Thema
„Unsere Ausrüstung ist absolut top“
Interview mit dem Primar der Gynäkologie Bruneck, Dr. Bruno Engl
Die chirurgische Tätigkeit der Gynäkologie am Krankenhaus Bruneck ist im Zuge der landesweiten Reform der Tumorchirurgie etwas eingeschränkt worden, aber Bruneck ist das einzige Zentrum für Endometriose in ganz Italien und eines von wenigen Fertilitätszentren in Norditalien.
Chance: Bruneck gilt weiterhin als Schwerpunktkrankenhaus, wenn auch das kleinste…
Primar Dr. Bruno Engl: Bei uns wird wie in allen Schwerpunktkrankenhäusern weiterhin die Brust operiert. Vorher waren es fünf Chirurgen, die diese Eingriffe durchführten, jetzt ist es einer. Jeder Chirurg muss gemäß Zertifizierung den Schwellenwert von 50 Eingriffen im Jahr erreichen, bei uns sind es plus minus 50 Eingriffe im Jahr. Ich persönlich würde bevorzugen mehrere gute, d.h. erfahrene und in regelmäßiger Übung gehaltene Chirurgen einzusetzen. Ich selbst habe mich zurückgezogen, um meinem jungen Team Platz zu lassen. Dr. Hanni operiert gewöhnlich die Brustkrebspatientinnen, wenn er nicht da ist, Dr. Brugger.
Chance: Was sehen Sie als einschneidendste Konsequenz der Reform?
Dr. Bruno Engl: Ich fürchte wir haben für junge Ärzte an Attraktivität verloren; die Zahlen für die Zertifikation schrecken ab.
Chance: Aber Sie haben eine Vorzeigeabteilung…
Dr. Bruno Engl: Unsere Ausrüstung ist absolut top! Laporoskop, Schnellschnittverfahren, Telemedizin, die gesamte OP- und Laborausrüstung entspricht den modernsten Standards. Außerdem bieten wir unseren onkologischen Patienten die Sentinel-Ermittlung mittels Fluoreszenz an, so dass sie sich den Weg zur Nuklearmedizin in Bozen am Tag vor der Operation sparen können. Wir können den Wächterlymphknoten mittels Indocyaningrün identifizieren.
Chance: Die Onko-Gynäkologie ist aber bei weitem nicht Ihr wichtigstes Tätigkeitsfeld.
Dr. Bruno Engl: Unser tägliches Brot ist die Behandlung der Endometriose, Diagnose und Therapie. Wir sind das einzige Exzellenz-Zentrum für diese Pathologie in ganz Italien. Wir arbeiten auf diesem Gebiet interdisziplinär mit Urologie und Radiologie zusammen, sind in Forschungsprojekte mit Universitäten eingebunden, veröffentlichen so allerhand im Laufe des Jahres.
Chance: Und sie sind das einzige Fertilitätszentrum in Südtirol und eines von ganz wenigen öffentlichen Zentren dieser Art in Norditalien.
Dr. Bruno Engl: Wir sind das drittgrößte Zentrum dieser Art, pro Jahr arbeiten wir mit 1.000 bis 1.300 Zyklen. Dieses Thema gewinnt immer mehr an Bedeutung. Zum einen, weil der Kinderwunsch sich immer weiter nach hinten verlagert und bei einer Frau über 30, 35 Jahren Fertilitätsstörungen nicht selten sind; zum anderen weil die In-Vitro-Fertilisation, IVF und vor allem die Kryo-Konservierung von Samen und von Eizellen, bzw. Embryonen ein Hoffnungsschimmer ist für junge Krebspatienten bzw. junge Menschen mit Pathologien, die über einen absehbaren Zeitraum mit sehr starken Medikamenten, die entsprechende Nebenwirkungen haben, behandelt werden, bzw. die Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Bei Krebs haben sich die Heilungschancen dank Vorsorge und Früherkennung enorm verbessert und das Thema Kinderwunsch ist nach Beendung der Therapie präsent und aktuell. Da in diesen Fällen immer Eile geboten ist, damit die Krebstherapie so schnell wie möglich beginnen kann, haben wir einen extra Notfalldienst eingerichtet.
Chance: Das italienische Verfassungsgericht hat am 9. April diesen Jahres in Italien die bisher verbotene heterologe Befruchtung freigegeben, d. h. eine Fertilisation mit Ei- oder Samenzellen von Spendern.
Dr. Bruno Engl: Ein ganz wichtiger Schritt. Bisher mussten unfruchtbare Paare sich für diese Art der Befruchtung an Zentren im Ausland wenden. Wir haben bereits mehr als 50 Anmeldungen und beginnen Mitte November mit den Beratungsgesprächen, wo es um medizinische, aber vor allem auch um psychologische und ethische Aspekte gehen wird.
Chance: Welche Altersgrenze ist für diese Paare vorgesehen und woher werden sie die Spenden erhalten?
Dr. Bruno Engl: All diese Details werden in einem Beschluss der Landesregierung enthalten sein, den wir zum Jahresende erwarten und nach dessen Erlass wir starten können. Ich denke das Höchstalter wird auf 45 Jahre für beide Partner festgesetzt. Was die Spenden betrifft, erhalten wir diesbezüglich fast täglich Mails von verschiedenen Zentren im Ausland.
Chance: Wie hoch ist die Erfolgsquote bei künstlichen Befruchtungen?
Dr. Bruno Engl: Das hängt von vielen Faktoren ab, vom Alter der Frau, je weiter die dreißig überschritten sind, desto schwieriger. Von der Form der Unfruchtbarkeit des Mannes usw. Außerdem muss unterschieden werden zwischen der IVF, also der Befruchtung im Reagenzglas und dem Einsetzen von befruchteten Embryonen. Bei IVF liegt unsere Erfolgsquote bei 27 %, in Italien liegt sie durchschnittlich bei 24 %, in Deutschland bei 26 %! Zum Vergleich: auf natürlichem Wege, also bei ungeschütztem Verkehr, liegt sie zwischen 15 und 20 %!
Bei Embryoneneinpflanzung kommen wir bei Ausschöpfung aller therapeutischen Möglichkeiten auf eine Erfolgsquote von 60 – 80 %.
Primar Dr. Bruno Engl: Bei uns wird wie in allen Schwerpunktkrankenhäusern weiterhin die Brust operiert. Vorher waren es fünf Chirurgen, die diese Eingriffe durchführten, jetzt ist es einer. Jeder Chirurg muss gemäß Zertifizierung den Schwellenwert von 50 Eingriffen im Jahr erreichen, bei uns sind es plus minus 50 Eingriffe im Jahr. Ich persönlich würde bevorzugen mehrere gute, d.h. erfahrene und in regelmäßiger Übung gehaltene Chirurgen einzusetzen. Ich selbst habe mich zurückgezogen, um meinem jungen Team Platz zu lassen. Dr. Hanni operiert gewöhnlich die Brustkrebspatientinnen, wenn er nicht da ist, Dr. Brugger.
Chance: Was sehen Sie als einschneidendste Konsequenz der Reform?
Dr. Bruno Engl: Ich fürchte wir haben für junge Ärzte an Attraktivität verloren; die Zahlen für die Zertifikation schrecken ab.
Chance: Aber Sie haben eine Vorzeigeabteilung…
Dr. Bruno Engl: Unsere Ausrüstung ist absolut top! Laporoskop, Schnellschnittverfahren, Telemedizin, die gesamte OP- und Laborausrüstung entspricht den modernsten Standards. Außerdem bieten wir unseren onkologischen Patienten die Sentinel-Ermittlung mittels Fluoreszenz an, so dass sie sich den Weg zur Nuklearmedizin in Bozen am Tag vor der Operation sparen können. Wir können den Wächterlymphknoten mittels Indocyaningrün identifizieren.
Chance: Die Onko-Gynäkologie ist aber bei weitem nicht Ihr wichtigstes Tätigkeitsfeld.
Dr. Bruno Engl: Unser tägliches Brot ist die Behandlung der Endometriose, Diagnose und Therapie. Wir sind das einzige Exzellenz-Zentrum für diese Pathologie in ganz Italien. Wir arbeiten auf diesem Gebiet interdisziplinär mit Urologie und Radiologie zusammen, sind in Forschungsprojekte mit Universitäten eingebunden, veröffentlichen so allerhand im Laufe des Jahres.
Chance: Und sie sind das einzige Fertilitätszentrum in Südtirol und eines von ganz wenigen öffentlichen Zentren dieser Art in Norditalien.
Dr. Bruno Engl: Wir sind das drittgrößte Zentrum dieser Art, pro Jahr arbeiten wir mit 1.000 bis 1.300 Zyklen. Dieses Thema gewinnt immer mehr an Bedeutung. Zum einen, weil der Kinderwunsch sich immer weiter nach hinten verlagert und bei einer Frau über 30, 35 Jahren Fertilitätsstörungen nicht selten sind; zum anderen weil die In-Vitro-Fertilisation, IVF und vor allem die Kryo-Konservierung von Samen und von Eizellen, bzw. Embryonen ein Hoffnungsschimmer ist für junge Krebspatienten bzw. junge Menschen mit Pathologien, die über einen absehbaren Zeitraum mit sehr starken Medikamenten, die entsprechende Nebenwirkungen haben, behandelt werden, bzw. die Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Bei Krebs haben sich die Heilungschancen dank Vorsorge und Früherkennung enorm verbessert und das Thema Kinderwunsch ist nach Beendung der Therapie präsent und aktuell. Da in diesen Fällen immer Eile geboten ist, damit die Krebstherapie so schnell wie möglich beginnen kann, haben wir einen extra Notfalldienst eingerichtet.
Chance: Das italienische Verfassungsgericht hat am 9. April diesen Jahres in Italien die bisher verbotene heterologe Befruchtung freigegeben, d. h. eine Fertilisation mit Ei- oder Samenzellen von Spendern.
Dr. Bruno Engl: Ein ganz wichtiger Schritt. Bisher mussten unfruchtbare Paare sich für diese Art der Befruchtung an Zentren im Ausland wenden. Wir haben bereits mehr als 50 Anmeldungen und beginnen Mitte November mit den Beratungsgesprächen, wo es um medizinische, aber vor allem auch um psychologische und ethische Aspekte gehen wird.
Chance: Welche Altersgrenze ist für diese Paare vorgesehen und woher werden sie die Spenden erhalten?
Dr. Bruno Engl: All diese Details werden in einem Beschluss der Landesregierung enthalten sein, den wir zum Jahresende erwarten und nach dessen Erlass wir starten können. Ich denke das Höchstalter wird auf 45 Jahre für beide Partner festgesetzt. Was die Spenden betrifft, erhalten wir diesbezüglich fast täglich Mails von verschiedenen Zentren im Ausland.
Chance: Wie hoch ist die Erfolgsquote bei künstlichen Befruchtungen?
Dr. Bruno Engl: Das hängt von vielen Faktoren ab, vom Alter der Frau, je weiter die dreißig überschritten sind, desto schwieriger. Von der Form der Unfruchtbarkeit des Mannes usw. Außerdem muss unterschieden werden zwischen der IVF, also der Befruchtung im Reagenzglas und dem Einsetzen von befruchteten Embryonen. Bei IVF liegt unsere Erfolgsquote bei 27 %, in Italien liegt sie durchschnittlich bei 24 %, in Deutschland bei 26 %! Zum Vergleich: auf natürlichem Wege, also bei ungeschütztem Verkehr, liegt sie zwischen 15 und 20 %!
Bei Embryoneneinpflanzung kommen wir bei Ausschöpfung aller therapeutischen Möglichkeiten auf eine Erfolgsquote von 60 – 80 %.
Primar Dr. Bruno Engl