Leserbriefe

Gefühlte Worte

Wir, die Teilnehmerinnen der “Kreativen Schreibwerkstatt” in Bozen, Claudia, Katia und Silvia, möchten uns für diesen Kurs bedanken und bitten um die Veröffentlichung der nachstehenden Zeilen.
Dr. Nicole Dominique Steiner
Chefredakteurin
Neugierig und auch etwas eingeschüchtert waren wir am Anfang: Seit der Schule waren wir nicht mehr vor einem weißen Blatt gesessen. Würden wir am Ende nur über unsere Krankheit schreiben und all das, was wir eigentlich hinter uns lassen möchten?
Aber wir haben uns entschlossen, das Wagnis einzugehen und haben uns eingeschrieben. Bei einem Kurs ist es dann nicht geblieben!
Wir sind zusammengewachsen, einander verbunden und bereit, uns aufeinander einzulassen, uns zu öffnen und unseren Gefühlen und Gedanken freien Lauf zu lassen. Das weiße Blatt füllte sich fast schneller, als wir schreiben konnten. Ohne Mühe und Anstrengung, wie von selbst.
Im Mittelpunkt standen wir, unser Leben, wir waren bereit uns gegenseitig zuzuhören und die anderen so zu nehmen wie sie sind, ohne zu urteilen.
Die Sprache war nie ein Hindernis, Deutsch, iIalienisch, in einem Treffen sogar Französich, jede in ihrer Sprache und verstanden haben wir uns bestens.
Ein besonderer Dank geht an Nicole. Sie hat uns geführt, hat uns immer wieder neu stimuliert und sich selbst auch mit ins Spiel gebracht und uns geholfen, die befreiende Kraft der Worte zu entdecken.
Wir hoffen, dass es im Herbst weitergeht, wir sind sicher mit von der Partie. Eine kleine Anregfung: Vielleicht könnte der Kurs um 17.30 Uhr anstelle von 17 Uhr beginnen, dann können auch jene sich einschreiben, die am Nachmittag arbeiten.
Claudia, Katia und Silvia

Kommentar

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Dr. Nicole Dominique Steiner
Chefredakteurin
Die Sommerausgabe der Chance ist bunt gemischt. Kein Hauptthema, aber viele Aspekte, die mit der Krankheit Krebs und mit der Krebshilfe zu tun haben. Ich habe die beiden neuen Primare der Chirurgie in Bruneck und der HNO - Abteilung in Bozen und zwei weitere Ärzte interviewt. Und stelle immer wieder fest: Südtirols Patienten sind in den besten Händen!
Als Aufmacher haben ich eine Rubrik gewählt: Wege der Hoffnung. Vor unserer Haustür, in Trient wird jedes Jahr einer der wichtigsten Preise weltweit für die Krebsforschung vergeben. Und zu diesem Anlass versammeln sich dort Jahr für Jahr die weltbesten Forscher. Die Pezcoller Stiftung prämiert aber nicht nur Exzellenzen, sondern investiert auch in die Zukunft, in dem sie Forschungsstipendien an junge Forscher vergibt.
Ferdinand Seiwald und Antonino Brillante sind zwei Personen, die jeder auf seine Weise, der Krebshilfe und damit auch allen Betroffenen helfen und geholfen haben. Ferdinand Seiwald, weil er der Krebshilfe Pustertal seit 2008 den Erlös der Versteigerung von vier Ochsen gespendet hat. Und Antonino Brillante, der der Krebshilfe Zeit schenkt. Viel Zeit. Wenn es etwas zu tun gibt, ist Antonino zur Stelle und packt mit an. Ein herzliches DANKE allen beiden!
So und jetzt möchte ich ein heikles Thema ansprechen. Die Diskussion um die Impfpflicht. Die Zeitungen sind voll von Pro und Kontra. Und jetzt werde ich sehr persönlich. Ich habe vier Kinder. Sie sind gegen alles geimpft, was es gibt. Sie haben die damaligen Pflichtimpfungen (geboren zwischen 1993 und 2001) erhalten, aber auch alle freiwilligen Impfungen. Mein Jüngster ist auch gegen Papilloma-Virus geimpft, meine Töchter sowieso. Ich selbst habe mich mit meinem Mann dieses Jahr gegen Meningitis impfen lassen.
Warum ich Ihnen das erzähle? Weil ich der Meinung bin, dass Impfen keine persönliche Angelegenheit ist, die von einer mehr oder weniger alternativ-orientierten Weltanschauung, abhängt sondern vielmehr eine Pflicht. Ausdruck von Solidarität, vor allem aber der sozialen Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Wenn ich geimpft bin, wenn meine Kinder geimpft sind, dann können sie nicht nur selbst nicht an bestimmten Krankheiten erkranken, die dank der Impfungen so gut wie ausgestorben waren (denn jetzt sind sie wieder im Kommen!) und die z. T. gravierende Auswirkungen haben können. Nein, sie stellen auch keine Gefahr für andere dar, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Verfassung besonders anfällig sind und ein geschwächtes Immunsystem haben. Wie z. B. Krebskranke! Ich kann mich aus meiner Kindheit noch gut erinnern an Menschen, die nach einer Erkrankung an Polio (Kinderlähmung) stark gehbehindert waren. Oder an Personen, die infolge von Masern erblindet oder ertaubt sind. Wollen wir das wirklich wieder riskieren? Und auch wenn es nur eine Grippeschutzimpfung ist. Wer an Krebs erkrankt ist/ war, darf sich nicht impfen lassen, wenn ich mich impfe, schütze ich nicht nur mich, sondern auch jene, die auf diesen Schutz verzichten müssen! Ich wünsche Ihnen allen einen wunderschönen Sommer
Ihre Nicole Dominique Steiner