilnehmern der Veranstaltung der Atem. Seiwald führte einen weiteren Ochsen in den Ring, als ihn dieser gegen die Wand drückte. Seiwald wurde verletzt, blutete aus mehreren Wunden und musste mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht worden. Nach der Erstversorgung wollte dieser sich absolut nicht stationär aufnehmen lassen, weil er am Viehmarkt noch keine Wurst gegessen hatte. Und tatsächlich, eine Stunde später war er wieder in St. Lorenzen!
Urban mit dem stolzen Besitzer, Luis Seiwald (5. v. li.), dem neuen Besitzer Kurt Winkler (1. v. re.) und den zwei strahlenden Vorsitzenden der Sektionen Ober- und Unter Pustertal, Ida Schacher und Martha Feichter (2. u. 7. v. li.)
Unglaublich wie schnell und konzentriert er reden kann: der Versteigerer der Kovieh, Walther Hainz