Kommentar
Liebe Leserinnen und Leser,
Nicole Dominique Steiner
Als ich den Kommentar der letzten Chance geschrieben habe, hatte der Krieg in der Ukraine gerade begonnen und wie so viele wohl, war ich entsetzt, aber auch voll Hoffnung, dass die Diplomatie die Waffen bald zum Schweigen bringen würde. Heute (am 3. Juni, Anm. d. Red.) schreibe ich wieder einen Kommentar und der Krieg dauert nun schon hundert Tage. Eine Ewigkeit für all jene, die jeden Tag von Bombeneinschlägen und Sirenengeheul, von Not, Gewalt und Tod begleitet sind, für all jene, die sich auf die Flucht begeben mussten. Und viele erleben diesen hundertsten Tag nicht mehr oder aber schwerst verletzt, physisch wie psychisch. Der Krieg lässt sich nicht wegleugnen. Er ist nicht nur auf dem Fernsehbildschirm, im Radio und in den Social-Medias präsent. Nein, dieses Mal betrifft er uns auch direkt. Nicht nur wegen der latenten Angst vor einer Eskalation und dem Ausbruch des Dritten Weltkriegs, der Atomwaffe. Nein, auch im täglichen Leben. Vieles, nicht nur Benzin, Gas und Heizöl, ist teurer geworden. Mancherorts wird Mehl rationiert. Afrika steht vor einer Hungerkatastrophe, wenn es nicht gelingt, das in den ukrainischen Häfen festsitzende Getreide dorthin zu verschiffen. Die Welt ist längst ein Dorf. Nichts ist weit genug entfernt, um uns nicht zu betreffen.
Wer krebskrank ist, lebt einen anderen täglichen Konflikt. In sich selbst. Und auch wer geheilt ist, kann der „Waffenruhe“ nicht immer trauen. Mehr oder weniger bewusst bleibt sie, die Angst, dass der Kampf im Körper wieder aufflackert. Krebskranke Menschen in Südtirol haben Glück im Unglück. Das Sanitätswesen steht auf dem modernsten Stand und ist mit den kompetentesten Zentren vernetzt. Kompetente Mediziner und Vertreter aller anderen Berufskategorien, die zu einer perfekten Gesundheitsversorgung gehören, sind bereit, sich der Patienten anzunehmen. Immer wieder können wir in der Chance über neue Dienstleistungen, neue Zertifizierungen und Auszeichnungen, Exzellenzen, neue Therapien und Heilungswege berichten.
In dieser Ausgabe hat mich ein Thema besonders berührt. Der Primar der HNO-Abteilung am Bozner Krankenhaus, Dr. Luca Calabrese, vormaliger enger Mitarbeiter von Prof. Umberto Veronese am Europäischen Krebszentrum in Mailand, hat sich das Schicksal einer Patientengruppe besonders ans Herz genommen. Eine Personengruppe, die im Schatten lebt. Oder haben sie etwa schon einmal etwas von Dysphagie gehört? Ich musste mir den Begriff jedenfalls erklären lassen. Menschen mit Schluckbeschwerden. Viele davon sind ehemalige Patienten der HNO-Abteilung. Erfolgreich operiert, vom Krebs geheilt, aber dafür mit einem Problem, das das soziale Leben, den Alltag schwer belastet. Schluckbeschwerden, das heißt, nur weiche, halbflüssige Nahrung zu sich nehmen können, nie eine Pizza oder ein Nudelgericht, ein knuspriges, frisches Brot essen können, nie Essengehen mit Freunden. Prof. Calabrese hat mit zehn Sterneköchen zusammen ein Kochbuch herausgegeben für Menschen mit diesem Problem. Und diese Köche, drunter auch der Südtiroler Herbert Hintner, möchten nun ihren Gästen ein Dysphagie-Menu anbieten, Aber dabei soll es nicht bleiben: Calabrese träumt von einer ganzen Reihe solche Kochbücher mit regionalen Rezepten und von vielen Restaurants, die ganz selbstverständlich spezifische Gerichte für Menschen mit Dysphagie in ihre Tageskarte aufnehmen. So wie es heute viele schon für Menschen tun, die an Zöliakie leiden. Das sind nur 4% der Bevölkerung. Von Dysphagie sind 15% der über 55jährigen betroffen! Viel braucht es nicht dazu: Guten Willen, Phantasie, frische Zutaten und einen Stabmixer…
Nicole Dominique Steiner
Wer krebskrank ist, lebt einen anderen täglichen Konflikt. In sich selbst. Und auch wer geheilt ist, kann der „Waffenruhe“ nicht immer trauen. Mehr oder weniger bewusst bleibt sie, die Angst, dass der Kampf im Körper wieder aufflackert. Krebskranke Menschen in Südtirol haben Glück im Unglück. Das Sanitätswesen steht auf dem modernsten Stand und ist mit den kompetentesten Zentren vernetzt. Kompetente Mediziner und Vertreter aller anderen Berufskategorien, die zu einer perfekten Gesundheitsversorgung gehören, sind bereit, sich der Patienten anzunehmen. Immer wieder können wir in der Chance über neue Dienstleistungen, neue Zertifizierungen und Auszeichnungen, Exzellenzen, neue Therapien und Heilungswege berichten.
In dieser Ausgabe hat mich ein Thema besonders berührt. Der Primar der HNO-Abteilung am Bozner Krankenhaus, Dr. Luca Calabrese, vormaliger enger Mitarbeiter von Prof. Umberto Veronese am Europäischen Krebszentrum in Mailand, hat sich das Schicksal einer Patientengruppe besonders ans Herz genommen. Eine Personengruppe, die im Schatten lebt. Oder haben sie etwa schon einmal etwas von Dysphagie gehört? Ich musste mir den Begriff jedenfalls erklären lassen. Menschen mit Schluckbeschwerden. Viele davon sind ehemalige Patienten der HNO-Abteilung. Erfolgreich operiert, vom Krebs geheilt, aber dafür mit einem Problem, das das soziale Leben, den Alltag schwer belastet. Schluckbeschwerden, das heißt, nur weiche, halbflüssige Nahrung zu sich nehmen können, nie eine Pizza oder ein Nudelgericht, ein knuspriges, frisches Brot essen können, nie Essengehen mit Freunden. Prof. Calabrese hat mit zehn Sterneköchen zusammen ein Kochbuch herausgegeben für Menschen mit diesem Problem. Und diese Köche, drunter auch der Südtiroler Herbert Hintner, möchten nun ihren Gästen ein Dysphagie-Menu anbieten, Aber dabei soll es nicht bleiben: Calabrese träumt von einer ganzen Reihe solche Kochbücher mit regionalen Rezepten und von vielen Restaurants, die ganz selbstverständlich spezifische Gerichte für Menschen mit Dysphagie in ihre Tageskarte aufnehmen. So wie es heute viele schon für Menschen tun, die an Zöliakie leiden. Das sind nur 4% der Bevölkerung. Von Dysphagie sind 15% der über 55jährigen betroffen! Viel braucht es nicht dazu: Guten Willen, Phantasie, frische Zutaten und einen Stabmixer…
Nicole Dominique Steiner