Aktuell

Arzt und Sänger

Dr. Heinrich Stecher, Überraschungsgast beim Grillfest in Laas
Strohhut, die Haare zum Doppelzopf gebunden, wasserblaue Augen, die ihr Gegenüber aufmerksam mustern. Das ist Heinrich Stecher. Pardon, Dr. Heinrich Stecher. Er ist nämlich nicht nur ein Musiker und Liederschreiber, sondern auch Vizeprimar der Abteilung für Gynäkologie am Krankenhaus Schlanders. Fast ein Doppelleben.
DDr. Heinrich Stecher war der Überraschungsgast des bezirksübergreifenden Grillfestes in Laas, an dem Mitglieder aus dem Vinschgau und dem Bezirk Meran – Burggrafenamt teilgenommen haben. Drei selbst vertonte „Korrnrliadr“ hat er vorgetragen, dann musste er sich verabschieden, nicht ohne vorher viele seiner ehemaligen Patientinnen herzlich umarmt zu haben. Ein Gespräch am Rande.
Chance: Ein singender Arzt oder ein heilender Sänger? Wie sehen Sie sich?
Dr. Stecher: Zugegeben mit 18 war die Musik fast ein Berufswunsch, aber es ist besser wie es gekommen ist! In meiner Freizeit spiele ich in zwei Bands, Hagazussa (der Name der Zaunreiterin des Buches von Anita Pichler) und Emissione. Mit der ersten spielen wir melodischen brasilianisch angehauchten Jazz, mit der zweiten schreiben wir sehr frei selbst Musik und arbeiten derzeit am Projekt „Korrnrliadr“.
Chance: Drei dieser Lieder haben Sie beim Grillfest in Laas gesungen…
Dr. Stecher: Ich hatte wenig Zeit, aber es war mir ganz wichtig zumindest zum Grüßen zum Grillfest zu kommen. Viele der Teilnehmerinnen sind ja ehemalige Patientinnen von mir und mir ist der persönliche Kontakt wichtig.
Chance: Das konnte man an der gegenseitigen Herzlichkeit des Begrüßens auch nachvollziehen. Ihre Tätigkeit hat sich seit dem Inkrafttreten der Reform der Tumor-Chirurgie wesentlich geändert…
Dr. Stecher: Sicher. Schlanders ist ein Peripherie-Krankenhaus, wir kommen nicht auf die von der Zertifizierung geforderten Zahlen. Natürlich bedauere ich es sehr, dass ich keine onkologischen Eingriffe mehr durchführen kann. Eine Brustoperation ist meiner Meinung nach auch nicht so ein wahnsinnig komplizierter Eingriff, dass er diese großen Nummern rechtfertigt. Aber bitte, das ist meine persönliche Meinung. Ich habe seinerzeit die Reform kritisiert und stehe auch heute noch dazu. Ich denke, dass man in der Medizin nicht alles nach verwaltungstechnischen Kriterien beurteilen und organisieren kann. Da gibt es mehr…
Chance: Sie sind aber am Krankenhaus Schlanders geblieben!
Dr. Stecher: Ich bin geblieben, weil ich in einem so klein strukturierten Krankenhaus doch mehr Freiheit und auch die Möglichkeit habe, einen persönlichen Kontakt zur Patientin aufzubauen. Es ist mir wichtig, die Patientin leiten zu können. Fließband-Medizin, die auf Zahlen anstelle von Menschen blickt, interessiert mich nicht! Für mich ist ein Krankenhaus keine Fabrik, wo ich irgendwelche Schrauben auswechsle und festziehe. Für mich sind große Fallzahlen nicht automatisch ein Ausdruck von Qualität.
Chance: Wenn Sie frei nach Martin Luther Kings „I have a dream“ ihre ganz persönliche Vorstellung von Medizin realisieren könnten, wie sähe das aus?
Dr. Stecher: Wie bereits gesagt, zählt für mich der persönliche Kontakt zu den Patientinnen. Sich Zeit für sie zu nehmen, ihnen zuzuhören, hinter die Fassade zu schauen, zu erkennen, was für ein Mensch sie sind. Mich ihrer annehmen. Das ist mir wichtig. Ebenso wie die Möglichkeit, die Patientin mit komplementärmedizinischen Maßnahmen zu begleiten und zu unterstützen.
Chance: Das, was die Abteilung für Komplementärmedizin in Meran macht…
Dr. Stecher: Ja. Das ist sehr gut. Nur dass es diese Abteilung eben nur in Meran gibt. Was machen aber die Patienten im Pustertal oder im obersten Vinschgau oder in Salurn? Die können sich nicht einfach schnell eine Nadel setzen lassen, bevor sie an die Transfusion für die Chemotherapie gehängt werden. Und oft sind sie während der Chemotherapie zu schwach, um die Reise nach Meran anzutreten Ideal wäre es in jedem Krankenhaus einen komplementärmedizinischen Dienst aufzubauen, so dass wirklich jeder Patient die Möglichkeit hat, diese Therapien zu erhalten. Mein Traum wäre eine individuelle Patientenbetreuung, bei der nicht so starr auf den engen Zeitplan geachtet werden muss und vermehrt auf die komplexen Bedürfnisse der Patienten eingegangen werden kann.

Aktuell

Der Joker

Antonino Brillante geht überall dort zur Hand, wo es ihn braucht
Er ist ein Joker. Überall, wo Not am Mann ist, hilft er aus. Unterlagen von Bozen nach Meran oder nach Brixen bringen? Kein Problem. Antonino macht’s.Eine Betroffene zu einer Visite ins Krankenhaus begleiten? Antonino anrufen. Material für den Flohmarkt einsammeln? Antonino hilft. Helfen und nützlich sein, sind ihm ein Bedürfnis, aber gleichzeitig sagt er auf diese Weise Danke. Die Krebshilfe war auch ihm ein Rettungsanker im Sturm!
Ihn kann so leicht nichts aus der Ruhe bringen. So scheint es zumindest. Antonino Brillante ist ein ruhiger Mann, höflich, zurückhaltend und hilfsbereit, er ist friedliebend und mit ihm streiten ist unmöglich. Im Januar hat er im Familienkreis seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert. Antonino ist fit, es geht ihm gut und solange er es kann, möchte er zur Stelle sein, wo es ihn braucht.
Sein Leben war nicht immer leicht. Mit 19 ist er aus Nocera nach Südtirol gekommen. Im Polizeidienst war er damals. Später hat er bei einer Baufirma als Fahrer gearbeitet. Seit Januar 2000 ist er in Pension. Ein Jahr vorher ist seine Ehe zerbrochen. Eine schwere Zeit, die ihn sehr belastet hat.
Krebsvorsorge hat er immer sehr ernst genommen. Nachdem er in Pension war, ist sein PSA-Spiegel angestiegen. Jedes Jahr ein wenig mehr. 2004 kam dann die Diagnose: Prostatakrebs. Die Krankheit stellte ihn auf eine harte Probe. Er glitt in eine schwere Depression. „Ich habe Hilfe bei der Krebshilfe gefunden“, sagt er heute zurückblickend. „Dank der Gemeinschaft und dank meines starken Willens habe ich diese Zeit überwunden und wieder angefangen zu leben!“ Die Krebshilfe ist ihm eine zweite Heimat geworden.
Helfen zu können, lässt ihn sich nützlich fühlen. Die Hälfte seiner Zeit stellt er der Krebshilfe zur Verfügung, die andere nutzt er, um seiner Leidenschaft nachzugehen: Südtirol bereisen. In Begleitung von einigen Freunden nimmt er den Bus und fährt im Land umher. Besichtigt Kirchen, Museen, Dörfer und Städte. „Südtirol ist wunderschön“, schwärmt Antonino. „Ich habe hier mein kleines Paradies gefunden!“