Weihnachtswünsche

Wie still wird die heilige Nacht im Jahr 2020?

Lebkuchen und Adventskalender wurden wie immer sehr früh in die Regale der Supermärkte geräumt. Aber diesmal ist alles anders. Es ist nicht die große Vorfreude die Weihnachten schon im November zum Thema macht, es ist die große Vorfurcht.
Was für ein Jahr haben wir hinter uns: Lockdown, steigende Infektionszahlen, Berichte aus Intensivstationen, Sterben, Ängste, finanzielle Sorgen. Corona hat uns aus dem gewohnten Alltag vertrieben. Wir erleben eine Entfremdung von bisherigen Selbstverständlichkeiten und Gewohnheiten.
Mitmenschen sind zur möglichen Gefahr geworden. Man geht daher auf Abstand. Wir schützten uns vor ihnen. Wir begegnen ihnen mit Maske, man vermeidet Kontakt, beim Einkaufen, beim Wandern. Wenn einer an der Supermarktkasse zu nahe an uns herantritt, werden wir nervös, man spürt böse Blicke wenn man sich auf Unbekannte zubewegt. Der Handschlag ist verpönt, wir begegnen uns mit dem Ellbogen. Geselligkeit und Unbefangenheit sind verschwunden.
Ob Corona unser Denken und Handeln nachhaltig geschärft hat, wissen wir noch nicht. Sicher aber hat es in unserem Bewusstsein einige Dinge verändert. Es braucht manchmal tiefe Krisen damit wir wachgerüttelt werden. Corona hat uns auch vieles vor Augen geführt: die Ungerechtigkeiten im eigenen Land, schlechte Löhne und Arbeitsbedingungen, ungerechte Verteilung von finanziellen Mitteln, unmenschliche Haltung gegenüber Alten, Kranken und einsamen Menschen, um nur einige zu nennen. Aber Corona hat uns auch zusammengeführt. Wir haben Solidarität gespürt und uns neu gefunden. Werte haben sich verändert und wir sind sogar ein kleines bisschen dankbarer geworden und demütiger, was wünschenswert ist und ein zuversichtlicher Ansatz für das neue Jahr.In dieser schwierigen Zeit ist es wichtiger denn je, eine Form der Solidarität und Teilhabe zu zeigen, die alle einbezieht und in der anerkannt wird, dass Respekt für alle gilt.
Tröstend und berührend ist für mich Selma Lagerlöfs Weihnachtsgeschichte. Sie erzählt von einer heiligen Nacht, in der die Hunde nicht beißen, die Schafe nicht erschrecken und glühende Kohlen nicht verbrennen. Der Vater des neugeborenen Kindes kann die Kohlen mit bloßen Händen nehmen und sie in seinen Mantel legen, ohne ihn zu versengen. Er will mit dem Feuer seine Frau und das Neugeborene wärmen. Die Geschichte erzählt von einer Nacht in der die Menschen und die Dinge keine Gefahr darstellen und einem zugeneigt sind.
Ich glaube wir brauchen auch so eine heilige Nacht die uns diesen Mut und neue Zuversicht für das Neue Jahr bringt. Der Blick auf die Krippe kann uns dabei helfen. Im Lukasevangelium steht: „die Hirten auf dem Feld fürchteten sich sehr, der Engel aber tröstete sie und sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht“.
Diese Angst der Hirten wird an Weihnachten üblicherweise wenig beachtet. Das wird in diesem Jahr anders sein und wir werden, öfter als sonst, fragen, was es bedeutet, wenn der Engel sagt: „fürchtet euch nicht“.
Es muss uns gelingen weihnachtliche Nähe trotz Abstand zu schaffen durch wertschätzenden und tröstenden Umgang, mit guten Gedanken, neuem Mut und Solidarität.
Es ist dies ein sozialer Impfstoff der mit der Suche nach einem Covid Impfstoff einhergeht. Ein Impfstoff, der für nachhaltige soziale und wirtschaftliche Solidarität und für eine anhaltende Immunität gegen Gleichgültigkeit sorgt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen gesegnete, friedliche und vor allem gesunde Weihnachten!
Dr. Herbert Heidegger – Primar der Gynäkologie Meran, Direktor des Brustzentrums Meran und Vorsitzender des Landesethikkomitees

Wir über uns

Südtirol ist keine heile Insel im Covid-19-Schrecken

Ida Schacher, Präsidentin
Liebe Leserinnen und Leser,
das hätte ich mir nicht erwartet. Und ich bin wohl nicht die einzige, der es so geht: Einen weiteren Lockdown und eine zweite Welle des Coronavirus, die die erste noch bei Weitem übertrifft. Beim zweiten Mal fiel es mir schwerer, als im vergangenen Frühjahr, Hoffnung zu schöpfen. Südtirol ist keine heile Insel im Covid-19-Schrecken. Im Gegenteil, wir waren nicht nur rot, sondern tief-rot. Und doch möchte ich Ihnen allen Mut zusprechen und Zuversicht. Wir werden es auch dieses Mal schaffen. Jeder von uns ist auf eine harte Probe gestellt. Jedem von uns ist Disziplin abverlangt. Abstand halten, Mund- und Nasenschutz konsequent tragen und die Hände regelmäßig waschen und desinfizieren. Unsere Ärzte und das gesamte Krankenhauspersonal sind Tag für Tag und Nacht für Nacht im Einsatz. Und sie riskieren in der Erfüllung ihrer täglichen Aufgabe Gesundheit und auch Leben, aber sie lassen sich dadurch nicht beirren und geben ihr Bestes. Jeder an seinem Platz. Nicht nur für Corona-Patienten. Auch um den normalen Ablauf des Gesundheitsdienstes, um zumindest die unaufschiebbaren Therapien und Untersuchungen zu garantieren. Und dafür können wir ihnen gar nicht genug danken. Die Tätigkeit unserer Vereinigung ist sehr eingeschränkt. Kurse und Veranstaltungen, die wir noch im Sommer voll Hoffnung und Aufbruchsstimmung angekündigt haben, mussten wieder eingestellt werden. Der sicherste Platz ist jetzt Zuhause. Aber wir, die Südtiroler Krebshilfe sind da. Wir halten Kontakt mit unseren Patienten. Die Bezirksbüros sind geöffnet, unsere Sekretärinnen geben Auskunft und halten die Stellung. Unsere Therapeutinnen und unser Therapeut fahren fort mit der Behandlung der Lymphödeme. Wir sind an der Seite unserer Mitglieder. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns im neuen Jahr wieder begegnen werden. Wir werden das Zusammensein und die Schicksalsgemeinschaft dann umso mehr zu schätzen wissen.
Ich wünsche Euch allen von ganzem Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest und Hoffnung und Licht für das neue Jahr. Nie die Hoffnung aufgeben!
Eure Ida Schacher, Präsidentin