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Ein sicheres Netz auf allen Wegen

Die Landesversammlung der Südtiroler Krebshilfe

Netz ist ein Modewort. Netzwerk, vernetzen, im Netz sein, networker. Wie wichtig und wie konkret ein Netz tatsächlich sein kann, zeigte die Landesversammlung der Südtiroler Krebshilfe im vergangenen April in Bozen.
Unser Netz ist dehnbar, aber es ist engmaschig gestrickt“, betonte die Landespräsidentin Ida Schacher Baur bei ihrer Eröffnungsrede. Ein Netz, das Betroffene und Angehörige auffängt, ein Netz, das sich über das ganze Land erstreckt. „Ein Netz, bei dem niemand durchfällt, stets vor Ort und nah an den Menschen sind wir.“ Die Krebshilfe ist aber auch ein Netz, das sich anderen öffnet, mit anderen vernetzt, Kooperationen eingeht, betonte Ida Schacher.
Wie weit dieses Netz reicht, zeigte nicht zuletzt die lange Liste der Ehrengäste: Landesrätin Martha Stocker, SVP-Frauenreferentin und Kammerabgeordnete Renate Gebhard, Bozens Bürgermeister Gigi Spagnolli, Martin Telser, Vorsitzender des Dachverband für Soziales, Dr. Petra Obexer vom Tiroler Krebsforschungsinstitut, Dr. Helmut Amor und Dr. Paolo Bonvicini vom Ärztebeirat der Krebshilfe, Ulrich Seitz, Leiter des Amts für Krankenhäuser…
Den Vorsitz der Landesversammlung übernahm Renate Gebhard, der Südtiroler Schauspieler, Sprecher und Journalist Günther Götsch hatte die Aufgabe, den Jahresbericht der Krebshilfe in Szene zu setzen. Aufgabe, der er nach den Grußworten der Ehrengäste gewandt und mit Hilfe eines Kleiderständers nachkam.
Bei einer Landesversammlung wird Rückblick gehalten und es werden Zahlen genannt. Die Krebshilfe beweist Jahr für Jahr, dass Zahlen alles andere als langweilig sind. Günther Götsch verpackte sie sinnbildlich in Netze und hängte eines nach dem anderen an seinen Kleiderständer, Symbol für eine feste Stütze wie sie auch die Krebshilfe ihren Mitgliedern ist.
Mitglieder zählte die Krebshilfe am vergangenen 31. Dezember 2014 9.181, davon 3.227 betroffene Mitglieder und 5.954 fördernde Mitglieder. Letztere machen zwei Drittel der Gesamtmitglieder aus. Im vergangenen Jahr wurde ein Zuwachs von 344 neuen Mitgliedern verzeichnet, 111 fördernde und 133 ordentliche Mitglieder. Günther Götsch hängte für sie ein Netz mit Kegeln an den Ständer.
Im vergangenen Jahr waren Neuwahlen angesagt. Neue Bezirksausschüsse, ein neuer Zentralvorstand und eine neue, ideenreiche und schwungvolle Landespräsidentin, Ida Schacher Baur, der auch ein Netz von Götsch überreicht wurde.
Es gab viel in Netze zu verpacken: Ein neues Faltblatt zur Vorsorge, 2.710 Dienstleistungen für die Mitglieder, 437 Betroffene, die das Angebot zur Lymphdrainage wahrgenommen haben und 6.818 Therapiestunden der Physiotherapeuten in den Ambulatorien von Völs, Bozen, Brixen, Schlanders und Bruneck. Im November 2014 wurde die SKH erneut nach DIN ISO 9001:2008 zertifiziert. 141 Mitglieder haben an den Ferienaufenthalten am Gardasee, an der Adria und im Gsiesertal teilgenommen

. 339 ordentliche Mitglieder und 18 fördernde haben an der Landesversammlung teilgenommen.339 ordentliche Mitglieder und 18 fördernde haben an der Landesversammlung teilgenommen.Ida Schacher: "Wir sind ein Netz bei dem niemand durchfällt."Ida Schacher: "Wir sind ein Netz bei dem niemand durchfällt."V. l. n. r.: Landesrätin Martha Stocker, Mariangela Berlanda, Dr. Helmut Amor und der BM von Bozen, Gigi SpagnolliV. l. n. r.: Landesrätin Martha Stocker, Mariangela Berlanda, Dr. Helmut Amor und der BM von Bozen, Gigi Spagnolli

791 Teilnehmer konnten bei von der Krebshilfe angebotenen Kursen verzeichnet werden, auf 130 Seiten stehen in der zweimal jährlich erscheinenden Agenda über achtzig Kurse zur Wahl. 536 Mitglieder nutzten das reiche Angebot zur Therapie- und nachsorgeturnen und zur Wassergymnastik. Valentina Vecellio stellte im vergangenen Jahr landauf landab ihr nun auch ins italienische übersetzte und von der Krebshilfe mitgetragene Buch „Aktiv gegen den Krebs“ und ihre Bewegungstherapie vor. Es wurden 623 Stunden Ergotherapie abgehalten – Tanz, Malerei, psychologische Begleitung, Selbsthilfe – 228 Mitglieder nutzten dieses Angebot. Im Eisacktal lief erfolgreich das Projekt Betroffene für Betroffene an und an den geselligen Treffen der Krebshilfe beteiligten sich im ganzen Land 1.818 Mitglieder.
Der Kleiderständer hatte immer mehr zu tragen und nach und nach vereinigten sich die dicht an dicht hängenden, einzelnen Netze zu einem großen Netz. Zu einer Hängematte, wie Günther Götsch anmerkte.
Aber Günther Götsch war noch lange nicht fertig. Die SKH hat sich aktiv in andere Netze eingebracht und selbst networking betrieben, um es modern auszudrücken. Zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Brustgesundheitszentrum Brixen Meran, im Rahmen der Palliativmedizin in Zusammenarbeit mit den Allgemeinmedizinern, in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt für das Projekt Humanisierung der Krankenhäuser, in einem Projekt mit der Onkologie Bozen und zusammen mit den SVP-Frauen.
Das Netz der Krebshilfe hat 1.050 Patienten aufgefangen, die durch das öffentliche und soziale Netz durchgefallen sind und finanzielle Soforthilfen von 290.828,79 € vergeben; 129 Personen mehr als im Vorjahr und 16.000 € mehr. Zusammen mit „Südtirol hilft“ konnte die Südtiroler Krebshilfe weitere 116.325 € an 40 Familien bzw. Einzelfamilien verteilen. Über die Primel-Aktion der SVP-Frauen konnte die SKH das Forschungsprojekt der Molekularbiologin Petra Obexer am Tiroler Krebsforschungsinstitut unterstützen.
Darauf ist die Südtiroler Krebshilfe stolz: zu 55% finanziert sie sich selbst über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Veranstaltungen, aus der öffentlichen Hand erhält sie 45% des Jahresaufwands (inklusive Therapiekosten), 4% kommen aus dem „Otto-per-mille-Topf“ daher auch der jedes Jahr an alle Mitglieder ergehende Aufruf, die Krebshilfe bei der Steuererklärung anzugeben als Empfänger der acht Promille aus der Lohnsteuer, die jeder Steuerzahler einer wohltätigen Organisation zukommen lassen kann. Den einzelnen kostet es nichts, aber für die Krebshilfe ist eine große Unterstützung. Landespräsidentin Ida Schacher legte besonderen Wert auf die Feststellung, dass sämtliche Spenden gänzlich für die Menschen und im sozialen Bereich verwendet werden.
Insgesamt beträgt die Jahresbilanz der Krebshilfe 1.879.717,55 Euro, davon kommen 262.913,12 aus Landesbeiträgen und 563.202,97 aus Zuwendungen des Sanitätsbetriebs. Aus der Erbschaft von Mathilde Tappeiner, die ihre Wohnung insgesamt sieben wohltätigen Vereinigungen zudachte, erhielt die SKH 21.428,57 Euro. Die Rechnungsprüfer vom Studio Paolato bestätigten der Vereinigung wie jedes Jahr ein einwandfreies und vorbildliches Finanzgebahren. Die Versammlung nahm die Bilanz einstimmig an.
Für die musikalische Gestaltung der Landesversammlung sorgte das Ludus Quartet. Koordinator Markus Unterkircher war Protokollführer, Doris Brunner hat bei der Vorbereitung der Versammlung geholfen.
Im Anschluss waren die Anwesenden zum Buffet geladen. Gelegenheit zum Austausch und jedes Jahr Anlass zu freudigen Wiedersehen. An der Versammlung teilgenommen haben 339 ordentliche Mitglieder sowie 18 Fördermitglieder.

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Die Ehrengäste

Anerkennung der Verdienste der Krebshilfe und der vielen Freiwilligen

Martha Stocker, Gigi Spagnolli, Renate GebhardMartha Stocker, Gigi Spagnolli, Renate Gebhard

Wenn die Südtiroler Krebshilfe einlädt, folgt man dieser Einladung nur zu gerne. Die über 9.000 Mitglieder fassende Vereinigung hat schließlich einiges vorzuweisen und ist ein wichtiger Ansprechpartner für Politiker und Verwalter. Und: Ihre Landesversammlungen sind nie langweilig.
Martha Stocker ist ein alter Hase, nicht nur in der Politik, auch bei der Krebshilfe. Zusammen mit der ehemaligen Landespräsidentin Mariangela Belanda Poles hat sie vor 15 Jahren die Aktion Primelverkauf der SVP-Frauen begonnen. Initiative, die einen wichtigen Beitrag für die Krebsforschung leistet und gleichzeitig hilft, die Arbeit der Krebshilfe und die Bedeutung der Krebsforschung im ganzen Land bekannt zu machen: „Ich habe in den vergangenen 15 Jahren kaum eine Vollversammlung verpasst und werde schon fast nostalgisch, wenn ich jetzt als zuständige Landesrätin wieder die Versammlung begrüßen darf. Bei den Versammlungen der SKH kann man förmlich mitleben wie sie Betroffene sind und gleichzeitig Begleiter und Helfer. Dank für ihren Mut und ihre Hilfe. Die SKH ist ein wichtiger Partner in der Gesundheitsvorsorge und in der Begleitung der Betroffenen. Wenn ich in den letzten Monaten eine umfassende und ehrgeizige Reform des Gesundheitswesens vorangetrieben habe, dann auch deshalb, weil ich viele Menschen sehe, die Unterstützung notwendig haben und in zehn Jahren werden es noch mehr sein. Deshalb müssen wir heute die Weichen stellen. Für morgen!

Gigi Spagnolli, inzwischen wiedergewählter Bürgermeister von Bozen, hat sich für die Landesversammlung eine Stunde aus seinem dichtgedrängten Wahlkampfprogramm herausgeschnitten. „Volontariat hat in Südtirol von jeher einen großen Stellenwert. Oft denkt man dabei vor allem an die Freiwillige Feuerwehr, an das Weiße und das Rote Kreuz und – zu Unrecht – nicht gleich an jene, die Tag für Tag im Kleinen ganz nah bei den Menschen sind, bei den Kranken, aber auch bei ihren Angehörigen, die ebenso der Hilfe bedürfen. Ich bin heute hier nicht zuletzt, um Ihnen allen zu zeigen, dass die Gemeinschaft sehr wohl Anteil an der wertvollen Arbeit der Krebshilfe nimmt und diese hoch einschätzt. Hoffnung zu schaffen, wie die vielen Freiwilligen der Krebshilfe es jeden Tag machen, ist auch eine Aufgabe der Politik und die Politik kann das nur, weil es solche Zugpferde, solche Beispiele gibt, wie die Krebshilfe.

Die SVP Kammerabgeordnete und SVP–Frauenreferentin Renate Gebhard führte den Vorsitz der Landesversammlung. In ihrem Büro hängt ein Bild aus einer Maltherapie und den Krebs hat auch sie über die Erkrankung ihres Vaters vor zehn Jahren von Nahem kennengelernt. Auch bei ihrer Arbeit in Rom nimmt sie sich der sozialen Themen an, z. B. mit der Vorlage eines Gesetzentwurfs wonach auch Betroffene, die sich einer Chemotherapie unterziehen von der Arbeit freigestellt werden und nicht nur deren Begleiter. „Die Südtiroler Krebshilfe sät Hoffnung auf Heilung und auf Leben, sie steht den Menschen in Not bei. Die Mitglieder der Krebshilfe sind in der Lage ihre eigene Lebensgeschichte und Erfahrung, die Verzweiflung, die Wut, die Angst, die Schmerzen, die Trauer in etwas Positives zu verwandelt und anderen zu helfen, die sich am Anfang des Weges befinden, den sie glücklich hinter sich gelassen haben. Jedes Jahr gibt es 2000 Neuerkrankungen, bis 2030 werden es voraussichtlich 50% mehr sein, aber wir können konkret etwas dafür tun. Auch wir SVP-Frauen wollen wie die vielen Freiwilligen der SKH Hoffnung säen. Wir tun es jedes Jahr mit der Primelaktion am Tag der Frau und wenn wir in 15 Jahren 400.000 Euro sammeln konnten, dann kann ich nur sagen, dass sie bei Petra Obexer und am Tiroler Krebsforschungsinstitut auf das Beste investiert sind, dort wo konkret an der Hoffnung gearbeitet wird. Tag für Tag.“