Aktuell

Zwei neue PET-Tomographen und „Theragnostik“

Die Nuklearmedizin in Bozen modernisiert sich und bereitet sich auf eine bahnbrechende Therapie vor
Einer der beiden neuen PET-Tomographen in Bozen – FOTO: Michael Kob
Primar Dr. Mohsen Farsad
Das Jahr 2024 war ein Jahr voller Herausforderungen. Zwei hochmoderne PET-Tomographen (Positronen-Emissions-Tomographie), wichtige Umstrukturierungen innerhalb der Abteilung und die bevorstehende Einführung einer innovativen Therapie, dank einer Zusammenarbeit mit der Charité in Berlin. Die Abteilung für Nuklearmedizin, geleitet von Primar Dr. Mohsen Farsad, ist vielleicht nicht so bekannt wie andere Abteilungen, z. B. Onkologie oder Gynäkologie, spielt aber eine entscheidende Rolle in der Behandlung von Tumorerkrankungen und darüber hinaus.
Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ist ein bildgebendes Diagnoseverfahren, das frühzeitig Tumore erkennen sowie deren Größe, Stadium und Lage beurteilen kann. Die Untersuchung basiert auf der Verabreichung von Radiopharmaka, die Positronen abgeben. Diese Substanzen werden intravenös injiziert und machen durch ihre radioaktive „Beleuchtung“ die Zielzellen sichtbar und klassifizierbar.
Die beiden neuen Tomographen der neuesten Generation haben das alte Gerät aus dem Jahr 2007 ersetzt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Mit zwei Maschinen kann flexibler geplant werden, und die Untersuchungszeit halbiert sich von 20 auf etwa 10 Minuten. Dies bedeutet eine geringere Strahlenbelastung für die Patienten. Zudem ermöglicht eine neu entwickelte Software, die Strahlung bei CT-Scans zu reduzieren und die Untersuchungen schneller durchzuführen, wodurch mehr Patienten untersucht werden können. „Tatsächlich haben wir praktisch keine Wartezeiten,“ erklärt Dr. Mohsen Farsad. „Innerhalb von maximal einer Woche kann ein Termin vereinbart werden.“
Gerade bei PET-Untersuchungen ist Zeit ein kritischer Faktor: Je schneller Patienten mit Verdacht auf Lungenkrebs, Lymphome oder andere Tumorarten untersucht werden, desto früher kann die Therapie beginnen.
PET-Untersuchungen finden zu 80 % in der Onkologie Verwendung, zu 10 % zur Lokalisierung von Infektionen (wie Vaskulitiden oder Fieber ungeklärter Ursache) und zu weiteren 10 % bei Verdacht oder bereits diagnostizierter Demenz.
Doch die neuen Tomographen, die von einem zentralen Steuerungsraum aus überwacht werden, was die Arbeit der Techniker erheblich erleichtert, sind nicht die einzige Neuerung. Im Rahmen der Renovierung Bereitstellung der Räume, die die neuen Geräte beherbergt, wurde die gesamte Abteilung modernisiert und bietet nun ein patientenfreundlicheres Umfeld. Der Primar und sein Team, das trotz höherer Patientenzahlen nicht aufgestockt worden ist, schätzen besonders den neuen Anamneseraum. „Früher mussten wir mit den Patienten im Injektionsraum sprechen, was die Privacy nicht gewährleistete,“ erläutert Farsad.
Neu ist auch ein Raum für kardiologische Patienten, für die zuvor jedes Mal ein radiologisch geschützter Bereich eingerichtet werden musste. Der Injektionsraum, der vorher eng und wenig einladend war, ist jetzt hell und geräumig. Die Zimmer mit den Tomographen empfangen die Patienten mit himmelblauen Wänden und Wolkendekorationen.
Einzugsgebiet der Nuklearmedizin in Bozen ist die gesamte Provinz. Neben der Betreuung von Schilddrüsenpatienten – die auch anderswo behandelt werden können – liegt der Fokus jedoch auf Krebspatienten. „Die onkologischen Patienten sind für uns von größter Bedeutung,“ betont der Primar.
Dr. Mohsen Farsad definiert drei klare Ziele für die Arbeit seines Teams: 1) Nur angemessene Untersuchungen durchführen. 2) Die Untersuchungen in kürzester Zeit ohne Wartezeiten durchführen. 3) Die Untersuchung auf ganz konkrete klinische Fragestellungen ausrichten. „Wir stehen in kontinuierlichem Dialog mit Ärzten, unsere Arbeit ist nicht einfach Bild-Ergebnisse zu liefern, sondern uns die Zeit zu nehmen, die Untersuchungen entsprechend auszuwerten und das Ergebnis entsprechend zu vermitteln.
PET-Untersuchungen können nicht direkt von Patienten angefordert werden, da es sich um technische Verfahren handelt, die mit einer spezifischen Strahlenbelastung verbunden sind. „Es sind die Fachärzte, die uns die Patienten zuweisen, und mit ihnen besprechen wir die Notwendigkeit jeder einzelnen Untersuchung,“ unterstreicht Primar Farsad. Die Angemessenheits-Quote der Untersuchungen liegt bei 95 %. Neben PET-Untersuchungen führt die Abteilung auch andere bildgebende Verfahren durch, wie Szintigraphien, Biopsien und klinische Untersuchungen der Schilddrüse, nuklearmedizinische Therapien, wie spezifische Behandlungen von gutartigen Läsionen und Tumoren der Schilddrüse.
Eine weitere wichtige Neuerung macht den Primar besonders stolz. Seit einem Jahr bereitet sich sein Team in Zusammenarbeit mit der Charité in Berlin auf die Einführung einer neuen Therapie vor, sobald die AIFA (Italienische Arzneimittelagentur) die Genehmigung erteilt. Wichtige infrastrukturelle Anpassungen wurden vorgenommen, ein speziell geschütztes Krankenzimmer ist bereits fertiggestellt. Es handelt sich um eine innovative Therapie zur Behandlung von metastasiertem Prostatakrebs, der resistent gegen andere Therapien ist.
„Diese Therapie repräsentiert die Zukunft der europäischen Exzellenzzentren und ist neu in Italien. Sie ist nur für Patienten vorgesehen, die keine anderen Alternativen haben,“ erklärt der Primar. „Heilen kann sie nicht, aber sie kann die Überlebenszeit verlängern und vor allem eine gute Lebensqualität gewährleisten.“
Die Zukunftsperspektiven dieser Therapie sind ausgezeichnet, da es sich um einen innovativen, personalisierten Ansatz handelt, die sogenannte „Theragnostik“, die durch nuklearmedizinische Verfahren ermöglicht wird. Der Begriff selbst setzt sich aus „Therapie“ und „Diagnostik“ zusammen und vereint somit Diagnostik und Behandlung. Mit der diagnostischen PET-Methode werden Patienten ausgewählt, die spezifische Merkmale aufweisen, um mit dem Radiopharmakon 177Lu-PSMA (Lutetium-177) behandelt werden zu können. Dieses Radiopharmakon bindet sich an ein Prostata-spezifisches Membranantigen (PSMA) und gibt Strahlung ab, die die Tumorzellen zerstört, während das umliegende Gewebe geschont wird.
Wenn alles nach Plan verläuft, wird die Therapie in Kürze anwendbar sein. Diese Methode wird voraussichtlich Eingang in die wichtigsten internationalen Leitlinien finden. Bozen ist jedenfalls bereit.

Aktuell

Ein Diamant ist für immer

BRCA-positive Patienten – Konferenz der Breast Unit Bozen – Information für alle
Dr. Romano Polato mit Mitarbeiterinnen in der Abteilung
Primar Dr. Antonio Frena und Dr. Romano Polato
Genetisch bedingte Tumorerkrankungen sind ein immer relevanteres Thema, sowohl in der onkologischen Forschung als auch in der klinischen Praxis. Die Gene BRCA1 und BRCA2 gehören zu den bekanntesten und sind mit einem erhöhten Risiko verbunden, Brust- und Eierstockkrebs zu entwickeln. Gesunde Frauen oder bereits diagnostizierte Brustkrebspatientinnen, die Trägerinnen dieser Mutationen sind, werden einem engeren Überwachungsprogramm mit häufigeren Kontrollen unterzogen. Im September organisierte die Breast Unit Bozen eine öffentliche Konferenz, um dieses Thema näher zu beleuchten.
Präsident der Konferenz war der Primar der Chirurgie am Krankenhaus Bozen, Dr. Antonio Frena. Wissenschaftlicher Leiter des Tages war der Chirurg Dr. Romano Polato, Direktor der Breast Unit Bozen. Weitere Teilnehmer waren der Primar der Onkologie des Krankenhauses Bozen, Dr. Luca Tondulli, seine Stellvertreterin Dr.a Eva Haspinger, Dr. Alberto Caldart, Leiter der neuen Ambulanz für Patienten mit BRCA-Mutationen, sowie der plastische Chirurg Dr. Davide Pino vom Krankenhaus Brixen. Als besondere Gäste waren der Direktor der chirurgischen Onkologie am Nationalen Krebsinstitut Mailand, Dr. Secondo Folli, und der plastische Chirurg des Krankenhauses San Bortolo in Vicenza, Dr. Leonardo Sartore, eingeladen. Wir sprachen mit Dr. Romano Polato, seit 2012 Direktor des Brustzentrums in Bozen, das seit 2011 EUSOMA-zertifiziert ist. Polato ist spezialisiert auf Mammachirurgie sowie laparoskopische Kolonchirurgie und hat mehr als 3.600 Eingriffe als Hauptoperateur und über 1.000 Kolonoperationen durchgeführt.
Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf der Konferenz und der Resonanz des Publikums?
Dr. Romano Polato: Unser Ziel war es, alle zu erreichen – nicht nur Fachleute oder Patienten – und ich glaube, das ist uns gelungen. Im Saal waren über 50 Personen, was angesichts der Spezifität des Themas eine sehr ermutigende Zahl ist.
Ihr Zentrum ist eines von 20 EUSOMA-zertifizierten Brustzentren in Italien (von insgesamt 140 Brustzentren) und zusammen mit Brixen und Meran, die von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert sind, eines von drei zertifizierten Zentren in Südtirol. Welche Vorteile haben Patientinnen, wenn sie sich an ein zertifiziertes Zentrum wenden?
Dr. Romano Polato: Sie haben die Sicherheit, nach den höchsten und modernsten Standards diagnostiziert und behandelt zu werden – mit einem multidisziplinären Ansatz. Ein ganz entscheidender Punkt ist, dass die Heilungschancen hier um 10 % höher sind. Zertifizierte Zentren werden regelmäßig strengen Audits unterzogen, um ihre Exzellenz zu überprüfen.
Die Zertifizierung fordert eine ständige Weiterentwicklung und Weiterbildung?
Dr. Romano Polato: Absolut. Es handelt sich nicht um ein einmal zu erreichendes Ziel, sondern um einen kontinuierlichen Prozess. Es gibt so viel zu lernen, und das macht diesen Bereich ja auch so faszinierend. Neben den therapeutischen Aspekten musste ich, ursprünglich als allgemeiner Chirurg ausgebildet, eine sehr präzise und feinfühlige Chirurgie erlernen. Bei der onkoplastischen Chirurgie, zum Beispiel, wird mit Blick auf die Ästhetik gearbeitet. Schnitte werden nach den Regeln der plastischen Chirurgie ausgeführt, um optimale Voraussetzungen für die spätere Implantation der endgültigen Prothese durch den plastischen Chirurgen – bei uns Dr. Pino vom Krankenhaus Brixen – zu schaffen.
Werden auch Patientinnen außerhalb der Provinz behandelt?
Dr. Romano Polato: Ja, insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema BRCA. Zunächst ist es wichtig, zwischen gesunden Trägerinnen der Mutation (die den Test aufgrund einer erkrankten Angehörigen gemacht haben) und Patientinnen mit bereits diagnostizierter Erkrankung zu unterscheiden. Wir behandeln Frauen mit einer Diagnose. Ab dem Alter von 40 Jahren und bei Vorliegen der Mutation wird immer auch eine präventive Mastektomie der anderen Brust durchgeführt. Bei jüngeren Frauen hängt es von der individuellen Situation ab, etwa ob sie noch Kinder bekommen oder stillen möchten. Jede Patientin benötigt eine maßgeschneiderte Behandlung. In jedem Fall versuchen wir, die Brustwarze zu erhalten.
Was empfehlen Sie gesunden BRCA-Trägerinnen?
Dr. Romano Polato: Als Chirurg und Arzt befürworte ich die Mastektomie. Aber die Entscheidung liegt bei der Patientin, und wie gesagt, die Umstände müssen immer berücksichtigt werden. Unsere Patientinnen werden stets von Onkopsychologen begleitet. Es gibt Frauen, die mit dem Risiko leben können, und andere, die es vorziehen, kein Risiko einzugehen. Beide Entscheidungen verdienen Respekt.
Gesunde BRCA-Trägerinnen werden also nicht in Bozen operiert?
Dr. Romano Polato: Wir überweisen sie in der Regel an das Nationale Krebsinstitut in Mailand, ein Zentrum mit hoher Fallzahl, wo Dr. Secondo Folli auf brusterhaltende Mastektomien spezialisiert ist.
Wie sieht es mit der Brustrekonstruktion aus?
Dr. Romano Polato: Das hängt von der Entscheidung der Patientin ab. Es gibt die Rekonstruktion mit Silikonprothesen – ein kürzerer und weniger invasiver Eingriff. Alternativ gibt es die Rekonstruktion mit eigenem Fettgewebe, ein sehr komplexer und zeitaufwändiger Eingriff, der eine hochspezialisierte Fachklinik erfordert. Im öffentlichen Gesundheitssystem bieten wir beide Optionen an. Für die Rekonstruktion mit Eigengewebe überweisen wir Patientinnen nach Vicenza zu Dr. Leonardo Sartore, einem Experten für Mikrochirurgie.
Und das Ergebnis?
Dr. Romano Polato: Das Ergebnis ist hervorragend. Es ist wie ein Diamant – es hält ein Leben lang! Letztendlich liegt die Entscheidung bei der Patientin. Sie muss in alle Entscheidungen einbezogen werden, und es ist wichtig, stets im Gespräch zu bleiben – auch mit den PsychologInnen. Die Frauen dürfen sich niemals allein gelassen fühlen.
Wie ist die aktuelle Situation bei Brustkrebs? Haben Sie auch darüber gesprochen?
Dr. Romano Polato: Natürlich. Vor allem angesichts der Tatsache, dass Brustkrebs bei Frauen stetig zunimmt, und die Betroffenen immer jünger werden. In Italien sprechen wir von etwa 45.000 Fällen pro Jahr, in Südtirol sind es 400. Die Altersgruppe hat sich von 50–55 Jahren auf 40–45 Jahre verschoben. Auch das Screening sollte dieser Entwicklung angepasst werden und Frauen bereits ab dem Alter von 45 Jahren dazu eingeladen werden. Zudem kann man nicht oft genug betonen, wie wichtig die Selbstuntersuchung ist – idealerweise täglich.