Aktuell

Wie gut dass es Victoria gibt...

...und auch während einer Krebsbehandlung wundervolle Momente des Glücks zu erleben – Die Geschichte von Daisy Gozzer
Nomen est omen. Sie heißt Victoria, war Anfang Juli zehn Monate alt und hat ihrer Mutter, Daisy Gozzer jeden Zweifel genommen, dass es tatsächlich "vittoria" sein wird. Sieg über den Krebs. Kurz vor der Geburt am 2. September, entdeckte Daisy einen verdächtigen Lymphknoten, zwei Tage nach der Geburt erfolgte die Biopsie. Diagnose: ein intermediäres Lymphom, zwischen einem großzelligen Non-Hodgkin und einem Hodgkin. Einen Monat lang konnte Daisy ihre kleine Vicky stillen, dann begann sie mit der Chemotherapie.
Daisy Gozzer ist 33 Jahre alt, stammt aus Trient und lebt mit ihrem Partner Mark und dessen beiden zehn- und siebenjährigen Kindern Martina und Christian in Eppan. Eine zweisprachige Patchwork-Familie. Vor der Erkrankung arbeitete sie als Interior Designerin. Jetzt wartet sie, was ihre Arbeit betrifft, erst einmal ab. Zum Einen ist sie immer noch im Krankenstand, ihr Mutterschaftsurlaub steht noch aus und unter den gegebenen Umständen ist noch nicht definiert, wie es mit ihrer Arbeit weitergehen könnte. Aber das sind Gedanken, die zumindest im Augenblick, keine Priorität haben.
Daisy hatte mehrere Chemo-Therapien noch in der Vor-Covid-Zeit überstanden, und ist froh, dass sie bei Ausbruch der Pandemie nicht mehr immundepressiv war. Abgesehen davon, dass es sicher kompliziert gewesen wäre, während des Höhepunkts der Pandemie regelmäßig ins Krankenhaus zu müssen
Dank der kleinen Vicky ist die Zeit der Chemo-Therapie fast wie im Flug vergangen. Nicht, dass Daisy nicht unter Nebenwirkungen zu leiden gehabt hätte, oft fühlte sie sich zudem extrem müde, weil sie durch das Baby nicht zum Ausruhen kam. „Aber mich um Vicky zu kümmern, ihr Lächeln zu sehen“, erinnert sich Daisy Gozzer, „gab mir die Kraft, alles zuversichtlich in Kauf zu nehmen.“ Manchmal kommt es Daisy vor, als könne sie nicht wirklich realisieren, was mit ihr geschehen ist.
Zum Zeitpunkt der Diagnose fühlte sie sich abgesehen von dem kleinen Knoten, kerngesund. “Vielleicht fühle ich mich auch deshalb jetzt nicht wirklich krank…“ Während der Chemo war sie immer wieder erstaunt, wie gut ihr Körper reagierte und allem Stand hielt."Natürlich, ich habe meine Haare verloren, aber es machte mir nichts aus, so aus dem Haus zu gehen. Ich glaube, wenn ich angefangen hätte, mich durch die Therapie so richtig krank zu fühlen, dann wäre ich ausgeflippt.“ In gewissem Sinne fühlte sie sich frei und wollte einfach nur ihr Baby genießen. Es mag seltsam klingen, aber irgendwie hat sie sich immer gefreut, zur Therapie auf die Hämatologie zu gehen. "Ich fühlte mich dort beschützt.“ Nur das erste Mal nicht, da hatte sie Angst. „Ich dachte, da sind dann lauter Kranke… Dass es dann anders kam, ist auch Verdienst meines fantastischen Arztes, Dr. Carlo Rosanelli und aller Krankenschwestern, sie sind wirklich Engel!“ Gefreut hat sie sich am Ende der Chemo über die Komplimente des Teams, wie gut sie die Therapie angegangen sei.
Daisy und Mark mit Victoria einen Tag vor Beginn der Chemotherapie
Was ihr noch nicht gelingt, ist an die Zukunft zu denken. Daisy zieht es vor, in den Tag zu leben. Nachdem die Chemo vorbei war, hatte sie immer noch ein seltsames Gefühl. "Als ob ich noch etwas in mir hätte.“ Und tatsächlich war das Kontroll-PET-CT nicht in Ordnung. Nach der Chemotherapie musste sich Daisy deshalb auch einer Strahlentherapie unterziehen. Auch diese Therapie brachte sie ohne große Probleme hinter sich. "Mein Lebensrhythmus war ganz auf die Therapie und auf mein Baby abgestimmt. Nach dem Essen bin ich am Abend mit ihr zusammen schlafen gegangen. Aber irgendwie war es doch ein normales Leben in der Familie, mit meinem Freund und seinen Kindern; mit Geburtstagsfeiern und Sylvester..." Ein Leben, das vom Lächeln Victorias erhellt wurde.
Victoria mit zwei Wochen
Während Covid hatte sie Angst vor einer Ansteckung, ihr Partner Mark, ein Wirtschaftsberater, konnte daraufhin sechs Wochen im Homeoffice arbeiten. Er war es auch, der Daisy dazu brachte, einen Blog zu eröffnen, um ihre Geschichte zu erzählen und ihre Erfahrungen zu verarbeiten. "Zuerst zögerte ich, aber dann beschloss ich, mich vor allem auf die technischen Aspekte zu beschränken. Vielleicht konnte ich so jemandem in meiner Lage weiterhelfen. Artikel über die Diagnose, die Therapien..,“ Jetzt hat sie schon länger nichts mehr gepostet. „Ich wollte nicht zu langweilig werden. Jetzt warte ich, bis sich in mir drinnen etwas löst… wer weiß, dann schreibe ich vielleicht wieder, aber über das, was mich wirklich bewegt.“ Die Adresse des Blogs, für diejenigen, die einen Blick darauf werfen wollen: www.comunquevictoria.blog
Mitte Juli hat Daisy wieder eine CT-Kontrolle. Danach sollte sie in die Follow-Up-Phase eintreten. Und dieses Mal hat sie keine komischen Vorahnungen… Es wird alles gut werden. Schließlich heißt ihre kleine Tochter Victoria!

Aktuell

Im Herbst geht es wieder los,
mit Vorsicht…

Umfrage unter den Vorsitzenden der sieben Bezirke
der Südtiroler Krebshilfe
Am 10. März stand Italien von heute auf morgen still. Auch Südtirol. Die massiven Maßnahmen zur Einschränkung der Verbreitung des Coronavirus sind auch an der Südtiroler Krebshilfe nicht spurlos vorbeigegangen. Alle (Benefiz)Veranstaltungen, Vorträge und Kurse wurden mit wenigen Ausnahmen abgesagt (einige wurden online weitergeführt), der traditionelle Rosenverkauf konnte nicht durchgeführt werden, die Mitgliedertreffen in den Bezirken waren untersagt, die Büros nur telefonisch erreichbar. Eine kleine Umfrage unter den Bezirksvorsitzenden, wie sie diese Zeit erlebt haben.
Ida Schacher
Das Oberpustertal, wo vom 13. bis 23. Februar die Biathlon-Weltmeisterschaft abgehalten worden ist, war gerade durch dieses Großereignis, das viele Menschen aus dem In-und Ausland nach Antholz geführt hat, einer der Auslöser der Pandemie in Südtirol. Die Bezirks- und Landesvorsitzende Ida Schacher beklagt den Verlust vieler Menschen. „Wir haben viele Menschen verloren, die wir seit vielen Jahren begleitet haben. Die Tatsache, dass wir ihnen nicht beistehen, uns nicht von ihnen mit einem Händedruck verabschieden, sie nicht auf ihrem letzten Weg begleiten und den Angehörigen keinen Trost zusprechen konnten, stimmt mich immer noch sehr traurig. Es waren durchwegs ältere Menschen, siebzig- bis achtzigjährige, die alle schon sehr lange krank waren. Auch privat hat es Ida Schacher getroffen, ihr Schwiegersohn und dessen Vater waren erkrankt und hatten schwer zu leiden. „Angst hatte ich nicht, ich habe mich auf die strenge Hygiene und den Mundschutz verlassen und versucht, unseren Mitglieder zumindest über das Telefon nahe zu sein. Das Nichtstun hat niemandem gut getan“.


Martha Feichter
Martha Feichter, Vorsitzende des Bezirks Unterpustertal, ist gerade am Abschließen der ersten Nach-Covid Vorstandssitzung am 16. Juni, als der Anruf der Chance sie erreicht und so reicht sie gleich das Wort an die Vorstandsmitglieder weiter. Dr. Hartmann Aichner ist sich bewusst, dass er die Covid-Zeit als Privilegierter erlebt hat, den Wald direkt hinterm Haus, hat er nicht unter dem Eingesperrtsein gelitten. Als Arzt war er entsetzt über die Unmengen an Unsinn, die in den (sozialen)Medien kursiert sind. Seine Devise: Vorsicht ist geboten. Seine Schwester Clothilde Aichner, hat ebenfalls davon profitiert, auf dem Land zu leben. Ihre Gedanken gelten den Patienten, die unter dem Stillstand besonders gelitten haben und nun viele Fragen und zusätzliche Sorgen haben, auch finanzieller Natur. Christine Faller hat die Covidzeit zum Aufräumen genutzt, Fernsehen geschaut, viel eingekocht und mit Langeweile gekämpft. Sie vertraut fest darauf, dass alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Lena Obermair hat die zwei Monate Lockdown vor allem im Garten verbracht und freut sich darauf, jetzt wieder für die Krebshilfe und die Mitglieder aktiv werden zu können.
Rosa Maria Töchterle fragt sich, ob es diese Zeit des Stillstands vielleicht gebraucht habe. Monika Wolfsgruber befasst sich schon konkret damit, wie es weitergeht. Weniger Mittel gepaart mit den Vorsichtsmaßnahmen, das heißt keine Busfahrten, wenige Ausflüge und vor allem, gut haushalten. Als leitende Krankenpflegerin, die u. a. für die Erstellung der Dienstpläne verantwortlich ist, hat sie die Pandemie hautnah erlebt. Sie ist besorgt über die noch nicht abzuschätzenden Spätfolgen der Covid-19-Erkrankung: Organbetroffenheit und neurologische Schäden.


Nives Fabbian
Die Monate März und April waren schrecklich für die Vorsitzende des Bezirks Eisacktal-Gröden-Wipptal, Nives Fabbian. Der einzige tägliche Kontakt, den sie hatte, war ihr Sohn. Sie ist es zwar gewohnt, alleine zu sein, aber ihre Tochter, die in Bozen lebt, nur über Video sehen zu können, hat sie sehr belastet. Ebenso wie die Tatsache, dass die Krebshilfe alle Aktivitäten für die Mitglieder hat einstellen müssen. Besonders gefreut hat sie die Aktion des Schuhgeschäfts Scarpesca von Bruno Del Marco in Brixen, das während des erzwungenen Stillstands über 3.500 Masken genäht und gegen Spenden für die Krebshilfe Eisacktal verteilt hat.
Claudia Bertagnolli
Als Privatperson hat Claudia Bertagnolli, den Lockdown positiv und gelassen erlebt. Als Vorsitzende des Bezirks Bozen Salten Schlern stand sie in täglichem Kontakt mit der Sekretärin Silvia Premier, mit Mitgliedern, die sich in Therapie befanden oder frisch operiert waren. Sie bedauert, dass alle Kurse gestoppt worden sind, nur drei seien in ihrem Bezirk dennoch online weitergeführt worden. „Gerade in dieser Situation, hatten die Menschen doch Bedarf an Ansprache! Covid hat gezeigt, dass wir hier großen Aufholbedarf haben.“ Und auch sie selbst wird sich jetzt so ausrüsten, dass sie digital präsent sein kann.
Oskar Asam
Auch während des Lockdowns war der Vorsitzende des Bezirks Meran-Burgrafenamt, Oskar Asam, aktiv. Er hat zusammen mit der Sekretärin am Sitz alles für die Zeit danach vorbereitet. Trennwände aufgestellt, überlegt, wie es weitergeht. Es kamen außerdem viele Anfragen, in einigen sozialen Härtefallen musste schnell und unbürokratisch eingegriffen werden. Nun bemüht er sich, einen großen Saal im Krankenhaus zur Verfügung gestellt zu bekommen: „Unsere Leute brauchen unbedingt Bewegung, ohne das Turnen werden sie steif und starr, wir möchten schon im Sommer beginnen.“
Mariangela Poles
Ihr hat einfach alles gefehlt. Die Kontakte zu den Mitgliedern, die Gespräche, die Besuche bei den Patienten und nicht zuletzt auch die Bewegung, mit ihren 85 Jahren hat ihr das Eingeschlossensein im Hause nicht gerade gutgetan. Die zwei Monate Lockdown waren für die Vorsitzende des Bezirks Überetsch-Unterland, Mariangela Poles schlichtweg ein Horror. „Wieder zu starten, wird nicht leicht sein", meint sie. Nicht zuletzt auch aufgrund der großen finanziellen Ausfälle. „Für unsere Kranken ist das ein großer Schaden.“
Helga Wielander
Helga Wielander, Vorsitzende des Bezirks Vinschgau hat die ersten drei Wochen des Lockdowns als herrlich erlebt. „Endlich einmal nur zu Hause und nichts anderes tun. Aber dann, als man gemerkt hat, wie ernst die Sache ist, da war es nicht mehr schön! Unsere Patienten konnten wir nur über Whatsapp kontaktieren, aber das waren nur sehr wenige.“ Vor dem Herbst wird sie im Bezirk nichts mehr organisieren. „Unsere Mitglieder lassen wir im Augenblick dort, wo sie am sichersten sind, zuhause!“