Es ist jedes Jahr wieder spannend, mit welchen Themen die Diplompatientin aufwartet. Rund um das Thema Brustkrebs von hochkarätigen Experten verständlich aufbereitet. Ziel der jährlichen Wissensoffensive von mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs ist wie immer die informierte und handelnde Patientin und Frau. Denn Wissen nimmt Angst. Dass Brustkrebs nicht nur Frauen angeht, stellte die Innsbrucker Oberärztin Dr.in Christina Brunner in ihrem Vortrag dar: Von 100 Männern erkrankt einer an Brustkrebs. Und: KI – Künstliche Intelligenz ist eine Hilfe bei der Interpretation von Mammographien, das sagt der Bozner Radiologe Dr. Paolo Cabassa.
Einen wichtigen Platz nahmen auch die Breast-Care-Nurses ein. Trient beneidet Südtirol um sie und sie sind tatsächlich ein unverzichtbares Bindeglied zwischen Arzt und Patientin, Familie und Patientin, mit Sicherheit einer der wichtig-sten Anker der Patientinnen in der ersten Zeit nach der Diagnose. Franziska Penn erklärte in ihrem Vortrag, dass Frauen sicher, kompetent und mutig durch ihre Krankheit gehen müssen und sie als Breast Nurse sozusagen der Coach ist. Seit 1980 gab es die ersten Breast Care Nurses in England, 2009 waren die ersten zwei Südtiroler Krankenschwestern zur Ausbildung in Österreich. Inzwischen sind sie eine wichtige Säule in allen drei Brustgesundheitszentren Südtirols, in Bozen, Brixen und Meran. Die Breast Care Nurses nutzten ihren Platz in der Veranstaltung, um den Frauen die Ohren lang zu ziehen: in Österreich liegt die Beteiligung am Brustkrebsscreening unter 40%, in Brixen unter 65%. Das ist nicht ganz schlecht, aber immer noch viel zu wenig. Das Schlimme dabei: 35% der Frauen kommen einfach nicht, ohne den Termin abzusagen. Dadurch geht der Platz für andere verloren und die Wartezeiten sind lang!
Zum Thema Brustkrebs bei Männern nur so viel (in der nächsten Ausgabe werden wir dieses Thema vertiefen, Anm. d. Red.): das größte Problem ist hier die späte Diagnose. Theoretisch ist der Brustkrebs beim Mann genauso gut heilbar wie bei der Frau, mit Zehnjahresüberlebensraten von 97%, aber da es kein Screeening gibt und es sich beim Mann um einen seltenen Krebs handelt, wird er oft viel zu spät erkannt. Brustkrebs betrifft eine Frau von acht und einen Mann von tausend. In Tirol erkrankten im vergangenen Jahr 547 Frauen und 7 Männer. Auch Männer werden in der Gynäkologie behandelt.
Dr.in Sonia Prader, Primarin der Abteilung für Gynäkologie und Direktorin des Brustgesundheitszentrums Brixen, die sich mit Martina Ladurner und Erika Lana von mamazone in der Moderation der Konferenz abwechselte, befasste sich in ihrem Vortrag mit den Nebenwirkungen der Therapie, wie diese sich in den Jahren geändert haben und wie sie heute anders empfunden werden. Der Haarausfall zum Beispiel, früher auf Platz eins, ist mittlerweile auf dem 3. Platz gelandet. Mehr als der kahle Kopf stört die Frauen heute die Tatsache, dass sie schlecht schlafen, auch die Fatigue wird sehr negativ bewertet, ebenso wie die Auswirkungen, der durch die Chemotherapie verursachten Polyneuropathien. Als äußerst belastend gilt nach wie vor das Lymphödem. Nicht nur, weil geschwollene Glieder schmerzhaft und behindernd sind, sondern auch, weil sie das Selbstwertgefühle der Frauen negativ beeinflussen und zu Sexualproblemen führen können.
KI - Künstliche Intelligenz, vor einem Jahr noch ein etwas unklares Phänomen, hat längst Einzug gehalten in unser aller Alltag. Mit der gebotenen Vorsicht und Distanz lässt sich Künstliche Intelligenz tatsächlich vielseitig und sehr positiv nutzen. Zum Beispiel zum korrekten Lesen und Interpretieren von Mammographien. KI ist fähig auch kleinste Veränderungen aufzuspüren. Den menschlichen Begleiter braucht es dabei aber immer noch, betonte der Bozner Radiologe Dr. Paolo Cabassa in seinem interessanten Vortrag.
Dr. Claudio Zamagni, Leiter der onkologischen Abteilung des Addarii Universitätsklinikums in Bologna, beschrieb die Rolle der CDK-4/6 Inhibitoren bei der Brustkrebstherapie, die erstaunliche Ergebnisse zeitigen und langfristig die Zellteilung blockieren können. Allerdings seien nicht alle Frauen bereit, die nicht unerheblichen Nebenwirkungen wie starke gastrointestinale Störungen zu tragen und brächen die Therapie vorzeitig ab, betonte der Onkologe.
Vor dem Konferenzsaal wurden die TeilnehmerInnen der Diplompatientin von Fotografien aus dem Bachelor Projekt der jungen Bozner Schmuckdesignerin Vivian Manzardo, "A matters of Nipples" empfangen. Sie hat Abdrücke von 50 Nippeln von Männern und Frauen zu Broschen verarbeitet, um auf das Thema der Tabus um den Frauenkörper aufmerksam zu machen. Mamazone hatte die von Dr.in Prader organisierte Ausstellung der jungen Designerin zum 8. März in der Halle des Brixner Krankenhauses sponsorisiert.