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Was mich interessiert und was ich kann, das mache ich!

Dr. Sonia Prader, Onko-Gynäkologin, Chirurgin und Primarin
Sie ist eine Macherin. Der Ausdruck „gibt's nicht“ existiert nicht in ihrem Vokabular und je schwieriger sich etwas anlässt, desto motivierter ist sie. Aber sie ist nicht verbissen, sondern strahlt Positives aus. Von sich selbst sagt sie: „Ich bin stur, dass es nur so kracht“. Sie ist zielstrebig, konsequent, kompetent und kann motivieren. Dr. Sonia Prader, Primarin der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Brixen und Direktorin des Brustkrebszentrums Brixen, das zusammen mit dem Brustkrebszentrum in Meran, das Primar Herbert Heidegger leitet, vor 15 Jahren gegründet worden ist.
Im Januar 2020 hat Dr. Prader ihre Stelle angetreten, vorher war sie sieben Jahre am gyn-onkologischen Exzellenzzentrum in Essen als Oberärztin tätig. Als Primarin ist sie in der Gynäkologie eine Rarität, auch wenn in den letzten Jahren hauptsächlich weiblicher Nachwuchs die Universitäten verlässt. Ihre Abteilung in Brixen ist ein fast rein weibliches Team, ihr Stellvertreter, Dr. Peter Baumgartner, ist der einzige Mann, einige männliche Kollegen sind als Freiberufler auf der Abteilung tätig. Ein Problem hat Dr. Prader damit nicht. Ein weibliches Team oder ein gemischtes Team zu führen, das ist kein Problem. Schade findet sie aber, dass manchmal die männliche Denkweise fehle, ein gemischtes Team sei ausgeglichener. Abgesehen davon, dass manche Patientinnen Frauen vorziehen als Arzt, andere hingegen Männer.
Grundsätzlich sei die Südtiroler Gesellschaft und viele Frauen noch eher in alten Denkstrukturen gefangen. Sichtbar werde das in einem „Sich nichts zutrauen“ und in der Schwierigkeit, mit Kritik umzugehen. „Ich motiviere meine Mitarbeiterinnen immer. Du schaffst das, Fehler gehören zum Lernen dazu, aber wenn Dich etwas interessiert bleib dran und dann klappt es auch. Ich stehe hinter Dir!“, sagt sie ihnen. Dr. Sonia Prader weiß, wovon sie spricht. Sie hat sich durchgesetzt, ist dem gefolgt, was sie interessiert hat. Und heute ist sie glücklich, den schönsten Beruf der Welt auszuüben und genau das zu machen, worauf sie Lust hat. Am OP-Tisch zu stehen, zum Beispiel. Menschen zu motivieren. Patientinnen zu helfen.
Zugefallen ist ihr das nicht. „Ich komme aus einer ganz einfachen Arbeiterfamilie, meine Eltern stammten vom Bauernhof, haben immer hart gearbeitet. Bücher gab es wenige bei uns zuhause.“ Eine Ausnahme war ein Buch ihrer Mutter, Vorbereitung auf die eheliche Partnerschaft, das sie schon als kleines Mädchen immer wieder - versteckt, denn es war verboten - angeschaut hat. „Ich war von klein auf neugierig auf den Körper, war davon fasziniert. Wie er aussieht, wie er funktioniert. Habe Innereien von Fischen und Hühnern im Kühlschrank aufbewahrt und untersucht…“ Was sie mitbekommen hat, sind zwei geschickte Hände. „Und dass man hart arbeiten muss, um etwas zu erreichen. Ich habe schon immer über Herausforderungen funktioniert.“ In der Handelsschule wurde sie fast ausgelacht, als sie sagte, sie wolle Medizin studieren. Geschafft hat sie das Studium in Rekordzeit. „Ich habe um Studienzeitverkürzung angesucht, nach fünfeinhalb Jahren war ich fertig.“ Wenn etwas sie interessiert, kennt sie keine Grenzen. Und dieses Credo vermittelt sie gerne weiter.
Hat sie Probleme mit ihrem Frausein in einer Führungsstelle? „Für mich ist das der Normalzustand", meint sie. Auch wenn die gynäkologische Onkologie und insbesondere die Ovar-Chirurgie heute noch weitgehend Männerdomäne seien und in der Medizin insgesamt patriarchale Denkmuster vorherrschten. „Die kriegt das nicht hin, habe ich schon oft gehört, aber ich tue es und das Ergebnis überzeugt. Ich denke nicht in feministischen Kategorien, das ist nicht mein Kampf. Wobei die Forderung der Gleichstellung in Beruf und Gesellschaft wichtig ist und wir leider vom Ziel noch weit entfernt sind. Ich unterstütze diese Sicht in voller Überzeugung, durch mein Handeln, durch das, was ich lebe. Mein Denken ist: Kann ich das? Will ich das? Und dann tue ich es.“
Sie habe grundsätzlich keine Zweitteilung Mann – Frau im Kopf, die nebenbei ja auch schon veraltet sei. „Jeder hat doch seine Schwierigkeiten, jeder kämpft um Anerkennung. Ein italienischsprachiger Arzt hat es in Südtirol auch nicht leicht. Gar nicht. Ebenso wenig ein homosexueller Mann… Jeder findet eine Rechtfertigung, warum er besonders kämpft.“ Bei einem Arzt sei es nicht wichtig, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handle. „Hauptsache kompetent, freundlich, einfühlsam.“
Die gynäkologische Onkologie ist eine Männerdomäne, bei vielen Webinars ist sie nur eine von wenigen Frauen, aber Dr. Sonia Prader achtet gar nicht darauf. „Anerkennung kommt über die Sache, nicht weil ich Frau oder obwohl ich Frau bin.“
Generell ist sie eine Grenzüberschreiterin, in ihrem Krankenhaus, wenn sie in Bozen operiert und ihr Primarkollege Dr. Martin Steinkasserer ihr assistiert. Oder eben umgekehrt. „Wir müssen immer vernetzter denken und handeln. In Südtirol ist das einfach, Südtirol ist klein. Was ich nicht kann, machst Du und umgekehrt. Sich austauschen ist so gewinnbringend. Medizin ist keine exakte Wissenschaft, das ist ein kreativer Prozess, der sich immer weiterentwickelt. Sehen wie andere arbeiten, eigene Schwächen zugeben, seine Stärken einbringen.“ Zum Vorteil der Patientinnen.
Das Brustgesundheitszentrum Brixen, das sie nun seit Januar 2020 in Brixen leitet, wurde zusammen mit Meran gegründet und arbeitet auch eng mit den Partnerstrukturen in Bozen und Bruneck zusammen.
Kennzeichen dieser Zentren ist, dass die tägliche Behandlungspraxis zertifiziert ist und höchsten, internationalen Qualitätsstandards entspricht.
„Wir haben inzwischen auch Patientinnen von anderen Bezirken bei uns und umgekehrt natürlich auch.“ Wir betreuen auch Patientinnen aus der Schweiz, aus Oberitalien. Innerhalb Europas besteht freie Arztwahl. „Die Patientinnen sind inzwischen sehr informiert. Sie wissen genau, was sie wollen und suchen gezielt.“ Zum Teil seien es ganz verschlungene Wege die Patientinnen bewegten, über die Gebietsgrenzen hinauszugehen. Zuweisungen vom behandelnden Arzt in Südtirol oder von Kollegen aus dem wissenschaftlichen Netzwerk. Mundpropaganda von Patientin zu Patientin, Bekanntenkreis…“Für mich jedenfalls“, betont Primarin Prader, „ist eine Zweitmeinung immer sehr wichtig! Für mich ist das Netzwerk wichtig, sehen was andere machen. Daraus lernen.“Seit Jahresbeginn wurden in Brixen bereits fünfzig Brusteingriffe und 25 gynäko-onkologische Operationen abgewickelt (Stand Anfang Juni 2021). „Damit liegt unser Zentrum im stetig steigenden Trend und die Zahlen werden weiter steigen; wir sind ein hoch motiviertes Team mit viel Erfahrung und Herzblut für unsere Patientinnen. Mittlerweile sind es im Schnitt hundert Brust-Operationen im Jahr. Gestartet sind wir vor 15 Jahren mit vierzig Brusteingriffen pro Jahr.
Durch Covid hat die Zahl der Operationen nicht abgenommen. „Wir haben alle onkologischen Fälle operiert,“ unterstreicht Dr. Prader. Wie auch die anderen Brustzentren in Südtirol. Die häufigsten gyn-onkologischen Eingriffe betreffen die Brust, gefolgt vom Endometrium (Gebärmutterschleimhaut), von Eierstock, Gebärmutterhals und Vulva.
Bleibt bei alldem, Primariat, Operationstätigkeit, regelmäßige Teilnahme an Kongressen (mittlerweile Webinars) noch Zeit für ein Privatleben? Dr. Sonia Prader lacht. „Ich habe genug Zeit für mein Privatleben und ich genieße es sehr. Ausstellungen, Konzerte, Abendessen, Treffen mit Freunden aus Südtirol und mit Freunden aus meiner Zeit in Essen. Keine Mails im Urlaub lesen. Die soziale Kompetenz, soziale Kontakte sind bei unserer Arbeit und überhaupt sehr wichtig. Das hilft, am Boden zu bleiben…sonst kann der Fall sehr tief sein!“
Dr. Sonia Prader

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Open Day Gynäkologische Onkologie

Kostenlose Vorsorge-Untersuchungen am 29.6.2021 in der Gynäkologie Bozen
Die Abteilung für Gynäkologie am Landeskrankenhaus in Bozen hat sich am 29. Juni am „Open Day“ des Nationalen Observatoriums für Frauengesundheit (Onda) zur Früherkennung von gynäkologischen Tumoren beteiligt. Interessierte konnten sich kostenlos für Vorsorgeuntersuchungen wie Ultraschallvisiten oder senologische Untersuchungen anmelden. Die Abteilung hatte in der Woche zuvor eine eigene Telefonlinie bereitgestellt. Die Untersuchungen waren ausgebucht.
Jedes Jahr veranstaltet die Stiftung Onda – Beobachtungsstelle für Frauen- und Gendergesundheit in Krankenhäusern, die dem Netz „Bollini Rosa“ angehören, Open Days zu verschiedenen Themen, wie z.B. Rheuma, psychische Gesundheit, Menopause etc. Am vergangenen 29. Juni ging es im Rahmen dieses Netzwerkes, in dem besonders frauenfreundliche Krankenhäuser zusammengeschlossen sind, um Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von gynäkologischen Tumoren.
Das Team der Abteilung Gynäkologie des Landeskrankenhauses Bozen unter der Leitung von Vize Primarin Dr. Loredana Costanza hatte anlässlich des „Open Day“ zu kostenlosen gynäkologischen Ultraschalluntersuchungen und senologischen Visiten im Rahmen der Krebs-Vorsorge eingeladen, ein Angebot von dem viele Frauen Gebrauch machten. Lediglich für die Laboruntersuchung des Pap-Tests musste ein Kostenbeitrag von 15 Euro geleistet werden.
Zum Abschluss des OpenDay wurde um 18 Uhr im Kongresssaal des Krankenhauses zu einem Vortrag zum Thema Früherkennung von gynäkologischen Tumoren eingeladen. Im Fokus waren Themen wie: Prävention und Früherkennung der wichtigsten gynäkologischen Tumoren wie Uterushalstumor, Endometriumtumor, Eierstocktumor, Vulvatumor und Brusttumor. Fünf Ärzte der Abteilung, darunter auch die Vizeprimarin, hatten sich vorbereitet, um den Teilnehmern wichtige Informationen über Risikofaktoren, mögliche Symptome und auch den Einfluss des eigenen Lebensstils in Bezug auf Krebs zu vermitteln und mögliche Strategien zur Prävention und Früherkennung von Krebserkrankungen bei Frauen aufzuzeigen. Der Saal blieb leider leer, möglicherweise aufgrund der Sommerhitze hatte sich niemand eingefunden.
Vize Primarin Dr. Loredana Costanza zeigte sich am Tag nach dem Open Day dennoch sehr zufrieden mit der Teilnahme der weiblichen Bevölkerung an der Aktion. Immer noch unterschätzten zu viele Frauen die Wichtigkeit einer regelmäßigen Vorsorge, die viele Leben retten könne.
Konnten Sie feststellen, ob diese Aktion auch jene Frauen angesprochen hat, die normalerweise keine Vorsorge machen?
Dr. Loredana Costanza: Ich würde sagen, Hälfte Hälfte. Es gab Frauen, die einfach die Gelegenheit nutzen wollten, ohne lange Wartezeiten beim CUP einen Termin zu vereinbaren und solche, die sich effektiv noch nie einer solchen Untersuchung unterzogen haben. Und das ist ein Erfolg für diese Initiative.
Kann man schon sagen, ob dank des Open Days auch tatsächlich verdächtige Fälle entdeckt werden konnten?
Dr. Loredana Costanza: Wir haben tatsächlich einige Patientinnen für Folge-Untersuchungen vorgemerkt…
Patientinnen, die ohne diesen Open Day möglicherweise ein Karzinom im Frühstadium nicht entdeckt hätten?
Dr. Loredana Costanza: Das ist vielleicht zu früh zu sagen. Möglich ist es. Vorsorge rettet Leben. Auf jeden Fall hat der Open Day bestätigt, wie wichtig eine breitgefächerte Information und Vorsorge sind und dass es unerlässlich ist, Frauen zu motivieren; auch mit solchen Aktionen. Das nächste Mal vielleicht nicht gerade mitten im Sommer!
Der Eingang zur Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in Bozen