Aktuell
Mundschutz und testen, testen, testen
Dr. Manfred Mitterer, Primar der Zentralen internistischen Tagesklinik Meran – Studie
„Wir haben jeden Patienten getestet, auch wenn dies die üblichen Standards in Südtirol bei weitem überstieg.“ Über tausend Corona-Abstriche wurden in den vergangenen drei Monaten in der Abteilung von Primar Dr. Manfred Mitterer durchgeführt; nur fünf Patienten resultierten positiv und mussten die Therapie unterbrechen. Eine Studie hat diese Erfahrungen zusammengefasst.
Mit Unterstützung der Bezirksdirektion ist es Primar Dr. Manfred Mitterer gelungen, seine Abteilung in Gang und vor allem Covid-frei zu halten. Das Rezept dafür: eine perfekte zusätzliche Triage, die die Zugänge zur Abteilung streng geregelt hat, Masken, Hygiene, und testen, testen, testen. Patienten und Personal.
Die positive Erfahrung des Coronavirus-Management in der Tagesklinik hat ihren Niederschlag in einer wissenschaftlichen Arbeit gefunden, die in der Fachzeitschrift der Europäischen Onkologischen Gesellschaft veröffentlicht worden ist und die, so ist Primar Manfred Mitterer überzeugt, vielfach zitiert werden wird. Die erste Ausgabe der Studie berücksichtigte den Zeitraum vom 15. März zum 9. April 2020 und Daten von 250 Patienten, eine zweite Auflage im Mai basierte auf tausend Patienten.
„Wir hatten knapp 14 Tage Zeit, um aus den Erfahrungen und Nachrichten, die uns tagtäglich aus der Lombardei erreichten, zu lernen. Es galt schnell zu reagieren, Notfallpläne zu erstellen und zu handeln. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit und es war rasch klar: Nur dank schneller, unbürokratischer Entscheidungen wird es uns gelingen, die Auswirkungen der Pandemie im Sinne unserer Patienten möglichst gut zu managen und die Therapien fortsetzen zu können," so Mitterer. Gezeigt habe sich das nicht zuletzt auch in Deutschland, wo die Krankenhäuser sich im Voraus, noch bevor die Anzahl der Infizierten im Steigen begriffen war, auf den Ernstfall eingestellt und entsprechend umstrukturiert haben.
Am Eingang der internistischen Tagesklinik Meran waren zwei Krankenschwestern positioniert, die jeden Zutritt kontrolliert haben und jede Person einem ausführlichen, standardisierten Fragebogen unterzogen haben, von dessen Auswertung der Zutritt zur Abteilung abhängig gemacht wurde. Dies, obwohl bereits der Zugang zum Krankenhaus durch das Triage-Zelt kontrolliert worden war. „Selbst im kleinen Südtirol ist es nicht gelungen, hierfür bezirksübergreifend eine einheitliche Vorgehensweise zu etablieren", unterstreicht der Primar des Dayhospitals.
Wenn Mitterer auf die Monate des Lockdowns zurückblickt, kann er die Spannung und die Erschöpfung dieser Tage wieder nachempfinden. Jeder Einzelne, betont der Primar, hat an seiner spezifischen Stelle das Beste gegeben. „Wir haben viel daraus gelernt!“ Mehr als alles andere, davon ist er überzeugt, war es der Mundschutz, der die Ansteckung eindämmen konnte. Und – wo es möglich war sie einzuhalten – die rechte Distanz. „Mehr noch als die Handschuhe. Niesen, Husten und schon allein die Aerosolbildung beim Sprechen sind viel gefährlicher als der Hautkontakt.“ Das habe man zu Beginn der Pandemie noch nicht so ernst genommen und so manche Experten hätten das sogar in Frage gestellt. Sicher, für die Mitarbeiter und auch für die Patienten, war es überaus anstrengend, den ganzen Tag eine Maske tragen zu müssen. Um das zu verstehen, muss man sich nicht nur an die Schwielen in den Gesichtern des Krankenhauspersonals in der Lombardei erinnern. Das Atmen fällt mit Maske auf Dauer schwer. Kopfschmerzen, trockene Schleimhäute, Atemnot sind nur einige der Nebenwirkungen.
Dem Frühjahr 2021 sieht Prof. Mitterer mit Sorge entgegen. „Wohlgemerkt, nicht was unsere Patienten betrifft.“ Bestimmte onkologische Abteilungen in Italien waren zwei oder sogar drei Monate geschlossen. „Nur die dringenden, lebenserhaltenen Therapien sind dort fortgesetzt worden... Wenn eine Therapie über einen so langen Zeitraum ausgesetzt wird, sind die Folgen absehbar... Die Rückfallquoten werden empfindlich steigen!“ Fürchtet Primar Mitterer eine Rückkehr des Covid-19? „Sofern man von einer Rückkehr sprechen kann, denn das Virus ist immer noch im Umlauf. Aber nein. Wir müssen aus dem, was wir gelernt haben, die Konsequenzen ziehen und entsprechend und vor allem schnell handeln. Unsere Studie zeigt, dass es funktioniert.“
Die positive Erfahrung des Coronavirus-Management in der Tagesklinik hat ihren Niederschlag in einer wissenschaftlichen Arbeit gefunden, die in der Fachzeitschrift der Europäischen Onkologischen Gesellschaft veröffentlicht worden ist und die, so ist Primar Manfred Mitterer überzeugt, vielfach zitiert werden wird. Die erste Ausgabe der Studie berücksichtigte den Zeitraum vom 15. März zum 9. April 2020 und Daten von 250 Patienten, eine zweite Auflage im Mai basierte auf tausend Patienten.
„Wir hatten knapp 14 Tage Zeit, um aus den Erfahrungen und Nachrichten, die uns tagtäglich aus der Lombardei erreichten, zu lernen. Es galt schnell zu reagieren, Notfallpläne zu erstellen und zu handeln. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit und es war rasch klar: Nur dank schneller, unbürokratischer Entscheidungen wird es uns gelingen, die Auswirkungen der Pandemie im Sinne unserer Patienten möglichst gut zu managen und die Therapien fortsetzen zu können," so Mitterer. Gezeigt habe sich das nicht zuletzt auch in Deutschland, wo die Krankenhäuser sich im Voraus, noch bevor die Anzahl der Infizierten im Steigen begriffen war, auf den Ernstfall eingestellt und entsprechend umstrukturiert haben.
Am Eingang der internistischen Tagesklinik Meran waren zwei Krankenschwestern positioniert, die jeden Zutritt kontrolliert haben und jede Person einem ausführlichen, standardisierten Fragebogen unterzogen haben, von dessen Auswertung der Zutritt zur Abteilung abhängig gemacht wurde. Dies, obwohl bereits der Zugang zum Krankenhaus durch das Triage-Zelt kontrolliert worden war. „Selbst im kleinen Südtirol ist es nicht gelungen, hierfür bezirksübergreifend eine einheitliche Vorgehensweise zu etablieren", unterstreicht der Primar des Dayhospitals.
Wenn Mitterer auf die Monate des Lockdowns zurückblickt, kann er die Spannung und die Erschöpfung dieser Tage wieder nachempfinden. Jeder Einzelne, betont der Primar, hat an seiner spezifischen Stelle das Beste gegeben. „Wir haben viel daraus gelernt!“ Mehr als alles andere, davon ist er überzeugt, war es der Mundschutz, der die Ansteckung eindämmen konnte. Und – wo es möglich war sie einzuhalten – die rechte Distanz. „Mehr noch als die Handschuhe. Niesen, Husten und schon allein die Aerosolbildung beim Sprechen sind viel gefährlicher als der Hautkontakt.“ Das habe man zu Beginn der Pandemie noch nicht so ernst genommen und so manche Experten hätten das sogar in Frage gestellt. Sicher, für die Mitarbeiter und auch für die Patienten, war es überaus anstrengend, den ganzen Tag eine Maske tragen zu müssen. Um das zu verstehen, muss man sich nicht nur an die Schwielen in den Gesichtern des Krankenhauspersonals in der Lombardei erinnern. Das Atmen fällt mit Maske auf Dauer schwer. Kopfschmerzen, trockene Schleimhäute, Atemnot sind nur einige der Nebenwirkungen.
Dem Frühjahr 2021 sieht Prof. Mitterer mit Sorge entgegen. „Wohlgemerkt, nicht was unsere Patienten betrifft.“ Bestimmte onkologische Abteilungen in Italien waren zwei oder sogar drei Monate geschlossen. „Nur die dringenden, lebenserhaltenen Therapien sind dort fortgesetzt worden... Wenn eine Therapie über einen so langen Zeitraum ausgesetzt wird, sind die Folgen absehbar... Die Rückfallquoten werden empfindlich steigen!“ Fürchtet Primar Mitterer eine Rückkehr des Covid-19? „Sofern man von einer Rückkehr sprechen kann, denn das Virus ist immer noch im Umlauf. Aber nein. Wir müssen aus dem, was wir gelernt haben, die Konsequenzen ziehen und entsprechend und vor allem schnell handeln. Unsere Studie zeigt, dass es funktioniert.“
Die Studie
„Infektionsrate und klinisches Management von Krebspatienten während der COVID-19-Pandemie: Erfahrungen aus einem Krankenhaus der Tertiärversorgung in Norditalien“ unter diesem Titel steht die sechsseitige Studie, die am 10. Juni 2020 in der Online Zeitschrift ESMO Open – Cancer Horizons veröffentlicht wurde.
Von den (bis Mai) fünf positiv resultierenden Patienten der Tagesklinik war nur einer symptomatisch. Dieser Patient verstarb während der Infektion mit Covid, allerdings nicht direkt an den Folgen des Virus, sondern aufgrund seiner fortgeschrittenen, metastasierenden Krebserkrankung.
Für die klinische Praxis heißt dies: Eine sichere Fortsetzung der Krebsbehandlung in epidemischen Gebieten während der COVID-19-Pandemie ist machbar, vorausgesetzt, es werden rechtzeitig, konsequent und energisch durchgesetzte, angemessene und strenge präventive Maßnahmen zur Infektionskontrolle ergriffen.
Bis Anfang April wiesen nur vier Patienten der Zentralen Internistischen Tagesklinik einen positiven Covid-Abstrich auf, das entspricht 1,8% der Getesteten. Im Gesundheitsbezirk Meran lag die Infektionsquote bei symptomatischen Patienten bzw. deren Angehörigen im gleichen Zeitraum bei 6,9% der getesteten Personen. Nicht nur alle Patienten, auch das gesamte Personal der Abteilung wurden regelmäßig einem Abstrich unterzogen: neun Ärzte, 23 KrankenpflegerInnen, zwei technische MitarbeiterInnen und zwei Sekretärinnen. Wie wichtig solche Studien und auf Zahlen und wissenschaftlichen Auswertungen basierte Erfahrungsberichte sind, zeigt sich laut Dr. Mitterer nicht zuletzt auch darin, dass auch die Abteilung der Onkologie am AKH in Wien, dabei ist, eine solche Studie zu veröffentlichen.
Ergebnis
Die Verfasser der Studie, Dominic Fong, Simon Rauch, Christian Petter, Eva Haspinger, Monika Alber und Manfred Mitterer, zeigen zwar deutlich eine höhere Prävalenz von Covid-19 bei Krebspatienten auf, veranschaulichen aber auch, dass eine Covid-19- Infektion keine Kontraindikation für eine Fortsetzung der Behandlung darstellt.Von den (bis Mai) fünf positiv resultierenden Patienten der Tagesklinik war nur einer symptomatisch. Dieser Patient verstarb während der Infektion mit Covid, allerdings nicht direkt an den Folgen des Virus, sondern aufgrund seiner fortgeschrittenen, metastasierenden Krebserkrankung.
Für die klinische Praxis heißt dies: Eine sichere Fortsetzung der Krebsbehandlung in epidemischen Gebieten während der COVID-19-Pandemie ist machbar, vorausgesetzt, es werden rechtzeitig, konsequent und energisch durchgesetzte, angemessene und strenge präventive Maßnahmen zur Infektionskontrolle ergriffen.
Statistik
Die Studie verglich Daten von Patienten der Zentralen Internistischen Tagesklinik Meran, zunächst in einem Zeitraum vom 15. März bis zum 9. April 2020. In dieser Zeit wurden 1.541 Patientenvisiten durchgeführt, 219 Krebspatienten erhielten eine intravenöse Therapie. 156 der Patienten waren an einem bösartigen soliden Tumor erkrankt (49 an Brustkrebs, 23 an Lungenkrebs, 18 an Darmkrebs usw), 67 litten an einer bösartigen hämatologischen Erkrankung. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 67 Jahren. Mehr als die Hälfte der 219 untersuchten Patienten wies zumindest eine Komorbidität auf. 81 Patienten erhielten eine konventionelle Chemotherapie, 48 eine Immuntherapie und 38 eine Kombination beider Therapien. 31 Patienten erhielten ihre Therapie in oraler Form, 13 waren einer Antihormon-Behandlung unterzogen.Bis Anfang April wiesen nur vier Patienten der Zentralen Internistischen Tagesklinik einen positiven Covid-Abstrich auf, das entspricht 1,8% der Getesteten. Im Gesundheitsbezirk Meran lag die Infektionsquote bei symptomatischen Patienten bzw. deren Angehörigen im gleichen Zeitraum bei 6,9% der getesteten Personen. Nicht nur alle Patienten, auch das gesamte Personal der Abteilung wurden regelmäßig einem Abstrich unterzogen: neun Ärzte, 23 KrankenpflegerInnen, zwei technische MitarbeiterInnen und zwei Sekretärinnen. Wie wichtig solche Studien und auf Zahlen und wissenschaftlichen Auswertungen basierte Erfahrungsberichte sind, zeigt sich laut Dr. Mitterer nicht zuletzt auch darin, dass auch die Abteilung der Onkologie am AKH in Wien, dabei ist, eine solche Studie zu veröffentlichen.