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Eine halbe Stunde im Monat

Die Selbstuntersuchung der Brust– So einfach kann Vorsorge sein
Eine halbe bis dreiviertel Stunde Zeit, je nach Größe der Brust. Einmal im Monat. Soviel sollte sich jede Frau wert sein. Wofür? Für die Selbstuntersuchung der Brust. Einfacher und vor allem wirksamer kann Krebsvorsorge nicht sein.
Wie man´s richtig macht, kann man in eineinhalb Stunden lernen. Einmal im Monat, bei Bedarf auch auf Anmeldung, halten die Brustschwestern im Brustgesundheitszentrum Brixen – Meran einen Kurs ab. Kostenlos.
Zu viert haben wir uns in Brixen angemeldet. Treffpunkt 15 Uhr im Krankenhaus Brixen. Renate,Carmen, Nives und ich. Alter zwischen Mitte 40 und Anfang 60. Eigentlich hätten wir noch eine Zwanzigjährige gebraucht. Denn man kann gar nicht früh genug lernen, wie man sich selbst untersucht. Wenige Bewegungen, die durch konstanteÜbung in Fleisch und Blut übergehen sollten. Eine Prozedur, die so selbstverständlich werden sollte, wie das Zähneputzen oder das tägliche Gesicht eincremen.
Anni Pürgstaller empfängt uns. Sie ist schon seit mehr als 35 Jahren Krankenschwester und seit 2010 Brustschwester. Eine zehnmonatigeAusbildung in Innsbruck, um die Kenntnisse über Therapien, Screening, Diagnose und Nachsorge von Brustkrebspatientinnen zu vertiefen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin nimmt Anni jeden Dienstag um 16.30 Uhr an einer Videokonferenz teil, dem sogenannten Tumorport, in der alle aktuellen Fälle besprochenwerden. Teilnehmer dieser Konferenz sind die Uniklinik Innsbruck, die beiden Brustgesundheitszentren Brixen – Meran, Gynäkologie und Pathologie am Bozner Krankenhaus sowie die Strahlenabteilung der Bonvicini-Klinik in Bozen.
Aber zurück zu unserem Kurs. Anni erklärt zunächst die Anatomie der Brust. Nicht jede Brust ist gleich. Es gibt festere und weniger feste Brüste, große und kleine Brüste, es gibt Frauen, die eine Brust mit eher drüsigem oder mit glattem Gewebe haben; auch altersbedingt und nach Schwangerschaft und Stillzeit verändert sich das Gewebe der Brust. Die Brust liegtzwischen der dritten und sechsten Rippe und schwimmt auf dem Brustkorb. Sie setzt sich zusammen aus 15 bis 20 Drüsenlappen, die rund um die Brustwarze angelegt sind. Jeder Drüsenlappen endet in einem Milchgang. Die Brust besteht aus Binde-, Fett- und Drüsengewebe.
Die Tastmethode, die Anni unserklären wird, wurde bereits 1980 in den USA von Mammacare entwickelt. Wenn diese Methode konsequent und richtig angewendet wird, können Knoten ab einem Durchmesser von drei Millimetern getastet werden. Anni: „Je kleiner der Knoten, desto größer die Heilungschance und desto weniger invasiv der Eingriff.“ Wichtig ist bei dieser Methode, dass sie regelmäßig durchgeführt wird, je besser eine Frau ihre eigene Brust kennt, desto besser kann sie schon kleinste Veränderungen feststellen.
Nicht jede Veränderung bedeutet dabei gleich Krebs, die meisten sind gutartiger Natur wie hormonabhängige mit Flüssigkeit gefüllte Zysten, Fibroadenome oder Milchgangspapillome, Mikroverkalkungen oder Fettgewebsgeschwulste. Kontrollieren muss man sie alle.
Für die Brustuntersuchung legt man sich am besten auf einen weichen Teppich oder eine Matte auf den Boden. Die Brust sollte gerade auf dem Brustkorb schwimmen, bei größeren, schweren Brüsten, die nach außen fallen, empfiehlt es sich, ein Kissen unter die Schulter zu legen. Die Brust wird immer über Kreuz untersucht; also die rechte Brust mit der linken Hand und umgekehrt. Für die Palpation verwendet man die empfindlichen Kuppen von Ring-, Mittel- und Zeigefinger. Angefangen wird immer in der Achselhöhle, in einem vertikalen Tastmuster, d. h. von oben nach unten. Unteres Ende ist die BH-Linie. Oberes Ende ist die Beuge hinter dem Schlüsselbein, in der sich auch Drüsen befinden. Wenn man unten angekommen ist, verschiebt man die Hand ein Fingerbreit Richtung Brustbein und tastet sich parallell zur vorherigen imaginären Linie nach oben.
Von der Achselhöhle bis zur Brustwarze sollte der Arm auf der Brustseite angewinkelt über der Stirn gehalten werden, ab der Brustwarze bis zum Brustbein hingegen sollte der Arm waagrecht ausgestreckt. sein.
Das Tasten, erklärt Anni, erfolgt in drei Druckstärken. Es sind immer Kreisbewegungen in der Größe eines zehn Cent-Stückes. Zunächst ganz leicht, dann tiefer und zuletzt ganz fest, um auch Knoten in der Tiefe der Brust zu tasten. Ist eine Stelle dreimal getastet, werden die drei Finger je ein Fingerbreit weit nach oben bzw. unten vershoben und es geht von vorne los. Anni: „Es ist wichtig, dass wir beim Tasten ungestört sind, um uns zu konzentrieren. Nicht dabei den Letzen in Mathematik abhören, dem Enkelkind eine Geschichte erzählen oder an die Arbeit denken.“
Während Anni uns das alles erklärt, gibt sie uns Silikonbrüste in die Hand. Zwei Brüste sind durchsichtig, so dass man sehen kann, was man tastet. Je die Hälfte der Brusthat ein eher weiches Gewebe, wie die Brust einerälteren Frau, die andere Hälfte ist fester. Wir können uns nun in den drei Druckmustern üben. Die Silikonbrüste haben Knoten in verschiedenen Größen und auch Zysten oder kleine Fettgeschwulste. Die Krebsknoten fühlen sich fester an. Wir lernen auch ganz fest zu drücken, um den Knoten unterBrustwarze zu ertasten.
Die Brust ist übrigens in Quadranten eingeteilt. Die meisten Tumore treten im äußeren Quadranten in der unteren
Hälfte der Brust auf. Was nicht heißt, dass wir die anderen Quadranten weniger aufmerksam abtasten können. Wem das Tasten beider Brüste auf einmal zu lang wird, kann es auch auf zwei verschiedene Tage aufteilen. „So, seid ihr bereit?“, fragt Anni. Dann rollt sie vier große Matte auf dem Boden aus. Wir machen unsere Oberkörper frei und legen uns hin. Jetzt sind wir dran. Anni geht von einer zur anderen und kontrolliert, ob wir die Bewegungen korrekt durchführen. Wer hätte gedacht, dass es so schwierig sein kann, die Hand einen Fingerbreit weiter zu bewegen, wenn man nichts sehen kann. Nach zwei – dreimal gelingt es mir. Auch die Druckstärke wird nach einiger Zeit automatisch. Ich konzentriere mich auf meine Fingerkuppen und auf dieBewegung, alles um mich herum verschwindet. Den anderen wird es genauso gehen, denke ich.
Erste Kreisbewegung ganz leicht, so als ob man die Haut auf der unteren Seite des Handgelenks hin- und herschiebt. Dann etwas fester und schließlich ganz fest. Das kann auch ein bisschen wehtun. Aber ich gewöhne mich daran. Als ich zur Brustwarze komme, steht Anni neben mir. „Ja drück nur fest, das tut nichts“, sagt sie. Komisch ist es schon, aber ich drücke tapfer und taste das Gewebe in der Tiefe meiner Brust. Jetzt muss ich die Position des Arms wechseln; nicht mehr über der Stirn, sondern ausgestreckt neben mich legen. Anni selbst fasst unsere Brust nicht an, sie erklärt nur die Bewegung.
Die Stimme von Anni holt mich in die Realität zurück. „Wenn ihr noch Fragen habt, sonst können wir es auch lassen.“ Klar, die komplette Untersuchung können wir hier nicht durchführen, dasdauert zu lange. Aber das Prinzip der Selbstuntersuchung haben wir gelernt. Jetzt heißt es, zuhause konsequent weitermachen. Einmal im Monat. Wichtig ist immer zum gleichen Zeitpunkt, z. B. fünf Tage nach dem Zyklus oder immer in den ersten fünf Tagen jeden Monats, weil die Brust ja zyklischen Veränderungen unterworfen ist und sich sonst plötzlich wieder ganz anders anfühlen kann.
Den Besuch beim Frauenarzt ersetzt diese Selbstuntersuchung natürlich nicht, ebenso wenig wie die Mammographie, die jede Frau zwischen 50 und 70 alle zwei Jahre durchführen sollte. Aber laut Statistiken werden die meisten Tumore von den Frauen selbst entdeckt.
Anmeldungen zu den Kursen in den
Brustgesundheitszentren Brixen - Meran.
Tel. 0472 812580 bzw. 0473 264000

Aktuell

Marmor&Marillen

Informationsstand beim Laaser Sommerfest
Marillen nature, Marillenschnaps, Marillenmarmelade, Marillenknödel, Marillensenf, Marillenwein und was man sonst noch alles aus diesem leckeren Baumobst machen kann, stehen im Mittelpunkt des Laaser Sommerfests Marmor&Marillen, jedes Jahr am ersten Augustwochenende. Seit drei Jahren ist die Krebshilfe Vinschgau auch mit einem Infostand vertreten.
Aus ganz Südtirol kommen die Gäste zum Laaser Marmor&Marillen Fest angereist und natürlich viele Urlauber, die im August zum Wandern in den schönen Vinschgau kommen. Das ganze Dorfzentrum ist geschmückt und Stand neben Stand wartet mit Leckereien rund um die Marille, typisches Steinobst des Vinschgaus, und mit Produkten aus dem berühmten Laaser Marmor auf. Eine gute Gelegenheitfür die Krebshilfe, um über die Arbeit der Sektion und des Landesverbands zu informieren und in lockerer Umgebung über so wichtige Themen wie Krebsvorsorge und Screening zu sprechen.
Mit jedem Jahr ist der Zulauf zum Stand der Krebshilfe gewachsen. In diesem Jahr gab es am Stand Marmormandln,die gegen eine freiwillige Spende abgegeben wurden. Die Spendeneinnahmen sind wichtig, erklärt Siegrid Burger, Vorsitzende des Bezirks Vinschgau. „Noch wichtiger ist uns aber die Informationsarbeit, die Möglichkeit die Leute in einem unbeschwerten Moment mit Informationen rund um uns unsere Tätigkeit und rund um die Krankheit Krebs und vor allem das wichtige Thema Vorsorge zu informieren.
Dass dieses Konzept aufgeht, beweisen der zunehmende Erfolg des Info-Standes, die zahlreichen Spenden und vor allem die vielen Gespräche, die sich am Stand der Krebshilfe ergeben haben.