Aktuell

The best of

Die Brunecker Krebsgespräche melden sich zurück – 12. August, 19 Uhr im UFO


Eine zweijährige Pause und nun sind sie wieder da: die Brunecker Krebsgespräche. Die erfolgreiche Initiative, ins Leben gerufen von Dr. Christoph Leitner, Direktor der onkologischen Tagesklinik Bruneck dem Rechtsanwalt Andreas Leiter und dessen Frau, der Journalistin Verena Duregger, meldet sich zurück. Vorträge, Lebensgeschichten und vor allem Begegnung. Das ist das ebenso einfache wie erfolgreiche Konzept der Brunecker Krebsgespräche, die auch von der Südtiroler Krebshilfe unterstützt werden.
Drei Veranstaltungen im UFO in Bruneck, 2018, 2019 und 2020 (gerade noch vor dem Lockdown), jeweils an einem Samstag um den 4. Februar, Weltkrebstag. Jede bis auf den letzten Platz besetzt. Ende November bis Mitte Dezember 2019 eine Tour durch Südtirols Theater, „Krebs geht auf die Bühne - Vier Theater, vier Städte, vier Themen“ (Bruneck, Brixen, Bozen und Meran) und im vergangenen Jahr ein Film, „Reden wir darüber“, um zumindest den Kontakt halten zu können, nachdem Veranstaltungen jeder Art durch die Pandemie-Maßnahmen verboten waren.
Die zweijährige Pause haben die drei Gründer der Brunecker Krebsgespräche nicht zuletzt auch zum Nachdenken genutzt. Wie geht es weiter? Und darauf dürfen wir gespannt sein. Zunächst aber geht es um ein Wiedersehen. „Für uns bedeuten die Krebsgespräche vor allem eines“, betont Verena Duregger. „Die Menschen zusammenbringen!“ Das erste Post-Corona-Zusammentreffen soll deshalb auch nicht nur Vorträgen und Diskussionsrunden oder Interviews gewidmet, sondern ein Fest sein.
Am 12. August um 19 Uhr wird im UFO in Bruneck zunächst der Film vorgeführt, der 2021 von der RAI-Südtirol ausgestrahlt wurde und der in der Mediathek zu downloaden war. Anwesend sein werden die Protagonisten des Films, ebenso wie Experten, Patienten und andere Personen, die Teil des mittlerweile großen Netzwerks sind und die Krebsgespräche von Anfang an begleitet haben. „Wir haben erst überlegt, ob wir den Film in ganz Südtirol zeigen, aber am Ende haben wir uns doch wieder für das UFO entschieden. Hier ist unser Kern und von hier möchten wir neu starten!“, so Verena Duregger.
Ideen gibt es viele, unterstreicht Dr. Christoph Leitner. „Die Krebsgespräche waren ein Erfolg. Jetzt heißt es abzuwägen, ob wir wie bisher weitermachen oder das Ganze ausweiten. Eines ist sicher, ein interessiertes Publikum wird es immer geben, Krebs ist eine Krankheit, die viele Menschen (mit)betrifft und Wissen und Austausch, Gemeinschaft sind wichtige Faktoren, die dazu beitragen, mit dieser Krankheit besser fertig zu werden. Und das ist unser Anliegen.“
Am 12. August wird es im UFO in Bru-neck eine Art „the best of" geben: Experten, Schicksalsgenossen, der Film, Erfahrungsaustausch, Smalltalk und Informationen, ein Poetry-Slam und ein Buffet…, meint auch Andreas Leiter. „Zelebrieren, was bisher möglich war und entstanden ist und ausloten, wie es weitergeht.“ Dass es weitergeht, daran besteht kein Zweifel!
Zur Erinnerung: der im Sommer 2020 von Verena Duregger und Stefan Ghedina gedrehte Film, „Krebs – Reden wir darüber“, ist ein Film über Angst, Hoffnung, Trauer, Liebe und über eine Krankheit, die das Leben verändert. Die Dokumentation einer Reise durch Südtirol und von Begegnungen mit Betroffenen, Angehörigen und Experten. „Krebs – Reden wir darüber“ erzählt die Geschichte dieser Reise: Da ist die junge Mutter, die an Brustkrebs erkrankt. Der rüstige Sommelier, der plötzlich im Urlaub merkt, dass etwas nicht stimmt mit ihm. Und die Radiomoderatorin, deren Mann von einem Tag auf den anderen schwer erkrankt. Daneben kommen Experten zu Wort, und auch ein Onkologe, der plötzlich selbst Angehöriger eines Betroffenen ist…
Krebs geht auf die Bühne
Dreharbeiten im Pustertal 2020

Aktuell

Sich wohl fühlen in seiner Haut

APEO bekämpft dermatologische Nebenwirkungen der Krebstherapie – Pilotprojekt im Bezirk Bozen mit zertifizierter Kosmetikerin


Gelesen hat sie darüber in der „Chance“ und es war wie ein plötzlicher Hoffnungsstrahl für Anna Maria. Die Ankündigung eines neuen Pilotprojekts im Bezirk Bozen: eine spezielle kosmetische Behandlung für Menschen, die sich einer Krebstherapie unterziehen und mit Nebenwirkungen aufgrund der Hauttoxizität der Produkte an Händen und Füßen zu kämpfen haben. Nebenwirkungen, die mitunter so starke Beschwerden verursachen, dass die Patienten sich gezwungen sehen, die Therapie abzubrechen. Die Behandlung folgt einem zertifizierten Protokoll, das von der Vereinigung für onkologische Ästhetik APEO in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Institut für Onkologie in Mailand entwickelt wurde. APEO bietet eine spezielle Ausbildung für qualifizierte Kosmetikerinnen am „Policlinico“ von Mailand an. Olga Manko ist eine dieser Kosmetikerinnen und behandelt seit Januar in Bozen Patientinnen nach diesem Protokoll.
Anna Maria war eine der ersten Klientinnen. Sechs Behandlungen sieht das Protokoll vor, die Chance hat sie bei der fünften Sitzung begleitet. Ihr Problem, wie auch das aller anderen Patientinnen, die die Gelegenheit dieses Pilot-Projekts nutzten, war nicht rein kosmetischer Natur, obwohl auch ein ästhetisches Problem das ohnehin schon sehr prekäre Gleichgewicht einer Person, die sich einer Krebsbehandlung unterzieht, belasten kann! Vor allem aber sind die Hände ein wichtiges Instrument, nicht nur als Werkzeug, sondern auch in der Begegnung und in der Kommunikation. Braun gefärbte Nägel, die sich vom Nagelbett lösen, Hautverletzungen, Entzündungen, Anzeichen von Radiodermatitis und Schmerzen behindern den Gebrauch der Hand. Was die Füße betrifft, so ist das Problem der Nägel und der Haut auch hier weitgreifend und kann das Tragen von Schuhen jeglicher Art unmöglich machen. Probleme, die den gesamten Erfolg einer Therapie gefährden können.
Anna Maria hat von der ersten Sitzung an die Vorteile dieser spezifischen Behandlung gespürt. Ein spezieller Schnitt der Nägel, Massagen und die Verwendung bestimmter lindernder, beruhigender und nährender Produkte. In diesem Sommer wird sie wieder Sandalen tragen. Sie beendete ihre Behandlung im Januar 2019, 19 Jahre nach ihrer ersten Diagnose hatte sich ein zweiter Brustkrebs entwickelt.
Für die einstündige onko-ästhetische Behandlung wird das Ambulatorium im Bezirkssitz, das normalerweise für die Lymphdrainage genutzt wird, in ein Schönheitsstudio verwandelt, die Liege in eine Maniküre- und Pedikürebank. Olga beginnt mit einem gründlichen Schnitt der Nägel. Um das Wachstum und die biologische Erneuerung der Nägel und der Haut zu respektieren, werden die Termine in einem Mindestabstand von 2,5 Wochen durchgeführt.
Die Resonanz der Mitglieder des Bezirks (bisher leider nur Frauen, auch wenn diese Art von Behandlung auch für Männer gedacht ist!) hat die Erwartungen weit übertroffen, und APEO-Kosmetikerin Olga musste die Stundenzahl erhöhen. Das Pilotprojekt sieht sechs kostenlose Sitzungen pro Mitglied vor. „Danach“, erklärt die Bezirksvorsitzende Claudia Bertagnolli, „werden wir überlegen, wie es weitergehen soll und ob wir auch Gesichtsbehandlungen anbieten werden.“ Das Projekt sollte dann auch in den anderen Bezirke angeboten werden. „Das Problem wird sein, zertifizierte APEO-Kosmetikerinnen zu finden, die bereit sind, in Südtirol zu arbeiten“, unterstreicht Claudia Bertagnolli.
Olga Manko strahlt nicht nur Sanftheit und Hilfsbereitschaft aus, sondern auch Entschlossenheit und Kompetenz. Sie hat sich für den APEO-Kurs eingeschrieben, weil sie von dem Bedürfnis getragen ist, Menschen in Not zu helfen und dazu beizutragen, deren Lebensqualität zu verbessern. Sie ist empathisch, stellt sich ganz auf ihr Gegenüber ein. Manche Frauen haben das Bedürfnis zu reden, vom einfachen Smalltalk bis hin zum Gespräch über die Probleme, Ängste und Unsicherheiten, die mit ihrer Situation verbunden sind. Olga respektiert die Einstellung einer jeden, bereit zu Gesprächen wie auch zu schweigen, immer in einer entspannten Atmosphäre.
In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Institut für Onkologie führte Apeo zwischen 2016 und 2017 eine klinische Studie mit 170 Brustkrebspatientinnen durch. 100 von ihnen wurden nach den APEO-Protokollen behandelt, die anderen 70 erhielten keinerlei Behandlung und verwendeten ihre üblichen Kosmetikprodukte. Nach nur 28 Tagen kam es bei den 100 Patienten, die mit APEO behandelt wurden, zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Symptome, während sich die Symptome in der Kontrollgruppe verschlechterten. Das APEO-Protokoll zielt darauf ab, die so genannte SRQoL (Skin-related Quality of Life) zu verbessern. Die negativen Auswirkungen von Krebstherapien verstärken den Leidensdruck, den Rückzug aus dem sozialen Leben, Stimmungsstörungen und das Risiko eines Abbruchs der Krebstherapie. Aus diesem Grund sind die Prävention und die Behandlung von Hautreaktionen sehr wichtig und tragen indirekt zum Therapieerfolg und zum Wohlbefinden der Patienten bei.
Am Ende der Stunde fühlt sich Anna Maria nicht nur sehr wohl in ihrer Haut (an Händen und Füßen), sondern auch sehr entspannt. Sie hat noch eine Behandlungssitzung im Rahmen des Pilotprojekts vor sich und weiß schon jetzt, dass sie auch darüber hinaus weiterhin die Hilfe von Olga in Anspruch nehmen wird.
Ausschläge, sich auflösende Nägel, Strahlen-Dermatitis. Nicht nur entstellend, sondern auch schmerzhaft sind diese Nebenwirkungen von Medikamenten und Bestrahlung in der Krebstherapie.