Die Neuregelung der Tumorchirurgie
„Ein Instrument der Zentralisierung“
Stellungnahme von Dr. Robert Pfitscher, Primar der Chirurgie in Sterzing
Dr. Robert Pfitscher ist Primar der Chirurgie am Krankenhaus Sterzing und hat sich von Anfang an gegen die Neuordnung der Tumorchirurgie und die damit verbundene Konzentration der Tumoroperationen auf die Schwerpunktkrankenhäuser Brixen, Meran und Bruneck sowie das Zentralkrankenhaus Bozen gestellt. Er suchte dabei auch nach Unterstützung von Lokalpolitikern.
Primar Pfitscher hat der Chance folgende Stellungnahme zukommen lassen, die wir nachstehend leicht gekürzt veröffentlichen.
„Das Projekt der onkologischen Zertifizierung ist aus Sicht der Peripherie ein Zentralisierungsinstrument, das von der Führung des Südtiroler Sanitätsbetriebes in sehr geschickter Weise ausgearbeitet und von der Südtiroler Landesregierung gegen die Bedenken von gezählten 35 Abteilungs- und Dienstleitern aus den Krankenhäusern Schlanders, Sterzing, Innichen, Bruneck und Brixen letzthin genehmigt wurde.
Es fußt ganz wesentlich auf der Annahme eines direkten Zusammenhanges zwischen Behandlungsmenge und Behandlungsqualität chirurgischer Interventionen, einerAnnahme, die in der Durchsicht der bestehenden, nahezu ausschließlich retrospektiven Analysen in der Literatur für die Tumorchirurgie des Magen-Darm-Traktes und der Schilddrüse schlichtweg nicht haltbar ist.
Leider wurde dieses Märchen von der positiven Beziehung zwischen Anzahl der Operationen und deren Ergebnisqualität in der Tumorchirurgie des Magen-Darm-Traktes und der Schilddrüse, um die es in den erwähnten kleinen und mittleren Krankenhäusern geht, von kaum jemandem hinterfragt; nicht von unseren Landesräten, nicht von unseren Sozialverbänden, nicht von den Beamten des Gesundheitsressorts und offensichtlich auch nicht von den Mitgliedern des sogenannten wissenschaftlichen Komitees. Die oben erwähnten 35 Primarärzte blieben mit ihren Bedenken und Sorgen um die Zukunft der kleinen (und mittleren) Spitäler ungehört.
Ungehört blieb auch deren Forderung nach einer südtirolbezogenen,rückblickenden Aufarbeitung der bisherigen Ergebnisqualität nach Tumoroperationen in den diversen Abteilungen unseres Landes. Eine derartige Analyse könnte aus unserer Sicht am ehesten zu einer Grundlage für etwaige Kompetenzzuweisungen führen, wurde aber bisher von den Verantwortlichen strikt abgelehnt, wohl in der Befürchtung „überraschender“ Ergebnisse zugunsten der peripheren Krankenhäuser.
Auf der Strecke bleiben die Entscheidungsfreiheit des einzelnen Patienten, die (kostengünstige) wohnortnahe Betreuung, vor Allem des betagten und unbeholfenen Patienten (und dessen Angehörigen). Auf der Strecke bleiben sekundär die kleinen, womöglich aber auch die mittelgroßen Krankenhäuser von Bruneck und Brixen, die durch das vollständige bzw. für die Häuser von Brixen und Bruneck Teilverbot der Tumorchirurgie und dessen weitreichender Folgen einen massiven Attraktivitätsverlust als Arbeitsstätte für begabte künftige Chirurgen hinnehmen müssen.
Dies mit fatalen Folgen für das gesamte Behandlungsangebot der kleinen Spitäler und letztlich auch mit negativen Auswirkungen auf die globale Krankenhausversorgung Südtirols."
„Das Projekt der onkologischen Zertifizierung ist aus Sicht der Peripherie ein Zentralisierungsinstrument, das von der Führung des Südtiroler Sanitätsbetriebes in sehr geschickter Weise ausgearbeitet und von der Südtiroler Landesregierung gegen die Bedenken von gezählten 35 Abteilungs- und Dienstleitern aus den Krankenhäusern Schlanders, Sterzing, Innichen, Bruneck und Brixen letzthin genehmigt wurde.
Es fußt ganz wesentlich auf der Annahme eines direkten Zusammenhanges zwischen Behandlungsmenge und Behandlungsqualität chirurgischer Interventionen, einerAnnahme, die in der Durchsicht der bestehenden, nahezu ausschließlich retrospektiven Analysen in der Literatur für die Tumorchirurgie des Magen-Darm-Traktes und der Schilddrüse schlichtweg nicht haltbar ist.
Leider wurde dieses Märchen von der positiven Beziehung zwischen Anzahl der Operationen und deren Ergebnisqualität in der Tumorchirurgie des Magen-Darm-Traktes und der Schilddrüse, um die es in den erwähnten kleinen und mittleren Krankenhäusern geht, von kaum jemandem hinterfragt; nicht von unseren Landesräten, nicht von unseren Sozialverbänden, nicht von den Beamten des Gesundheitsressorts und offensichtlich auch nicht von den Mitgliedern des sogenannten wissenschaftlichen Komitees. Die oben erwähnten 35 Primarärzte blieben mit ihren Bedenken und Sorgen um die Zukunft der kleinen (und mittleren) Spitäler ungehört.
Ungehört blieb auch deren Forderung nach einer südtirolbezogenen,rückblickenden Aufarbeitung der bisherigen Ergebnisqualität nach Tumoroperationen in den diversen Abteilungen unseres Landes. Eine derartige Analyse könnte aus unserer Sicht am ehesten zu einer Grundlage für etwaige Kompetenzzuweisungen führen, wurde aber bisher von den Verantwortlichen strikt abgelehnt, wohl in der Befürchtung „überraschender“ Ergebnisse zugunsten der peripheren Krankenhäuser.
Auf der Strecke bleiben die Entscheidungsfreiheit des einzelnen Patienten, die (kostengünstige) wohnortnahe Betreuung, vor Allem des betagten und unbeholfenen Patienten (und dessen Angehörigen). Auf der Strecke bleiben sekundär die kleinen, womöglich aber auch die mittelgroßen Krankenhäuser von Bruneck und Brixen, die durch das vollständige bzw. für die Häuser von Brixen und Bruneck Teilverbot der Tumorchirurgie und dessen weitreichender Folgen einen massiven Attraktivitätsverlust als Arbeitsstätte für begabte künftige Chirurgen hinnehmen müssen.
Dies mit fatalen Folgen für das gesamte Behandlungsangebot der kleinen Spitäler und letztlich auch mit negativen Auswirkungen auf die globale Krankenhausversorgung Südtirols."