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Streicheleinheiten für die Seele…

…und Kühlung bei Hitzewallungen – SKH schenkt Brustpatientinnen Fächer
Im 18. und 19. Jahrhundert gehörte er zum unverzichtbaren Utensil einer Frau. Der Fächer. Nicht nur weil die Mode der eng geschnürten Wespentaillen, die Frauen nur allzu leicht an den Rand einer Ohnmacht brachte, sondern auch als wichtiges Mittel der Kommunikation mit dem anderen Geschlecht. Zu Unrecht ist er in der Mottenkiste verschwunden, die Krebshilfe hat ihn wieder entstaubt. Am 3. März hat die Vorsitzende des Bezirks Bozen Salten Schlern, Claudia Bertagnolli, der Brustabteilung am Bozner Krankenhaus 200 Fächer übergeben.
Zugute kommt dieses Geschenk den frischoperierten Brustkrebspatientinnen, die oft unter den Folgen der behandlungsbedingten, vorzeitigen Wechseljahre und den damit verbundenen Hitzewallungen zu leiden haben. Dr. Elisabetta Cretella hatte die Idee und rannte bei der Vorsitzenden des Bezirks Bozen Salten Schlern, Maria Claudia Bertagnolli offene Türen ein. „Immer wieder sah ich Patientinnen im Warteraum sitzen, die mit Hitzewallungen zu kämpfen haben, und das nicht nur im Sommer“, betont die Onkologin. „Als ich selbst in die Wechseljahre gekommen bin und unter plötzlichen Hitzeattacken zu leiden hatte, haben mir meine Kolleginnen einen Fächer geschenkt. Und damit war die Idee geboren, was mir guttut, wird noch besser sein für meine Patientinnen.“ Neben dem Kühlungseffekt, ist der Fächer aber noch viel mehr: ein kleines Zeichen der Aufmerksamkeit für Frauen, die sich auf grundlegende Veränderungen einstellen müssen. „Unser Team“, so Elisabetta Cretella, „die Breast-Care-Nurses Kathi Stuefer, Martina Tetter, Ketty Tollardo, der Leiter der Breast-Unit, Dr. Romano Polato und ich, verstehen dieses kleine Geschenk als kleine Streicheleinheiten für die Seele und als Botschaft: Dein Leben wird sich ändern, aber wir sind hier für Dich. Im Großen wie im Kleinen.“
Die Fächer der Krebshilfe sind aus Bambusholz, sehr leicht, naturfarben und tragen nur in der Mitte ein kleines, unauffälliges K, vom Griff pendelt ein hellrosafarbenes Band mit einer rosa Schleife. Das Projekt lief Mitte Märzin Bozen an und ist als Pilotprojekt gedacht. Wenn es gut ankommt, soll es auf alle Brustabteilungen Südtirols ausgeweitet werden. Claudia Bertagnolli zeigte sich begeistert: „Es ist ein kleines Projekt mit großer Wirkung. Und es ist außerdem ein sichtbares Zeichen der ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen der Südtiroler Krebshilfe und der Onkologie/ Brustabteilung. Zusammen mit den Breast-Nurses Ketty, Kathi und Martina haben wir das Modell ausgesucht und auch die Personalisierung durch das schlichte K gemeinsam gewählt.
V.l.n.r: Die Vorsitzende des Bezirks Bozen, Maria Claudia Bertagnolli, die Onkologin Dr. Elisabetta Cretella und die Breast-Nurses Ketty Tollardo, Martina Tetter und Kathi Stuefer
Kleine Fächergeschichte
Ein Fächer verursacht durch mehr oder weniger schnelles Hin- und Herwedeln einen Luftzug, der bei Hitze das Gesicht durch Verdunstungskälte kühlt. Die ältesten Darstellungen von Fächern stammen aus dem alten Ägypten. Das waren allerdings große von der Dienerschaft bewegte Wedel. In China bzw. ganz Asien haben die Fächer ebenfalls eine lange Tradition und werden bis heute noch sowohl von Frauen als auch von Männern benutzt. In Europa finden sich Handfächer ab dem 16. Jahrhundert. Vor allem der japanische Klappfächer, der zusammengeklappt in (fast) jeder Handtasche Platz findet, setzte sich mehr und mehr durch.
Zum Teil reich dekoriert, aus Holz, Elfenbein oder Stoff, zum Teil sogar vergoldet. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts galt der Fächer in Europa als unverzichtbares, modisches Accessoire für die Damen. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich eine Fächersprache. 1757 wurde sogar ein Buch über die geheime Fächersprache herausgegeben. Wie geheim diese Zeichensprache dann tatsächlich war, bleibt dahingestellt. Wichtig dabei: nicht rechts und links bzw. oben und unten verwechseln. Den geschlossenen Fächer auf die rechte Wange lehnen bedeutet „Ja“, auf der linken Seite hingegen „Nein“. Der in der linken Hand gedrehte Fächer signalisiert „Ich möchte sie los sein“, ein über die Wange gezogener Fächer bedeutet: „Ich liebe Sie“. Ein durch die Hand gezogener Fächer hingegen , „Ich hasse Sie“ und ein nach unten hängender oder fallengelassener Fächer heißt „Lassen Sie uns Freunde sein“. Ein sich schließender Fächer hingegen „Ich möchte mit Ihnen sprechen“.
In den vergangenen Jahren ist der Fächer zunehmend wieder in Gebrauch gekommen. Immer öfter kann man im Sommer besonders Frauen sehen, die sich mit diesem schönen Accessoire Kühlung verschaffen. Jeder Luftzug ein sanftes Streicheln.

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Mehr als nur ein Haarkünstler

Das neue Ich: Kosmetiktipps für mehr Wohlbefinden
Er kreiert Zweitfrisuren, ist Friseur und Kunsthandwerker. Vor allem aber ist Heinrich Strimmer verliebt in seine Arbeit, er ist einfühlsam, hat die Gabe des Zuhörens und achtet auf jedes Detail, damit seine Kundinnen, sich wohlfühlen und entspannen können. Sein Core-Business sind Perücken, auch wenn dieses Wort bei Dermokapil tabu ist, aber er hat auch einen Friseur- und einen Beautysalon. Über den Bezirk Bozen der Krebshilfe wird eine kostenlose (Schmink)Beratung für Frauen vor, während oder nach der Chemo- oder Strahlentherapie angeboten, „Das neue Ich“.
Wenn wir in den Spiegel schauen, begegnen wir unserem Ich. In Momenten der Krise – und welche Krise beeinflusst unser gesamtes Leben mehr als eine Krebserkrankung – wird dieser Blick oft zu einer Gewaltprobe. Wenn in mir selbst alles drunter und drüber geht. Wenn Angst, Panik, Schmerzen und Ungewissheit mein Leben bestimmen, dann braucht mein Selbstwertgefühl mehr denn je Streicheleinheiten. Auch oder vielleicht gerade, wenn es um Leben oder Tod geht, ist mein Aussehen, das Bild, das ich von mir selbst habe, wie ich mich in meiner Haut fühle, von großer Bedeutung. Für viele ist die Krankheit und als sichtbarer Ausdruck der Haarausfall auch mit einer Selbstwertkrise verbunden.
Heinrich Strimmer, für alle die Schwierigkeiten haben, seinen Namen auszusprechen, Enrico, weiß wie seinen Kundinnen zu Mute ist. Vor sechs Jahren hat er selbst das tiefe Tal der Krankheit durchschritten. Nicht nur seine Empathie, auch seine Erfahrung helfen ihm, zu erkennen, was die jeweilige Kundin braucht, wie er ihr helfen kann, zu ihrem neuen Ich zu finden.
Für jeden Typ findet sich die geeignete Zweitfrisur
Sein Hair- und Beautyzentrum ist nicht nur höchst professionell eingerichtet, es ist auch auf Privacy ausgelegt. Wer möchte, kann den versteckten Seiteneingang benutzen und muss nicht die Ladentür von Dermokapil im Maria-Heim-Weg durchschreiten. Dermokapil, das Hauptgeschäft, stellt Perücken oder wie Heinrich sie nennt, Zweitfrisuren aus. Der dazugehörende Friseursalon „New Hair“ befindet sich im Hinterhaus, unsichtbar für Passanten oder Personen, die ohne Termin im Geschäft vorbeischauen.
Das wahre Reich von Heinrich aber ist im Tiefparterre. Wer die Treppe hinuntersteigt oder durch den Seiteneingang eintritt, den empfängt eine Oase der Ruhe, der Beauty-Salon Exit Center. Hier hat Negatives keinen Platz. Good Vibes. Leise Ambiente Musik im Hintergrund, in der Luft ein dezenter Duft von Talk und Creme, ein Springbrunnen mit einer kleinen Kolonie von Wasserschildkröten, gedämpftes Licht. Ja und Heinrich und sein Team, Friseurin Antonella und das Kosmetikerinnen-Team, das die Kunden in Empfang nimmt.
Hier gibt es alles, was Herz, Seele und Körper begehren. Wohltuende Körperbehandlungen für Entgiftung und Stoffwechselanregung, professionelle Hautanalyse, Gesichtsbehandlungen mit natürlichen Bio-Produkten, Whirlpool und Farbtherapie, Massagen, Pediküre und Maniküre, Laserenthaarung, eine finnische Sauna und eine Reihe von Séparées. Für die Schminkberatung und die Anpassung der Zweitfrisuren. Geschützt vor indiskreten Blicken.
Wer das Angebot der kostenlosen Beratung wahrnimmt, erhält Tipps, wie ein Gesicht ohne Augenbrauen und Wimpern attraktiv geschminkt werden kann. Wie man Augenbrauen nachzeichnen kann oder einen Lidstrich macht. Warum es besser wäre, zumindest während der Zeit der Chemotherapie keine übereilte Entscheidung für tätowierte Augenbrauen zu treffen. Welche Möglichkeiten es für die Haare und die Haarpflege gibt. Welche Produkte sich am besten eignen. Und wer noch keine Entscheidung getroffen haben sollte, welche Möglichkeiten der Zweitfrisuren es gibt. Allerdings, und darauf legt Heinrich Strimmer großen Wert: „Ich habe keinerlei kommerzielles Interesse und werde auf keinen Fall versuchen, jemandem irgendwelche Produkte aufzudrängen. Frauen, die diesen kostenlosen Beratungstermin in Anspruch nehmen, können sicher sein, dass es nur um sie und ihr Wohlbefinden geht.“
Patientinnen, die eine Krebsdiagnose erhalten, und die zumindest mit dem Gedanken an eine Perücke spielen, empfiehlt Heinrich Strimmer, schon vor Beginn der Chemotherapie einen Termin bei ihm zu machen. Auch in diesem Fall ist die Beratung kostenlos. „Ich nehme mir immer Zeit, sollten wir ausgebucht sein, stehe ich auch am Abend zur Verfügung. Und bei schweren Fällen mache ich Hausbesuche (im Raum Bozen).“ Warum schon vorher? „Damit ich sehe, wie die Frau ist, welchem Typ sie entspricht. Weil wir dann Zeit haben, die Zweitfrisur in Ruhe auszusuchen und weil ich sie dann auch in der Phase des Haarausfalls begleiten kann.“
Mit Beginn der Chemotherapie empfiehlt Heinrich Strimmer, sich einen Kurzhaarschnitt zuzulegen. Bei seinen Kundinnen ist dies im Preis inbegriffen. Ebenso wie die Rasur. Auch hier stehen das Wohlbefinden und die Privacy der Frau im Vordergrund. In den Séparées gibt es Spezialspiegel, die verdunkelt werden können. „Wenn ich den Kopf rasiere, ist der Spiegel blind. Die Haare lasse ich nie nach vorne, sondern immer nach hinten fallen und wenn ich fertig bin, setze ich sofort die Zweitfrisur auf.“ Erst dann wird der Spiegel wieder frei, der erste Schock ist gedämpft und aus dem Spiegel blickt eine attraktive Frau, wie frisch vom Friseur. Auch die Schminkberatung gehört zum Service dazu. Heinrich Strimmer achtet dabei sehr auf den jeweiligen Typ Frau. „Wer ganz natürlich ist, wird sich nicht plötzlich einen roten Lippenstift zulegen. Die Frauen sollen sich schön fühlen, vor allem aber sie selbst sein.“
Es geht auch ohne Perücke , z. B. mit einem Turban und Haar-Fransen
Zweitfrisur also und nicht Perücke. Es gibt grundsätzliche zwei Typen von Zweitfrisuren: Echthaar und im Labor hergestelltes Haar (nicht zu verwechseln mit reinen Synthetik Perücken, wie sie im Theater oder für Kostüme verwendet werden). Zweitfrisuren aus Kunsthaar unterscheiden sich durch drei Herstellungsverfahren: voll maschinell hergestellt, halb-maschinell bzw. handgeknüpft. Echthaar Zweitfrisuren sind immer handgeknüpft. Der Unterschied ist nicht nur eine Preisfrage. Je nach Verfahren kostet eine synthetische Zweitfrisur zwischen 300 und 600 Euro; bei Echthaar kommt es auf die Farbe und die Haarlänge an. Blond ist kostspieliger als braun oder schwarz. Hier liegt der Preis zwischen 1.200 und 1.800 Euro. „Echthaar ist aber nicht immer die beste Lösung, es kommt auf die Bedürfnisse der Kundin an“, betont Heinrich Strimmer. Wenn eine Zweitfrisur ausgesucht ist, kann sie auch noch angepasst und geschnitten werden.
Gibt es auch Frauen, die sich für etwas ganz anderes als ihre bisherige Frisur und Haarfarbe entscheiden? „Ja“, sagt Heinrich Strimmer. „Manche möchten etwas, was sie sich vorher nie getraut hätten. Einen flotten Kurzhaarschnitt oder wer kurze Haare hat, eine lange Mähne. Auch mit den Farben kann gespielt werden. Grau, braun, blond, rot…“ Sogar für Trachtenträgerinnen gibt es Lösungen in Form von langen Zöpfen, die gesteckt werden können. Echthaar Zweitfrisuren können auch geföhnt werden, synthetische Haare, die sich wirklich echt anfühlen, fürchten hingegen Hitze. Nach dem Waschen reicht es, sie auf einen Styroporkopf zu setzen, in Form zu zupfen und an der Luft trocknen zu lassen. Kämmen bitte nur mit Holzbürsten, damit sie sich nicht statisch aufladen.
Wer keine Zweitfrisur möchte, findet bei Dermokapil eine große Auswahl an Turbanen aus Baumwolle oder Bambus. Dieses Material ist besonders geeignet, weil es ebenso wärmend wie kühlend ist. Für die Nacht gib es einfache Baumwollturbane.
Heinrich Strimmer verbindet mit seinen Kundinnen ein ganz besonderes Verhältnis. „Wir sind einen wichtigen Weg miteinander gegangen und ich glaube, das vergisst man nie, das schweißt zusammen.“ Viele Zweitfrisur-Kundinnen werden zu Salonkunden. Heinrich Strimmer strahlt, während er das erzählt und man merkt, dass er einer jener Menschen ist, die ihren Beruf durch und durch lieben. Tag für Tag und Kundin für Kundin.