Aktuell

Muskelaufbau und Leistung durch perfekt abgestimmtes Training

Dr. Stefan Resnyak, Primar des Dienstes für Sport- und Bewegungsmedizin in Bozen
FOTO: Othmar Seehauser
Dr. Stefan Resnyak ist Primar des Dienstes für Sport- und Bewegungsmedizin in Bozen. Was vielleicht nicht alle wissen, die Sportmedizin erstellt nicht nur die Eignungszeugnisse sowie Funktions- und Leistungstests für (Wettkampf-) Sportler, sondern bietet auch Leistungen zur Förderung und Erhaltung der Gesundheit, Prävention und Diagnostik sowie Therapie von mit sportlicher Aktivität zusammenhängenden Erkrankungen. Sie erarbeitet Aktivitätsprogramme in Ergänzung zur Therapie, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder Komplikationen vorzubeugen oder um durch gezielte Bewegung die Leistungsfähigkeit des Organismus wiederherzustellen.
Dr. Resnyak, Nahrungsergänzungsmittel, Produkte, die Spurenelemente, Vitamine und Proteine enthalten können mittlerweile fast überall, auch im Supermarkt gekauft werden.
Dr. Stefan Resnyak: Das stimmt, der Zugang ist sehr leicht, weil diese Produkte als Lebensmittel klassifiziert sind und nicht als Medikamente, daher entfällt auch die Pflicht zu genauen Angaben über Dosierung, empfohlene Höchstwerte und mögliche Nebenwirkungen.
Proteinhaltige Produkte sind derzeit im Trend. Nicht nur Milchshakes und Energydrinks, sondern auch Jogurt, Brot, Müsli, Nudeln und sogar Eis werden in besonders proteinhaltigen Varianten angeboten. Sie sollen beim Muskelaufbau helfen, schneller sättigen und deshalb schlank machen. Brauche ich zusätzliche Proteine, wenn ich meine Muskelmasse aufbauen will? Müssen Leistungssportler Proteine integrieren?
Dr. Stefan Resnyak: LeistungssportlerInnen brauchen fast das Doppelte an Proteinen als „normale“ Menschen, also ungefähr 1,5 g pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Aber auch sie können das wie jeder andere gesunde Mensch mit einer gesunden und ausgeglichenen, abwechslungsreichen Ernährung aufnehmen. LeistungssportlerInnen essen mehr als Menschen, die sich weniger bewegen, deshalb nehmen sie bei einer ausgewogenen Diät auch mehr und ausreichend Proteine zu sich.
Ist es schädlich, regelmäßig mehr Proteine zu sich zu nehmen als man benötigt?
Dr. Stefan Resnyak: Eine Proteinüberbelastung ist auf Dauer sicher schädlich. In der Industriegesellschaft liegt der durchschnittliche Tageskonsum ohnehin bereits über der empfohlenen Menge. Das Zuviel wird über Leber und Nieren ausgeschieden und belastet diese. Es gibt aber noch ein anderes, langfristiges Risiko. Proteine regen das Zellwachstum an und damit kann es zu einer gewissen Anfälligkeit für unkontrolliertes Zellwachstum kommen, das heißt für Krebs.
Muss man für einen schnelleren Muskelaufbau irgendwelche zusätzlichen Mittel nehmen?
Dr. Stefan Resnyak: Nein. Und hier sind alle führenden Sportmedizinischen Gesellschaften einer Meinung: Effektiven Muskelaufbau und Leistungssteigerung erreicht man am besten über ein effizientes Training, in dem aktive und Regenerationsphasen perfekt abgestimmt sind. Mit Integratoren ist viel Geld zu verdienen, aber was letztlich die Leistung ausmacht, ist ein perfekt auf die jeweiligen SportlerInnen und ihren Sport abgestimmtes Training. Das gleiche gilt natürlich für Nicht-Sportler und auch für Personen, die aus Krankheitsgründen an Muskelmasse oder Ausdauer verloren haben. Auch hier gilt, dass man sich mit regelmäßigem, individuell auf den spezifischen Zustand abgestimmtem Training (Gymnastik, Spazieren, Schwimmen…) am besten wieder in Form bringt. Unsere Abteilung bietet auch spezifisch abgestimmte Aktivitätsprogramme in Begleitung oder im Anschluss von Therapien an. Regelmäßige Bewegung ist in jedem Fall das Beste, um gesund und in Form zu bleiben.
Im Frühsommer wurde Südtirol von einem Dopingskandal erschüttert. Begegnet ihnen bei ihrer Arbeit das Thema Doping?
Dr. Stefan Resnyak: Kurz zum Skandal: Einem Gastroenterologen im Krankenhaus Bozen ist aufgefallen, dass in kürzester Zeit bei drei jungen Männern ein (für diese Altersgruppe ungewöhnlicher) Lebertumor diagnostiziert wurde. Die Spur führte schließlich zu einem Fitnessstudio in Salurn, das illegal mit Testosteron, also Anabolika gehandelt hat. Hormondoping kann eindeutig Leberkrebs zur Folge haben! Die Fitnessstudios sind damit zu Unrecht sehr ins Rampenlicht gerückt, tatsächlich gehen sie sehr kritisch und verantwortlich mit diesem Thema um. Alles andere ist unprofessionell! Doping ist ein Thema, mit dem HochleistungssportlerInnen immer in Kontakt sind. Das ist wie mit Drogen, mit Alkohol oder Rauchen. Wer vom Sportcharakter her nicht reif ist, ist anfälliger. Ein informierter Sportler ist vorbereitet. In jedem Fall schadet Doping dem Organismus.

Aktuell

Tabuthema Prostata

Unter dem Motto „Ich schau auf mich – und du?“ sensibilisiert die Südtiroler Krebshilfe anlässlich des Europäischen Prostata Tages am 15. September zum Thema Früherkennung und Vorsorge von Krebserkrankungen. Dieses Mal im Fokus: das Tabu-Thema Prostata.
Die Südtiroler Krebshilfe setzt sich auch in diesem Jahr intensiv für die Früherkennung und Vorsorge von Krebserkrankungen ein und rückt dabei das oft tabuisierte Thema Prostata in den Fokus. Unter dem Motto "Ich schau auf mich – und du?" ruft die Organisation dazu auf, die eigene Gesundheit nicht zu vernachlässigen und sich aktiv mit dem Thema Prostatakrebs auseinanderzusetzen.
Prostatakrebs ist nach wie vor ein Tabu-Thema, über das Männer nur ungern sprechen. Dennoch zählt Prostatakrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen beim Mann, mit einer Hauptinzidenz in Europa bei 65-66 Jahren. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass auch Männer mit 40 Jahren an Prostatakrebs erkranken können, insbesondere wenn eine entsprechende genetische Veranlagung vorliegt.
Dr. Michael Aigner, Primar der Abteilung Urologie im Krankenhaus Brixen, betont die Bedeutung der Früherkennung: "Warten Sie nicht ab, bis Beschwerden auftreten. Nehmen Sie regelmäßig an der Untersuchung zur Früherkennung des Prostatakarzinoms teil und erhalten Sie möglicherweise viele Lebensjahre geschenkt." Ab dem 45. Lebensjahr sollten Männer in Südtirol diese Früherkennungsuntersuchung beim Urologen in Anspruch nehmen. Die Untersuchungen bestehen aus einer Tastuntersuchung und bei Verdacht einer Messung des PSA-Wertes, einem Eiweißstoff, der ausschließlich von der Prostata gebildet wird.
Ein erhöhter PSA-Wert kann auf einen Tumor hinweisen, allerdings können auch harmlose Prostataentzündungen oder gutartige Prostatavergrößerungen diese Veränderungen verursachen. Die rechtzeitige Erkennung von Prostatakrebs ermöglicht nicht nur eine bessere Heilungschance, sondern auch schonendere Therapiemöglichkeiten. Dank der frühzeitigen Vorsorge sind die Überlebensraten heute gestiegen, was die Notwendigkeit der Früherkennungsuntersuchungen unterstreicht.
Die Südtiroler Krebshilfe appelliert an alle Männer, die Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen und aktiv Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Unter dem Motto "Ich schau auf mich – und du?" sollen Männer ermutigt werden, sich frühzeitig mit dem Thema Prostatakrebs auseinanderzusetzen und so einen wichtigen Beitrag zu ihrer eigenen Gesundheit zu leisten.