Thema

Der Patient steht immer im Mittelpunkt

30 Betten - 500-600 Operationen im Jahr - 1.300 Endoskopien - Zertifizierung

Dr. Michele LoddeDr. Michele Lodde

Eine große Abteilung. Dayhospital, zwei endoskopische Säle, Ambulanz und 30 Betten, alles auf einem Stock. Ein hohes Turnover. Gleich nebenan ist der Operationstrakt. Die Urologie am Bozner Krankenhaus. Zehn Ärzte, 28 PflegerInnen. Primar ist seit 2000 Dr. Armin Pycha.
Armin Pycha hat in Innsbruck studiert und war lange Jahre Oberarzt an der Universitätsklinik Wien, sowie Leiter der Ambulanz für erektile Dysfunktion, Fertilität und Neuro-Urologie. Nach der Übernahme des Primariats hat Dr. Pycha die Abteilung umstrukturiert, in die internationale Weiterbildung seiner Mitarbeiter investiert und Urologen bzw. Chi-rurgen von internationalem Rufzu Stages nach Bozen geholt, so dass die Abteilung mittlerweile den fortgeschrittenen europäischen Standards entspricht.
Auf der Urologie Bozen werden Krankheiten wie Infektionen der Harnwege, Nierensteine, Inkontinenz, Blasenentleerungsstörungen sowie kinderurologische Probleme behandelt. Einbeträchtlicher Teil der behandelten Pathologien sind onko-urologischer Natur: Krebs an Prostata, Nieren, Blase oder Hoden.
Das Durchschnittsalter der Patienten ist schwer zu beziffern. An Prostata-, Blasen- und Nierenkrebs erkranken Männer zwischen 65 und 70. Bei Blasenkrebs liegt das Verhältnis Mann Frau bei zwei zu eins. „Allerdings“, so Dr. Michele Lodde, einer der Oberärzte der Abteilung und zuständig für die onkologischen Patienten, „steigt die Zahl der an Blasenkrebs erkrankenden Frauen“. Ursache ist die Tatsache, dass Frauen zunehmend rauchen.
Hodenkrebs hingegen betrifft meist sehr junge Männer in einem Alter von 20 bis 30 Jahren. Die Heilungschancen sind bei einer frühen Diagnose und sorgfältiger Durchführung des Behandlungsprotokolls und regelmäßiger Nachsorge und Kontrolle sehr hoch, bei 98%. Zweimal im Monat bietet die Abteilung eine spezifische Hodenambulanz an, die die Urologin Emanuela Trenti gemeinsam mit der Onkologin Susanne Baier durchführt. Die Synergie zwischen Chirurgie und Chemotherapie ist bei Hodenkrebs von besonderer Wichtigkeit.
Vor großen Eingriffen an Prostata oder Blase haben die Patienten Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Psychologen der Abteilung, Dr. Alessio Soppelsa, der die Patienten auf Wunsch auch weiterhin betreut. Nicht alle Patienten nutzen dieses Angebot.
„Es gibt verschiedene Patientenkategorien“, erklärt Dr. Lodde. „Patienten, die viel fragen, die alles wissen wollen und selbst intensiv imInternet nach Informationen suchen oder aber das Gegenteil. Patienten, die einfach nur ihr Problem lösen und dann so schnell wie möglich zum Alltag zurückkehren wollen.“

Ein Saal für endoskopischen UntersuchungenEin Saal für endoskopischen Untersuchungen

Während Blasenkrebs meist durch Blut im Urin festgestellt werden kann, handelt es sich bei der Diagnose von Nierenkrebs meist um Zufallsbefunde. Die Betroffenen unterziehen sich wegen anderer Beschwerden oder zur Kontrolle einem Ultraschall oder CT wobei dann der Krebs entdeckt wird. „Nierenkrebsist zu 70% asymptomatisch, wenn Symptome auftreten, dann ist der Tumor schon sehr weit fortgeschritten.
Bei Prostatakarzinom ist hingegen die Digito-Rektaluntersuchung zusammen mit der Blutuntersuchung PSA die gängige Methode der Früherkennung. Für die rechtzeitige Diagnose von Hodentumoren ist die regelmäßige Selbstuntersuchung des Hodens zu empfehlen.
Die Arbeit der Ärzte auf der Abteilung ist durch die verschiedenen Ambulatorien skandiert. Für Notfälle ist natürlich jeder Tag gut. Montag und Dienstag finden die Nachuntersuchungen der Krebspatienten statt. Jeden Donnerstag gibt es eine Kinderambulanz, die von Dr. Evi Comploj, einer europäisch zertifizierten pädiatrischen Urologin, durchgeführt wird. Mittwochs kommen die entlassenen Patienten zur Nachsorge. Jeden Freitag hält Dr. Helmuth Schuster eine andrologische Sprechstunde ab, außerdem werden die neuro-urologischen Patienten, also Patienten mit urologisch bedingten Störungen der Blasenentleerung wie Querschnittgelähmte, Multiple Sklerose-Patienten oder Patienten mit Parkinson untersucht. Die neuro-urologische Sprechstunde hält Dr. Lukas Berner.
Jede Woche findet außerdem im Rahmen der internationalvorgegebenen Standards der Tumorbehandlung ein multidisziplinäres Tumorboard mit den Kollegen der Onkologie und der Strahlentherapie (an der Bonvicini-Klinik) statt. Hier werden von den verschiedenen Spezialisten Fälle und die jeweils bestmögliche Therapie diskutiert.
Die Abteilung für Urologie unterhält enge Kontakte zu anderen Referenzzentren, wie Mailand, Kufstein oder Feldkirch. Dr. Lodde: „Bei diesen Kontakten werden zum Beispiel Operationsergebnisse oder –techniken verglichen und diskutiert.“
In regelmäßigen Abständen kommen außerdem Spezialisten aus Canada, USA, Österreich oder Deutschland zum Austausch auf die Abteilung.
Besonders stolz sind Primar Pycha und sein Ärzteteam auf die internationale Zertifizierung für die urologische Ausbildung, die im Herbst für weitere fünf Jahre erneuert worden ist. Die Urologie am Krankenhaus Bozen ist außerdem Mitglied des European Board of Urology, die Zertifizierung in Uro-Onkologie ist im Gange.
Die Pflege
Agnes Blasbichler ist ein Organisationstalent und das muss sie auch sein, um Pflege, Patienten, Abteilung und ärztliche Behandlung perfekt aufeinander abzustimmen. Sie ist die Koordinatorin des Pflegedienstes und teilt den Dienst von 28 Personen ein.
Seit acht Jahren arbeitet sie auf der Urologie, vorher war sie acht Jahre in der Wiederbelebung. „Das Besondere an dieser Abteilung ist die Chirurgie. Hier ist ein hohes Maß an Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal, Ärzten und Patienten erforderlich.“ Die Abteilung hat im Normalfall Eintages-, Dreitages-, Fünf-, Acht- und Fünfzehntagespatienten. „Das Dayhospital ist direkt in die Abteilung integriert, sodass unsere Patienten nach dem stationären Aufenthalt auch weiterhin in engem Kontakt mit der Abteilung bleiben und die gleichen Ansprechpartner vorfinden.“
Ein ganz wichtiges Prinzip für das Funktionieren der Urologiesei, so Agnes Blasbichler, die Integrierung des Patienten in seinen Heilungsprozess. „Unsere Patienten müssen mitarbeiten! Teamarbeit funktioniert bei uns auf allen Ebenen.“
Schon vor der Aufnahme und der Operation wird der Patient telefonisch kontaktiert und ihm eine fixe Ansprechperson zugeteilt. „Aufnahme, Operation, Genesungsprozess, Behandlungsprotokoll“, erklärt Agnes Blasbichler „unsere Patienten werden über alles ins Bild gesetzt.“ Auch über die Organisation der Abteilung und über das Schmerzprotokoll. Jeder Patient wird individuell gemäß einer Skala von eins bis zehn nach seinem persönlichen Schmerzempfinden eingestellt. „Nach der Operation kommt er mit Schmerzprotokoll und Skala auf die Abteilung, Urologe und Anästhesist sprechen die Behandlung gemeinsam ab.“ Der Patient steht im Mittelpunkt und Agnes Blasbichler sorgt dafür, dass alles um ihn herum wie am Schnürchen klappt und ineinandergreift.
Die Patienten
Neun Tage ist Elsa auf der Abteilung für Urologie am Bozner Krankenhaus. Morgen darf sie nach Hause. Am 9. Dezember wird sie 77 Jahre alt. Annalisa „Else“ Stifter Manca ist eine rüstige Frau, sie ist seit zwölf Jahren Witwe und lebt allein, hat drei Kinder, sieben Enkel und einen Urenkel.Die Hälfte des Tages verbringt sie mit ihrer Tochter. Ihr wurde eine von Krebs befallene Niere entfernt. Der Tumor war verkapselt. Nach-Therapien hat sie keine. Entdeckt wurde der Tumor durch Zufall. Else leidet seit Jahren an Leukämie. Bei der letzten jährlichen Routine-Kontroll-Untersuchung wurde ein Schatten auf der Niere festgestellt. „Mir geht es gut hier, so gut, wie es eben im Krankenhaus gehen kann. Alle sind außerordentlich nett zu mir“, stellt Else fest. Sie fühlt sich gut aufgehoben, hat das Gefühl, dass jeder sein Bestes für sie gibt. Sie liegt alleine im Zimmer. Sie isteine stille Frau mit einem schüchternen Lächeln. Else liebt es zu beobachten. Die Ärzte, das Pflegepersonal. Über jeden macht sie sich ihre Gedanken, freut sich über jeden, der ihr Zimmer betritt und ein paar Worte mit ihr wechselt.
Mario Vinante kommt aus Tesero im Fleimstal. Seit 20 Tagenschon ist er auf der Urologie, noch vier oder fünf Tage und dann wird auch er entlassen. Der frühere Tischler musste an Blase und Prostata operiert werden. Er hat Glück gehabt. Die Blase konnte rekonstruiert werden, der Prostatakrebs ist rechtzeitig entdeckt worden, nach seiner Entlassung muss er sich keiner Chemotherapie unterziehen. Das Bozner Krankenhaus kannte er schon von einem Unfall von vor zwei Jahren her, bei dem er sich ein Hirn- und Wirbelsäulentrauma zuzog. Neben der exzellenten ärztlichen Versorgung gefällt ihm in Bozen der menschliche Aspekt. Die freien Besuchszeiten, dieoffene Atmosphäre. Seine Frau Cristel kommt jeden Tag von Tesero nach Bozen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Bus, Zug und Bus. Eineinhalb Stunden hin und eineinhalb Stunden zurück. Wenn es reicht. Sie bleibt zwei bis drei Stunden, manchmal auch länger. Sitzt bei ihrem Mario „Sie haben uns alles sehr gut erklärt, alle unsere Fragen beantwortet“, erzählt Cristel. Mario redet nicht gerne. Das überlässt er lieber seiner Frau, aber er nickt zustimmend zu ihren Worten. Dass er sich wohlfühlt hier. Dass er sehr gut versorgt wird und dass er nie das Gefühl hat, sich selbst überlassenzu sein. Wenn er nach Hause kommt, freut er sich auf einen Teller Polenta mit Sauerkraut, denn Polenta, nein, die können sie hier in Bozen nicht kochen. Und auf sein eigenes Bett freut er sich auch.

Aktuell

Zehn Jahre Chance

Am 12.04.2003 wurde bei der Landesversammlung die Nullnummer vorgestellt

Kein Aprilscherz, auch wenn die Nullnummer der Chance das Datum 1. April trägt. Die Idee für eine eigene Zeitung geisterte schon lange in den Köpfen herum, konkret angegangen wurde sie vor etwas mehr als zehn Jahren. Geplant und schließlich auch verwirklicht haben dieses Projekt die frühere Landespräsidentin Christine Mayr und die erste Chefredakteurin Margareth Bernard. Ein Name für das Blatt war auch schnell gefunden. Die Chance – La Chance.
Am 11. April 2003 lud die Südtiroler Krebshilfe Südtirols Pressevertreter zu Athesia Druck in den Weinbergweg in Bozen ein. Anlass war die Vorstellung eines neuen zweisprachigen Mediums. Denn das stand von Anfang an fest, die Zeitung der Krebshilfe musste zweisprachig sein.
Ganze acht Seiten hatte die Nullnummer. Erschienen ist sie in einer Auflage von 3.000. Gratis verschickt an alle Mitglieder, an Landesämter und Ärzte. Ein paar Fotos aus den Bezirken. EinFachartikel von Primar Dr. Helmuth Amor, in dem er denÄrztebeirat der Krebshilfe vorstellte und etwas Geschichte der Südtiroler Krebshilfe. Farbig.
Das Konzept war einfach und erfolgversprechend. Berichte aus den Bezirken, redigiert und übersetzt von der Journalistin Margareth Bernard. Ein Editorial der Landespräsidentin. Ärzte, die in die Informationstätigkeit der Krebshilfe eingebunden waren, stellten ihre Fachartikel zur Verfügung. Bis vor vier Jahren gab es vier Ausgaben pro Jahr.
Mittlerweile ist die Chance aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Das Layout ist modernisiert, die Inhalte haben sich vervielfacht. Seit einem Jahr hatsich die Chance zudem verdoppelt. Die deutsche und die italienische Ausgabe sind nicht mehr in einem Heft vereint, es gibt zwei Zeitungen:"Die Chance"und"La Chance". Je nach Sprachgruppenzugehörigkeit erhalten die Mitglieder dreimal im Jahr, im Frühjahr, im Sommer und vor Weihnachten eine der beiden. Jede Ausgabe hat mittlerweile einen Umfang von ca. 50 Seiten.
Die Informationen aus den Bezirken, viele Fotos und Kurzberichte aus den Bezirken sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Zeitung. Dazu kommen Reportagen, Portraits, Untersuchungen, Interviews, Leserbriefe und seit Anfang des Jahres auch eine Rezeptseite.
Seit April 2007 wird die Chance von der Journalistin Nicole Dominique Steiner betreut, die Margareth Bernard abgelöst hat. Die Titelseite und auch viele der Fotos im Inneren der Zeitung werden mittlerweile vom Profi-Fotografen Othmar Seehauser gestellt. Nach wie vor kommt die Chance ohne Werbung aus, wird gratis an alle Mitglieder verschickt und zur Gänze von der Südtiroler Krebshilfe finanziert.
Neben den Bezirksberichten ist es der Chance ein großes Anliegen die unterschiedlichen Aktivitäten der Krebshilfe zu dokumentieren, Vorträge, Kurse, Pressekonferenzen, über medizinische und soziale Themen zu berichten sowie Menschen vorzustellen. Menschen, die für die Südtiroler Krebshilfe tätig sind, Menschen, die mit/ trotz der Krankheit Krebs ihr Leben meistern. Ziel ist es, den Mitgliedern Informationen rund um das Thema Krebs und Volontariat zu vermitteln, ihnen das Gefühl zu geben, Mitglied einer großen Gemeinschaft zu sein und auch ihnen Mut zu machen. Kleine und große Geschichten aus dem Universum der Krebshilfe zu erzählen.