In einem zweiten Leben wäre sie am liebsten Edelsteinlieferantin. Nur, dass es ein zweites Leben wohl nicht geben wird. Allerdings hat Regina Bogner schon in einem Leben mehrere Leben durchlebt. Jetzt, wo sie eigentlich beschlossen hat, in Pension zu gehen, möchte sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schmuckmachen widmen.
Krankenschwester in Innsbruck und nach ihrer Heirat an der Marienklinik in Bozen. Mutter von zwei Söhnen. Assistentin in der Augenarztpraxis ihres Mannes. Mit 44 das erste Mal an Krebs erkrankt und dennoch oder gerade deshalb einen neuen Lebensweg eingeschlagen, weil sie anderen das geben wollte, was sie selbst in der Situation der Krankheit vermisst hat, ein Studium in Pädagogik, das sie 2000 im Alter von 50 abgeschlossen hat. Eine zweite Krebserkrankung. Ab 2001 eine Ausbildung zur Supervisorin. Eine weitere zweijährige Ausbildung in Psycho-Onkologie und vor fünf Jahren noch eine zusätzliche Palliativ-ausbildung. Eines steht fest: Regina Bogner hält nichts von Stillstand, sie braucht Ziele und sie erreicht sie auch. In der Südtiroler Krebshilfe ist sie bekannt als Leiterin von Selbsthilfegruppen, als Supervisorin.
Vor einigen Jahren hat sie in der Chance von den Schnupperkursen im Manu gelesen und gedacht: „Das ist es!“ Schmuck war schon immer eine Leidenschaft von ihr. Schon beim ersten Treffen hat sie gemerkt, dass sie – wieder einmal – irgendwo angekommen war. Eine nette Gruppe, handwerklich und kreativ arbeiten und den Kopf damit freibekommen, etwas schöpfen, die Freude am Material, am Schaffen, am Gelingen. Eine erste Ausstellung in Schloss Maretsch und im vergangenen August eine zweite erfolgreiche Ausstellung in der Kleinen Galerie in Bozen. Die Freude an der Freude der anderen mit ihren Schmuckstücken. Ringe, Ketten, Anhänger, Ohrringe.
„Schmuck ist etwas sehr Persönliches“, sagt Regina Bogner. „Zu sehen, wie jemand ganz spontan auf ein ganz bestimmtes Schmuckstück reagiert, ist immer wieder etwas ganz Besonderes.“ Mit dem Abgeben ihrer Schmuckstücke hat sie deshalb auch keine Probleme. Die Freude zu entdecken, dass sie handwerklich begabt ist. Die Freude in der Gruppe im Manu. Auch wenn sie mittlerweile zuhause eigentlich alles hat, um ihren Schmuck zu machen, zieht es sie immer wieder ins Manu, zweimal die Woche. Sich austauschen, sich mit etwas und mit Menschen befassen, die nichts mit ihren anderen Berufsfeldern zu tun haben.
Und, jetzt spricht die psychologisch ausgebildete Person in ihr: „Lernen, mich in Geduld zu üben. Ich bin immer sehr schnell, beim Schmuck geht das nicht immer so. Gestalten folgt einem anderen Rhythmus.“ Kreative Beschäftigung tut ihr einfach gut und sie ist überzeugt, dass kreatives Arbeiten generell gut ist für TumorpatientInnen. Mit den Händen etwas schaffen, den Geist auf etwas ganz anderes einstellen und alles um sich herum vergessen, Gemeinschaft erleben im kreativen Arbeiten und nicht über die Erkrankung, in einem ganz normalen Kontext. „Im Manu gibt es so viele Möglichkeiten: Schmuck, Filzen, Holzarbeiten, Nähen, Töpfern und und und.“
Als Supervisorin, Coach, Leiterin von Selbsthilfegruppen möchte sie nun, nach und nach, bis Ende 2024 aussteigen. Zeit mit ihrem Mann verbringen, Schmuck machen und wenn sie mehr Zeit hat, vielleicht auch noch den Nähkurs im Manu besuchen… Allerdings - eine Sache wäre da noch: Das Thema BRCA 1 und BRCA2. „Da könnte man noch einhaken“, sagt sie und an dem Leuchten in ihren Augen ist zu erkennen, dass der Ruhestand vielleicht doch noch warten muss.