Thema
Wir können. Ich kann
Pressekonferenz am Weltkrebstag: Gesund leben, dem Krebs vorbeugen
Laut Statistiken erkranken 50% aller Männer und 44% aller Frauen im Laufe ihres Lebens an Krebs. Aber Krebs muss nicht sein! Ein verantwortlicher Lebensstil kann dazu beitragen, das Krebsrisiko zu minimieren. Worauf geachtet werden sollte und wie die aktuellen Zahlen bezüglich Krebserkrankungen in Südtirol aussehen – darüber informierten die Experten, die die Südtiroler Krebshilfe zur Pressekonferenz anlässlich des Weltkrebstages eingeladen hatte.
Unsere Körperzellen teilen sich tagtäglich. Dabei kann es zur Schädigung des Erbmaterials kommen, was wiederum zur Entstehung von Tumorzellen führen kann. Genetische Vorbelastung, Zufall oder Lebensstil? Alle drei Faktoren spielen eine Rolle. Aber mit einem verantwortlichen und gesunden Lebensstil kann jeder das eigene Risiko an Krebs zu erkranken entscheidend senken. „Wir können. Ich kann“ ist deshalb auch das Motto, das die Welt- Krebsorganisation UICC für diesen Tag gewählt hat. Seit 2007 steht alljährlich der 4. Februar unter dem Zeichen des Themas Krebs und Krebs-Vorsorge. Mit einem gesunden und verantwortlichen Lebensstil kann jeder sein persönliches Krebsrisiko entscheidend senken. „Ein gesunder Lebensstil bedeutet dabei nicht, nur Verzicht zu üben. Es gilt vielmehr bewusst und achtsam mit sich umzugehen“, so Ida Schacher Baur, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe. „Gesundheit ist ein hohes Gut und es macht Spaß, etwas dafür zu tun“, betonte Schacher. „Sport machen mit Freunden, statt vor dem Fernseher rumzuhängen, Küssen ohne Aschenbecher-Geschmack, die Sonne genießen ohne zu verbrennen und feiern ohne Kater!“
Risikofaktoren und Screening-Programme in Südtirol
„Wie Studien beweisen, können einzelne Tumore verschiedenen Risikofaktoren zugeordnet werden“, erläutert Dr. Guido Mazzoleni, Primar der Abteilung Pathologische Anatomie und Histologie am Krankenhaus Bozen. So führen beispielsweise Rauchen, Übergewicht, zu wenig Bewegung, Alkoholkonsum oder schädliche Umwelteinflüsse zu erhöhtem Krebsrisiko. Eine gesunde Lebensweise wie sie in den zwölf internationalen Vorsorge-Leitlinien festgehalten sind, darunter auch die regelmäßige Teilnahme an den Screening-Programmen ist eine wirksame Methode zur Vorsorge und Früherkennung von Krebserkrankungen.
Derzeit werden in Südtirol drei Screening-Programme angeboten: Der Pap-Test zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses, der von 30,7% der Zielgruppe in Anspruch genommen wird, die Mammografie (49,7% Teilnahme) und der Stuhlblut-Test zur Darmkrebs-Früherkennung (39,3% Teilnahme). Zusätzlich zu den herkömmlichen Vorsorgeuntersuchungen gebe es heute auch die Impfung gegen das Papilloma-Virus, die vom Sanitätsbetrieb für Mädchen ab 12 bezahlt werde.
Häufigkeit und Krebsarten in Südtirol
Laut dem Südtiroler Tumorregister, dessen Direktor Mazzoleni ist, erkranken in Südtirol pro Jahr 2.833 Menschen an Krebs, davon 1.546 Männer und 1.287 Frauen (Zeitraum 2008-2012). Die häufigsten Krebsarten bei Männern sind der Prostatakrebs, gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom und Lungenkrebs. Frauen erkranken am häufigsten an Brustkrebs, gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom und Lungenkrebs. Im Durchschnitt versterben jährlich 1.357 Südtirolerinnen und Südtiroler an einer Krebserkrankung (Zeitraum 2009-2013), davon 745 Männer und 612 Frauen. Die tödlichsten Krebsarten sind dabei der Lungenkrebs bei Männern sowie der Brustkrebs bei Frauen.
Die positive Nachricht dabei: Die Inzidenzrate (Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken) ist in den vergangenen Jahren gesunken, insbesondere für Männer. Zurückgeführt wird dies unter anderem auf die veränderten Rauchgewohnheiten. Auch bei der Sterblichkeitsrate gibt es Veränderungen: Bei den Männern hat sich diese vermindert, bei den Frauen ist sie stabil geblieben. Dies liege daran, dass immer mehr Frauen beginnen zu rauchen.
Sonne nur mit Sonnenschutz genießen
Die Anzahl der Hauttumore, die man in die drei Arten Melanom, Plattenepithelkarzinom und Basalzellkarzinom unterteilt, ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Das Melanom (auch schwarzer Hautkrebs) ist der gefährlichste bösartige Hauttumor; UV-Strahlung und Sonnenbaden ohne Sonnenschutz erhöhen das Risiko zur Bildung eines Melanoms wesentlich. Südtirol weist dabei die höchste Erscheinungshäufigkeit Europas auf: Hier erkranken die meisten Personen an einem Melanom.
„Das Melanom wird in fünf bis zehn Jahren der vierhäufigste metastasierende Tumor in Ländern mit überwiegend hellhäutiger Bevölkerung sein wird“, berichtete Professor DDr. Klaus Eisendle, Primar der Abteilung Dermatologie im Krankenhaus Bozen. Seine Abteilung führt pro Jahr zirka 5.000 Exzisionen in Lokalanästhesie durch: die Hälfte davon betreffen maligne Hautveränderungen, die restlichen sind Hautveränderungen, die bei Verdacht auf Malignität entfernt werden.
Von sieben verdächtigen Muttermalen ist eines ein Melanom. Verstärkte Präventionsprogramme mit regelmäßigem Hautkrebsscreening für die gesamte Bevölkerung wären hilfreiche Methoden zur Früherkennung. Verantwortliches Verhalten kann das Hautkrebsrisiko erheblich senken. So ist der Besuch in Solarien stark krebserregend. Unter 18 Jahren ist der Besuch von Solarien untersagt, in Australien sind Solarien für alle verboten. Konsequenter Sonnenschutz, vor allem bei Kindern, senkt das Risiko an Hautkrebs zu erkranken.
„Ein intelligenter Umgang mit der Exposition in der Sonne ist anzuraten: Im Freien spielen und sporteln - mit dem richtigen Sonnenschutz ja. Nackt und ungeschützt in der Sonne liegen nein“, bringt es Primar Klaus Eisendle auf den Punkt. Ein geeigneter Sonnenschutz sei zudem die beste Anti-Aging-Medizin, eine gegen Sonne geschützte Haut neige auch weniger zur Faltenbildung.
Wie gesunde Ernährung das Krebsrisiko senken kann
„30 bis 40% der Krebserkrankungen gehen auf falsche Ernährungsgewohnheiten zurück“, erläuterte Dr. Michael Kob von der Abteilung Klinische Ernährung am Krankenhaus Bozen. So ist Adipositas (starkes Übergewicht) ein Risikofaktor für mindestens 13 Krebsarten. Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, steigt mit hohem Fettkonsum, erhöhtem Alkoholkonsum und der zu häufigen Aufnahme von Substanzen, die beim Grillen oder Räuchern entstehen.
Der Verzehr von Fleisch und die Häufigkeit von Darmkrebs stehen ebenso nachgewiesen in Zusammenhang. „Eine ausgewogene Ernährung sowie die Kombination bestimmter Nahrungsmittel können zur Stärkung der körpereigenen Abwehr beitragen, die Heilung fördern und das allgemeine Wohlempfinden heben“, so Michael Kob. Essen aus frischen Zutaten zubereiten, feiern ohne Kater am Morgen und auf ein normales Körpergewicht achten: Mit diesen drei Faktoren hat man schon viel getan, um das Krebsrisiko zu vermeiden.
Bewegung hält gesund
Unverzichtbar für das Wohlbefinden und ein weiterer Faktor, der vor einer Krebserkrankung schützen kann, ist ausreichende Bewegung. „Zahlreiche wissenschaftlich fundierte Beobachtungsstudien zeigen, dass Menschen, die viel Sport treiben und/oder sich regelmäßig bewegen, um bis zu 30% seltener an Krebs erkranken als Personen, die einen körperlich inaktiven Lebensstil führen“, erläutert Dr. Stefan Resnyak, Primar des Landesweiten Dienstes für Sportmedizin.
Für den Gesunden werden 150 Minuten pro Woche Ausdauertraining mit moderater Intensität oder 75 Minuten pro Woche mit höherer Intensität empfohlen sowie mindestens zweimal wöchentlich anstrengendes Krafttraining für alle großen Muskelgruppen. Wenn dies nicht möglich ist, gilt: Jede Bewegung ist besser als keine und es ist nie zu spät, damit anzufangen!
Mit Sport und Bewegung kann man auch den Krankheitsverlauf bei einer Tumorerkrankung positiv beeinflussen. Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt den zahlreichen Nebenwirkungen einer Krebserkrankung und deren Therapie entgegen. Um das Verletzungsrisiko so gering wie möglich zu halten, sollten sich Krebspatienten durch den behandelnden Arzt oder Sportmediziner beraten lassen. „Unter anderem ist zu beachten, dass sich der körperliche Zustand je nach Tumorart und im Laufe der onkologischen Behandlung stark verändern kann. Eine regelmäßige sportspezifische Untersuchung ist daher sinnvoll, um die geeignete Bewegungsart und den therapeutisch effektivsten Bewegungsumfang individuell abzustimmen“, erläutert Dr. Resnyak.
Bis auf wenige Ausnahmen, kann möglichst früh nach der Operation oder begleitend zur Tumortherapie mit der Bewegung begonnen werden – am besten unter fachlicher Anleitung in den sogenannten AFA-Gruppen.
Risikofaktoren und Screening-Programme in Südtirol
Derzeit werden in Südtirol drei Screening-Programme angeboten: Der Pap-Test zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses, der von 30,7% der Zielgruppe in Anspruch genommen wird, die Mammografie (49,7% Teilnahme) und der Stuhlblut-Test zur Darmkrebs-Früherkennung (39,3% Teilnahme). Zusätzlich zu den herkömmlichen Vorsorgeuntersuchungen gebe es heute auch die Impfung gegen das Papilloma-Virus, die vom Sanitätsbetrieb für Mädchen ab 12 bezahlt werde.
Häufigkeit und Krebsarten in Südtirol
Die positive Nachricht dabei: Die Inzidenzrate (Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken) ist in den vergangenen Jahren gesunken, insbesondere für Männer. Zurückgeführt wird dies unter anderem auf die veränderten Rauchgewohnheiten. Auch bei der Sterblichkeitsrate gibt es Veränderungen: Bei den Männern hat sich diese vermindert, bei den Frauen ist sie stabil geblieben. Dies liege daran, dass immer mehr Frauen beginnen zu rauchen.
Sonne nur mit Sonnenschutz genießen
„Das Melanom wird in fünf bis zehn Jahren der vierhäufigste metastasierende Tumor in Ländern mit überwiegend hellhäutiger Bevölkerung sein wird“, berichtete Professor DDr. Klaus Eisendle, Primar der Abteilung Dermatologie im Krankenhaus Bozen. Seine Abteilung führt pro Jahr zirka 5.000 Exzisionen in Lokalanästhesie durch: die Hälfte davon betreffen maligne Hautveränderungen, die restlichen sind Hautveränderungen, die bei Verdacht auf Malignität entfernt werden.
Von sieben verdächtigen Muttermalen ist eines ein Melanom. Verstärkte Präventionsprogramme mit regelmäßigem Hautkrebsscreening für die gesamte Bevölkerung wären hilfreiche Methoden zur Früherkennung. Verantwortliches Verhalten kann das Hautkrebsrisiko erheblich senken. So ist der Besuch in Solarien stark krebserregend. Unter 18 Jahren ist der Besuch von Solarien untersagt, in Australien sind Solarien für alle verboten. Konsequenter Sonnenschutz, vor allem bei Kindern, senkt das Risiko an Hautkrebs zu erkranken.
„Ein intelligenter Umgang mit der Exposition in der Sonne ist anzuraten: Im Freien spielen und sporteln - mit dem richtigen Sonnenschutz ja. Nackt und ungeschützt in der Sonne liegen nein“, bringt es Primar Klaus Eisendle auf den Punkt. Ein geeigneter Sonnenschutz sei zudem die beste Anti-Aging-Medizin, eine gegen Sonne geschützte Haut neige auch weniger zur Faltenbildung.
Wie gesunde Ernährung das Krebsrisiko senken kann
Der Verzehr von Fleisch und die Häufigkeit von Darmkrebs stehen ebenso nachgewiesen in Zusammenhang. „Eine ausgewogene Ernährung sowie die Kombination bestimmter Nahrungsmittel können zur Stärkung der körpereigenen Abwehr beitragen, die Heilung fördern und das allgemeine Wohlempfinden heben“, so Michael Kob. Essen aus frischen Zutaten zubereiten, feiern ohne Kater am Morgen und auf ein normales Körpergewicht achten: Mit diesen drei Faktoren hat man schon viel getan, um das Krebsrisiko zu vermeiden.
Bewegung hält gesund
Für den Gesunden werden 150 Minuten pro Woche Ausdauertraining mit moderater Intensität oder 75 Minuten pro Woche mit höherer Intensität empfohlen sowie mindestens zweimal wöchentlich anstrengendes Krafttraining für alle großen Muskelgruppen. Wenn dies nicht möglich ist, gilt: Jede Bewegung ist besser als keine und es ist nie zu spät, damit anzufangen!
Mit Sport und Bewegung kann man auch den Krankheitsverlauf bei einer Tumorerkrankung positiv beeinflussen. Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt den zahlreichen Nebenwirkungen einer Krebserkrankung und deren Therapie entgegen. Um das Verletzungsrisiko so gering wie möglich zu halten, sollten sich Krebspatienten durch den behandelnden Arzt oder Sportmediziner beraten lassen. „Unter anderem ist zu beachten, dass sich der körperliche Zustand je nach Tumorart und im Laufe der onkologischen Behandlung stark verändern kann. Eine regelmäßige sportspezifische Untersuchung ist daher sinnvoll, um die geeignete Bewegungsart und den therapeutisch effektivsten Bewegungsumfang individuell abzustimmen“, erläutert Dr. Resnyak.
Bis auf wenige Ausnahmen, kann möglichst früh nach der Operation oder begleitend zur Tumortherapie mit der Bewegung begonnen werden – am besten unter fachlicher Anleitung in den sogenannten AFA-Gruppen.
Sich und seinen Körper kennen
Zur Krebs-Vorsorge gehört auch eine Vertrautheit mit dem eigenen Körper. Wer seinen Körper kennt, tut sich leichter, bestimmte Signale bereits früh zu erkennen. Unerklärlicher Gewichtsverlust und ständige Müdigkeit treten meist erst auf, wenn die Krankheit schon weiter fortgeschritten ist.
1. Geschwollene Lymphknoten: Meist harmlose Nebenerscheinung bei Infekten. Besteht das Anzeichen jedoch länger als 14 Tage, kann es auf verschiedene Krebsarten hinweisen, vor allem auf Lymphdrüsenkrebs.
2. Unerklärliche Blutungen: Blut im Stuhl (Darmkrebs), im Urin (Blasenkrebs, eine Krebsart, die immer mehr Raucher trifft), sowie Blutungen aus der Scheide, nach den Wechseljahren (Unterleibskrebs, Cervixkarzinom, Gebärmutterkrebs).
3. Flüssigkeitsabsonderung aus Penis (Prostatakrebs) oder Brustwarze (Brustkrebs).
4. Veränderungen der Brustwarze und Hautveränderungen der Brust (Brustkrebs).
5. Wunden heilen nicht (Hautkrebs)
6. Muttermal entsteht neu, verändert sich, wird größer, unregelmäßig, wechselt Farbe oder beginnt zu bluten. Bereits jedes einzelne dieser Veränderungen ist ein Alarmzeichen für Hautkrebs.
7. Anhaltende Schluckbeschwerden (Speiseröhren- oder Kehlkopfkrebs)
8. Anhaltende Heiserkeit (Kehlkopfkrebs)
9. Stimme verändert sich (Kehlkopfkrebs)10. Verdauungsgewohnheiten verändern sich – öfter Durchfall, früher nie; ständig verstopft, früher nie (Darmkrebs).
11. Unerklärliche Kopfschmerzen, die neu auftreten (Hirntumor)
12. Neurologische Ausfälle (Hirntumor)
2. Unerklärliche Blutungen: Blut im Stuhl (Darmkrebs), im Urin (Blasenkrebs, eine Krebsart, die immer mehr Raucher trifft), sowie Blutungen aus der Scheide, nach den Wechseljahren (Unterleibskrebs, Cervixkarzinom, Gebärmutterkrebs).
3. Flüssigkeitsabsonderung aus Penis (Prostatakrebs) oder Brustwarze (Brustkrebs).
4. Veränderungen der Brustwarze und Hautveränderungen der Brust (Brustkrebs).
5. Wunden heilen nicht (Hautkrebs)
6. Muttermal entsteht neu, verändert sich, wird größer, unregelmäßig, wechselt Farbe oder beginnt zu bluten. Bereits jedes einzelne dieser Veränderungen ist ein Alarmzeichen für Hautkrebs.
7. Anhaltende Schluckbeschwerden (Speiseröhren- oder Kehlkopfkrebs)
8. Anhaltende Heiserkeit (Kehlkopfkrebs)
9. Stimme verändert sich (Kehlkopfkrebs)10. Verdauungsgewohnheiten verändern sich – öfter Durchfall, früher nie; ständig verstopft, früher nie (Darmkrebs).
11. Unerklärliche Kopfschmerzen, die neu auftreten (Hirntumor)
12. Neurologische Ausfälle (Hirntumor)
Zwei Fragen an …
… DDr. Klaus Eisendle
Chance: Ein Europäer von fünf bekommt Hautkrebs, in Südtirol ist die Zahl noch höher: einer von vier. Und die Tendenz steigt. Woran liegt das?
DDr. Klaus Eisendle: Die Südtiroler leben in einer wunderschönen Natur- und Berglandschaft und sind ein äußerst aktives Volk. Fast jeder geht regelmäßig auf den Berg, treibt Sport oder geht Wandern. Ohne korrekten Sonnenschutz, Sonnencreme mit UV-Schutz 30 oder besser 50 und entsprechende Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille etc. ist das gefährlich, zumal in der Höhe, wo die Strahlung um ein Vielfaches stärker ist. Jeder Sonnenbrand mit Blasenbildung erhöht das Krebsrisiko. Aber es gibt noch einen anderen Grund: Wir sind eines der Länder mit der höchsten Lebenserwartung und die Hautschäden summieren sich. Je älter, desto größer das Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Lebensgefährlich ist der schwarze Hautkrebs, das Melanom. Aber Sonne ist auch positiv, vergessen wir das nicht. Sonnenlicht produziert Glückshormone und Sonnenstrahlen helfen bei Ekzemen und regen die Vitamin D-Produktion an. Deshalb Sonne ja, aber mit entsprechendem Schutz und nicht zwischen 11 und 15 Uhr.
Chance: Ein Haut-Screening gibt es noch nicht…
DDr. Klaus Eisendle: Nein, leider nicht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man selbst seine Haut aufmerksam beobachtet, und bei Veränderungen sofort einen Arzt aufsucht. Am besten wäre es, sich ab 40 Jahren alle zwei Jahre einer dermatologischen Visite zu unterziehen, um Muttermale und Hautveränderungen kontrollieren zu lassen. Die gefährdetste Altersgruppe sind die heute 35 - 40jährigen, die in ihrer Kindheit nackt im Schwimmbad oder am Strand rumgehüpft sind!
… Dr. Guido Mazzoleni
Chance: Südtirol gilt, was die Krebstherapie betrifft als vorbildlich. Bei der Vorsorge hingegen scheint unser Land hinterherzuhinken. Nur knapp 30% bzw. 49 % der Frauen folgen der Einladung zu Paptest und Mammographie und auch den Blut-Stuhl-Test nehmen nur 39% der Südtiroler wahr. Wie ist das zu erklären?
Dr. Guido Mazzoleni: Was den Blut-Stuhl-Test belangt haben Sie Recht, bei Pap-Test und Mammographie sind die Zahlen nicht ganz korrekt, weil jene Frauen, die ihre Vorsorge bei einem privat niedergelassenen Frauenarzt bzw. in einer privaten Struktur vornehmen lassen, nicht erfasst sind. Aber solange es nicht hundert Prozent sind, können wir nie genug von Vorsorge sprechen!
Chance: Es gibt noch weitere Vorsorgemaßnahmen, die allerdings noch nicht bzw. nur teilweise vom Sanitätsbetrieb getragen werden…
Dr. Guido Mazzoleni: Das stimmt. Für 12jährige Mädchen wird die Impfung gegen das Papilloma-Virus, der für den Gebärmutterhalskrebs – aber nicht nur – verantwortlich ist, angeboten und bezahlt. Jungen bzw. Männer bis 26 Jahre können sich auf eigene Kosten dagegen impfen lassen und damit das Risiko für ihre (zukünftigen) Partnerinnen senken und auch sich selbst schützen. Das Papillomavirus kann auch Kopf-Hals-Tumoren, Penis- und Anuskrebs verursachen.
… Dr. Michael Kob
Chance: In der Krebsvorsorge geht es nicht nur darum, wie viel wir essen, sondern auch was wir essen?
Dr. Michael Kob: Das stimmt. Übergewicht ist schädlich, weil Fettleibigkeit den Stoffwechsel stört und den Hormonhaushalt durcheinanderbringt. Hormone spielen bei der Entstehung von Krebs eine wichtige Rolle. So regt z. B. ein zu hoher Insulingehalt das Zellwachstum an. Aber auch zu hoher Fleischgenuss – und hier vor allem rotes Fleisch und verarbeitetes Fleisch wie Wurstwaren, Geräuchertes oder Gepökeltes können zu Krebs führen. Ebenso wie der Genuss verdorbener oder jedenfalls nicht frischer oder falsch aufbewahrter Lebensmittel. Frisches Gemüse, viel Rohkost, Obst und Nüsse, Hülsenfrüchte, wenig Zucker sollten eine Selbstverständlichkeit in unserem Menü sein.
Chance: Wie kann ich erkennen, ob ich das richtige Gewicht habe?
Dr. Michael Kob: Der sogenannte Body Mass Index gibt einen Hinweis auf das korrekte Körpergewicht. Dabei wird das Körpergewicht durch die Körpergröße multipliziert mit sich selbst dividiert. Also z. B. 69 kg geteilt durch 1,70 m mal 1,70 = 23,8. Zwischen 18,5 und 24,9 gilt man als normalgewichtig.
… Dr. Stefan Resnyak
Chance: Um Krebs vorzubeugen, muss man kein Leistungssportler sein…
Dr. Stefan Resnyak: Nein, beileibe nicht. Jeder kann dazu beitragen, sein Krebsrisiko zu verringern, wenn er sich regelmäßig bewegt, ideal wären mindestens zwanzig Minuten am Tag. Und das gleiche gilt auch für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, Alzheimer, Osteoporose, Schlaflosigkeit… Bewegung ist Vorsorge zum Nulltarif. Und Bewegung ist nicht nur Sport. Spazierengehen oder Treppenlaufen kann jeder und in jedem Alter. Aber auch Yoga, Qi Gong, Tanzen, Schwimmen, Radfahren, Gehen oder Joggen…Man sollte das wählen, was einem am meisten Spaß macht. Bewegen kann man sich in jedem Alter und vor allem: Es ist nie zu spät anzufangen!
Chance: Regelmäßige Bewegung hilft nicht nur Krebs vorbeugen?
Dr. Stefan Resnyak: Nein, sie schützt auch vor Rückfällen, stärkt das Immunsystem und sie hat einen positiven Einfluss auf die Therapie, verringert die Nebenwirkungen und hilft gegen das Fatigue-Syndrom. Bei regelmäßiger Bewegung steigen die Heilungschancen um 40%. Anfangen sollte man damit so früh wie möglich nach der OP, aber natürlich unter ärztlicher Aufsicht. Am besten ist es, sich einer Gruppe anzuschließen, das motiviert und hilft, sich überwinden.