Aktuell
Jedem seine personalisierte Therapie
Südtirols Gesundheitsdienst übernimmt als erster in Europa Kosten für individuelle pharmako-genetische Abklärung
Foto: unsplash / Atari Betamax
Seit März ist eine positive Revolution in Südtirols Krankenhäusern im Gange! Leise und unbemerkt beeinflusst sie das Leben hunderter Patienten. Das Stichwort ist Pharmako-Genetik. Mutationen können die Wirkung vieler Medikamente beeinträchtigen, wenn nicht ganz aufheben oder aber, auch in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, zum Teil gravierende Nebenwirkungen hervorrufen. Für eine pharmako-genetische Abklärung braucht es nur eine Blutprobe. Im Labor von PharmaGenetix in Salzburg wird diese analysiert und das genetische Identikit des betreffenden Patienten erstellt. Der behandelnde Arzt kann aufgrund dieser Daten eine auf Maß zugeschnittene Therapie zusammenstellen. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb ist der erste in Europa, der diese Untersuchungen kostenfrei anbietet.
Professor Markus Paulmichl ist Pharmakologe. Der gebürtige Vinschgauer ist nach vielen Jahren Arbeitserfahrung an führenden Kliniken in den USA, Australien und Mailand nun in Salzburg für die Firma PharmaGenetix tätig, die spezialisiert ist auf pharmakogenetische Analysen für individualisierte Therapien, und die den vom Land ausgeschriebenen Wettbewerb für die pharmako-genetischen Reihen-Untersuchungen für sich entschieden hat.
Pro Woche werden in den dortigen Labors zwanzig bis dreißig Blutproben von Südtiroler Patienten analysiert. Nicht nur Krebspatienten. Auch Psychopharmaka und andere Medikamente für schwerwiegende Erkrankungen können durch genetische Beeinflussung an Wirksamkeit verlieren oder Nebenwirkungen erzeugen. PharmaGenetix berechnet auf der Basis einer umfassenden Datenbank mit über 900 Wirkstoffen anhand eines einzigartigen Algorithmus die optimale Medikamenten-Kombination und Dosierung.
„Genetische Mutationen ändern sich von Population zu Population“, erklärt Dr. Paulmichl. Japaner, Südamerikaner, Afrikaner, Eurasier haben alle unterschiedliche Genmuster. Aber nicht nur: „Die Bevölkerung Südtirols weist ein signifikant anderes Genmuster auf als Österreicher“, erklärt der Pharmakologe. „Deshalb ist eine pharmakogenetische Untersuchung noch wichtiger, es können nicht einfach Therapiemuster aus Österreich eins zu eins auf Südtirol übertragen werden.“
Ein gravierendes Beispiel ist das Medikament Tamoxifen, das BrustkrebspatienInnen (auch Männern) verabreicht wird, um eine Rezidive zu verhindern. „Der Vergleich mit internationalen Statistiken zeigt, dass dieses Medikament bei 6 von 31 Patienten nicht funktioniert, weil Mutationen in der Leber das Enzym, das für die Wirksamkeit dieses Medikaments erforderlich ist, verändern.“ Eine Tatsache, die sich allerdings erst nach vier bis fünf Jahren bemerkbar macht, wenn diese PatientInnen einen Rückfall erleiden.
„Das wichtigste Anliegen eines Arztes ist, unnötiges Leiden zu verhindern, aber auch unnötige Kosten zu vermeiden, damit das öffentliche Gesundheitssystem effizient arbeiten kann. Studien zeigen,“ so Prof. Paulmichl, „dass in Österreich mit seinen sieben Millionen Einwohnern pro Jahr 900 Millionen Euro für Therapien von Arzneimittel-Nebenwirkungen ausgegeben werden. Zwei Drittel dieser Kosten kann man durch eine pharmakogenetische Analyse vermeiden, gleichzeitig sind die Heilungschancen und die Lebensqualität der Patienten um ein Wesentliches erhöht!“
Die Einführung der pharmako-genetischen Untersuchung geht auf eine Initiative des Generaldirektors des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Dr. Florian Zerzer, zurück. Er selbst, so Paulmichl, sei überrascht gewesen, von der Qualität des Südtiroler Sanitätswesens. „Südtiroler Patienten, insbesondere auch Krebspatienten, können sich darauf verlassen, dass sie hier nach den modernsten Standards behandelt werden. Und das gilt für alle Onkologien und Abteilungen des Landes, für alle KollegInnen, die ihren Patienten die neuesten, personalisierten Therapien zukommen lassen.“
Die genetischen Untersuchungen haben früher knapp einen Monat Zeit in Anspruch genommen. Eine sehr lange Zeit, wenn man auf den Beginn seiner Therapie wartet! Mittlerweile ist es weniger als eine Woche. Der behandelnde Arzt kann aufgrund der pharmakogenetischen Analyse für jeden seiner Patienten eine auf ihn optimal zugeschnittene Therapie zusammenstellen. Auch unter Berücksichtigung von Wechselwirkungen mit anderen Arzneien. „Krebspatienten sind in den meisten Fällen ältere Menschen, die neben dem Krebs noch andere Pathologien aufweisen und dafür Medikamente einnehmen. Diese können im spezifischen Fall ebenfalls die Wirkung einer Therapie in Frage stellen."
Die Kosten für eine pharmako-genetische Untersuchung belaufen sich auf 750 Euro. Eine falsch eingestellte Therapie, so der Vinschgauer Pharmakologe, "kann unnötiges Leiden verursachen, wenn nicht das Leben kosten. Gleichzeitig werden sehr kostenintensive Behandlungen umsonst eingesetzt und die nicht optimale oder verfehlte Wirkung der Therapie verursacht weitere Kosten." Geld, das in effiziente Therapien und Dienste fließen könnte. "Gewinner sind am Ende in jedem Fall die Patienten!"
Pro Woche werden in den dortigen Labors zwanzig bis dreißig Blutproben von Südtiroler Patienten analysiert. Nicht nur Krebspatienten. Auch Psychopharmaka und andere Medikamente für schwerwiegende Erkrankungen können durch genetische Beeinflussung an Wirksamkeit verlieren oder Nebenwirkungen erzeugen. PharmaGenetix berechnet auf der Basis einer umfassenden Datenbank mit über 900 Wirkstoffen anhand eines einzigartigen Algorithmus die optimale Medikamenten-Kombination und Dosierung.
„Genetische Mutationen ändern sich von Population zu Population“, erklärt Dr. Paulmichl. Japaner, Südamerikaner, Afrikaner, Eurasier haben alle unterschiedliche Genmuster. Aber nicht nur: „Die Bevölkerung Südtirols weist ein signifikant anderes Genmuster auf als Österreicher“, erklärt der Pharmakologe. „Deshalb ist eine pharmakogenetische Untersuchung noch wichtiger, es können nicht einfach Therapiemuster aus Österreich eins zu eins auf Südtirol übertragen werden.“
Ein gravierendes Beispiel ist das Medikament Tamoxifen, das BrustkrebspatienInnen (auch Männern) verabreicht wird, um eine Rezidive zu verhindern. „Der Vergleich mit internationalen Statistiken zeigt, dass dieses Medikament bei 6 von 31 Patienten nicht funktioniert, weil Mutationen in der Leber das Enzym, das für die Wirksamkeit dieses Medikaments erforderlich ist, verändern.“ Eine Tatsache, die sich allerdings erst nach vier bis fünf Jahren bemerkbar macht, wenn diese PatientInnen einen Rückfall erleiden.
„Das wichtigste Anliegen eines Arztes ist, unnötiges Leiden zu verhindern, aber auch unnötige Kosten zu vermeiden, damit das öffentliche Gesundheitssystem effizient arbeiten kann. Studien zeigen,“ so Prof. Paulmichl, „dass in Österreich mit seinen sieben Millionen Einwohnern pro Jahr 900 Millionen Euro für Therapien von Arzneimittel-Nebenwirkungen ausgegeben werden. Zwei Drittel dieser Kosten kann man durch eine pharmakogenetische Analyse vermeiden, gleichzeitig sind die Heilungschancen und die Lebensqualität der Patienten um ein Wesentliches erhöht!“
Die Einführung der pharmako-genetischen Untersuchung geht auf eine Initiative des Generaldirektors des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Dr. Florian Zerzer, zurück. Er selbst, so Paulmichl, sei überrascht gewesen, von der Qualität des Südtiroler Sanitätswesens. „Südtiroler Patienten, insbesondere auch Krebspatienten, können sich darauf verlassen, dass sie hier nach den modernsten Standards behandelt werden. Und das gilt für alle Onkologien und Abteilungen des Landes, für alle KollegInnen, die ihren Patienten die neuesten, personalisierten Therapien zukommen lassen.“
Die genetischen Untersuchungen haben früher knapp einen Monat Zeit in Anspruch genommen. Eine sehr lange Zeit, wenn man auf den Beginn seiner Therapie wartet! Mittlerweile ist es weniger als eine Woche. Der behandelnde Arzt kann aufgrund der pharmakogenetischen Analyse für jeden seiner Patienten eine auf ihn optimal zugeschnittene Therapie zusammenstellen. Auch unter Berücksichtigung von Wechselwirkungen mit anderen Arzneien. „Krebspatienten sind in den meisten Fällen ältere Menschen, die neben dem Krebs noch andere Pathologien aufweisen und dafür Medikamente einnehmen. Diese können im spezifischen Fall ebenfalls die Wirkung einer Therapie in Frage stellen."
Die Kosten für eine pharmako-genetische Untersuchung belaufen sich auf 750 Euro. Eine falsch eingestellte Therapie, so der Vinschgauer Pharmakologe, "kann unnötiges Leiden verursachen, wenn nicht das Leben kosten. Gleichzeitig werden sehr kostenintensive Behandlungen umsonst eingesetzt und die nicht optimale oder verfehlte Wirkung der Therapie verursacht weitere Kosten." Geld, das in effiziente Therapien und Dienste fließen könnte. "Gewinner sind am Ende in jedem Fall die Patienten!"