Aktuell
Intensivierte Vorsorge kostet
Träger von BRCA1 Und BRCA2-Mutationen zahlen Ticket für zusätzliche Untersuchungen
Lucia ist 46 Jahre alt. Seit drei Jahren weiß die alleinerziehende Mutter, dass sie genetisch vorbelastet ist: eine Mutation der Gene BRCA1 und BRCA2. Im Klartext heißt das, dass sie ein stark erhöhtes Risiko hat, im Laufe des Lebens an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken. Seither verfolgt sie ein intensives Früherkennungsprogramm. Eine Ticketbefreiung dafür gibt es nicht. Noch nicht.
Fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebserkrankungen sind genetischer Natur und damit auch vererbbar. Laut jüngsten Erkenntnissen ist etwa eine von 500 Personen von einer Mutation des BRCA1-Gens und eine von 700 Personen von einer Mutation des BRCA2-Gens betroffen. Bei diesen Personen ist die Wahrscheinlichkeit im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken bis zu 85% und die Wahrscheinlichkeit an Eierstockkrebs zu erkranken bis zu 53% höher. BRCA1 und BRCA2 Mutationen sind auch beim Mann für Brustkrebs bzw. für Prostatakrebs verantwortlich. Außerdem besteht eine Beziehung zu Dickdarmkrebserkrankungen. Treten in einer Familie wiederholt Krebsfälle, vor allem bei Personen unter 40 Jahren auf, ist ein Gen-Test für die direkten Verwandten angesagt.
Aber zurück zu Lucia. Ihre vier Jahre ältere Schwester erkrankte im Alter von 27 Jahren an Brustkrebs. Nach zwanzig Jahren traf es dann die andere Brust. Die Ärzte verordneten daraufhin einen Gentest. Positiv. Daraufhin unterzog sich auch Lucia dieser Blutuntersuchung. Und auch bei ihr wurde die Veränderung dieser beiden Gene festgestellt. BRCA steht übrigens für BReast-CAncer -Gene, Brustkrebs-Gen. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten, die nicht zuletzt auch von der psychologischen Verfassung der betroffenen Person abhängen. Entweder die präventive Entfernung beider Brüste und der Eierstöcke oder ein intensiviertes Vorsorgeprogramm mit verkürzten Abständen zwischen den Vorsorgeuntersuchungen. Lucia entschied sich für den zweiten Weg. Sie unterzieht sich routinemäßig zweimal im Jahr einer Mammographie, einer Ultraschalluntersuchung und einer Magnetresonanz. Je nach Ergebnis folgen weitere Kontrolluntersuchungen. Im Schnitt muss Lucia pro Jahr um die 300 Euro, oft auch mehr, aus eigener Tasche bezahlen. Für die alleinerziehende Mutter stellt diese Summe eine erhebliche Belastung ihres Jahresbudgets dar. An eine komplementärmedizinische Behandlung zur Stärkung des Immunsystems ist nicht zu denken, denn auch dafür müsste sie Ticket bezahlen.
In den meisten italienischen Regionen ist die Situation ähnlich. Eine Selbstkostenbefreiung ist für Personen mit Gen-Mutationen nicht vorgesehen, mit Ausnahme der Lombardei und des Piemont, wo diese Personen seit 2015 bzw. seit 2011 ticketbefreit sind. Im Senat in Rom liegt seit Januar 2017 ein entsprechender Gesetzesantrag vor, der eine italienweite Ticketbefreiung bei einem medizinisch begründeten intensivierten Vorsorgeprogramm vorsieht. Bisher ist dieser Antrag noch nicht zur Abstimmung gelangt.
Die Chance hat die Landesrätin für das Gesundheitswesen, Martha Stocker gefragt, wie die Situation in Südtirol aussieht und ob es Bemühungen gibt eine Ticketbefreiung für Personen mit BRCA1 und BRCA2 Mutationen einzuführen. Nachstehend ihre Antwort:
„Das Land Südtirol setzt seit vielen Jahren auf die Krebsvorsorge und hat den Südtiroler Sanitätsbetrieb beauftragt, mit Screening-Programmen landesweit breit angelegte Vorsorgeuntersuchungen anzubieten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Menschen dieses Angebot nur zum Teil wahrnehmen, weshalb wir nun gemeinsam eine neue Form der Vorsorge-Einladung erproben, die bereits eine Terminvormerkung für die jeweilige Untersuchung z.B. für die Frauen zum PAP-Test, Brustuntersuchungen und Mammographie vorsieht. Diese neue Form der Einladung wird derzeit im Gesundheitsbezirk Bruneck/Innichen angeboten und zeigt bisher gute Erfolge.
Im Rahmen dieser für die Bevölkerung kostenlosen Programme hoffen wir auch, Personen mit genetischen Vorbelastungen zu erfassen, denen wir besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen möchten. Die Erhebung der durch eine genetische Belastung für BRCA1 und/oder BRCA2 betroffenen Patientinnen erfordert eine sensible Vorgehensweise, für die wir aktuell noch keine epidemiologische Analyse vorliegen haben. Wir sind zu dieser Thematik in Kontakt mit der Region Lombardei, die ein spezifisches Programm dafür aufgelegt hat. Wir erhoffen uns aus den Ergebnissen des Programms in der Lombardei wertvolle Anregungen für die Programmierung der Früherkennung für Patientinnen, die eine pathogene Mutation der Gene BRCA1 und BRCA2 aufweisen. Aktuell sind sie noch nicht von der Kostenbeteiligung befreit. Die Landesabteilung Gesundheit ist gemeinsam mit dem Departement für Prävention des Südtiroler Sanitätsbetriebes für dieses Projekt beauftragt.“
Noch gibt es also keine Kostenbefreiung für Untersuchungen, die außerhalb des allgemeinen Screening-Programmes liegen. Politische Entscheidungsprozesse brauchen ihre Zeit, wie auch der Gesetzesentwurf im Senat zeigt. Eines steht fest: Die Behandlung einer Krebserkrankung mit Operation, Krankenhausaufenthalt, Chemotherapie und Strahlentherapie ist um vieles kostspieliger als die intensivierten Vorsorgeuntersuchungen. Die Kosten gehen in die zigtausende, 60.000 bis 160.000 Euro pro Jahr und Patient. Lucia wird aber auch in nächster Zukunft noch aus eigener Tasche für ihre Kontrollen aufkommen müssen!
Aber zurück zu Lucia. Ihre vier Jahre ältere Schwester erkrankte im Alter von 27 Jahren an Brustkrebs. Nach zwanzig Jahren traf es dann die andere Brust. Die Ärzte verordneten daraufhin einen Gentest. Positiv. Daraufhin unterzog sich auch Lucia dieser Blutuntersuchung. Und auch bei ihr wurde die Veränderung dieser beiden Gene festgestellt. BRCA steht übrigens für BReast-CAncer -Gene, Brustkrebs-Gen. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten, die nicht zuletzt auch von der psychologischen Verfassung der betroffenen Person abhängen. Entweder die präventive Entfernung beider Brüste und der Eierstöcke oder ein intensiviertes Vorsorgeprogramm mit verkürzten Abständen zwischen den Vorsorgeuntersuchungen. Lucia entschied sich für den zweiten Weg. Sie unterzieht sich routinemäßig zweimal im Jahr einer Mammographie, einer Ultraschalluntersuchung und einer Magnetresonanz. Je nach Ergebnis folgen weitere Kontrolluntersuchungen. Im Schnitt muss Lucia pro Jahr um die 300 Euro, oft auch mehr, aus eigener Tasche bezahlen. Für die alleinerziehende Mutter stellt diese Summe eine erhebliche Belastung ihres Jahresbudgets dar. An eine komplementärmedizinische Behandlung zur Stärkung des Immunsystems ist nicht zu denken, denn auch dafür müsste sie Ticket bezahlen.
In den meisten italienischen Regionen ist die Situation ähnlich. Eine Selbstkostenbefreiung ist für Personen mit Gen-Mutationen nicht vorgesehen, mit Ausnahme der Lombardei und des Piemont, wo diese Personen seit 2015 bzw. seit 2011 ticketbefreit sind. Im Senat in Rom liegt seit Januar 2017 ein entsprechender Gesetzesantrag vor, der eine italienweite Ticketbefreiung bei einem medizinisch begründeten intensivierten Vorsorgeprogramm vorsieht. Bisher ist dieser Antrag noch nicht zur Abstimmung gelangt.
Die Chance hat die Landesrätin für das Gesundheitswesen, Martha Stocker gefragt, wie die Situation in Südtirol aussieht und ob es Bemühungen gibt eine Ticketbefreiung für Personen mit BRCA1 und BRCA2 Mutationen einzuführen. Nachstehend ihre Antwort:
„Das Land Südtirol setzt seit vielen Jahren auf die Krebsvorsorge und hat den Südtiroler Sanitätsbetrieb beauftragt, mit Screening-Programmen landesweit breit angelegte Vorsorgeuntersuchungen anzubieten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Menschen dieses Angebot nur zum Teil wahrnehmen, weshalb wir nun gemeinsam eine neue Form der Vorsorge-Einladung erproben, die bereits eine Terminvormerkung für die jeweilige Untersuchung z.B. für die Frauen zum PAP-Test, Brustuntersuchungen und Mammographie vorsieht. Diese neue Form der Einladung wird derzeit im Gesundheitsbezirk Bruneck/Innichen angeboten und zeigt bisher gute Erfolge.
Im Rahmen dieser für die Bevölkerung kostenlosen Programme hoffen wir auch, Personen mit genetischen Vorbelastungen zu erfassen, denen wir besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen möchten. Die Erhebung der durch eine genetische Belastung für BRCA1 und/oder BRCA2 betroffenen Patientinnen erfordert eine sensible Vorgehensweise, für die wir aktuell noch keine epidemiologische Analyse vorliegen haben. Wir sind zu dieser Thematik in Kontakt mit der Region Lombardei, die ein spezifisches Programm dafür aufgelegt hat. Wir erhoffen uns aus den Ergebnissen des Programms in der Lombardei wertvolle Anregungen für die Programmierung der Früherkennung für Patientinnen, die eine pathogene Mutation der Gene BRCA1 und BRCA2 aufweisen. Aktuell sind sie noch nicht von der Kostenbeteiligung befreit. Die Landesabteilung Gesundheit ist gemeinsam mit dem Departement für Prävention des Südtiroler Sanitätsbetriebes für dieses Projekt beauftragt.“
Noch gibt es also keine Kostenbefreiung für Untersuchungen, die außerhalb des allgemeinen Screening-Programmes liegen. Politische Entscheidungsprozesse brauchen ihre Zeit, wie auch der Gesetzesentwurf im Senat zeigt. Eines steht fest: Die Behandlung einer Krebserkrankung mit Operation, Krankenhausaufenthalt, Chemotherapie und Strahlentherapie ist um vieles kostspieliger als die intensivierten Vorsorgeuntersuchungen. Die Kosten gehen in die zigtausende, 60.000 bis 160.000 Euro pro Jahr und Patient. Lucia wird aber auch in nächster Zukunft noch aus eigener Tasche für ihre Kontrollen aufkommen müssen!