Aktuell

Wissen rettet Leben

Die traditionelle Pressekonferenz der Südtiroler Krebshilfe zum Weltkrebstag


Geballte Information, kurz und verständlich aufbereitet. Die Pressekonferenz der Südtiroler Krebshilfe anlässlich des Weltkrebstages ist alle Jahre wieder ein wichtiges Date für die Medienvertreter. Welche Vor- und Nachteile bringt ein intensiviertes Früherkennungsprogramm für Brustkrebs bei Trägerinnen der BRCA-Mutationen? Welche Aufgabe übernimmt der neue Dienst des IRTS (Innovation, Research and Teaching Service) innerhalb des Südtiroler Sanitätsbetriebes? Und wie jedes Jahr die neuesten Zahlen des Südtiroler Tumorregisters. Es referierten die Onkologin, Dr.in Eva Regina Haspinger, der Primar des IRTS, Dr. Michael Mian sowie Dr. Guido Mazzoleni. Der Weltkrebstag stand auch in diesem Jahr weltweit wieder unter dem Motto: „Close the care gap - Versorgungslücken schließen“.
Eine Tatsache ist leider immer noch fester Bestandteil jedes Weltkrebstages, betonte die Landesvorsitzende der SKH, Ida Schacher, in ihrer Begrüßungsrede: „40 Prozent der Krebserkrankungen könnten vermieden werden, wenn man sich an einige wenige Regeln hält: Nicht rauchen, wenig Alkohol, eine ausgeglichene Ernährung, kein Übergewicht sowie regelmäßige Bewegung und ausreichender Sonnenschutz.“ Kein Kunststück, sondern nur ein vernünftiger Lebensstil. Ein weiterer Eckpfeiler der Gesundheitspolitik sind die regelmäßigen Screenings. Die meisten Krebserkrankungen sind bei Früherkennung heilbar. „Es sind leider immer noch zu wenig SüdtirolerInnen, die sich dieses Potential zu Nutze machen“, beklagte Ida Schacher. „Ob als Betroffene oder Angehörige: Das Thema Krebs betrifft jeden von uns. Als Südtiroler Krebshilfe ist es uns daher wichtig, auf die verschiedenen Aspekte, neue Erkenntnisse sowie Entwicklungen in Südtirol hinzuweisen.“
Dr.in Eva Haspinger
Das intensive Früherkennungsprogramm bei BRCA 1 und 2 Mutation
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau, weltweit und auch in Südtirol. Jede Frau hat ein Risiko von 12% an diesem Krebs zu erkranken. Bei Frauen mit einer BRCA1 oder BRCA2 Mutation liegt es bei 60 -70%. Das Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken, beträgt bei genmutierten Frauen 40%, ansonsten liegt es bei 1 – 2%. Aus diesem Grund, unterstrich Dr.in Eva Haspinger, Onkologin am Krankenhaus Bozen, „ist es so wichtig, bei einer Häufung von Krebserkrankungen in der Familie, einen Gentest durchführen zu lassen.“ Das Wissen um eine Mutation ist eine Belastung, deshalb werden die Personen, die einen Gentest vornehmen lassen, immer auch psychologisch begleitet, aber: Wissen rettet Leben. „Dieser Test ist eine Chance!“

Seit vergangenem Jahr gibt es am Krankenhaus Bozen ein Ambulatorium, das Menschen mit BRCA 1 und 2 Mutation betreut. Der Zugang zu diesem Ambulatorium erfolgt über den Dienst für Genetik. Das BRCA Gen, erklärte Haspinger, ist ein Reparatur-Gen, das Funktionsstörungen der Zelle erkennt und behebt. Ist das Gen defekt, kann es dieser Funktion nicht mehr nachkommen. Bekannt ist dieses Gen, dessen Mutation sowohl vererbbar als auch spontan sein kann, seit dem Jahr 1994. Genmutierte Frauen sind einem intensivierten Vorsorgeprogramm unterzogen, dessen Organisation das BRCA-Ambulatorium übernommen hat. Zu den angebotenen Vorsorgemaßnahmen gehören auch die prophylaktische Entfernung der Eierstöcke sowie die prophylaktische beidseitige Mastektomie. Von größter Bedeutung, betonte Dr.in Haspinger, ist in diesem Programm die psychologische Betreuung der genmutierten Frauen.
Primar Dr. Michael Mian
Das IRTS und seine Rolle
Innovation, Forschung und Lehre sind seit jeher Eckpfeiler der Medizin und stellen die Grundlage für eine optimale Versorgung von Patientinnen und Patienten dar. Durch die wegweisenden Fortschritte in der Forschung eröffnen sich immer wieder neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Das Ziel des neuen Dienstes für Innovation, Forschung und Lehre (IRTS) des Südtiroler Sanitätsbetriebes ist es, dem Gesundheitspersonal neue Chancen in den Bereichen Forschung und Innovation zu bieten sowie Interessierten den Zugang zu einer qualifizierten medizinischen Ausbildung zu erleichtern. Im Bereich Innovation und Forschung ist das IRTS nicht zuletzt auch Bindeglied zwischen Wirtschaft und Industrie auf der einen Seite und Forschung auf der anderen. Professor Dr. Michael Mian, Primar des IRTS, erläuterte die Rolle und Aufgaben des IRTS und seine Bedeutung im Bereich der Krebsbekämpfung in Südtirol. Das IRTS ist seit seiner Gründung auch zuständig für das Tumorregister, Dr. Mian ist Nachfolger von Dr. Guido Mazzoleni, als Direktor des Tumorregisters.

In den kommenden Jahren soll die Arbeit des Tumorregisters potenziert und den Regeln des nationalen Tumorregisters angepasst, die Erfassung der Daten soll beschleunigt werden. Aktuell liegen die Daten von 2021/ 2022 vor.
Dr. Guido Mazzoleni
Statistik der Krebserkrankungen in Südtirol
Er ist seit letztem Jahr in Pension, aber Dr. Guido Mazzoleni, ehemaliger Primar der Abteilung für Pathologie und Direktor des Südtiroler Tumorregisters, ist weiterhin als Volontär am Tumorregister tätig. Der Präsident des Ärztebeirats der Südtiroler Krebshilfe beleuchtete wie jedes Jahr die Situation der Krebserkrankungen in Südtirol. Ein falscher Lebensstil ist nach wie vor Risikofaktor Nummer 1, betonte Dr. Mazzoleni. "Ich bin mir bewusst, dass wir uns immer wiederholen, aber es ist einfach so: Zuwenig Bewegung, ungesunde Ernährung, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen. Der Lebensstil gilt als Hauptursache für das Auftreten zahlreicher Krebserkrankungen und gilt bei zwei von drei Neuerkrankungen als Risikofaktor." Im Vergleich zum Rest Italiens, sind die Südtiroler bei zwei wichtigen Risikofaktoren virtuose Spitzenreiter. Sie rauchen wenig und sie bewegen sich viel! "Was den Alkoholkonsum betrifft", so Mazzoleni, "ist unser Land allerdings Schlusslicht zusammen mit dem Trentino und Julisch Friaul Venetien."

Im Jahr 2022 haben in Südtirol an der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs sowie Brustkrebs jeweils 52% der eingeladenen Frauen teilgenommen (wobei hier die Frauen, die diese Untersuchungen privat vornehmen lassen nicht eingerechnet sind), der Einladung zum Darmkrebs-Screening, das Mazzoleni als Lebensretter bezeichnete, haben nur 31% der eingeladenen Personen Folge geleistet.
Häufigkeit und Arten von Krebserkrankungen in Südtirol
Durchschnittlich erkrankten jährlich 2.968 SüdtirolerInnen neu an Krebs (Zeitraum 2015-2019), mit Ausnahme von Hauttumoren ohne Melanome, davon 1.642 Männern und 1.326 Frauen. Bei den Männern zählt der Prostatakrebs zu den häufigsten Krebsarten (25% aller Fälle), gefolgt von Darmkrebs mit 11%, Blasenkrebs (10%) und Lungenkrebs (10%) und Hautmelanomen. Frauen erkrankten hauptsächlich an Brustkrebs (29%), gefolgt von Darmkrebs (10%) und Lungenkrebs (7%), Hautmelanomen und Gebärmutterkrebs. „Im Allgemeinen ist die Anzahl der Neuerkrankungen bei beiden Geschlechtern relativ stabil geblieben. Auf Grundlage der Bevölkerungsstruktur 2023 erwarten wir wiederum schätzungsweise 1.800 Neuerkrankungen bei den Männern und 1.400 Neuerkrankungen bei den Frauen“, so Dr. Guido Mazzoleni. Die neuesten verfügbaren Mortalitätsdaten (2018-2022) zeigten, dass in Südtirol im Durchschnitt 1.197 Personen jährlich an einer Krebserkrankung sterben. Der Anteil der Männer liegt dabei mit 646 Personen etwas höher war als jener der Frauen (551 Personen). Die positive Nachricht: Immer häufiger führt eine Krebserkrankung nicht zum Tod. Durchschnittlich sind 59% der Männer und 65% der Frauen fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben. Bei Prostata- und Brustkrebs liegt die Überlebensrate bei weit über 90%!

In diesem Zusammenhang hat Mazzoleni im Rahmen der SKH-Pressekonferenz das neue Gesetz über das „Recht auf Vergessen“ (Diritto all´obblio) angesprochen, das im Dezember 2023 verabschiedet worden ist. Demnach gelten ehemalige KrebspatientInnen 10 Jahre nach Abschluss der Behandlungen als geheilt, sofern in diesem Zeitraum kein Rückfall auftritt. Anfragen nach Informationen über eine frühere onkologische Krankengeschichte, z.B. durch Versicherungen oder Banken, sind nach Ablauf dieses Zeitraumesuntersagt. Bei einer Krebsdiagnose vor dem 21. Lebensjahr, wird diese Frist auf 5 Jahre verkürzt. Darüber hinaus schützt das Gesetz die Rechte geheilter Personen in Bezug auf Adoption, Zugang zur Arbeitswelt und berufliche Bildung sowie die Teilnahme an öffentlichen und privaten Wettbewerben.

Aktuell

Come back

Die Brunecker Krebsgespräche haben sich zurückgemeldet
Abschlussfoto mit allen Teilnehmern nach einem mehr als gelungenem intensiven Nachmittag
3. Februar 2024. Gleicher Ort, gleiches Konzept, aber keine einfache Neuauflage. Die Brunecker Krebsgespräche haben sich nach einer Denkpause wieder zurückgemeldet. Ärzte, Pflegepersonal, Patienten. Berichte von der Front, Hintergründe und - das war neu - ein erweitertes Blickfeld, das auch die Sozialberufe mit einbezieht sowie offene und konstruktive Kritik. Der vollbesetzte Saal zeigte den Organisatoren Dr. Christoph Leitner, Andreas Leiter und Verena Duregger einmal mehr, dass die Krebsgespräche ein Dauerbrenner sind!
Offene und konstruktive Kritik. Nicht nur Geschichten von Krankheit und wie man damit lebt, von Empathie und von Exzellenzen in der Versorgung. Nicht nur Daten und Details über Therapien, sondern auch ein Blick hinter die Kulissen. Die Südtiroler haben das Privileg einer exzellenten Versorgung, aber der Preis dafür ist hoch und zu vieles liegt im Argen. Ein Think-Tank und eine aufschlussreiche Lehrstunde für den neuen Landesrat, Dr. Hubert Messner, der der Veranstaltung mit größtem Interesse folgte. „Gespräche und Zeit sind ein wichtiger Aspekt“, betonte er in seiner kurzen Begrüßung. „Wir müssen Ärzten und Pflege wieder mehr Zeit geben.“ Das Gesundheitssystem sei insgesamt besser als sein Ruf. „Viele Mitarbeiter machen eine Super-Arbeit, aber wir haben natürlich Baustellen, die nicht von heute auf morgen geschlossen werden können.“

Die Liste ist lang. Krebserkrankungen nehmen zu. Weltweit und auch in Südtirol. Gründe gibt es dafür viele. Einer davon ist der demographische Wandel, vorhersehbar seit den 1970er Jahren, aber nicht (ausreichend) berücksichtigt. Wir werden älter und damit auch kränker, aber wir werden auch immer besser geheilt. Jeder ist ein potentieller Patient. Das System ist darauf nicht eingestellt. Es gibt immer weniger Ärzte, weniger Pflegepersonal, weniger Menschen, die sich für einen Sozialberuf entscheiden. Lange Ausbildungszeiten, schlechte(re) Bezahlung (als anderswo), ein kaum noch zu bewältigendes Arbeits-pensum. Die Digitalisierung lässt immer noch auf sich warten, die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Playern lässt zu wünschen übrig. Die Frage ist auch, wie das Gesundheitssystem und die immer teurer werdenden Therapien auf lange Sicht zu finanzieren sind.
Referat
Aber der Reihe nach. Den Auftakt der Veranstaltung im vollbesetzten UFO in Bruneck machte Dr. Andreas Seeber, Hämatologe an der Uniklinik Innsbruck, laut eigener Definition "100% Arzt in Freizeit und Forschung", der unter dem Titel „Was ist Krebs“, einen eindrucksvollen Überblick über die Erkrankung, ihre Geschichte, die Entwicklung der Therapien gab. Krebs gab es schon immer. Zellen, die das machen, was alle Zellen machen. Sie wachsen, nur dass sie damit nicht aufhören und plötzlich sind sie überall. Schon die Dinosaurier erkrankten an Osteosarkomen, die antiken Griechen bezeichneten Leukämie als weißes Blut und die alten Ägypter operierten Gehirntumore. Weltweit sind Brustkrebs und Prostatakrebs, sowie Lungen und Darmkrebs die häufigsten Krebsarten bei Frauen und Männern. Bis 2070 rechnet das WHO mit einem Anstieg der Krebserkrankungen von 70%. Die Inzidenz steigt, aber die Mortalität sinkt. Krebs ist dabei, zu einem chronischen Leiden zu werden. Man lebt damit. Die Therapien werden immer besser und wenn jeder seinen Lebensstil darauf einrichtete, die Vorsorge ernst nehmen würde, sich gegen HPV und eventuell auch Hepatitis B impfen lassen würde, könnte sich die Zahl der Erkrankungen um die Hälfte reduzieren. Ein Lungenscreening ist in Diskussion, CT und PET werden immer effektiver, Tumoroperationen können mit Roboter durchgeführt werden und die Bestrahlung wird immer zielgerichteter. „Wie auch wir Onkologen“. Krebs birgt immer weniger Geheimnisse. Die Mutationen im Dna der Zellen können innerhalb kurzer Zeit identifiziert, die Therapien und das Immunsystem individuell darauf eingestellt werden. Chirurgie, Chemotherapie, zielgerichtete Immuntherapie, Hormontherapie und Strahlentherapie wirken immer besser und in Kombination. Impfungen gegen Krebs sind ein aktuelles Forschungsgebiet. „Künstliche Intelligenz lässt uns die Daten immer besser erfassen und zielgerichteter arbeiten.“
Intermezzo
Die Intermezzos zwischen den Vorträgen und Patientengesprächen teilten sich die beiden Clowndoktoren Malona und Malona en miniature und der Onkopsychologe Anton Huber. Er trug berührende Texte aus der therapeutischen Schreibwerkstatt in Bruneck vor und betonte, wie wichtig Schreiben, Lesen und Sprechen in Gemeinschaft sei, um sich wieder seiner bewusst zu werden, um die Erfahrung der Krankheit langfristig zu bewältigen.
Buffet
Vier Kochschüler der 5. Klasse der Landeshotelfachschule Bruneck haben sich im Bereich Eventmanagement mit einem thematisch passenden Buffet für diese besondere Veranstaltung auseinandergesetzt und diese Aufgabe bravourös gelöst. Bei der Menü-Planung und Zubereitung gab es folgende Richtlinien zu beachten: Antioxydantien, Rohkost, vegan, Zucker und Milchprodukte vermeiden. Das Ergebnis war köstlich und Florian Sellerbacher, Florian Siller, Thomas Oberegger sowie Thomas Oberlechner ernteten den ihnen gebührenden Applaus.
Patientengespräche
Im Mittelpunkt der Krebsgespräche standen wie immer die PatientInnen. Verena Duregger stellte dem Publikum die Volkskundlerin Barbara Stocker und den Physiotherapeuten Daniel Bonfanti vor. Barbara Stocker erkrankte 2019 an einem hormonbedingten Mammakarzinom. Krebs war ein Thema, das sie von jeher berührte und interessierte, nicht zuletzt auch als ihre Mutter im Alter von 69 daran erkrankte (heute ist sie 85). „Ich lebe sehr gesundheitsbewusst und war überzeugt, gesund alt zu werden.“ Sie hat sich selbst neu kennengelernt durch die Erfahrung der Krankheit. „Ich habe viel über mein Leben nachgedacht, ein gutes Leben, aber jetzt hat es noch mehr Tiefe bekommen. Das Bewusstsein um die Endlichkeit. Ich verschiebe nichts mehr, lebe JETZT.“ Gehadert hat sie nie und sie hat dankbar alle Rettungsanker genutzt, die ihr zur Verfügung gestellt worden sind, angefangen vom Herzpolster, das sie nach der OP von der Krebshilfe bekommen hat, die vielen mutmachenden Menschen, Ärzte, Krankenschwestern, die Komplementärmedizin. Ein grauer Punkt: die Komplementärmedizin und die Onkologen arbeiten nicht zusammen. „Hier bräuchte es Vernetzung!“ Den Wiedereinstieg ins Berufsleben hat sie als problematisch erlebt, das Gespräch vor der Wiedereingliederungskommission als sehr ungut. „Ich habe mich nicht ernst genommen gefühlt.“

Schon im Sommer 2022 war ihm die Schwimmhose lästig. Zum Arzt gegangen ist er erst im September. Ein Hoden war geschwollen. Das „Da haben wir was“, des Urologen wird Daniel Bonfanti nie vergessen. Er hat viel gelernt, nicht zuletzt für seine Arbeit als Physiotherapeut. „Als Patient saugt man jedes Wort auf, Worte haben Gewicht, dienen auch als Rettungsanker. Man hinterfragt alles. Jetzt achte ich sorgfältig auf Klarheit, auf Hoffnung machen, jemanden mitnehmen.“ Ratschläge erteilt er nicht. „Ich bin meinen ganz eigenen Weg gegangen, habe mir Zeit genommen, mich aufzustellen, bin die Chemotherapie angegangen wie einen Wettlauf.“ Kämpfen musste er gegen das schlechte Gewissen gegenüber Frau und Kindern, weil er zu spät zum Arzt gegangen ist. Die Frage, „Warum ich?“ hat er sich nie gestellt. Die Angst vor einem Rezidiv prägt seinen Alltag nicht, aber den Augenblick der Kontrolle erlebt er als schwierig. Er hat immer gewusst, was schön und wichtig ist im Leben, jetzt kennt er keine Entschuldigung mehr. „Ich habe mein Arbeitpensum reduziert, nehme mir Zeit für meine Frau, meine Kinder, für mich, für meinen Körper.“ Reduzierte Zuckereinnahme, Intervallfasten, jeden Tag Sport oder Kraftübungen. Und: Dem Alltag Schönes abgewinnen.
Die Podiumsdiskussion
Abschluss und Höhepunkt der Krebsgespräche war die Podiumsdiskussion, die so angeregt und kritisch war wie nie. Zum Thema Onkologie und demographischer Wandel und den drei Fragen: Was läuft gut? Was läuft nicht? und Was müssen wir ändern? positionierten sich vier Experten. Martha von Wohlgemuth, Geschäftsführerin des Landesverbands für Sozialberufe, Dr. Günther Sitzmann, Primar der Chirurgie am Krankenhaus Bruneck und Vorsitzender der Primar-Gewerkschaft, Dr.in Doris Gatterer, Präsidentin der Gesellschaft für Allgemeinmedizin SÜGAM sowie der Krankenpfleger Alexander Kugler. Interessant war die Einbindung der sozialen Berufe, die einen wichtigen, oft unterschätzten Faktor in der Betreuung von Patienten darstellen.

Vier Sichtweisen, die sich wie Puzzleteile zusammenfügten und viele neue Baustellen eröffneten. Hier nur einige Stichpunkte: Die Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit und der Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Krankenhaus und Territorium. Die Schaffung eines einheitlichen IT-Systems über das überall die Befunde einsehbar sind. Eine bessere Aufklärung über die Privacy und eine Erziehung der Bürger zur Eigenverantwortung: 80% der Besuche in der Notaufnahme sind grundlos! Tabuthemen wie Proporz und Sprachenregelung müssen offen angegangen werden. Mehr Lohngerechtigkeit und eine Charmeoffensive für sozio-sanitäre Berufe und den Beruf des Allgemeinarztes. Die Ressourcen bündeln. Es braucht Strategien, um mit weniger Menschen mehr zu erreichen.
Der Podcast
Unter dem Titel „Reden wir darüber“ gehen die Brunecker Krebsgespräche jetzt über das Pustertal hinaus, überall dorthin, wo Interesse am Thema Krebs und Therapie besteht. Zu hören im Wohnzimmer bequem im Sessel, im Auto oder warum nicht, beim Spaziergang mit dem Hund. Die ersten fünf Folgen stehen. Gesprächspartner von Verena Duregger sind der Onkologe Dr. Christoph Leitner, der Psychoonkologe Anton Huber, der Onkologe Dr. Andreas Seeber, der Patient Klaus Gasperi und die Gynäkologin Dr.in Sonia Prader. Auf Spotify, Google Podcasts, Apple Podcasts. krebsgespräche.it; verenaduregger.it
Andreas Leiter
Dr. Andreas Seeber
Onkopsychologe Anton Huber
Dr. Christoph Leitner
Patientin Barbara Stocker
Landesrat Dr. Hubert Messner
Die große und die kleine Malona