Aktuell

Wir sind bereit!

Der Primar der Abteilung für Anatomie und pathologische Histologie, Dr. Guido Mazzoleni
Weniger Arbeit. Keine Screenings, nur dringende, nicht aufschiebbare Operationen, ein paar Autopsien - leider nur ein paar... und dann schließlich ab Ende Mai die Rückkehr zur Normalität. Dies ist die kurze Beschreibung der Coronavirus-Periode durch den Primar der Abteilung für Pathologie und pathologische Histologie am Krankenhaus Bozen, Dr. Guido Mazzoleni.
Der Lockdown hat auch die Arbeit in seiner Abteilung stark beeinflusst. Eine der Abteilungen mit der geringsten Sichtbarkeit für die Patienten, aber von grundlegender Bedeutung für das Funktionieren des gesamten medizinischen Dienstes in Südtirol!
Alle Biopsien, sowohl die präventiv und diagnostisch durchgeführten, als auch die während chirurgischen Eingriffen vorgenommenen Biopsien, um über einen erhaltenden oder aber radikalen Operationsverlauf zu entscheiden, werden von seiner Abteilung ausgewertet. Eine Abteilung mit multi-zonalem Wirkungsbereich für alle vier Südtiroler Gesundheitsbezirke. Dr. Mazzoleni und seine Mitarbeiter führen makroskopische, mikroskopische, genetische und molekulare Analysen an menschlichen Zellen, Geweben, Organen und biologischen Flüssigkeiten durch, um pathologische Prozesse verschiedenster Art (von Tumoren bis zu Entzündungen usw.) zu diagnostizieren. Darüber hinaus ist die Abteilung Anatomie und Pathologische Histologie (in der Folge kurz Pathologie) von größter Bedeutung für das gesamte Südtiroler Krebsfrüherkennungsprogramm, d.h. Pap-Tests, zytologische Diagnosen von Gebärmutterhals-Vaginalabstrichen und histologische Untersuchungen von Gewebeproben, die in den verschiedenen Abteilungen und Spezialambulanzen nicht nur in öffentlichen Krankenhäusern, sondern auch in den verschiedenen privaten Einrichtungen des Landes entnommen werden.
Ein weiterer wichtiger Zweig sind Obduktionen, nicht nur von diagnostischem, sondern auch medizinisch-juristischem Interesse. Schließlich führt das Team der Pathologie sowohl medizinisch als auch biologisch, genetische und molekulare Untersuchungen durch, die nicht nur darauf abzielen, Chromosomenstörungen im Ungeborenen zu entdecken, sondern, und dies in zunehmendem Maße, genetische Veranlagungen für bestimmte Krankheiten zu erkennen und entscheidende zelluläre Merkmale für das biologische Verhalten verschiedener Krankheiten, insbesondere Krebs, aufzudecken.
Wenn all diese sehr wichtigen Aktivitäten auf Standby geschaltet werden, können die Folgen dramatisch sein, vor allem, wenn man bedenkt, welch große Rolle der Zeitfaktor gerade im Bereich der Krebserkrankungen spielt. Es ist daher nur natürlich, dass die Verlangsamung der Arbeit während des Lockdowns Primar Mazzoleni mit großer Sorge erfüllt. Und tatsächlich sind die ersten Konsequenzen auch bereits sichtbar. Der Mammographie-Dienst wurde erst am vergangenen 8. Juni wiedereröffnet. „Letztes Jahr Mitte Juni haben wir etwa doppelt so viele Mammographien pro Tag durchgeführt", sagt Dr. Mazzoleni.
Im Screening-Zentrum in Bozen ist die Anzahl der durchführbaren Mammographien (d.h. die Anzahl der geplanten Termine) von über 80 pro Tag in der Zeit vor Covid auf derzeit 51 pro Tag gestiegen (durchschnittlicher Tageswert in den zwei Wochen nach Wiederaufnahme der Aktivität). Auf Provinzebene waren für den Monat Juli 2.121 Termine geplant (durchschnittlich 92 Frauen pro Tag in den 23 Tagen der geplanten Aktivität), verglichen mit 4.570 Terminen im Juli 2019 (durchschnittlich 199 Frauen pro Tag). „Die Listen sind lang, und wir haben keine Zeit zu verlieren," unterstreicht Dr. Mazzoleni.
„Wir sind bereit!", sagt der Primar. Seiner Meinung nach hätte der Dienst zumindest zum Teil durchaus auch während der akuten Covid-Phase aufrecht erhalten werden können. „Natürlich mit den notwendigen Vorsichtsmaßnahmen." Dies betrifft auch die Autopsien. „Einige konnte ich auf eigenes Risiko noch vor dem Stopp aus Rom vornehmen. Schade", meint der Primar der Pathologie, „eine verpasste Chance.“ Bei einigen der von Mazzoleni vorgenommenen Obduktionen, wurden bei Covid-Patienten nicht diagnostizierte Tumore in fortgeschrittenem Stadium endeckt. Letztlich hätte die regelmäßige Obduktion von Covid-Patienten eine korrektere Bestimmung der Daten über die Sterblichkeit durch Coronavirus ermöglicht.

Aktuell

Der Notstand ist noch nicht vorbei – im Gegenteil!

Die gastroenterologische Abteilung in Bozen kämpft mit wenig Platz und langen Wartezeiten
Dr. Piazzi zeigt die drei Phasen und drei Schichten der Schutzkleidung: Schutzanzug, Bleiweste und ein weiterer Kittel. Dazu Haube, Visier, doppelte Handschuhe und FFP3-Maske. Und das im Hochsommer!
„Am Ende ging ja alles doch recht gut aus.“ Dr. Lucia Piazzi, stellvertretende Leiterin der Abteilung Gastroenterologie am Krankenhaus Bozen, atmet fast auf, auch wenn für sie bzw. ihre Abteilung der Notstand auch nach Beendigung des Lockdowns noch lange nicht vorüber ist. „Das Ausmaß dieser Epidemie, die sich zur Pandemie entwickelte, wurde anfangs, als die ersten Nachrichten aus der Lombardei kamen, völlig unterschätzt“, betont Dr. Piazzi.
Als die Situation dann eskalierte, hat sich ihre Abteilung aber umso schneller darauf eingestellt. Notstand ist in ihrer Abteilung ohnehin ein Dauerzustand, das Team kämpft seit jeher mit Platzmangel und langen Wartelisten. Eine Situation, die sich mit Covid-19 sicherlich nicht verbessert hat und sich auch im Nachhinein nicht verbessern wird. „Vor März haben wir täglich insgesamt 40 endoskopische Untersuchungen durchgeführt, jetzt sind es zwischen 20 und 25!"
Nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wurden endoskopische Untersuchungen nur an stationären Patienten bzw. bei dringenden Fällen aus der Notaufnahme vorgenommen. Routineuntersuchungen, nicht vorrangige endoskopische Untersuchungen, Screening-Koloskopien mussten hingegen verschoben werden. Die Abteilung ist auch Mitte Juli noch am Abarbeiten der Termine vom Frühjahr.
„Die Pandemie hat unsere Arbeit zudem extrem verkompliziert“, unterstreicht Dr. Lucia Piazzi. „Aufgrund des begrenzten Platzes und der Prävention und Kontrolle von Covid-Infektionen haben wir alle mit der Endoskopie verbundenen Abläufe neu organisieren müssen, um die Patienten und natürlich auch das Personal keinerlei Risiken auszusetzen.“ Schutzkleidung musste schnellstens beschafft werden, die komplexe Sequenz des Anziehens mit Schutzanzug, Doppelhandschuhen, FFP3-Masken und Visier in die Arbeitsabläufe eingebaut werden. „Die Sicherheitsmaßnahmen haben die Abläufe verlangsamt. Auch, weil wir zumindest am Anfang nicht sofort eine angemessene Menge an Schutzkleidung zur Verfügung hatten. Wir waren gezwungen, von einem Tag auf den anderen zu planen. Aber eines ist sicher, die Qualität der Dienstleistung ist davon nicht beeinträchtigt worden,“ betont die Primarin.
Die Pandemie scheint eingegrenzt, aber das Problem der Wartelisten besteht nach wie vor. Eines der vier Endoskopieambulatorien kann nicht genutzt werden, weil es kein Fenster hat und die neuen Vorschriften nach jeder Untersuchung nicht nur eine gründliche Sanifizierung, sondern auch eine Lüftung vorsehen. Die Abteilung arbeitet deshalb mit nur drei Untersuchungszimmern und einem Raum für Ultraschall und Ultraschall-Endoskopie. Auch das Wartezimmer und der Aufwachraum haben covid-bedingt eine begrenzte Kapazität, um den Sicherheitsabstand von einem Patienten zum anderen zu gewährleisten. Konkret heißt das, statt fünf nur drei Patienten auf einmal. Und: „Außerdem haben wir zu wenig Pflegepersonal. Nicht nur, weil sie auf Covid-Stationen verlegt wurden, einige sind auch jetzt (noch) nicht zurückgekehrt wegen Arbeitsausgleich und Ferien. „Das heißt", so Dr. Piazzi, „wir sind absolut an der Grenze unserer Möglichkeiten.“
Wie hat Lucia Piazzi persönlich die Pandemie erlebt? „Es war sicher eine schwierige und komplizierte Zeit, aber ich hatte nie das Gefühl, es nicht zu schaffen. Wir haben mit größter Vorsicht gearbeitet und jeden Patienten so behandelt, als sei er Covid-19-positiv." Seit die normale endoskopische Tätigkeit wieder aufgenommen wurde, durchläuft jeder Patient vor dem Zugang zur Abteilung eine akkurate telefonische Triage. Direkt vor der Untersuchung muss zusätzlich ein Fragebogen ausgefüllt werden, um die Patienten nach hohem oder niedrigem Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion zu klassifizieren. „In der Zwischenzeit“, so Piazzi, „werden nicht nur dringende, sondern auch vorrangige Untersuchungen wieder durchgeführt.“
Auch das Screeningprogramm ist durch die Covid-Pandemie beeinträchtigt worden. Nach Aufhebung des Lockdowns ist die Darmkrebsvorsorge nun wieder angelaufen, auch die Wartelisten sind nun wieder für Vorsorge-Koloskopien geöffnet. Allerdings: Das Darmkrebs-Screening-Programm sieht vor, nach einem positiven Test auf okkultes Blut im Stuhl innerhalb von dreißig Tagen eine Darmspiegelung durchzuführen. „Davon“, so Dr. Lucia Piazzi, „sind wir weit entfernt! Uns fehlt ein Endoskopieraum (oder besser gesagt zwei, weil wir seit Jahren auf einen zusätzlichen Untersuchungsraum warten) und uns fehlt das notwendige Pflegepersonal!“ Sogar die Screening-Untersuchungen im Follow-Up-Programm von Krebspatienten mussten verschoben werden. Und wer sich wegen eines Darmkrebsfalles in der Familie alle fünf Jahre einer Darmspiegelung unterzieht, muss sich erinnern, wenigstens ein Jahr vorher vorzumerken. „Wir können unmöglich jemanden einschieben, der sich nur zwei Monate vorher daran erinnert“, unterstreicht die Primarin.
Um das Raum- und Zeitproblem auf Dauer in den Griff zu bekommen, ist es unerlässlich neue, größere Räumlichkeiten für die Endoskopie zu finden und die Zahl der Mitarbeiter, insbesondere des Pflegepersonals, der Abteilung zu erhöhen. Die einzige Möglichkeit zumindest kurzfristig die Wartezeiten zu verkürzen, ist, auf zusätzliche Leistungen, das heißt Überstunden, zurückgreifen. Dieser Vorschlag liegt von Seiten des Sanitätsbetriebs auch tatsächlich vor. Einige Ärzte der Abteilung für Gastroenterologie haben dies auch bereits akzeptiert. „Von Seiten des Pflegepersonals", so die stellvertretende Primarin Lucia Piazzi, „liegt derzeit noch immer keine Antwort vor (Stichtag 6. Juli 2020, Anm. d. Red.).
Dr. Piazzi hat vorgeschlagen, den Arbeitsablauf durch die Einführung von Abstrichen und serologischen Untersuchungen auf Covid für alle Patienten vor der Untersuchung zu beschleunigen. „Wir könnten damit beruhigter und vor allem mit leichterer Kleidung besser arbeiten und die Untersuchungszeiten pro Patient damit um Einiges verkürzen. Außerdem könnten wir mehr Patienten gleichzeitig aufnehmen.“ Und während die Primarin darauf wartet, dass diese Prozedur endlich eingeführt werden kann, werden die Wartelisten mit jedem Tag länger…