Thema


Geborgen durch alle Zeiten

35. Landesversammlung: Mit der SKH sicher durch die Stürme des Lebens

Fotos: Othmar SeehauserFotos: Othmar Seehauser

Einen Heißluftballon hat die Südtiroler Krebshilfe in diesem Jahr als Symbol für ihre Landesversammlung gewählt, ein aussagekräftiges Bild für das Auf und Ab während einer Krebserkrankung. Und ein Bild für die Aufgabe der SKH: die Mitglieder im schützenden Korb sicher zu tragen und wieder am Boden abzusetzen.
Sie ist jedes Jahr ein Fest. Die Aufregung und Vorfreude beginnt auch bei den Teilnehmern schon ein paar Tage vorher, Wochen vorher hingegen für jene, die dieses Event organisieren. Die Jahresversammlung der Mitglieder der Südtiroler Krebshilfe. Eine Gelegenheit, zusammen zu kommen. Eine Gelegenheit Rechenschaft abzulegen und eine Gelegenheit, sich zu informieren.
Sie kommen aus allen Landesteilen, die Mitglieder. Die Busse starten rechtzeitig, ein Sonntagskleid wird angelegt. Wer wird wohl dieses Jahr dabei sein? Unter welchem Motto wird sie stehen? Was haben sich die vom Vorstand einfallen lassen, damit auch diese Landesversammlung kein langweiliger Pflichttermin, sondern wie immer ein spannender Nachmittag wird?
Denn das ist die Landesversammlung der Südtiroler Krebshilfe. Ein Pflichttermin, denn die Bilanz muss schließlich genehmigt werden, um den Vorstand zu entlasten, aber keine Spur von Langeweile. Die Vorstellung der Aktivitäten war wie jedes Jahr einem Moderator anvertraut, der begleitet von einer PowerPoint-Projektion die Ereignisse des vergangenen Jahres auf unterhaltsame Weise zu präsentieren wusste. In diesem Jahr fiel diese Aufgabe dem Pietro Polidori zu.
Landespräsidentin Ida Schacher eröffnete die Versammlung, begrüßte Mitglieder und Ehrengäste. Wie jedes Jahr hatte sich Gesundheitslandesrätin Martha Stocker den Termin schon lange im Kalender vorgemerkt. Landesrätin Waltraud Deeg übernahm den Vorsitz der Versammlung.
Die Ehrengäste:
Präsident des Gemeindeverbands, Andreas Schatzer, der ehemalige Primar der Medizin im KH Bozen und Mitglied des Ärztebeirates der SKH Dr. Helmuth Amor, Chirurg Dr. Herbert Hanni vom Brustkrebszentrum Bruneck, Amtsdirektor Ulrich Seitz und Dr. Petra Obexer vom Tiroler Krebsforschungsinstitut.
„Die Südtiroler Krebshilfe“, so Ida Schacher, „hat über 9.000 Mitglieder. Das ist ein Zeichen wie sehr wir gebraucht werden.“ Der Heißluftballon, so die Landesvorsitzende, vermittelt das Gefühl der Freiheit, er trägt über Hindernisse hinweg, eröffnet neue Horizonte. „Und auch, wenn unser Ballon vom Wind getrieben wird, wenn er immer wieder auf- und absteigt und manchmal auch ein Stück vertrieben wird, ist der Passagier im Korb geschützt und geborgen," betonte die Landespräsidentin Ida Schacher in Ihrer Begrüßungsansprache."Wir wollen unseren Mitgliedern vermitteln, dass wir immer an ihrer Seite stehen, ihnen Sicherheit, Schutz und Geborgenheit geben können.“
Landesrätin Martha Stocker dankte in ihrer Begrüßung der Krebshilfe für ihre Unterstützung der Kranken und bezeichnete die Vereinigung als ein Beispiel für eine Gesellschaft, die von Solidarität getragen wird, die nicht wegschaut, sondern die Hand reicht. „Seit meiner ersten Begegnung mit der Krebshilfe vor vielen Jahren, bin ich immer wieder auf´s Neue beeindruckt vom Netzwerk, das die Südtiroler Krebshilfe aufzubauen gewusst hat!“
Und dann war auch schon Pietro Polidori mit seinem Rückblick auf die Tätigkeit des Jahres 2015 dran, begleitet von einer Videoshow. „Seid Ihr gut drauf? fragte er in die Runde und dann legte er auch schon los. Zum 31. Dezember 2015 zählte die SKH 9.381 Mitglieder, 3.263 ordentliche und 6.128 fördernde. Hinzugekommen sind 2015 36 ordentliche und 174 fördernde Mitglieder. 2.591 Mitglieder habe eine oder mehrere Dienstleistungen aus dem Angebot der Krebshilfe in Anspruch genommen. 420 Patienten haben 7.223 Therapiestunden Lymphdrainage erhalten, das sind 130 Stunden pro Woche im ganzen Land. 125 Mitglieder haben an den Ferien- und Kuraufenthalte der Krebshilfe teilgenommen. 776 Mitglieder an 1.257 Stunden Turnen und Wassergymnastik.
Zunächst gab Polidori einen Überblick über einige der „neuen Heißluftballons“, die die Krebshilfe im vergangen Jahr hat steigen lassen. Das Buch „Aktiv gegen Krebs“ von Valentina Vecellio wurde auch auf Italienisch herausgegeben. Die Krebshilfe hat eine Studie der Akademie für Allgemeinmedizin zum Thema Palliative Care finanziert. Die SVP-Frauen haben auch 2015 am Tag der Frau Primeln verkauft, um die Forschungsarbeit von Petra Obexer am Tiroler Krebsforschungsinstitut zu unterstützen. Die Psychologin Carmen Raffa hat im Auftrag der Krebshilfe einen Fragebogen erarbeitet, um zu erfassen, welche Bedürfnisse die männlichen Mitglieder der Krebshilfe haben. Die Arbeit der Vereinigung wurde im Oktober wieder mit ISO 9001:2008 zertifiziert. Bruneck, Brixen und Meran haben neue Ambulatorien für die Lymphdrainage erhalten.

Der Vorstand mit dem Organisationsteam, dem Wirtschaftsprüfer Giuseppe Paulato (2. v. l.), Dr. Petra Obexer und Landesrätin Waltraud Deeg (5. u. 6. v. l.)Der Vorstand mit dem Organisationsteam, dem Wirtschaftsprüfer Giuseppe Paulato (2. v. l.), Dr. Petra Obexer und Landesrätin Waltraud Deeg (5. u. 6. v. l.)

Anschließend lud der Moderator zu einem virtuellen Rundflug durch die sieben Bezirke der Krebshilfe ein und nannte einige der wichtigsten Aktivitäten und Events des vergangenen Jahres. Unterstützt wurde er dabei von einer buntbebilderten Slide-Show. Benefizkonzerte, Informationsabende und Diskussionsrunden, Gala-Essen, Info- und Kuchenstände bei Veranstaltungen, Weihnachtsmärkte, die Rosenaktion – die Mitglieder der Krebshilfe zeigen Phantasie, wenn es darum geht, Mittel für den guten Zweck zu erarbeiten. Zahlreiche Angebote zielen auf das körperliche und psychische Wohlbefinden der Mitglieder. Gymnastik- und Malkurse, Wanderungen, Wallfahrten und gemeinsames Grillen sind nur einige Beispiele.
Anschließend ging es wieder um Zahlen, als Polidori den Mitgliedern die wichtigsten Eckpunkte der Bilanz der Krebshilfe präsentierte. 970 Betroffene und ihre Familien haben im Jahr 2015 263.329,27 € an finanzieller Unterstützung erhalten. Weitere 156.530 € konnten über die Hilfsaktion Südtirol hilft an 46 Betroffene, die durch ihre Erkrankung in finanzielle Not geraten sind, verteilt werden. Die Südtiroler Krebshilfe finanziert sich zu 56% aus Eigenmitteln (Mitgliedsbeiträge und Benefizevents sowie Spenden) und zu 46% aus Zuschüssen der öffentlichen Hand (inklusive den Therapiekosten). 5% der Mittel der SKH kamen aus dem Steuer-Rückbehalt 5 per mille. In diesem Zusammenhang werden die Mitglieder gebeten, bei ihrer Steuererklärung die Krebshilfe als Nutznießerin dieses Beitrags anzugeben.
Nach dem Bericht des Rechnerprüferkollegiums um Giuseppe Paulato, der der Krebshilfe wie jedes Jahr eine vorbildliche Rechnungsführung bescheinigte, entlasteten die Mitglieder einstimmig den vollständig anwesenden Zentral-Vorstand der Krebshilfe. Die sieben Musiker der Band Rifflblech begleiteten die Versammlung musikalisch und zum Abschluss wurde zum Buffet ins Foyer des Sitzes der Südtiroler Handwerkervereinigung eingeladen, wo die diesjährige Versammlung stattgefunden hat. Bevor die Landesvorsitzende Ida Schacher die Versammlung für geschlossen erklärte, dankte sie all jenen, die zum Gelingen dieses Tages beigetragen haben: Dem Koordinator Marcus Unterkircher und Doris Brunner für die Organisation, David Casagrande für die Simultanübersetzung, Rifflblech für die musikalische Umrahmung und Waltraud Deeg für die Leitung der Landesversammlung. Die vielen Menschen in angeregter Unterhaltung beim Buffet zeigten, dass die Krebshilfe nicht nur eine wichtige Hilfsorganisation, sondern eine große Famile ist!
Kraft aus dem Schicksal

Waltraud DeegWaltraud Deeg

Ein Gespräch mit der Landesrätin für Familie und Verwaltung, Waltraud Deeg


Das Schicksal hat es so gewollt, dass sie schon im frühen Kindesalter mit dem Thema Krebs konfrontiert worden ist. Waltraud Deeg ist Tochter der früheren Gesundheitslandesrätin Waltraud Gebert Deeg, die maßgeblich den Aufbau der Krebshilfe unterstützt hat und 1988 an Krebs verstorben ist.
Chance: Sie sind persönlich mit dem Thema Krebs und den tragischen Auswirkungen vertraut, die diese Krankheit nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf ihr Umfeld hat.
Waltraud Deeg: Von klein auf war Krebs ein Thema in meinem Leben. Er hat mich zur Vollwaise gemacht. Mein Vater starb als ich 4 Jahre alt war, meine Mutter als ich 15 war. Ich habe meiner Mutter bis zuletzt beigestanden und sie gepflegt.
Chance: Können Sie mit dem Thema der diesjährigen Vollversammlung, mit dem Bild des Heißluftballons etwas anfangen?
Waltraud Deeg: Für uns Pustertaler ist das ein ganz vertrautes und liebes Bild. Ein treffendes Bild für das Leben. Du steigst ein, steigst auf und wirst vom Wind vertragen. Nicht immer gelingt es, Einfluss auf die Richtung zu nehmen. Er sinkt und er steigt. Am Ende bringt er Dich wohlbehalten wieder nach unten, auch wenn nicht immer vorherzusehen ist, wo er landen wird. Auch als Landesrätin für Familie und Verwaltung bin ich mit diesen Themen, diesem Auf und Ab, ständig konfrontiert.
Chance: Vollwaise mit 15 – aber die Zuversicht und Lebensfreude haben Sie nicht verloren…
Waltraud Deeg: Ich bin vielleicht gerade deshalb ganz besonders dankbar für jeden Tag, an dem es mir gut geht. Ich gehe auch sehr achtsam mit mir um, habe selbst eine Tochter, die jetzt 15 Jahre alt ist.
Chance: Ihre Mutter war nicht nur Gesundheitslandesrätin und Präsidentin des Südtiroler Landtags, sondern insgesamt sozial sehr engagiert.
Waltraud Deeg: Bei meiner Arbeit komme ich mit vielen Dingen in Kontakt, die von meiner Mutter, von ihrer Generation aufgebaut worden sind. Die SVP-Frauen und der katholische Familienverband konnten ihr 40jähriges Jubiläum feiern. Die Krebshilfe wurde vor 35 Jahren gegründet. KVW, Caritas und Lebenshilfe – Südtirol ist voll von ehrenamtlichen Vereinigungen, die über die Jahre gewachsen sind und Früchte tragen. Ich habe vieles davon als Mädchen mitbekommen und dass es all das heute noch gibt, erfüllt mich mit Stolz und ist mir Anstoß.
Chance: Finanzielle Hilfen, Informationen über die Vorsorge, ein Hilfsfond für Kinder von Betroffenen, zu Ihrer Zeit gab es das alles noch nicht.
Waltraud Deeg: Ich hatte Glück im Unglück, bin von Verwandten aufgenommen worden. Aber kein Zweifel, die Krebshilfe ist eine wichtige Organisation, wenn es darum geht, geborgen durch unsichere Zeiten zu kommen. Mit ihrer Unterstützung, Beratung und einfach dadurch, dass sie zur Seite steht, ist sie für Betroffene und Angehörige eine wichtige Hilfe – und dafür können wir allem den zahlreichen ehrenamtlich Engagierten nicht genug danken.

Aktuell

Mehr als Stahl, Strahl und Chemo

Konferenz Integrative Onkologie - Ergänzung der Schulmedizin – Healthy Living

Fotos: Othmar SeehauserFotos: Othmar Seehauser

Krebs ist eine Krankheit, die nicht nur ein Organ, ein Körperteil betrifft, sondern den ganzen Menschen, Körper und Geist. Und deshalb muss er ganzheitlich behandelt werden. Um ihn effizient und auf Dauer zu bekämpfen und zu besiegen, braucht es nicht nur die Schulmedizin.
Die Bestrahlungstherapie ist vom Krankenhaus Bozen in die Bonvicini Klinik ausgelagert. Am Freitagnachmittag lädt die Klinik Strahlentherapie-Patienten und auch ihre Angehörigen oder Freunde zum Malen mit der Künstlerin Sigrid Trojer ein. Und einmal im Monat wird anschließend eine Konferenz zu aktuellen Themen rund um das Thema Krebs angeboten. Die erste Konferenz im April zum Thema: Integrative Brustgesundheit und Onkologie.
Die Klinik gibt es seit 50 Jahren, seit 2003 ist die Strahlentherapie des öffentlichen Sanitätsbetriebes hier angesiedelt. Dr. Paolo Bonvicini begrüßte mit seinen Söhnen Matteo und Alessandro die Teilnehmer der Konferenz. Er betonte, dass die Patienten es schätzten, sich der Strahlentherapie in einem Ambiente unterziehen zu können, das nicht so sehr an Krankenhaus erinnere, ohne deshalb an Qualität einzubüßen. Die Abteilung arbeitet u. a. eng mit der Innsbrucker Uniklinik zusammen, das Know How und die Geräte entsprechen den neuesten internationalen Standards.
Das Interesse am Thema Integrative Onkologie war groß, der Saal der Bonvicini-Klinik voll besetzt. Zweieinhalb Stunden, in denen das Thema Krebs und wie man ihn ganzheitlich behandelt von unterschiedlichen Seiten angegangen wurde. Relax Training, Onko-Psychologie, Ernährung, Komplementär Medizin und Bewegungstherapie.
Relaxtraining
Manuela Martelli ist Bewegungserzieherin, eine Tätigkeit, die sie mit Neugeborenen, Kindergarten- und Schulkindern sowie Menschen mit psychischen Erkrankungen und verschiedensten physischen Leiden, darunter auch Krebs, ausübt. „Für mich ist die Arbeit mit dem Körper außerordentlich wichtig“, sagt sie. „Körper und Geist sind eine Einheit, je besser sie in Kontakt sind, desto besser funktionieren sie.“ Der Atem, das Atmen sind ein wichtiger Schlüssel, ein Weg, um Emotionen zu lösen. Sie bietet für Betroffene Kurse mit statischen und dynamischen Entspannungsübungen an, Übungen, die helfen, sich ganz gehen zu lassen und Übungen, die den verloren gegangenen Kontakt von Körper und Geist wieder herstellen helfen.
Aufgeschlossene Schulmedizin
Er ist ein überzeugter Schulmediziner und empfindet diesen Begriff bei weitem nicht als etwas Negatives. Aber er hat in seiner täglichen Arbeit erkannt, dass die Schulmedizin (noch) besser funktioniert, wenn die Patienten zusätzliche Hilfestellungen von verschiedenen Seiten bekommen. Dr. Herbert Heidegger, Primar der Gynäkologie am Krankenhaus Meran und Direktor des Brustkrebszentrums Meran, sieht in der integrativen Onkologie, dem Zusammenspiel der verschiedenen Player, Fachärzten, Radiotherapie, Onko-Psychologie, Komplementärmedizin, Diätologen, Therapeuten, Vorsorge den erfolgversprechendsten Weg, um den Krebs zu bekämpfen.
Die Zahlen geben ihm recht. „Brustkrebs ist ein Modellkarzinom für die Onkologie. Die Brustgesundheitszentren in Bozen, Brixen und Meran sind nach ISO und anderen technischen Kriterien zertifiziert. Sie arbeiten gemäß den neuesten internationalen Standards. Die Weiterentwicklung der Früherkennung, flächendeckende Screenings in ganz Südtirol, der Aufbau onkologischer Versorgungsstrukturen, eine effiziente Chirurgie, Chemo- und Strahlentherapie - das alles hat dazu geführt, dass wir in Meran nach 5 Jahren eine Überlebenszahl von 87% haben.“ Das ist auch im internationalen Vergleich ein gutes Ergebnis. Aber, so Heidegger, "Stahl und Strahl alleine reichen nicht, es braucht eine evidenzbasierte Medizin, einen ganzheitlichen Ansatz, um den Patienten zu heilen und ihm gleichzeitig Lebensqualität zu gewährleisten. Wenn Körper, Geist und Seele in Einklang sind, dann ist das Immunsystem gestärkt und dann beugen wir auch Rückfällen vor.“ Frauen seien dabei wesentlicher gesundheitsbewusster als Männer und suchten von sich aus nach Ergänzungen zu (schul)medizinischen Therapie. „Eine bewusste Ernährung, seelisches Gleichgewicht, sportliche Betätigung (so wichtig wie ein Krebsmedikament!), komplementäre Therapien helfen, die Krankheit besser zu überstehen!“

Organisatoren und Referenten der TagungOrganisatoren und Referenten der Tagung

Ernährungsberatung
Maria Elena Azzaro steht der Abteilung für Diätologie am Krankenhaus Meran vor. Seit 2013 ist sie mit Erhebungen für ein Protokoll befasst, das den Zusammenhang zwischen Ernährung und körperlicher Verfassung untersucht. Das Protokoll bestätigt zur Gänze die Bedeutung der zehn Regeln des internationalen Krebskodex. „Zu viel Alkohol, Übergewicht, zu wenig Bewegung, falsche Ernährung, Rauchen usw. fördern eindeutig die Entstehung von Krebs und zwar sowohl vor als auch nach der Menopause!“ Erhebungen im Day-Hospital haben die große Rolle der Ernährung auch bei einer Krebserkrankung und während der Hormonbehandlung bestätigt. „Über 30% der Rückfälle könnten durch eine angemessene Diät und eine Kontrolle des Gewichts verhindert werden!“
Die Gewichtsanamnese der Frauen habe gezeigt, dass die meisten Patientinnen mit den zehn Regeln gegen Krebs bereits bekannt waren, was allerdings nicht heißt, dass sie ihren Lebensstil an diese anpassen. Maria Elena Azzaro: „75% der Frauen über 50 Jahre bewegen sich regelmäßig. 36% der Frauen über 55 Jahre sind übergewichtig, haben einen erhöhten Cholesterinspiegel, Diabetes oder andere gewichtsbedingte Störungen, die das Entstehen von Krebs fördern können und bewegen sich zu wenig.“
Allerdings ist der Umkehrschluss nicht garantiert: Auch wer seinen Lebensstil zu hundert Prozent an diese Regeln anpasst, hat keine absolute Sicherheit nicht an Krebs zu erkranken. „Wir können zu 50% dazu beitragen, nicht zu erkranken. Der Rest ist Glück!“
Die Landesrätin Martha Stocker
„Wir spezialisieren uns immer mehr,“ so Gesundheits-Landesrätin Martha Stocker in ihrer kurzen Begrüßungsansprache, „aber das reicht nicht aus. Wir brauchen hochqualifizierte Fachkompetenz gebündelt mit Gefühl und Instinkt und einem ganzheitlichen Ansatz.“ Der Landesrätin wurde von Sigrid Trojer, die für die Patienten der Strahlentherapie jede Woche einen Malkurs abhält, ein von den Patientinnen gemeinsam gemaltes Bild überreicht. Martha Stocker versprach, ihm in ihrem Büro einen Ehrenplatz einzuräumen.
Die Psycho-Onkologie
Eine Krebs-Diagnose bringt das ganze Lebensgefüge durcheinander, so der Psycho-Onkologe Norbert Längerer. „Lebensqualität kann man sich trotzdem erhalten, wenn man ganz bewusst und aktiv an der Gestaltung der Therapie teilnimmt, sich nicht ausliefert.“ Eine der wichtigen Aufgaben des Onko-Psychologen sei, die Patientin zu Eigenverantwortung zu bringen und ihr zu Hoffnung zu verhelfen. Erkennen, welche Ressourcen sie habe.
Das Warten sei das Schlimmste. Auf die Diagnose, auf die Therapieentscheidung des Tumorboards, auf die Operation, auf die Chemotherapie. Alle Krebspatienten werden standardmäßig dem Onko-Psychologen vorgestellt. Nicht alle sind bereit das anzunehmen, nach dem Motto, „Ich bin doch nicht verrückt“. Nicht alle brauchen eine solche Begleitung. „Vor allem bei einer intakten Familie sind die meisten Frauen getragen. Wo ein intaktes Netz ist, kann ich mich fallen lassen.“ Im Gespräch mit dem Patienten muss der Onko-Psychologe, den Patientinnen helfen, Strategien zu entwickeln. „Was kann ich heute für mich tun? Wie gehe ich damit um? Wie sag ich es den Kindern? Die Betroffene muss wissen, dass sie nur Wahres erzählen darf, vielleicht nicht alles. Angst und Schmerz müssen zugelassen werden. Auch vor Kindern darf ich weinen!" Auch die Sexualität ist ein wichtiges Thema. Die Frauen bangen, nicht mehr attraktiv zu sein, fürchten, ihren Mann dadurch zu verlieren. Dr. Längerer: „Für die Männer ist es wichtig, dass die Frau da ist und nicht welche Brust sie hat!“
Die Komplementärmedizin
Seit 2010 gibt es am Krankenhaus Meran eine Abteilung für Komplementärmedizin. Bis 2014 war es ein Pilotprojekt. Jeder onkologische Patient ist für alle komplementärmedizinischen Therapien und Visiten Ticket befreit. 2015 hatte die Abteilung 17.000 Patientenkontakte. Etwa 50% der Patienten sind onkologische Patienten, die anderen sind Schmerz-Patienten. „Krebspatienten haben Vortritt bei der Reservierung“, erklärte Dr. Hildegard Zeisel, die die Tätigkeit der Abteilung vorstellte. Von tausend Erstvisiten pro Jahr kommen ca. 50% der Patienten aus Meran, 30% aus Bozen und 20% aus Brixen und Bruneck.
Ziel der Komplementärmedizin ist die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten, die Minderung der Nebenwirkungen von schulmedizinischen Therapien, eine symptomgerechte Therapiebegleitung, die Stärkung des Immunsystems und der körpereigenen Abwehrkräfte. Die komplementärmedizinischen Anwendungen sind sehr unterschiedlich: Akupunktur, Osteopathie, Ernährungsberatung, Fußreflexmassage, Shiatsu, orthomolekulare Medizin (Zugabe von Mineralien und Vitaminen um den Körper während bzw. nach der Chemotherapie zu stärken), Wärmetherapie oder Magnetwellentherapie bei Schmerzen u. a. m.
„Alle Behandlungen erfolgen nach internationalen Protokollen“, so Dr. Hildegard Zeisel. „Es ist ganz klar, dass die Komplementärmedizin keine Alternative zur Schulmedizin ist, aber es ist erwiesen, dass die herkömmlichen Therapien von den Patienten besser durchgehalten werden, wenn sie weniger unter Nebenwirkungen zu leiden haben.“
Bewegungstherapie
Zum Abschluss der Tagung ergriff eine ehemalige Patientin das Wort. Valentina Vecellio, Ex-Leistungssportlerin, die aus ihrer eigenen Erfahrung mit der Krankheit ein erfolgreiches Gesundheitsprogramm auf die Beine gestellt hat. „In den 70er Jahren glaubte man, wer Krebs hat, darf sich nicht bewegen. Schon Ende der 80er Jahre entstanden in Deutschland die ersten Krebssportgruppen. Meine Gruppe war die erste in Italien!“
Das war vor fünf Jahren. Mittlerweile ist die von der gynäkologischen Abteilung in Meran und von der Südtiroler Krebshilfe geförderte Bewegungstherapie ein Erfolg sondergleichen. Auch ein Buch hat Valentina Vecellio inzwischen herausgegeben. Bewegung vom ersten Tag der Therapie an, hilft nicht nur die Nebenwirkungen zu reduzieren, sondern stärkt auch die Eigenheilkräfte und wirkt sich positiv auf die Moral der Patienten aus. „Allerdings“, so Valentina Vecellio, „muss das Bewegungsprogramm mit dem Arzt abgesprochen werden.“ Bewegung ist Leben, das ist das Credo von Valentina Vecellio und davon sind auch die „Mädels“ wie sie sie liebevoll nennt, ihrer Bewegungstherapie-Gruppe überzeugt.
„Ziel ist das Wiederaufnehmen der alltäglichen Aktivitäten, eine Verbesserung der Atmung, eine Stärkung der psychischen Belastbarkeit, die Vermeidung von Rückfällen und die Linderung von Nebenwirkungen durch die Stärkung der Muskeln.“