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Wir finden immer weniger und behandeln immer besser

Interview mit Primar Dr. Michele Comberlato, Gastroenterologie am Krankenhaus Bozen
Foto: Othmar Seehauser


Magenkrebs ist durch sehr unspezifische Symptome gekennzeichnet, hat multifaktorielle Ursachen, betrifft mehr Männer als Frauen; eine korrekte und abwechslungsreiche Ernährung kann einer solchen Erkrankung vorbeugen. Ein Gespräch mit dem Primar der Abteilung für Gastroenterologie am Krankenhaus Bozen, Dr. Michele Comberlato.
Magenkrebs gehört nicht zu den häufigsten Krebsarten, ist aber sehr aggressiv.
Dr. Michele Comberlato: Ja, laut den Daten des Krebsregisters steht er an fünfter Stelle bei der Inzidenz und an dritter Stelle bei der Mortalität. Es muss jedoch gesagt werden, dass glücklicherweise beides rückläufig ist. Wir finden immer weniger und wir behandeln immer besser, immer spezifischer und gezielter, denn die Neoplasien, die sich in einem Organ entwickeln, sind sehr unterschiedlicher Art, dementsprechend ist auch die Behandlung unterschiedlich. Das gilt auch für den Magenkrebs, für den es viele verschiedene, auf die Art der Zellen abgestimmte Protokolle gibt. Chemotherapie, Strahlentherapie, Immuntherapie, endoskopische Resektion, Molekulartherapie, teilweise oder vollständige operative Entfernung des Magens. Außerdem können die verschiedenen Therapien laut den Vorgaben internationaler Protokolle auch kombiniert werden.
Da es sich nicht um einen sehr häufigen Tumor handelt, gibt es kein Screening. Gibt es eindeutige Symptome, die eine frühzeitige Diagnose ermöglichen?
Dr. Michele Comberlato: Wir haben es mit einer sehr unspezifischen Symptomatik zu tun, die manchmal unterschätzt wird: Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit/Erbrechen und dann Müdigkeit und Gewichtsverlust. Wenn wir endoskopisch eine besondere Entzündung feststellen, die mit einer Infektion durch Helicobacter pylori zusammenhängt, einem Bakterium, das im Magen lokalisiert ist, schlagen wir eine besondere Therapie mit Antibiotika vor, um zu versuchen, die Bakterien zu eliminieren, die zum Risiko der Entwicklung eines Tumors beitragen können, insbesondere wenn es in der Familie weitere Fälle gibt. Ein mögliches Screening auf Helicobacter pylori Bakterien wird von den Wissenschaftlern tatsächlich diskutiert, aber es gibt noch keine definierten Protokolle in dieser Hinsicht.
Handelt es sich um eine vermeidbare Krebserkrankung, d. h. ist es auch eine Frage des Lebensstils, an Magenkrebs zu erkranken?
Dr. Michele Comberlato: Natürlich kann, wie bei fast allen Krebserkrankungen, auch ein falscher Lebensstil hinter dem Ausbruch der Krankheit stehen. Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht. Italien ist das europäische Land mit der höchsten Zahl an fettleibigen Kindern. Eine falsche Ernährung spielt eine große Rolle. Die Ernährung ist ein äußerst kritischer Punkt. Die Menschen geben mehr Geld für ein neues Telefon aus, als für gesundes Essen. Zudem nutzt die Lebensmittelindustrie die Bequemlichkeit der Menschen aus, indem sie vorgekochte Fertiggerichte anbieten, ohne die Möglichkeit, die einzelnen Komponenten auszuwählen. Wenn wir einen Patienten in der Klinik untersuchen, fragen wir immer sehr genau nach den Essgewohnheiten und versuchen, falsche Gewohnheiten zu korrigieren.
Wie sollte man essen, um gut zu leben?
Dr. Michele Comberlato: Wir sind das Land, in dem die „Dieta mediterranea, die Mittelmeerdiät geboren wurde, die von vielen anderen Ländern kopiert und übernommen wurde. Im Großen und Ganzen geht es um eine abwechslungsreiche Ernährung, die komplexe Kohlenhydrate (Nudeln und Reis), abwechslungsreiche und einfache, nicht verarbeitete und zu Hause zubereitete Lebensmittel, wenig rotes Fleisch, weißes Fleisch, Fisch, wenige Gewürze, viel frisches, der Jahreszeit entsprechendes Obst und Gemüse von guter Qualität, wenig Salz und Zucker, hochwertiges Olivenöl umfasst. Auch der Alkoholkonsum sollte kontrolliert bzw. stark eingeschränkt werden. Man sollte die Gewohnheit annehmen, die Etiketten der Produkte aufmerksam zu lesen, um zu wissen, was im Einkaufswagen und auf unserem Tisch landet. Man sollte ausgewogen und regelmäßig essen, im richtigen Maß. Ich halte auch nichts von den unterschiedlichen, in Mode gekommenen Fasten-Methoden.
Die Diagnose Magenkrebs, vor allem in einem fortgeschrittenen Stadium, erfordert häufig die Entfernung des Organs. Wie wirkt sich das auf die Lebensqualität aus?
Dr. Michele Comberlato: Die Therapie, die für jeden einzelnen Patienten vorgeschlagen wird, ist immer eine multidisziplinäre Entscheidung. Wir sammeln alle durchgeführten Untersuchungen und besprechen jeden Fall im „Tumorboard“ mit Kollegen der verschiedensten Fachrichtungen, arbeiten einen gemeinsamen Therapieplan aus, der mit den PatientInnen abgestimmt wird. Natürlich ist die teilweise oder vollständige Entfernung des Magens kein kleiner Eingriff. Die Patientinnen müssen die Ernährungsgewohnheiten ändern. In dieser heiklen Phase können wir auf die Mitarbeit des klinischen Ernährungsdienstes zählen, dessen MitarbeiterInnen deutlich erklären, wie man die Nahrungsaufnahme an einen rekonstruierten und damit kleineren Magen anpasst, im Sinne von vielen kleinen, über den Tag verteilten Mahlzeiten.

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Wissen kann Leben retten

Krebshilfe veröffentlicht Informationsbroschüre über Magenkrebs


Magenkrebs gehört nicht zu den häufigsten Krebsarten, ist aber leider ein sehr aggressiver Tumor. Oft werden erste Beschwerden wie Bauchschmerzen, Schweregefühl im Oberbauch oder Appetitlosigkeit mit einer Gastritis verwechselt. Die Südtiroler Krebshilfe hat vor kurzem eine Broschüre herausgegeben, die von der Krebsliga Schweiz zusammengestellt wurde und viele Fragen rund um das Thema Magenkrebs auf einfache Weise beantwortet, erklärt, was Magenkrebs ist, wie er diagnostiziert und behandelt wird und vor allem, wie man sichbei Nebenwirkungen und Schmerzen helfen kann.
Wie so viele Krebserkrankungen, hat auch der Magenkrebs multifaktorielle Ursachen. In jedem Fall können eine abwechslungsreiche und qualitativ hochwertige Ernährung, ein ausreichendes Maß an körperlicher Aktivität, der Verzicht auf das Rauchen und eine gute Kenntnis des eigenen Körpers, eine gesunde Achtsamkeit für seine Veränderungen, die Krankheit wenn nicht verhindern, aber doch eine frühzeitige Diagnose möglich machen, Voraussetzung für gute Heilungschancen. Die Neigung zu Reflux oder eine Infektion mit Helicobacter pylori-Bakterien können das Risiko an Magenkrebs zu erkranken, erhöhen. Die meisten Magentumore bilden sich in der Magenschleimhaut, die viele Drüsenzellen enthält. Andere, seltenere Formen, können sich in den Muskelzellen der Magenwand bilden, im Lymphgewebe der Magenwand oder in den Zellen, die Hormone produzieren (neuroendokrine Tumore).
Das Vorhandensein von Blut im Stuhl - die Südtiroler Bevölkerung über 50 Jahre ist alle zwei Jahre zu einem Test auf okkultes Blut im Stuhl eingeladen - kann ein Hinweis auf einen Tumor sein. Bei Auftreten von Symptomen ordnet der behandelnde Arzt in der Regel eine Magenspiegelung und - je nach Ergebnis - eine Ultraschalluntersuchung und/oder eine Computertomographie an, um die Ausbreitung des Tumors und das mögliche Vorhandensein von Metastasen zu beurteilen. Die Wahl der Therapie hängt vom Tumorstadium (T1 bis T4) ab und wird vom multidisziplinären Team des Tumorboards entschieden. Das Ergebnis der Therapie(n) hängt ebenfalls vom Stadium ab, in dem der Tumor entdeckt wurde.
Die Broschüre enthält eine Fülle von Erläuterungen zu Diagnose, Behandlung und Dynamik dieser Tumorerkrankung in einer allgemein verständlichen Sprache. Sie ist in italienischer und deutscher Sprache erschienen, und liegt in den Büros der Krebshilfe, bei Hausärzten und in Krankenhäusern (Onkologie) aus.