Aktuell

Gut informiert und bärenstark

Seit 15 Jahren veranstaltet mamazone jedes Jahr im Oktober die Diplompatientin
Foto: Othmar Seehauser
Erika Laner erkrankte 2006 an Brustkrebs. Eine Früh-Diagnose. Glück gehabt. Der Griff zum Buch von Ursula Goldmann-Posch, Gründerin von „mamazone“ Deutschland, „Der Knoten über meinem Herzen“ war nicht weit. Und der Wunsch nach Wissen, immer mehr Wissen. Sie musste feststellen, dass es anderswo schon Brustkrebszentren gab, in Südtirol nicht. Noch im Innsbrucker Krankenhaus kontaktierte sie die Gründerin von mamazone Deutschland, die ihre Mail an Martina Ladurner weiterleitete. Im Juli 2007 kam es zum ersten Treffen der beiden in Bozen. Die Entscheidung, „Jetzt machen wir Nägel mit Köpfen“, fiel und am 1. Oktober 2007 wurde mamazone Südtirol gegründet. Die erste provokative Plakataktion, eine Frau mit weißem T-Shirt. Links ein roter Schnitt und die Aufschrift: , Epfelen. Busen. Balkon. Holz vor der Hittn. Vorbau. Melonen. Brüste.“ Finanziert mit Spenden zum Geburtstag von Erika Laner. Das Plakat erregte so viel Aufsehen, dass es sogar vom Nationalen Corriere della Sera aufgenommen wurde.
Die Pressekonferenz zum Jubiläum der Diplompatientin
2008 dann die erste Diplompatientin. Eine Veranstaltung, die jedes Jahr viele Frauen nach Bozen in die EURAC führt. Ein Tag geballter Informationen rund um Brustkrebs. Denn Frauen, die wissen, die informiert sind, sind besser gerüstet gegen den Krebs. Der „Geburtshelfer" von mamazone Südtirol, Prof. Christian Marth von der Uniklinik Innsbruck. Primarin Dr. Sonia Prader, Brixen und Primar Dr. Herbert Heidegger, Meran, Experten der Partnerkliniken Humanitas und San Raffaele in Mailand und St. Orsola in Bologna sind Stammgäste. Viele sind es, die ihr Wissen in den Dienst von mamazone stellen. Vorträge von Fachkräften aus Gynäkologie, Onkologie, Physiotherapie, Strahlentherapie, Pathologie, Breast-Care-Nurses.
Die Diplompatientin 2022
Geballtes Wissen für Frauen mit Krebs, Frauen, die sich informieren wollen und generell am Thema interessierte Personen. Die Themen sind breit gefächert: Vor- und Nachsorgesorge, Früherkennung, Operationstechniken, Therapien, Ernährung, kurz alles, was mit dem Thema Brustkrebs zu tun haben kann. Wissen nimmt Angst und macht stark. Wissen kann Krebs vorbeugen. Davon sind Erika Laner und Martina Ladurner überzeugt.
Nur Mut! Rosa und Rosa: bärenstark und wissbegierig
Zum 15jährigen Geburtstag der Diplompatientin haben sich Erika Laner und Martina Ladurner etwas Besonderes einfallen lassen: die kleine Stoffbärin Rosa. Sie steht für bärenstark und soll Frauen Mut machen. In der Gynäkologie Brixen wird die kleine Stoffbärin an alle Brustkrebspatientinnen verteilt. Gegen eine kleine Spende wird sie auch auf der Neugeborenenabteilung verteilt. Wenn Erika Laner und Martina Ladurner zurückschauen, kommt es ihnen vor, als sei es erst gestern gewesen. In 15 Jahren haben sie viel bewegen können, aber vieles bleibt noch zu tun. Zum Beispiel die Grenze für die Brustkrebsvorsorge auf 40 Jahre anstelle von 50 zu senken und nach Erreichen des 70. Lebensjahres fortzuführen. „mamazone“ Südtirol kann mittlerweile auf viele Mitstreiter zählen, auch in der Bevölkerung. Aber es ist ein Zwei-Frauen-Betrieb geblieben. Es gibt kein Büro, keine Freiwilligen, die organisiert werden müssten. Die Diplompatientin und die Aufklärungskampagne im Frühjahr organisieren die beiden mit Hilfe einer Mitstreiterin, Brigitte Novak. Vor allem Erika Laner ist viel unterwegs, um die Anliegen von mamazone zu promoten.
Provokation erweckt Aufmerksamkeit
Die Diplompatientin 2022 wurde am 22. Oktober auch online übertragen. Zum 15jährigen Gründungsjubiläum lud mamazone zudem zu einer Pressekonferenz ins Laurin in Bozen ein. Im Rahmen der Veranstaltung, an der auch Prof. Christian Marth aus Innsbruck teilnahm, stellten Primarin Dr. Sonia Prader und Primar Dr. Herbert Heidegger das Brustgesundheitszentrum Brixen-Meran vor, das vor 16 Jahren gegründet worden ist.

Aktuell

„Wir sind zurück“

Die 5. Ausgabe der Brunecker Krebsgespräche. Anderes Format, dasselbe Thema
Foto: Othmar Seehauser
Ein Film, ein Poetry Slam, ein Impulsvortrag über Shared Decision Making (gemeinsame Entscheidungsfindung) sowie Gelegenheit zu intensivem Austausch in ungezwungener Atmosphäre. Auf du und du. Die Brunecker Krebsgespräche haben sich zurückgemeldet. Nicht zum gewohnten Termin Anfang Februar, sondern am 12. August, aber am gewohnten Ort, dem UFO in Bruneck und wie man es mittlerweile gewohnt ist, in einem etwas neuen Format, in dessen Zentrum aber immer sie stehen: die Betroffenen und ihre Angehörigen und - tabu-befreit - das Thema Krebs.
Viele neue Gesichter konnten die Veranstalter Dr. Christoph Leitner, Andreas Leiter und seine Frau, Verena Duregger ausmachen, darunter auch viele junge Menschen, erfreulich viele Männer, wenn auch die Frauen die Mehrheit stellten. Das Netzwerk trägt und wächst. Das schlechte Wetter konnte dem Ablauf der Veranstaltung nichts anhaben, die sich vom Hof ins Innere des UFO verlegte.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte die Südtiroler Krebshilfe zu einem Buffet geladen. Auf der Bühne nach den Grußworten des Brunecker Bürgermeisters Roland Grießmair, die Landesvorsitzende der SKH, Ida Schacher und die Präsidentin von mamazone, Erika Laner. Der Journalist Tobias Hürter, der darüber philosophierte, was es heißt, im Leben stark zu sein, Dr. Christoph Leitner mit einem Vortrag über die Wichtigkeit gemeinsamer Entscheidungsfindung, die Freiheit der Patienten und die partnerschaftliche Beziehung auf Augenhöhe von Arzt und Patienten. Ein bekanntes Gesicht auch er: der Poetry Slammer Noah Ennemoser, der bei den dritten Brunecker Krebsgesprächen im Februar 2020 das Publikum zu Tränen rührte mit seinem ergreifenden Text über die Erkrankung und den Tod seiner Mutter. Dieses Mal mit einem Text über seine Arbeits-Erfahrungen auf der Palliativstation Martinsbrunn. Im Anschluss dann der Film „Krebs – Reden wir darüber“, den Verena Duregger zusammen mit Stefan Ghedina und Zak Mairhofer 2021 gedreht hat. Eine Reise durch Südtirol, vom Pustertal ins Vinschgau, eine Reise durch drei vom Krebs gezeichnete Leben und durch drei Lebensalter: Die erst 27jährige Mutter von zwei Kindern, Evelyn Tasser, der sportliche 70er Leopold Larcher und Astrid Fleischmann, deren Mann, Georg Gerstl, im Alter von nur 44 Jahren gestorben ist. Drei ganz unterschiedliche Menschen und drei ganz unterschiedliche Geschichten mit einem gemeinsamen Nenner: Krebs.
Mit Ausnahme von Evelyn Tasser, die ein Grußwort geschickt hatte, stellten sich die Beteiligten des Films im Anschluss dem Publikum. Worte über das Jetzt, über Trauerarbeit und emotionale Kompetenz.
Über Leben.